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Disziplinen und Grundbegriffe

Die Metaphysik (lat. metaphysica, von gr. metá „nach, über“ und phýsis „Natur, natürliche Beschaffenheit“, d. h. „was nach der Natur kommt“) ist die Grunddisziplin der Philosophie. Sie behandelt die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie in universal angelegten Systementwürfen: die Fundamente (Voraussetzungen, Ursachen oder „ersten Gründe“) und allgemeinsten Strukturen (Gesetzlichkeiten, Prinzipien) sowie den Sinn und Zweck der gesamten Wirklichkeit bzw. allen Seins. Das Arbeitsfeld der Metaphysik stellen die nicht empirisch untersuchbaren Bereiche der Wirklichkeit dar, d. h. jene, die einer naturwissenschaftlichen Bearbeitung unzugänglich sind.

Die Erkenntnistheorie ist neben der Ethik und der Logik eine der zentralen Disziplinen der Philosophie. Sie befasst sich grundlegend mit der Frage, welche Erkenntnisse bei welchen Beweisführungen als „sicher“ gelten können (siehe hierzu auch den Artikel Wahrheit); ihre Hauptgebiete waren in der Geschichte die Physik (aus der die Naturwissenschaften hervorgingen) und die Metaphysik. Die Erkenntnistheorie greift in ihren Diskussionen beliebig auf Wissenschaften, Rechtsbegründungen, religiöses Denken, und die Legitimation staatlicher Verfassungen aus.


Unter der Logik (griech. λογική τέχνη „die denkende Kunst, Vorgehensweise“) wird heute im Allgemeinen eine teils in der Philosophie, teils in der Mathematik und in der Informatik angesiedelte Theorie verstanden, die sich primär mit den Normen des korrekten (Schluss-)Folgerns beschäftigt. Heute versteht man unter Logik überwiegend formale Logik (auch symbolische Logik oder mathematische Logik genannt), wie man sie zum Beispiel in der Aussagenlogik und in den formalen Systemen findet. Die philosophische Logik hatte jedoch nicht immer diese Struktur.

Ethik (von griech. ήθος ethos „gewohnter Sitz; Gewohnheit, Sitte, Brauch; Charakter, Sinnesart“, vgl. lat. mos) ist eines der großen Teilgebiete der Philosophie. Die bezeichnet man auch als „praktische Philosophie“, da sie sich mit dem menschlichen Handeln befasst. Die Ethik beschäftigt sich damit, was gutes oder schlechtes Handeln ausmacht. Ethisches Denken fragt also danach, wie der Mensch handeln soll und wie nicht, bzw. wie er sich beim täglichen Handeln zu entscheiden hat. Dazu gehören die Auseinandersetzung mit dem Ausmaß individueller menschlicher Freiheit sowie eine Bestimmung von Gut und Böse.


Die philosophische Anthropologie (griechisch ανθρωπολογία, anthropología, „die Menschenkunde“, von άνθρωπος, ánthropos, „der Mensch“) ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen befasst. Die moderne philosophische Anthropologie ist eine sehr junge philosophische Fachrichtung, die erst im frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf den Verlust von Weltorientierung entstand. Die philosophische Anthropologie reflektiert auf den Menschen schlechthin, auf das Wesen des Menschen, also auf das (vorgegebene) „Ewige“ in ihm und an ihm.

Mit der Bezeichnung Ockhams Rasiermesser wird das Sparsamkeitsprinzip in der Wissenschaft umschrieben. Es besagt, dass von mehreren Theorien, die den gleichen Sachverhalt erklären, die einfachste die wahrscheinlichste ist. Diese Regel wurde zwar nach Wilhelm von Ockham (1280–1349) benannt, die Idee selbst ist jedoch sehr viel älter und reicht zurück bis Aristoteles. Ockham selbst hat nie ausdrücklich ein solches Prinzip aufgestellt und benannt, sondern es eher implizit in seinen Schriften gebraucht. Die Bezeichnung Ockhams Rasiermesser für das Sparsamkeitsprinzip taucht erst im 19. Jahrhundert in den Werken des Mathematikers William Rowan Hamilton auf, wird dann aber zum festen und geläufigen Begriff.

