Optimierte Mischkost

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Die Optimierte Mischkost (OMK) ist ein Konzept zur Ernährung von Kindern und Jugendlichen[1][2][3] als Grundlage für Ernährungsberatung und Schulungen[4].

Die OMK, früher auch bekannt unter dem Akronym OptimiX[5], wurde am Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund Anfang der 1990er Jahre entwickelt[6][7]. Nach Umzug des Forschungsinstitutes unter das Dach der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital im Jahre 2016, wird die OMK fortgeführt und regelmäßig an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Kinderernährung angepasst[8][9]. Das Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE) in Bochum unter der Leitung von Thomas Lücke (Klinikdirektor, Universitätskinderklinik Bochum) arbeitet dabei auch an der Verbesserung im Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekten (Planetary Health Diet)[9] und der Einbettung in die Ernährungstherapie von z. B. Stoffwechselerkrankungen.

Ziel der OMK ist die adäquate Deckung des Bedarfs an Energie und Nährstoffen sowie die Prävention von weit verbreiteten Erkrankungen im Erwachsenenalter. Dabei werden Referenzwerte der Nährstoffzufuhr auf Basis von Erkenntnissen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (ehemals D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr) in lebensmittelbasierte Ernährungsempfehlungen, sogenannte food-based dietary guidelines übersetzt.[8] Die Verzehrsempfehlungen beziehen sich dabei nicht auf einzelne Mahlzeiten oder einzelne Lebensmittelgruppen, sondern betrachten die Ernährung als Ganzes. Die OMK folgt dabei drei grundlegenden, einfachen Regeln (s. unten), um einen realistischen und praxisnahen Rahmen für eine langfristige gesunde Ernährung zu setzen.[4]

Wissenschaftliches Prinzip

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Im Kindes- und Jugendalter werden die Weichen für die Gesundheit im späteren Leben gestellt. Dabei hat das Ernährungskonzept das Ziel, bei adäquater Energiezufuhr und altersgerechter Versorgung mit allen benötigten Nährstoffen die optimalen Voraussetzungen für Gesundheit, Entwicklung, Leistungsfähigkeit und Wachstum sicherzustellen.[6][7] So hilft die OMK, Krankheiten im Erwachsenenalter vorzubeugen, für die eine falsche Ernährung einen Risikofaktor darstellt, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2, Gicht oder bestimmten Krebsarten.[6][7] Die OMK orientiert sich dabei an den gängigen wissenschaftlichen Nährstoffempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung[10] (s. u.: 7-Tage-Speiseplan der Optimierten Mischkost).

Grundlagen der Optimierten Mischkost

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Die Lebensmittelauswahl der OMK ist vielfältig und abwechslungsreich. Dabei werden herkömmliche Lebensmittel bevorzugt. Fertigprodukte werden nur in Ausnahmen toleriert. Das Konzept orientiert sich darüber hinaus an den Mahlzeitengewohnheiten (3 Hauptmahlzeiten und 2 Zwischenmahlzeiten) und typischen Ernährungsvorlieben von Kindern und Jugendlichen in Deutschland und ist somit leicht in der Praxis anwendbar.[7]

Rund die Hälfte der Energiezufuhr kommt in der OMK aus Kohlenhydraten, ein Drittel aus Fett und 15 % aus Protein. Die jeweiligen Anteile der Lebensmittel am Gesamtverzehr sind für alle Altersgruppen gleich, die Verzehrmengen ändern sich entsprechend der altersgemäßen Energiezufuhr[9] (s. a. Der 7-Tage-Speiseplan der Optimierten Mischkost (OMK)).

Drei Regeln der Optimierte Mischkost

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Abbildung 1: Die drei Regeln der Optimierten Mischkost (OMK). Getränke und pflanzliche Lebensmittel werden reichlich (grün) in der OMK verzehrt, tierische Lebensmittel mäßig (gelb) und fett- und zuckerreiche Lebensmittel sparsam (rot).

Der OMK liegen drei elementare Regeln zugrunde (s. Abbildung 1): Neben einer reichlichen Aufnahme von Getränken und pflanzlichen Lebensmitteln sowie einem mäßigen Verzehr von tierischen Lebensmitteln, wird auch Wert auf einen sparsamen Verzehr von fett- und zuckerreichen Lebensmitteln gelegt. Süßigkeiten werden in geringem Maße (max. 10 % der Energiezufuhr) toleriert, um die OMK praxisnah und umsetzbar zu gestalten.[11] Das Regelgetränk in der OMK ist Wasser.[12]

