Philharmonie de Paris

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Philharmonie de Paris ist der derzeit größte Konzertsaal in Paris für klassische Musik. Das Haus wurde am 14. Januar 2015 als Teil der Cité de la musique des Parc de la Villette im 19. Arrondissement eröffnet. Sie liegt am Pariser Autobahnring im Nordosten der Stadt, nahe der Arbeiter-Vorstadt Pantin (Metro-Station Porte de Pantin). Die Philharmonie de Paris ist der neue Hauptsitz für das Orchestre de Paris und für das Ensemble Intercontemporain.

Die Pariser Philharmonie ist ein Projekt aus der Amtszeit des Staatspräsidenten Jacques Chirac aus dem Jahr 2006 und wurde entscheidend durch Pierre Boulez[1] vorangetrieben. Damals gaben der Pariser Bürgermeister und der Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres die Pläne bekannt. In einem Architektenwettbewerb setzte sich 2007 der französische Architekt Jean Nouvel durch.[2]

Die Baukosten waren zu Baubeginn auf 200 Millionen Euro beziffert worden, zum Zeitpunkt der Fertigstellung stiegen sie auf rund 380 Millionen Euro. Für die Kostenexplosion wurde der Architekt verantwortlich gemacht, der jedoch jede Verantwortung dafür ablehnt. Die Eröffnung war ursprünglich für 2012 geplant,[3] musste jedoch um mehr als zwei Jahre auf den 14. Januar 2015 verschoben werden.[4] Der Bau wurde in Gegenwart von Staatspräsident François Hollande eröffnet. Der Architekt hingegen hatte sich bereits vorher in einem Zeitungsartikel in der französischen Tageszeitung Le Monde von dem Bau in seiner augenblicklichen Form und dem Zeitpunkt der Eröffnung als zu früh distanziert und nahm nicht an der Feier teil.[5] Zur Eröffnung spielte das Orchestre de Paris unter Leitung von Paavo Järvi. Die Konflikte zwischen Architekt und Bauherr, die im Rahmen mehrerer Gerichtsverfahren ausgetragen werden, dauern bis heute (Stand: Oktober 2019) an.[6]

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo (PS) verlangte eine hohe Zahl von Rock-, Rap- und Weltmusik-Konzerten, um auch das weniger bourgeoise Publikum anzuziehen. Daher wird es nur 150 Konzerte von klassischen Symphonieorchestern pro Jahr statt der geplanten 270 geben.[7] Die Konzerthalle soll eine Brücke schlagen zwischen dem als elitär angesehenen Paris innerhalb der Ringstraße des Boulevard périphérique und den umgebenden Vorstädten, an deren Nahtstelle sie liegt.[1] Der verantwortliche Leiter der Philharmonie Laurent Bayle möchte dies erreichen, indem er ein Programm bietet, das verschiedene musikalische Genres miteinander verbindet und damit ein neues Bild von klassischer Musik in Frankreich etabliert.[1]

Das Gebäude der Philharmonie ist 52 Meter hoch. Die Außenhaut besteht aus 340.000 stilisierten Vögeln aus Aluminium, deren Form lediglich 7 Mal variiert. Je sieben dieser Formen ergeben wieder ein einheitliches Element. Die einzelnen Formen weisen vier verschiedene Grautöne auf.[8] Der große Konzertsaal der Philharmonie, Grande Salle Pierre Boulez, umfasst 2400 Sitzplätze. Die Bühne ist in der Mitte des Saals angeordnet, die maximale Entfernung zwischen Dirigent und Zuhörer ist mit 32 Metern gemessen an der Kapazität des Saales außerordentlich niedrig. Die Akustik mit einem Nachhall von 2 bis 2,3 Sekunden wurde durch Harold Marshall und Yasuhisa Toyota gestaltet.[9] Das Gebäude verfügt darüber hinaus über einen Konferenzraum, ein Studio, etwa 15 Proberäume, eine Ausstellungsfläche von 800 Quadratmetern und eine Aussichtsterrasse in Höhe von 37 Metern.[10]

Ab 2015 baute die Orgelbaufirma Rieger eine neue Orgel für den großen Saal. Das Instrument wurde 2016 fertiggestellt und hat 91 Register auf vier Manualwerken und Pedal.[11][12][13][14]