Ein Bewusstseinszustand bezeichnet eine bestimmte Art des Erlebens, welches durch die Merkmale Wahrnehmung, Selbstbewusstsein, Wachheit und Handlungsfähigkeit bestimmt ist. Die Wahrnehmung unterscheidet sich wiederum nach Art und Intensität. Die Definition eines bestimmten Bewusstseinszustandes orientiert sich dabei hauptsächlich an der Auswertung der subjektiven Erfahrungen des Menschen. Durch die fortschreitende Medizintechnik werden heute auch empirische Messwerte den einzelnen Zuständen zugeordnet. Ein allgemein anerkanntes erklärendes Modell der Bewusstseinszustände existiert in der Wissenschaft nicht: es gibt die unterschiedlichsten naturwissenschaftlichen, philosophischen, psychologischen, religiösen und esoterischen Systeme zur Einteilung und Erklärung der Bewusstseinszustände.

Unter Physikalismus versteht man in der Philosophie die metaphysische These, dass alles, was existiert, physisch sei. Als physisch gelten dabei meistens alle Objekte, Eigenschaften oder Ereignisse (alle Entitäten), die in den Theorien der Physik beschrieben werden. Diese These von einer vollständig physischen Struktur der Welt ist umstritten, wird jedoch von vielen Gegenwartsphilosophen und Naturwissenschaftlern vertreten. Eine besondere Rolle spielt der Physikalismus in der Philosophie des Geistes, da mit ihm die Ablehnung der Idee eines immateriellen Bewusstseins verbunden ist.


Unter Dualismus (von lateinisch duo = zwei) versteht man die These von der Existenz von zwei einander ausschließenden Typen von Entitäten. In der traditionellen Philosophie wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um materielle und immaterielle Typen handelt. Der klassische philosophische Dualismus ist daher die ontologische These von der Existenz immaterieller Entitäten bzw. Substanzen. Daneben gibt es jedoch auch eine etwa in den Kulturwissenschaften übliche Verwendung des Begriffs, der alle sprachlichen Systeme dualistisch nennt, die nur zwei, sich ausschließende Allgemeinbegriffe zulassen.

Als Reduktionismus bezeichnet man die wissenschaftstheoretische Position, die von der Zurückführbarkeit von Theorien, Begriffen, gesetzmäßigen Zusammenhängen oder Phänomenen ausgeht. Der Reduktionismus kann dabei als generelles Wissenschaftsprogramm vertreten werden oder auf einen bestimmten Geltungsbereich eingeschränkt bleiben. Ein Reduktionismus im ersten Sinne ist dem Ideal der Einheitswissenschaft verpflichtet, demgemäß alle Phänomene der Welt im Prinzip durch die grundlegendste Wissenschaft, die in der Mikrophysik gesehen wird, zu erklären seien. Ein Reduktionismus im zweiten Sinne kann zwischen verschiedenen Wissenschaftsbereichen vertreten werden, etwa zwischen Psychologie und Neurobiologie, zwischen Chemie und Physik oder Ethik und den Verhaltensbeschreibungen.

Der Funktionalismus ist eine der klassischen Positionen der Philosophie des Geistes. Ihre zentrale These ist, dass mentale Zustände funktionale Zustände sind. Da letztere von materiellen Systemen realisiert werden können, wird der Funktionalismus allgemein als eine materialistische Position aufgefasst. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass der Funktionalismus zunächst eine ontologisch neutrale Position einnimmt: Es spricht prinzipiell nichts dagegen, dass auch immaterielle Systeme – wenn es denn solche gibt – funktional charakterisiert werden können. Ein funktionaler Zustand ist dadurch definiert, dass er auf einen bestimmten Input mit einem bestimmten Output reagiert und in einen anderen funktionalen Zustand übergeht.

Bewusstsein (lat. conscientia „Mitwissen“) bezeichnet die Fähigkeit, über mentale Zustände, also etwa Gedanken, Emotionen, Wahrnehmungen oder Erinnerungen, zu verfügen. Das Phänomen des Bewusstseins wird oft als eines der größten ungelösten Probleme von Philosophie und Naturwissenschaft angesehen. Selbst eine allgemein anerkannte präzise Definition von Bewusstsein liegt bisher nicht vor. Der Begriff „Bewusstsein“ hat im Sprachgebrauch eine sehr vielfältige Bedeutung, die sich teilweise mit den Bedeutungen von „Geist“ und „Seele“ überschneidet.