7-Tage-Speiseplan der Optimierten Mischkost

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Der OMK liegt ein 7-Tage-Speiseplan zugrunde. Dieser umfasst 5 Mahlzeiten am Tag, welche 3 Mahlzeittypen zugeordnet werden können (2 kalte Mahlzeiten, 1 warme Mahlzeit, 2 Zwischenmahlzeiten). Der Speiseplan wurde für die Referenzaltersgruppe der 4- bis 6-jährigen Kinder bei geringer körperlicher Aktivität (PAL = 1,4; 1350 kcal/Tag) erstellt.[13] Der OMK-Speiseplan ist so konzipiert, dass bei der Anpassung der Lebensmittelmengen an den altersgemäßen Gesamtenergiebedarf der Nährstoffbedarf der verschiedenen Altersgruppen (entsprechend DGE, ehemals D-A-CH) gedeckt werden kann. Das wurde erreicht, indem die Nährstoffdichte der OMK (Nährstoffmengen bezogen auf die Energiezufuhr g(mg)/1000 kcal) so optimiert wurde, dass sie in der Regel höher liegt als die höchste benötigte Nährstoffdichte in den verschiedenen Altersgruppen zwischen 1 und 18 Jahren.[9]

Wege von der realen Ernährung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zur Optimierten Mischkost

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(Quellen: [8][7][9])

  • mehr pflanzliche Lebensmittel, vor allem Gemüse, Brot, Kartoffeln
  • mehr Vollkornprodukte wie Vollkornmehl, Vollkornbrot, Vollkornnudeln oder Vollkornreis anstelle von hellen Produkten
  • weniger Süßigkeiten und zuckergesüßte Getränke

Praktische Umsetzung

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In der OMK werden die in Deutschland üblichen Mahlzeitengewohnheiten und bekannte Essensvorlieben von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt. So werden bei Kindern beliebte Rezepte in den Speiseplan eingebettet. Weiterhin sind z. B. Süßigkeiten und Fast Food in Maßen erlaubt, was die realistische Umsetzbarkeit gewährleistet. Die OMK ist darüber hinaus durch den Einsatz herkömmlicher Lebensmittel preisgünstig.

Das Ernährungskonzept OMK ist nicht als Diätplan gedacht, sondern als Rahmen, innerhalb dessen eine gesunde Ernährung im Alltag umgesetzt werden kann.[8][7][9][14][15][16]

Weiterentwicklung

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Im Jahr 2024 wurde eine Anpassung der OMK an die nachhaltige Ernährungsstrategie der Eat-Lancet Kommission (Planetary Health Diet) vorgenommen und dabei im ersten Schritt die Mengen von Nüssen, Hülsenfrüchten, grünem Gemüse und Vollkorn erhöht und die Mengen von Kartoffeln und rotem Fleisch im Speiseplan verringert.[9]

  • Peter Stehle, Sabine Ellinger, Martin Lay: Einführung in die Humanernährung: Physiologische Grundlagen, Nährstoffe, Ernährungsformen. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2024, ISBN 978-3-662-68398-9.
  • Ulrike Kamende (Hrsg.): Kinderpflege komplett: sozialpädagogische Erstausbildung. Hauptband (= Sozialpädagogik). 4., aktualisierte Auflage. Handwerk und Technik, Hamburg 2023, ISBN 978-3-582-34603-2.
  • Eva Höll-Stüber, Ursula Hoenig-Drost: Gesundheit und Umwelt: im pädagogischen Alltag (= Sozialpädagogik). 6., aktualisierte Auflage. Verlag Dr. Felix Büchner - Handwerk und Technik, Hamburg 2023, ISBN 978-3-582-25124-4.
  • Diana Rubin, Klaus Winckler (Hrsg.): Praxishandbuch Ernährungsmedizin. 1. Auflage. Elsevier, München 2023, ISBN 978-3-437-23016-5.
  • Mathilde Kersting (Hrsg.): Kinderernährung aktuell: Herausforderungen für Gesundheitsförderung und Prävention. 2., komplett aktualisierte und erweiterte Auflage. Umschau Zeitschriftenverlag GmbH, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-930007-40-0.
  • Thomas Reinehr, Michael Dobe, Mathilde Kersting, Anke Schäfer: Abnehmen mit Obeldicks und OptimiX: der Ratgeber für Eltern übergewichtiger Kinder. 2., überarbeitete Auflage. Hogrefe, Göttingen Bern Wien 2010, ISBN 978-3-8017-2271-5.

