Pfaffenweiler
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 56′ N, 7° 45′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Breisgau-Hochschwarzwald | |
Höhe: | 252 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,61 km2 | |
Einwohner: | 2553 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 707 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 79292 | |
Vorwahl: | 07664 | |
Kfz-Kennzeichen: | FR, MÜL, NEU | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 15 089 | |
LOCODE: | DE VAT | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausgasse 4 79292 Pfaffenweiler | |
Website: | www.pfaffenweiler.de | |
Bürgermeister: | Lukas Mahler | |
Lage der Gemeinde Pfaffenweiler im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald | ||
Pfaffenweiler (alemannisch Pfaffewiler) ist eine Gemeinde etwa zehn Kilometer südlich von Freiburg im Breisgau am nördlichen Rand des Markgräflerlands.
Der Ort ist unter anderem durch das jährlich am ersten Septemberwochenende stattfindende Schneckenfest bekannt.[2]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pfaffenweiler liegt im sogenannten Schneckental im nördlichen Markgräflerland zwischen dem Batzenberg im Westen und dem Hohfirst als Teil des Schönbergmassivs im Osten. Durch das Tal fließt der Duffernbach.
Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schönbergmassiv besteht aus Gesteinsschichten von Buntsandstein bis Tertiär. Das Gestein wurde in mehreren Steinbrüchen bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts von ortsansässigen Steinmetzen abgebaut. Noch heute kann man die historischen Steinbrüche besichtigen.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An Pfaffenweiler grenzen im Norden Schallstadt und Ebringen, im Osten Bollschweil, im Süden Kirchhofen (OT von Ehrenkirchen) sowie im Westen Norsingen und Scherzingen (beide zu Ehrenkirchen gehörig).
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde besteht aus den Dörfern Öhlinsweiler (alem. Ehlischwiler), dem Oberdorf, und Pfaffenweiler, dem Unterdorf.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort wurde möglicherweise erstmals in einer Schenkungsurkunde von Rebland an das Kloster St. Gallen als Openwilare erwähnt: Propterea vernacula terra juris mei in loco, qui dicitur Openwilare, tradimus sancto Galloni viginti juchos, et in Eberingen unum juchum de vinea. Die Urkunde datiert von einem 16. Januar in der Herrschaftszeit des Frankenkönigs Chilperich II., der von Juni 715 bis März 721 regierte, ohne eine Jahresangabe, es wird nur der herrschende König Chilperich (ohne Nummer) erwähnt. Die inneren Verhältnisse des Frankenreiches machen eine Errichtung der Urkunde im Jahr 720 am wahrscheinlichsten, da Chilperich II. erst ab Ende 719 auch das Ostfränkische Reich, in dem sowohl Pfaffenweiler als auch St. Gallen lagen, regierte, davor nur das Westreich. Es erscheint als wenig plausibel, dass man im Ostreich eine Datierung nach einem westfränkischen Herrscher vorgenommen hätte. Die Regierungszeit von Chilperich I. (561–584) scheidet aus, da zu dieser Zeit das Kloster St. Gallen noch nicht bestand. Weitere Chilperichs gab es nicht.
Die Forschung geht allerdings davon aus, dass Openwilare wahrscheinlich nicht Pfaffenweiler oder Öhlinsweiler, sondern ein später aufgelassener Weiler im nördlichen Schneckental zwischen Pfaffenweiler und Wolfenweiler war, im Bereich der heutigen Gemarkungsgrenzen beider Ortschaften. Für das Schneckental sind mehrere solche Weiler für die damalige Zeit belegt.
Vom ausgehenden Mittelalter an gehörte Pfaffenweiler als Grundherrschaft zur Herrschaft Staufen und kam in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts dann unter österreichische Landeshoheit.