Unter dem Sinn des Lebens versteht man die Bedeutung der individuell gegebenen Lebenszeit eines Menschen. Er bezeichnet die „Deutung des Verhältnisses zwischen dem Menschen und seiner Welt“ (P. Tiedemann). Es gibt unzählige mögliche Antworten auf die Frage nach dem „Sinn des Lebens“. Häufig beruhen diese auf religiösen oder philosophischen Überzeugungen. Ansichten über den Sinn des Lebens können sich sowohl von Mensch zu Mensch unterscheiden, als auch im Lauf des Leben eines einzelnen Menschen variieren. Über die verschiedenen Auffassungen lässt sich keine Übereinstimmung herstellen. Dieses augenscheinliche Fehlen einer allgemeingültigen Antwort kann als unbefriedigend oder belastend empfunden werden.

Gegenüber dem Wort Bild verweist das Wort Abbild auf das Bild in seiner Beziehung zur Außenwelt, auf das, was im Bild widergespiegelt, „abgebildet“ werden soll, so dass es in ihm (wieder-)erkennbar wird. Während das Wort im alltäglichen Gebrauch ganz problemlos verwendet wird – Bücher werden mit „Abbildungen“ ausgestattet, „Abbildungsverzeichnisse“ geben über sie Überblick – gehört es im Bereich der philosophischen Erkenntnistheorie zu jenen Begriffen, die in unlösbare Probleme führen (sobald man nämlich die Erkenntnis als eine Form der Abbildung der Wirklichkeit definiert).


Pauly-Wissowa (abgekürzt P.-W.), auch Pauly-Wissowa-Kroll oder meist einfach nur RE sind die gebräuchlichen Kurzbezeichnungen für Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, einer umfangreichen und umfassenden Enzyklopädie zur Antike. Anders als seine Vorgänger stellt Der Neue Pauly zwar auch die klassische Antike in den Mittelpunkt, jedoch erweiterte man das Spektrum beträchtlich. Die Wurzeln und Grundlagen der griechisch-römischen Welt in den altorientalischen und ägyptischen Kulturen wurden nun eingehender miteinbezogen, ebenso wurde die Byzantinistik mitaufgenommen. Auch die Transformation der Alten Welt im Rahmen der Spätantike wird stärker berücksichtigt.

Der Begriff des Homunculus (lat. „Menschlein“) bezeichnet einen künstlich geschaffenen Menschen. Die Idee des Homunculus wurde im Spätmittelalter im Kontext alchemistischer Theorien entwickelt, häufig erscheint der Homunculus als dämonischer Helfer magischer Praktiken. Der Begriff des Homunculus hat zudem in der Philosophie und Neurowissenschaft weitere Bedeutungen erhalten. In der Philosophie der Wahrnehmung und der Philosophie des Geistes wird mit dem Begriff „Homunculus“ auf die Idee Bezug genommen, dass es im Kopf nochmals ein Wesen gebe, das Reize wahrnimmt und Erlebnisse hat.


Die Modallogik ist derjenige Zweig der Logik, der sich mit den Folgerungen um die Modalbegriffe „möglich“ und „notwendig“ befasst. So lassen sich innerhalb der Modallogik nicht nur Aussagen wie „Es regnet“ oder „Alle Kreise sind rund“ analysieren, sondern auch Aussagen wie „Möglicherweise regnet es“ und „Notwendigerweise sind alle Kreise rund“. Mit den Begriffen „möglich“ und „notwendig“ bietet die Sprache neben „wahr“ und „falsch“ eine zusätzliche Möglichkeit, Aussagen zu charakterisieren: Manche falsche Aussagen sind doch möglich, manche wahre Aussagen sind darüber hinaus notwendig.

Dekadenz (französisch: décadence; < mittellateinisch: decadentia < lateinisch: cadere: „fallen, sinken“) ist ein ursprünglich geschichtsphilosophischer Begriff, mit dem Veränderungen in Gesellschaften und Kulturen als Verfall gedeutet und kritisiert wurden. Der Begriff setzt damit voraus, es gäbe objektiv bessere oder wünschenswertere Zustände. Er wurde in der französischen Historiographie zuerst für den Niedergang Roms gezielt verwandt. Nur in der Dekadenzdichtung hat das Wort auch eine positive Bedeutung; im heutigen Sprachgebrauch überwiegt der abwertende Charakter.