Oskar Thiede
Oskar Thiede (* 13. Februar 1879 in Wien; † 22. November 1961 ebenda) war ein österreichischer Bildhauer und Medailleur.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oskar Thiede studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule und später an der Akademie der bildenden Künste bei Edmund Hellmer, Hans Bitterlich und Stefan Schwartz. Zusammen mit Künstlerkollegen wie Ferdinand Andri, Siegmund L’Allemand, Alfred Roller, Christian Griepenkerl und anderen war er Mitglied der deutschnationalen und schlagenden Verbindung Deutscher Kunstakademiker Athenaia, einer Hauskorporation an der Akademie der bildenden Künste in Wien.[1]
Ab 1912 arbeitete er als freischaffender Künstler. 1915 wurde er Mitglied des Künstlerhauses, dem er ab 1933 auch als Vizepräsident vorstand. Nach mehreren Studienaufenthalten im Ausland wurde er während des Ersten Weltkriegs Medailleur in der Kunstgruppe (Eintritt am 19. November 1915) des k.u.k. Kriegspressequartiers.[2] Aus dieser Zeit befinden sich 40 Plaketten und Medaillen in den Beständen des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums.[3]
Nach dem Ersten Weltkrieg unterrichtete Thiede an der Fachschule für Ziseleure, wurde Vorstand der Lehrkanzel für Architekturplastik an der Technischen Universität und 1932 zum Professor ernannt.[4] Seine Mitgliedschaft in der NSDAP ist belegt und die Tatsache, dass er 1934 zumindest in engerem Kontakt zu den illegalen Mitarbeitern der NSDAP stand, ist unbestritten.[5][6]
Seine Objekte befinden sich auf vielen öffentlichen Plätzen, Gebäuden und Wohnhausanlagen in Wien und Eisenstadt, sowie auf Kraftwerken.[7] Daneben schuf er eine Vielzahl von Porträtbüsten, Kleinplastiken und Medaillen. Thiede war von 1937 bis 1944, außer 1940 und 1943, auf allen Großen Deutschen Kunstausstellungen in München vertreten,[8] 1944 mit einer Bronze-Büste des österreichischen Nazi-Führers Hanns Blaschke.[9]
Er erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen und Preisen. So erhielt er unter anderem 1948, als letztmals Bewerbe für Künstler bei den Olympischen Spielen in London stattfanden, die Silbermedaille für Österreich.[10] 1956 wurde er Ehrenmitglied der Wiener akademischen Burschenschaft Moldavia.
Seine Ateliers hatte er in Mariahilf und in Mauer, er wird in den betreffenden Bezirksmuseen gewürdigt.
Er starb im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Friedhof Mauer (Gruppe 32, Reihe 2, Grabnummer 3) im Familiengrab seiner Frau Alice Thiede (geb. Göhring) beigesetzt.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1924 Große Goldene Medaille des Künstlerhauses Wien
- 1948 Silberne Medaille der Olympiade London
- 1949 Ehrenpreis der Stadt Wien
- 1952 Silberne Medaille der Olympiade Helsinki
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Öffentliche Werke:
- 1928, Tuchmacherbrunnen auf den Tuchlauben, 1. Wiener Gemeindebezirk[11]
- 1929, Bronzefigur des Volksschauspielers Johann Nestroy, erster Aufstellungsort Nestroyplatz an der Praterstraße, 2. Bezirk, später Penzinger Straße 9 (Hof des Max-Reinhardt-Seminars), 14. Bezirk, seit 1983 vor dem Haus Praterstraße 17 (Abzweigung der Zirkusgasse), 2. Bezirk[12]
- 1934, "Jahreszeiten", Figuren beim Eingang der Otto-Glöckel-Schule, 13. Bezirk[13]
- 1935, Denkmal der Arbeit, mit dem Architekten Alfred Chalousch[14]
- 1945, Madonna auf der Marienbrücke über den Donaukanal, 2. Bezirk
- 1955, Schwimmer, Theresienbadpark, 12. Bezirk[15]
- "Der Schmied" in der Wohnhausanlage der Stadt Wien, 14., Phillipsgasse 8 / Penzinger Straße 35–37, Penzing[16]
- Figuren des Mausoleums von Joseph Haydn in Eisenstadt (ein Modell dazu befindet sich heute im Bezirksmuseum von Mariahilf, 6. Bezirk)[17]
- Gedenktafeln Friedrich Ludwig Jahn am Grazer Rathaus[18]
- Pieta, Marmorplastik in der Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus am Zentralfriedhof, 11. Bezirk[19]
- Heilige Brigitta, Familienasyl St. Brigitta, Adalbert-Stifter-Straße 69–71, 20. Bezirk[20]
- Zierbrunnen im Thuryhof, Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, 9., Marktgasse 3–7[21]
Kleinplastiken und Medaillen:
- 1908, Ziselierung der Figur als Teil eines Mosaiks mit Glas, Perlmutt und Metall von Leopold Forstner, Wiener Werkstätte[22]
- 1912, Amorplakette mit Stock und Herzen, Bronze, 5 cm
- 1914, Bozzetto für ein Denkmal für den "Reformator des gewerblichen Unterrichtes Herrn k.k. Sektions-Chef Ernst Pliwa"[23]
- 1914/18, Reliefplakette/Gedenkplatte auf die Heeresgruppe Böhm-Ermolli, Kupfer, Durchmesser 24,5 cm, Heeresgeschichtliches Museum, Wien 3.