Über Jahrhunderte war Steinhauerei neben Landwirtschaft und Weinbau ein wichtiger Erwerbszweig. So schuf der Bildhauer Jörg Kempf 1561 die Kanzel des Freiburger Münsters aus Pfaffenweiler Kalkstein. Das vermutlich älteste Gasthaus ist die „Stube“ im Ortsteil Öhlinsweiler, das 1574/75 erbaut wurde. Als „Stube“ diente es teilweise auch als Amtsgebäude.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das österreichische Freiburg 1632 durch eine protestantische Allianz aus Baden-Durlach, Sachsen-Weimar und Schweden besetzt. Österreich konnte Breisach aber zunächst halten. Anfang Juni 1633 plünderten Truppen der dortigen kaiserlich-österreichischen Garnison – und in deren Gefolge auch die Einwohner der österreichischen Dörfer der Herrschaft Staufen – die Ortschaften des protestantischen, südlich Pfaffenweiler gelegenen Markgräflerlandes. Diese gehörten zur Markgrafschaft Baden-Durlach. Schwedisch-badische Truppen besetzten als Reaktion einige Tage später die Gegend und quartierten sich im Kirchhofener Schloss ein. Sie trieben dort am 19. Juni 1633 einige Hundert Bewohner der umliegenden Ortschaften zusammen, darunter auch über 80 Bewohner aus Pfaffenweiler und Öhlinsweiler, die damals um die 400 bis 500 Einwohner zählten. Die Männer wurden bei einem Spießrutenlaufen getötet. Die Frauen und Kinder erstickten und verbrannten im Turm des Kirchhofener Schlosses. Insgesamt wurden über 300 Menschen massakriert. Die Überreste der Toten wurden in einem Beinhaus bei der Kirchhofener Kirche bestattet.
Auch in den Folgejahren war die Gegend zwischen kaiserlichen und protestantischen, ab 1638 dann französischen Truppen umkämpft. Im Westfälischen Frieden wurde die Zugehörigkeit des Breisgaus zu Österreich dann bestätigt.
1803 wurde der Breisgau und damit auch Pfaffenweiler aus dem österreichischen Staat ausgegliedert und dem Herzog von Modena als Entschädigung für seine verlorenen Besitzungen in Italien übertragen. Nach dem Tod des Herzog erbte seine ins Haus Habsburg eingeheiratete Tochter den Breisgau, so dass die habsburgische Herrschaft weiterhin bestand. Nach dem Frieden von Preßburg 1805 endete jedoch die habsburgische Herrschaft im Breisgau endgültig und am 15. April 1806 wurde auch Pfaffenweiler an das das zum Großherzogtum Baden aufgestiegene Baden-Durlach übergeben. Noch im gleichen Jahr wurde das Kirchhofener Beinhaus abgerissen und auch die Staufener Grundherrschaft aufgehoben.
Missernten führten im 19. Jahrhundert zu Auswanderungen. 1853 zogen 132 Bewohner nach Nordafrika. Die Gemeinde musste deren Auszug durch Abholzung auf dem danach benannten Gewann Afrika finanzieren. Seit 1970 erinnert das Afrikadenkmal am Waldrand auf dem Dürrenberg daran.
Von 1492 bis 1811 gehörte die auf der anderen Seite des Batzenbergs gelegene Ortschaft Scherzingen zu Pfaffenweiler. Scherzingen wurde dann eigenständig und gehört seit der Gebietsreform 1974 zu Ehrenkirchen.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 ergab folgende Sitzverteilung:[4]
CDU | 46,3 % | 5 Sitze |
Freie Bürgerliste | 53,7 % | 7 Sitze |
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister ist seit dem 21. November 2022 Lukas Mahler.[5] Er wurde am 25. September 2022 mit 60,4 Prozent der Stimmen gewählt. Mit knapp über 25 Jahren, dem Mindestalter für das Passive Wahlrecht war er zum Zeitpunkt seiner Wahl der jüngste gewählte Bürgermeister Baden-Württembergs. Er folgte Dieter Hahn nach, der von 2006 bis 2022 amtierte. Er wurde im Oktober 2014 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Bei der Bürgermeisterwahl 2022 trat Hahn nicht erneut an.[6]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Rot drei goldene, mit ebensolchen Patenen gedeckte Kelche (1:2).“
Gemeindepartnerschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jasper (Indiana), USA: Um 1850 wanderten zahlreiche Pfaffenweiler nach Nordamerika aus und ließen sich in der Siedlung Jasper nieder. Noch heute finden sich dort Pfaffenweiler Familiennamen wie Eckerle, Eckert, Gutgsell, Kiefer, Scherle und Elmlinger.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Südschwarzwald-Radweg führt als Rundweg von Hinterzarten über Waldshut-Tiengen, Basel und Freiburg und verbindet Pfaffenweiler mit Ebringen und Schallstadt sowie nach Süden mit Ehrenkirchen und Bad Krozingen. In diesem Abschnitt identisch verlaufen der Europäische Radwanderweg von Mulhouse nach Freiburg und der Markgräfler Radwanderweg von Weil am Rhein nach Freiburg. Zusätzlich ist der Bau eines Radschnellweges von Freiburg nach Bad Krozingen geplant.
