Luising
Luising (Dorf) Ortschaft Katastralgemeinde Luising | ||
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Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Güssing (GS), Burgenland | |
Gerichtsbezirk | Güssing | |
Pol. Gemeinde | Heiligenbrunn | |
Koordinaten | 47° 0′ 51″ N, 16° 28′ 46″ O | |
Höhe | 201 m ü. A. | |
Einwohner der Ortschaft | 63 (1. Jän. 2024) | |
Gebäudestand | 45 (2001 | )|
Fläche d. KG | 2,71 km² | |
Statistische Kennzeichnung | ||
Ortschaftskennziffer | 00053 | |
Katastralgemeinde-Nummer | 31028 | |
Zählsprengel/ -bezirk | Luising (10407 004) | |
Luising von den im Südosten gelegenen Hutweiden aus gesehen | ||
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; GIS-Bgld |
Luising (ungarisch Lovászad)[1] ist eine Ortschaft der Gemeinde Heiligenbrunn im Bezirk Güssing im österreichischen Bundesland Burgenland. Sie bildet eine eigene Katastralgemeinde und liegt direkt an der ungarischen Grenze.[2] Wegen der 1923 im Zuge von Grenzkorrekturen verspäteten Angliederung an das neu geschaffene Bundesland Burgenland, handelt es sich bei Luising um den jüngsten Ort Österreichs.[3] Das Dorf zählt gleichzeitig zu den zehn bevölkerungsärmsten Ortschaften des Burgenlandes.[4]
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Luising leitet sich vermutlich von der ungarischen Ortsbezeichnung Lovászad ab, die wiederum vom altmagyarischen Lovász (deutsch Pferdeknecht) abstammen dürfte. Die Bezeichnung dürfte sich von einer wahrscheinlich im Ort bestehenden Stuterei des Klosters Pernau ableiten, zu dessen Herrschaft Luising gehörte. Ein Grund für diese Annahme ist die geografische Nähe Luisings zum Fluss Pinka und der Via regia Hungariae. