Rajendra Pachauri

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Rajendra K. Pachauri (2009)

Rajendra Kumar Pachauri (Hindi राजेन्द्र कुमार पचौरी Rājendra Kumār Pacaurī; * 20. August 1940 in Nainital, Indien; † 13. Februar 2020 in Neu-Delhi, Indien[1]) war ein indischer Ökonom und Ingenieur.

Pachauri absolvierte 1972 an der North Carolina State University seinen Master of Science in Industrial Engineering und promovierte 1974 zum Doktor mit den Hauptfächern Industrial Engineering und Ökonomie.[2] Er war 1981–2001 Direktor und 2001–2016 Generaldirektor am The Energy and Resources Institute (bis 2003 Tata Energy and Research Institute, TERI) in New Delhi.[3][4]

Von 2002 bis zu seinem Rücktritt im Februar 2015 war er Vorsitzender des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC/Weltklimarat); regulär hätte seine Amtszeit im Oktober 2015 geendet.[5] Ins Amt gekommen war Pachauri 2002 insbesondere auf Drängen der US-Regierung.[6] Kurz nach Erscheinen des Dritten Sachstandberichts des IPCC 2001 lobbyierte der Ölkonzern ExxonMobil bei der Regierung Bush, den damaligen IPCC-Vorsitzenden Robert Watson abzusetzen. Zuvor hatte der Klimaforscher Watson erklärt, dass die globale Erwärmung real sei. 2002 lehnte die US-Regierung daraufhin Watsons Nominierung für eine zweite Amtszeit ab und setzte sich stattdessen für Pachauri ein. Entgegen den ursprünglichen Hoffnungen erwies sich Pachauri nach seiner Wahl aber ebenfalls als Verteidiger der Klimaforschung gegen Klimaleugner. Diese warfen ihm daraufhin vor, Geld von Energieunternehmen erhalten zu haben, was Pachauri bestreitet.[7] Vor seiner Wahl war die Nominierung Pachauris von vielen Forschern als Teil einer Kampagne von Industriekonzernen und der US-Regierung gesehen worden, die Glaubwürdigkeit des IPCC zu untergraben.[6]

Im Jahr 2001 unterstützte Pachauri einen Boykott gegen den texanischen Ölkonzern ExxonMobil wegen dessen Haltung zur globalen Erwärmung. ExxonMobil hat laut einem Bericht der Union of Concerned Scientists (UCS) in den letzten Jahren fast 16 Millionen Dollar investiert, um Klimawandelleugner zu unterstützen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu verschleiern und Politiker und Medien zu manipulieren.[8] Zu dieser Zeit war Pachauri Vorstandsvorsitzender der Indian Oil Corporation.[3]

Pachauri war Botschafter der Klimaschutzorganisation 350.org.[9]

Ehrungen und Auszeichnungen

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Für seine Verdienste um den Umweltschutz wurde Pachauri 2001 mit dem Padma Bhushan ausgezeichnet. 2007 nahm Pachauri als Vorsitzender des IPCC stellvertretend für letzteren zusammen mit Al Gore den Friedensnobelpreis entgegen.[10] 2008 erhielt er den Padma Vibhushan. Die Redaktion des Wissenschaftsmagazins Nature verlieh ihm 2007 den Titel Nachrichtenmacher des Jahres, da es ihm gelungen sei, durch Publikationen und Interventionen eine Verwässerung der wissenschaftlichen Resultate bezüglich des Weltklimas zu verhindern.[11]

Am 14. Juli 2008 wurde er zum UNIDO Goodwill Ambassador ernannt.

Im Oktober 2009 wurde Rajendra Pachauri der Titel Professor honoris causa der HEC Paris verliehen.[12]

Im Januar 2010 geriet Pachauri als IPCC-Vorsitzender aufgrund eines Fehlers im zweiten Band des vierten Sachstandsberichts des IPCC über das Abschmelzen der Himalayagletscher[13] in die Kritik, was Rücktrittsforderungen nach sich zog.[14]

Nach Anschuldigungen der konservativen britischen Zeitung Daily Telegraph gegen Pachauri bezüglich angeblicher Interessenkonflikte führte die Buchprüfungsgesellschaft KPMG eine umfassende Prüfung von Pachauris Einkünften durch und veröffentlichte im August 2010 einen abschließenden Prüfungsbericht. Darin entlastete die KPMG Pachauri von jeglichem Vorwurf des Interessenkonflikts.[15] Der Daily Telegraph entschuldigte sich daraufhin bei Pachauri.[16]

Im Februar 2015 wurde Pachauri von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin am Energy and Resources Institute (TERI) sexuelle Belästigung u. a. durch unerwünschte E-Mails, SMS- und WhatsApp-Nachrichten vorgeworfen. Pachauri wies die Vorwürfe als unbegründet zurück und ließ durch seine Anwälte mitteilen, dass seine E-Mails, sein Handy und sein Computer gehackt worden seien.[17] Am 24. Februar 2015 trat Pachauri vom Amt des IPCC-Vorsitzenden vorzeitig zurück mit der Begründung, dass das IPCC eine starke Führung und die volle Aufmerksamkeit des Vorsitzenden benötige, was er jedoch unter den momentanen Umständen nicht leisten könne. Seine Amtszeit als IPCC-Vorsitzender hätte regulär bis Oktober 2015 gedauert.[18][19]

