Rappenalptal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Talschluss des Rappenalptales vom Schrofenpass aus gesehen, dessen Wegverlauf weitgehend mit Stahlseilen gesichert ist

Das Rappenalptal (auch: Rappenalpental) ist ein südwestliches Seitental des Stillachtales (auch Birgsautal genannt) bei Oberstdorf im Allgäu und stellt das südlichste Tal Deutschlands dar. Am Taleingang liegt Einödsbach, der südlichste Ort Deutschlands, wo das Rappenalptal seine Fortsetzung im Stillachtal findet. Das Tal liegt im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen sowie in einem Vogelschutzgebiet.

Mittelpunkt des Tales ist der Rappenalpbach, der weiter südwestlich als Haldenwanger Bach aus dem Haldenwanger Eck entspringt.

Die das Tal orographisch rechts einrahmenden Berggipfel markieren gleichzeitig die Staatsgrenze zu Österreich; markant dabei der Biberkopf.

Das Tal kann über eine Straße, die von Oberstdorf über das Birgsautal nach Birgsau führt, erreicht werden. Ab der Talstation der Fellhornbahn ist sie jedoch für den öffentlichen Verkehr gesperrt.

Beliebte Wanderziele sind Fiderepasshütte, Mindelheimer Hütte, Enzianhütte und Rappenseehütte.

Über den Schrofenpass ist das Tal ein beliebter Ausgangspunkt der Mountainbiker für die Transalp (Heckmair-Route, Joe-Route).

Breitengehrenalpe mit Rappenalpbach.
Rappenalpbach nahe der Buchenrainalpe (1127 m), im Hintergrund das Känzele (1774 m).

Im Herbst 2022 wurde der Rappenalpbach durch die anliegende Alpgenossenschaft Rappenalpe auf einer Länge von 1,6 Kilometer mit Baggern begradigt und ausgehoben.[1][2][3] Rosi Steinberger (Grüne), die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bayerischen Landtag, sprach von „einem der schlimmsten Eingriffe in geschützte Gebiete in Bayern“.[4] Die Polizei ermittelte im November 2022 zunächst nur gegen einen Verantwortlichen der Alpgenossenschaft.[5] Laut Landratsamt waren punktuelle Maßnahmen zum Beseitigen von Hochwasserschäden genehmigt worden. Nach einem Hinweis auf die Arbeiten wurde Anfang Oktober von der zuständigen Behörde ein Baustopp verhängt, der jedoch von der Genossenschaft missachtet wurde. Bei einer Begehung wurde zudem eine nicht genehmigte Baustelle für einen Hubschrauberlandeplatz entdeckt.[6] Im Januar 2023 kritisierte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof das Landratsamt und warf ihm schwerwiegende Versäumnisse vor, da die Kreisbehörde „aller Voraussicht nach rechtswidrig“ einen Bescheid gegen eine Alpgenossenschaft erlassen habe. Der Ausbau des Alpenbachs sei zwar formell illegal gewesen, da keine Genehmigung für einen Gewässerausbau vorlag, doch habe die Genossenschaft durch eine E-Mail der Naturschutzbehörde annehmen können, dass sie diese Maßnahmen durchführen durfte.[7] Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) beauftragte die Bezirksregierung von Schwaben, die Schäden an dem Naturschutzgebiet zu dokumentieren und ein Sanierungskonzept zu entwickeln.[4]

Im Juli 2023 einigten sich die Streitparteien, die Alpgenossenschaft Rappenalpe und der Freistaat Bayern, auf einen Vergleich und planen gemeinsam die Renaturierung.[8] Diese wurde im Oktober 2023 laut dem Landratsamt Oberallgäu ordnungsgemäß abgeschlossen. Die Renaturierungsmaßnahme umfasste eine Abtragung der aufgeschütteten Dämme sowie das Einbringen von Totholz, um den Wildbach wieder in einen naturnahen Zustand zurückzuversetzen.[9]

  • Harald Pontoppidan: Die geologischen Verhältnisse des Rappenalpentales sowie der Bergkette zwischen Breitach und Stillach, in: Geognostische Jahreshefte, Band 24, 1911, S. 1–21 (online, geologische Karte)
Commons: Rappenalptal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Alpgenossenschaft Rappenalpe - Oberstdorf 87561. Abgerufen am 10. Dezember 2022.
  2. Naturnahe Wildbachlandschaft im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen zerstört. Bund Naturschutz in Bayern. Abgerufen am 17. November 2022.
  3. Bach ausgebaggert: Naturzerstörung in Allgäuer Schutzgebiet. BR24, Bayerischer Rundfunk vom 15. November 2022.
  4. a b Christian Sebald: "Eine Kraterlandschaft". In: sueddeutsche.de. 23. November 2022, abgerufen am 22. Januar 2023.
  5. Süddeutsche Zeitung: Räume nach Baggerarbeiten an geschütztem Wildbach durchsucht. In: sueddeutsche.de. 25. November 2022, abgerufen am 25. November 2022.
  6. Michael Mang: Alpgenossenschaft ignorierte Baustopp und verwandelte Wildbach in Kanal. Allgäuer Anzeigeblatt. 5. Dezember 2022. Abgerufen am 5. Dezember 2022.
  7. VGH rüffelt Landratsamt im Streit um Arbeiten an Alpenbach. In: merkur.de. 20. Januar 2023, abgerufen am 22. Januar 2023.
  8. Bagger im Rappenalptal – Streitparteien schließen Vergleich. 18. Juli 2023, abgerufen am 9. August 2023.
  9. Rappenalpbach: Renaturierung abgeschlossen. 5. Oktober 2023, abgerufen am 29. Mai 2024.

Koordinaten: 47° 17′ 57,3″ N, 10° 14′ 6,5″ O