Einzelnachweise

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  1. Gert B. M. Mensink, Marjolein Haftenberger, Clarissa Lage Barbosa, Anna-Kristin Brettschneider, Franziska Lehmann, Melanie Frank, Karoline Heide, Ramona Moosburger, Eleni Patelakis, Hanna Perlitz: EsKiMo II - Die Ernährungsstudie als KiGGS-Modul. Robert Koch-Institut, 23. August 2021, doi:10.25646/7028.2 (rki.de [abgerufen am 28. November 2024]).
  2. Michael Kilb, Dominik Dauner, Chantal Martens, Sara Jansen, Kathrin Wunsch, Regina Ensenauer: Abstracts des Kongresses für Kinder- und Jugendmedizin 2024. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Abstract-Nr.: 70885, KV-082 Food-based dietary guidelines for children and adolescents in Germany: The optimized mixed diet in a European comparison. Band 172, S2, September 2024, ISSN 0026-9298, S. 132–133, doi:10.1007/s00112-024-02031-6 (springer.com [abgerufen am 28. November 2024]).
  3. Eleni Patelakis, Anja Schienkiewitz, Julia Truthmann, Reinhard W. Holl, Christina Poethko-Müller, Gert B. M. Mensink, Christin Heidemann: Distribution and determinants of glycosylated hemoglobin in adolescents ‐ Results from a nationwide population-based survey in Germany. In: PLOS ONE. Band 19, Nr. 2, 22. Februar 2024, ISSN 1932-6203, S. e0296962, doi:10.1371/journal.pone.0296962, PMID 38386644, PMC 10883580 (freier Volltext) – (plos.org).
  4. a b Jana Brauchmann, Anne-Madeleine Bau, Gert B. M. Mensink, Almut Richter, Andrea Ernert, Theresa Keller, Susanna Wiegand: Dietary Patterns in Adolescent Obesity as Predictors of Long-Term Success Following an Intensive Inpatient Lifestyle Programme. In: International Journal of Environmental Research and Public Health. Band 19, Nr. 24, 10. Dezember 2022, ISSN 1660-4601, S. 16613, doi:10.3390/ijerph192416613, PMID 36554494, PMC 9778969 (freier Volltext) – (mdpi.com).
  5. Eintragung der Wortmarke optimiX, Nummer der Marke: 003033958. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 28. November 2024.
  6. a b c Ute Alexy, Kerstin Clausen, Mathilde Kersting: Die Ernährung gesunder Kinder und Jugendlicher nach dem Konzept der Optimierten Mischkost. In: Ernährungs Umschau. Nr. 3/08, 2008.
  7. a b c d e f Mathilde Kersting, Ute Alexy, Kerstin Clausen: Using the Concept of Food Based Dietary Guidelines to Develop an Optimized Mixed Diet (OMD) for German Children and Adolescents. In: Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition. Band 40, Nr. 3, März 2005, ISSN 0277-2116, S. 301–308, doi:10.1097/01.MPG.0000153887.19429.70 (wiley.com [abgerufen am 27. November 2024]).
  8. a b c d Mathilde Kersting, Hermann Kalhoff, Thomas Lücke: Von Nährstoffen zu Lebensmitteln und Mahlzeiten: das Konzept der Optimierten Mischkost für Kinder und Jugendliche in Deutschland. In: Aktuelle Ernährungsmedizin. Band 42, Nr. 04, August 2017, ISSN 0341-0501, S. 304–315, doi:10.1055/s-0043-116499 (thieme-connect.de [abgerufen am 27. November 2024]).
  9. a b c d e f g Mathilde Kersting, Hermann Kalhoff, Katja Zahn, Aziza Belgardt, Leandro Teixeira Cacau, Luis A. Moreno, Kathrin Sinningen, Thomas Lücke: How to improve sustainability of nutrient dense diets for children and adolescents: an exemplary assessment in Germany. In: European Journal of Nutrition. Band 64, Nr. 1, 16. November 2024, ISSN 1436-6207, doi:10.1007/s00394-024-03530-8, PMID 39549094, PMC 11569004 (freier Volltext) – (springer.com [abgerufen am 27. November 2024]).
  10. Referenzwerte. Abgerufen am 27. November 2024 (deutsch).
  11. Präventive Ernährungskonzepte - Katholisches Klinikum Bochum. Abgerufen am 27. November 2024.
  12. EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition, and Allergies (NDA): Scientific Opinion on Dietary Reference Values for water. In: EFSA Journal. Band 8, Nr. 3, 2010, ISSN 1831-4732, S. 1459, doi:10.2903/j.efsa.2010.1459 (wiley.com [abgerufen am 28. November 2024]).
  13. Mathilde Kersting, Hermann Kalhoff, Kathrin Sinningen, Thomas Lücke: A new perspective on meals as part of an Optimized Mixed Diet for children and adolescents. In: Frontiers in Nutrition. Band 9, 6. September 2022, ISSN 2296-861X, doi:10.3389/fnut.2022.981587, PMID 36147304, PMC 9485454 (freier Volltext) – (frontiersin.org [abgerufen am 27. November 2024]).
  14. Forschungsdepartment Kinderernährung der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Bochum (Hrsg.): Kochbuch für Kinder Die Optimierte Mischkost - kinderleicht Rezepte für Kinder. 1. Auflage. 2019 (fke-shop.de).
  15. Dominik Dauner, Michael Kilb, Eva Dichiser, Regina Ensenauer: Abstracts des Kongresses für Kinder- und Jugendmedizin 2024. Abstract-Nr.: 70889, KV-092 Barrieren und fördernde Faktoren für die Umsetzung der „Optimierten Mischkost“. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Band 172, S2, September 2024, ISSN 0026-9298, S. 133, doi:10.1007/s00112-024-02031-6 (springer.com [abgerufen am 28. November 2024]).
  16. Ralf Augsburg: Mittagessen im Ganztag: "...und schmecken soll es auch". In: ganztagsschulen.org. 21. Oktober 2014, abgerufen am 4. Dezember 2024.