- 1916, Reliefplakette mit einer Ansicht von Galizien, Messingguss, Durchmesser 20 cm, Heeresgeschichtliches Museum, Wien 3.
- 1916, Reliefplakette Alfred Freiherr von Waldstätten, Messingguss, Durchmesser 20 cm, Heeresgeschichtliches Museum, Wien 3.
- 1916, Reliefplakette Theodor Ritter von Zeynek, Messingguss, Durchmesser 19,5 cm, Heeresgeschichtliches Museum, Wien 3.
- 1916, Josef Ritter Roth von Limanowa–Lapanow (21. Oktober 1859 – 9. April 1927)
- 1917, Reliefplakette Rudolf Pawlowsky, Messingguss, Durchmesser 20 cm, Heeresgeschichtliches Museum, Wien 3.
- 1949, Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien
- 1950, "Stephansgroschen", Spendenmünze, 2,7 cm, Aluminium, Kupfer; Silber[24]
- 1960, Ehrenmedaille für den Pharmazeutischen Militär-Kameradschaftsbund[25]
- Theaterbesucherin, Bronze, 30 cm, Wien Museum[26]
- "Rosenkavalier", Bronze, 18 cm
- "Der säende Ungar", Bronze, 24 cm[27]
- "Zwei Schwimmer am Start", Sportplakette, 5 cm
Versteigerungen:[28]
- 1920, "Heiliger Christophorus mit Jesuskind", 42,7 cm;[29]
- "Auf den Weg ins Theater", Bronze 32 cm[30]
- Krieger, Metall, 35,5 cm[31]
- Krieger, Metall, 28,5 cm[32]
- Kopf, Metall, 44 cm[32]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ilse Krumpöck: Die Bildwerke im Heeresgeschichtlichen Museum. Wien 2004, S. 175 f.
- Der Künstlerbund in Klosterneuburg im Wandel der Zeit 1908–1988. Niederösterreichisches Dokumentationszentrum für moderne Kunst, DOK
- Thiede, Oskar. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 33: Theodotos–Urlaub. E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 23 (biblos.pk.edu.pl).
- Oskar Thiede. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S. 446 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 685–686.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oskar Thiede im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Oskar Thiede. In: basis-wien.at. Kunst- und Forschungsdatenbank basis wien
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Liste auf der Website der Burschenschaft Aldania
- ↑ Liste der Mitglieder des KPQ auf wladimir-aichelburg.com.
- ↑ Ilse Krumpöck: Die Bildwerke im Heeresgeschichtlichen Museum. Wien 2004, S. 175.
- ↑ Thiede, Oskar. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 33: Theodotos–Urlaub. E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 23 (biblos.pk.edu.pl).
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv: Bestand NSDAP, A 1 – „Gauakten“, Personalakten des Gaues Wien, 1932–1955: 213.612.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv: Bestand M.Abt. 119, A 42-NS Registrierung, 1945–1957: 23. Bezirk, 2078.
- ↑ Gerhard A. Stadler, Manfred Wehdorn: Architektur im Verbund. (= Schriftenreihe der Forschung im Verbund Band 100) doi:10.1007/978-3-211-75797-0
- ↑ Treffpunkt-Kunst.net – Künstlernamen Listing T–Z
- ↑ Büste des Wiener Bürgermeisters Dipl.-Ing. Hanns Blaschke — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937–1944/45. Abgerufen am 7. November 2021.
- ↑ Kunst – Olympische Spiele
- ↑ Die Brunnen Wiens
- ↑ Sehenswürdigkeiten und Gedenkstätten
- ↑ Otto Glöckel Schule ( des vom 25. März 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Alfred Chalusch. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
- ↑ Theresienbadpark
- ↑ Kommunale Wohnbauten Penzing. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
- ↑ Bezirksmuseum Mariahilf
- ↑ Denkmal für Jahr ( des vom 22. Januar 2004 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF).
- ↑ Luegerkirche
- ↑ Einzelne Asyle
- ↑ Geschichte des Alsergrund ( vom 12. August 2014 im Internet Archive)
- ↑ Postkarte Kunstverlag Reisser Wien.
- ↑ Patrick Kovacs (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Austrian Coins
- ↑ Die Ehrenmedaille des Pharmazeutischen Militär-Kameradschaftsbundes
- ↑ Wien Museum (PDF; 111 kB).
- ↑ Art & Antiques (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Oskar Thiede. In: Artnet.de. Biografie und Werke im Kunsthandel
- ↑ Jugendstil, Dorotheum 18. Mai 1999.
- ↑ Antiquitäten und Skulpturen, Dorotheum, 29. September 1992.
- ↑ Kunst des 20. Jahrhunderts, Dorotheum, 26. Mai 1992.
- ↑ a b Kunst des 20. Jahrhunderts, Dorotheum, 28. April 1992.
Personendaten | |
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NAME | Thiede, Oskar |
ALTERNATIVNAMEN | Thiede, Oskar Werner |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Bildhauer und Medailleur |
GEBURTSDATUM | 13. Februar 1879 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 22. November 1961 |
STERBEORT | Wien |