Columbit
Columbit (Columbeisen, Niobit) ist kein eigenständiges Mineral, sondern die Sammelbezeichnung für einen nicht näher bestimmten Mischkristall aus der Reihe Columbit-(Fe), Columbit-(Mg) und Columbit-(Mn) mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung (Fe2 ,Mg,Mn2 )Nb2O6 und damit chemisch gesehen ein Niob-Oxid mit wechselnden Anteilen von Eisen, Magnesium und Mangan.
Die Mischkristalle kristallisieren wie die Endglieder der Reihe im orthorhombischen Kristallsystem. Diese sind als eigenständige Minerale anerkannt mit folgender chemischen Zusammensetzung[1]:
- Columbit-(Fe) (ehemals Ferrocolumbit): Fe2 Nb2O6
- Columbit-(Mg) (ehemals Magnocolumbit bzw. Magnesiocolumbit): MgNb2O6
- Columbit-(Mn) (ehemals Manganocolumbit): Mn2 Nb2O6
Columbite haben vorwiegend eine bräunliche Farbe, die bei höherem Eisenanteil eine grauweiße sowie bei höherem Magnesium- und Mangananteil eine schwarze Tönung erhält.[2]
Die Columbit-Reihe bildet außerdem eine Mineralserie mit der Mineral-Reihe Tantalit ((Fe2 ,Mg,Mn2 )Ta2O6) und ist bei der International Mineralogical Association (IMA) als Gruppenname eingetragen[3]. Die Mischkristalle (und Erze) dieser Serie sind unter der Bezeichnung Coltan bekannt. Die Mischkristalle dieser Serie können mit der allgemeinen chemischen Formel (Fe,Mg,Mn)(Nb,Ta)2O6 beschrieben werden.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Vorkommen von Columbit in den USA wurde durch eine Probe aus Haddam in Connecticut, bekannt, die vermutlich von John Winthrop, Jr. (1606–1676) stammte, dem ersten Gouverneur der Colony of Connecticut und einem begeisterten Mineraliensammler. Zusammen mit 600 weiteren Proben zählte sie zu einer Schenkung seines gleichnamigen Enkels (John Winthrop, 1681–1747) an Hans Sloane, Präsident der Royal Society des Vereinigten Königreiches, anlässlich seiner Aufnahme als Fellow of the Royal Society im Jahr 1737.[4]
Im Jahr 1801 entdeckte Charles Hatchett in dieser Probe ein neues Element (Niob) und nannte es Columbium, nach Christoph Kolumbus (latinisiert Christophorus Columbus), dem Entdecker Amerikas.[5]
Erst 1844 konnte der deutsche Chemiker Heinrich Rose nachweisen, dass Columbit zwei Elemente enthält, nämlich Niob und Tantal.
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Columbite finden sich meist in Granit-Gesteinen (Pegmatiten), unter anderem
- bei Bodenmais (z. B. Pegmatit Hühnerkobel), Hagendorf (Oberpfalz) und Tirschenreuth in Ostbayern,
- bei Chanteloup (Razès) in Frankreich,
- in Finnland, Norwegen (z. B. Evje und Iveland in Aust-Agder), Schweden (z. B. Varuträsk)
- im Ilmengebirge bei Mijask,
- in Madagaskar
- in Connecticut, Massachusetts, North Carolina und Colorado in den USA sowie
- im grönländischen Ivigtut in einem Kryolith-Pegmatit.
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Columbit ist ein wichtiges Erz zur Gewinnung von Niob (Namensgeber, da Niob bis in die 1950er-Jahre Columbium genannt wurde) und Tantal und wird Stahl-Legierungen zur Erhöhung der Festigkeit zugesetzt.
Je nach der Menge an enthaltenem Thorium und Uran ist Columbit radioaktiv. Laut dem Endbericht des Projekts „Ermittlung von potentiellen Strahlenexpositionen durch Ableitungen aus NORM-Industrien“ des Bundesamtes für Strahlenschutz: „Typische Werte der spezifischen Aktivität für U-238 und seine Zerfallsprodukte liegen in einem Bereich von 5 bis 30 Bq/g und für Th-232 und seine Zerfallsprodukte im Bereich 7 bis 80 Bq/g.“[6]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Columbit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 27. März 2021.
- Columbite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 27. März 2021 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Mineralienatlas:Columbit-(Fe), Mineralienatlas:Columbit-(Mg) und Mineralienatlas:Columbit-(Mn) (Wiki)
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ John Winthrop: Selections from an Ancient Catalogue of objects of Natural History, formed in New England more than one hundred years ago. In: Professor Silliman, Benjamin Silliman, Jr. (Hrsg.): The American Journal of Science and Arts. Band 47, Nr. 1, 1844, S. 282 (englisch, online verfügbar bei archive.org – Internet Archive [abgerufen am 27. März 2021] (S.282:) Mr. Winthrop was grandson of the first governor of Connecticut, great grandson of the first governor of Massachusetts (Mr. Winthrop war Enkel des ersten Gouverneurs von Connecticut, Urenkel des ersten Gouverneurs von Massachusetts) ... (p.290:) A black mineral ... Is this the Columbite? ... it appeared that it had been sent ... to Sir Hans Sloane, by Mr. Winthrop of Massachusetts. (Ein schwarzes Mineral ... Ist dies der Columbit? ... anscheinend war es ... an Hans Sloane geschickt worden, von Mr. Winthrop aus Massachusetts.)...).
- ↑ Robert Jameson: System of Mineralogy. Band 2. Bell and Bradfute, Edinburgh 1805, S. 582 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 27. März 2021] ... Mr Hatchett found it to contain a metal, which, from its properties, could not be referred to any hitherto known; hence he was of opinion that it should be considered as a new genus, to which he gave the name Columbium, in honour of the discoverer of America. (Mr Hatchett erkannte, dass es ein Metall enthielt, das auf Grund seiner Eigenschaften keinem bisher bekannten zugeordnet werden konnte; daher war er der Ansicht, dass es als neue Art zu betrachten sei, der er den Namen Columbium gab, zu Ehren des Entdeckers Amerikas.) ...).
- ↑ C. Kunze, E. Ettenhuber, A. Schellenberger: Ermittlung von potentiellen Strahlenexpositionen durch Ableitungen aus NORM-Industrien Endbericht. In: www.bmu.de. Bundesamt für Strahlenschutz, Fachgebiet SW 1.2, 15. Oktober 2017, abgerufen am 27. März 2021.