I Grand Orgue C–c4
Montre 16′
Violon 16'
Montre 8′
Viole de Gambe 8′
Flûte harm. 8′
Gemshorn 8′
Prestant 4′
Salicional 4′
Quinte 223
Doublette 2′
Grande Fourn. V-VI 2′
Cymbale IV-V 1′
Cornet V 8′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′
II Positif expressif C–c4
Bourdon 16′
Principal 8′
Salicional 8′
Flûte harm. 8′
Bourdon 8′
Unda maris 8′
Prestant 4′
Flûte 4′
Nazard 223
Doublette 2′
Tierce 135
Larigot 113
Septième 117
Piccolo 1′
Plein Jeu IV 113
Basson 16′
Trompette 8′
Cromorne 8′
Tremblant
III Récit expressif C–c4
Quintaton 16′
Diapason 8′
Viole de Gambe 8′
Flûte harm. 8′
Bourdon 8′
Voix céleste 8′
Eoline 8′
Viole 4′
Flûte oct. 4′
Nazard harm. 223
Octavin 2′
Tierce harm. 135
Fourniture V 1′
Bombarde 16′
Trompette 8′
Clairon 4′
Hautbois 8′
Voix humaine 8′
Trémolo
IV Solo expressif C–c4
Principal 8′
Flûte harm. 8′
Gambe 8′
Voix céleste 8′
Principal 4′
Flûte 4′
Plein Jeu IV 2′
Cor anglais 8′
Tuba 8′


Chamade (I, IV, P) C–c4
Chamade (B/D) 16′
Chamade (B/D) 8′
Chamade (B/D) 4′ / 8′


Résonance (I, IV, P) CC–c4
Bourdon 16′
Flûte 8′
Quinte 513
Flûte ouverte 4′
Tierce 315
Clarinette 8′
Trompette 8′
Clairon 4′
Pedale C–g1
Contrebasse 32′
Soubasse 32′
Contrebasse 16′
Violonbasse 16′
Montre 16′
Violon 16′
Bourdon 16′
Quinte 1023
Principal 8′
Flûte 8′
Bourdon 8′
Tierce 625
Flûte 4′
Bombarde 32′
Bombarde 16′
Trombone 16′
Trompette 8′
Clairon 4′
Clarinette 16′
  • Die Pariser Philharmonie. Ein Meisterwerk von Jean Nouvel. (OT: La Philharmonie de Paris, un rêve musical.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2015, 51:10 Min., Buch und Regie: Thomas Briat, Produktion: Electron Libre Productions, arte France, Erstsendung: 18. Januar 2015 bei arte, u. a. mit Jean Nouvel und Laurent Bayle. (Inhaltsangabe von arte)
Commons: Philharmonie de Paris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Gillian Moore: A tale of two cités: can the Philharmonie de Paris bridge the social divide? In: The Guardian, 12. Dezember 2014.
  2. Mathias Notze: Frankreichs Philharmonie. In: Tagesspiegel, 8. April 2013.
  3. Fließende Klangwelten. Philharmonie de Paris von Jean Nouvel. In: BauNetz, 1. Juni 2010.
  4. dpa: Architekt boykottiert Eröffnung. In: Tagesspiegel. 15. Januar 2015 (archive.org).
  5. Jean Nouvel: « Pourquoi je n’étais pas à l’inauguration de la Philharmonie ». In: Le Monde, 14. Januar 2015 (französisch) [Warum ich nicht bei der Eröffnung der Philharmonie war.]
  6. Jean Nouvel sues over "totally disproportionate" Philharmonie de Paris late fee. 25. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019 (englisch).
  7. Jürg Altwegg: Pariser Kulturpolitik. Rap in der Philharmonie. In: faz.net, 13. Januar 2015.
  8. Marc Zitzmann: Jean Nouvels Vogel-Fels. In: NZZ, 16. Januar 2015.
  9. Mathias Nafze: Im Weinberg von Klang umhüllt. In: neue musikzeitung, 2013, Nr. 2, aufgerufen am 23. Januar 2015.
  10. La Philharmonie | Philharmonie de Paris. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  11. Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma
  12. orf.at - Die Orgel der Pariser Philharmonie. Artikel vom 16. Februar 2016, abgerufen am 16. Februar 2016.
  13. Philharmonie de Paris Paris (F) 2015. Abgerufen am 5. November 2024.
  14. Rieger: Paris (F) Philharmonie de Paris. In: Rieger-Orgelbau GmbH A-6858 Schwarzach-Vbg., Hofsteigstraße 120 T 43 (0) 5572/58132-0, F 43(0) 5572/58132-6 www.rieger-orgelbau.com, [email protected]. Rieger-Orgelbau GmbH, 2016, abgerufen am 5. November 2024.

Koordinaten: 48° 53′ 29″ N, 2° 23′ 38″ O