Die L125 führt an Pfaffenweiler vorbei und wird vom Berufsverkehr aus Staufen, Bad Krozingen und Müllheim aus Richtung Süden nach Freiburg im Norden und zurück stark frequentiert.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Katholische Pfarrkirche Kirche St. Columba
- Gasthaus Stube
- Historische Rebgrundstücke
- Historische Steinbrüche
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Kapelle St. Barbara und Rosalia in Öhlinsweiler
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Winzerkapelle Marien Ruhe
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Kapelle St. Servatius
Denkmäler und Grenzsteine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hohebannstein (Gemarkungsstein im Hohfirstwald, an den die fünf Gemeinden Bollschweil, Ebringen, Ehrenkirchen, Pfaffenweiler und Schallstadt angrenzen. Inzwischen steht am Ort nur noch eine Replik, der Originalstein befindet sich im Pfaffenweiler Dorfmuseum)
- Afrikadenkmal am Waldrand auf dem Dürrenberg
Museen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dorfmuseum (beim Rathaus)
- historische Steinbrüche (Freilichtmuseum)
Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- VfR Pfaffenweiler (Fußball)
- TC Pfaffenweiler (Tennis)
- TV Pfaffenweiler (Turnen)
- Rebberghexen Pfaffenweiler 95 (örtliche Brauchtum Fasnet)
- Schnecke-Narren Pfaffenweiler e. V. (örtliche Brauchtum Fasnet)
- TTC Pfaffenweiler (Tischtennis)
- SSV Pfaffenweiler (Sportschießen)
- AMC Pfaffenweiler (Kartslalom)
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das auch überregional bekannte Schneckenfest in Pfaffenweiler findet seit vielen Jahren jährlich am ersten Septemberwochenende statt. Entlang der Kapellenstraße im Oberdorf (Öhlinsweiler) werden Höfe und Keller von den ortsansässigen Vereinen genutzt, um den einheimischen Wein und teilweise an traditionelle regionale Küche angelehnte Gerichte anzubieten. Merkmal des Schneckenfests ist die Brauchtumsschau, bei der jährlich ein Thema aus der Handwerkstradition des Dorfes von den Handwerkern selbst mit zum Teil Originalwerkzeugen dargestellt wird, zum Beispiel Steinhauer/Steinmetz, Rebanbau usw.
Beim alljährlich am letzten Sonntag im Juni durchgeführten Steibick-Fescht zeigen die Mitglieder der Steinhauergruppe das traditionsreiche Gewerbe im Freilichtmuseum Historische Steinbrüche.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nikolaus Schuble (1770–1816), Orgelbauer
- Tobias Willi (* 1979), Fußballspieler
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemeinde Pfaffenweiler (Hg.): Pfaffenweiler, eine Ortsgeschichte von Edmund Weeger. Modo-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-922675-66-2.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Informationen zum Schneckenfest
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-007174-2. S. 163–164
- ↑ Pfaffenweiler im Schneckental - Schneckenfest und Wein im Markgräflerland | Ergebnisbekanntmachung der Gemeinderatswahl. Abgerufen am 3. August 2019.
- ↑ Lukas Mahler: 25-Jähriger wird Bürgermeister von Pfaffenweiler. In: baden.fm. 26. September 2022, abgerufen am 27. September 2022.
- ↑ Louis Groß: Pfaffenweilers Bürgermeister Dieter Hahn hört nach 16 Jahren auf. In: badische-zeitung.de. 19. Mai 2022, abgerufen am 27. September 2022.