Eine Kommission des TERI befand 2015, dass Pauchari die wissenschaftliche Mitarbeiterin sexuell belästigt habe. TERI verlängerte seinen im März 2016 auslaufenden Vertrag als Generaldirektor zunächst nicht mehr,[4] setzte ihn aber später wieder als Vize-Vorsitzenden ein.[20] Im Februar 2015 leitete die indische Polizei Untersuchungen wegen sexueller Belästigung, Stalking und Einschüchterung ein.[21] Im Januar 2019 begann die Beweisaufnahme zum Vorwurf der sexuellen Belästigung, die anderen Vorwürfe wurden vom Gericht fallengelassen.[22]

Insgesamt neun ehemalige Mitarbeiterinnen warfen nach 2015 Pachauri sexuelle Belästigung vor. Pachauri wies die Vorwürfe zurück und versuchte, weil er die Schädigung seines Rufs befürchtete, im Februar 2018 eine Verfügung zu erwirken, die Medien die Berichterstattung über die Vorwürfe der Mitarbeiterinnen verboten hätte. Diese wurde jedoch von einem Gericht in Delhi abgelehnt.[23] Pachauri verstarb, ehe die Vorwürfe gegen ihn vor Gericht bewiesen und das Verfahren gegen ihn abgeschlossen werden konnten. Daher sei kein „Stigma“ mit Pauchari verbunden, entschied ein Gericht in Delhi auf Betreiben seines Sohnes.[20]

  • TERI Alumni Association (Hrsg.): Dr R K Pachauri: The Crusader Against Climate Change. 2022 (teriin.org [PDF; 1,5 MB]).
Commons: Rajendra Pachauri – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Former TERI chief RK Pachauri passes away after prolonged heart ailment. In: DNAindia. 13. Februar 2020, abgerufen am 14. Februar 2020 (englisch).
    Jeremy Spirogis: Environmentalist and former head of TERI RK Pachauri dies at Escorts Heart Institute in Delhi. In: Sahiwal.tv. 14. Februar 2020, abgerufen am 14. Februar 2020 (englisch).
  2. R.K. Pachauri. In: iloveindia – Lifestyle Lounge. Abgerufen am 29. Juli 2019.
  3. a b www.climatescience.gov (Memento vom 7. Februar 2012 im Internet Archive)
  4. a b Sanjay Kumar: Former head of climate change panel to stand trial for harassment. In: ScienceMag.org. 18. September 2018, abgerufen am 29. Juli 2019.
  5. Chef des Weltklimarats legt sein Amt nieder. In: Tagesspiegel, 24. Februar 2015. Abgerufen am 22. September 2017.
  6. a b Andrew Lawler: Battle over IPCC Chair Renews Debate on U.S. Climate Policy. In: Science. Band 296, Nr. 5566, 2002, S. 232–233, doi:10.1126/science.296.5566.232a.
  7. Vgl. James Lawrence Powell: The Inquisition of Climate Science. New York 2012, S. 112f.
  8. Financial Times Deutschland: Wie Exxon die Welt verdunkelt (Memento vom 5. Mai 2008 im Internet Archive), 11. Januar 2007
  9. Die 350 Klimabotschafter (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive) von 350.org
  10. http://nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/2007/
  11. Rajendra Pachauri von "Nature" zum "Nachrichtenmacher 2007" gekürt. In: derStandard.at. 19. Dezember 2007, abgerufen am 9. Dezember 2017.
  12. MBA Channel: HEC appoints Rajendra K. Pachauri Professor Honoris Causa (Memento vom 15. Januar 2016 im Internet Archive) (nur englisch)
  13. IPCC statement on the melting of Himalayan glaciers. IPCC, 20. Oktober 2010, abgerufen am 29. Juli 2019.
  14. Rettet den Weltklimarat! IPCC-Debatte, Richard Tol, Roger Pielke und Hans von Storch in Spiegel Online vom 25. Januar 2010
  15. Rajendra Pachauri cleared of financial misdealings, in: The Guardian, 26. August 2010
  16. Entschuldigung des Daily Telegraph bei Pachauri, 21. August 2010
  17. IPCC chair Rajendra Pachauri to miss key climate meeting over sexual harassment allegations. Auf: The Guardian, 23. Februar 2015. Abgerufen am 16. März 2015.
  18. IPCC: Rücktrittsgesuch von Pachauri an das IPCC (Memento vom 27. Februar 2015 im Internet Archive). 24. Februar 2015. Abgerufen am 16. März 2015.
  19. Vorwurf der sexuellen Belästigung: IPCC-Chef Pachauri zurückgetreten. (Memento vom 24. Februar 2015 im Internet Archive) Auf: Tagesschau.de, 24. Februar 2015. Abgerufen am 16. März 2015.
  20. a b Ankita Upadhyay: No stigma attached to ex-TERI chief R K Pachauri due to sexual harassment case, says court. In: New Indian Express. 30. März 2022, abgerufen am 6. November 2023.
  21. TERI's internal panel finds RK Pachauri guilty in sexual harassment case In: Deccan Chronicle, 28. Mai 2015. Abgerufen am 30. Mai 2015
  22. Sexual harassment case against R.K. Pachauri heads to trial. In: Mumbai Press. 20. Oktober 2018, archiviert vom Original am 29. Juli 2019; abgerufen am 29. Juli 2019.
  23. The Wire Staff: Delhi Court Rejects Former TERI Head R.K. Pachauri's Plea for a Gag Order on the Press - The Wire. Abgerufen am 13. Februar 2018 (britisches Englisch).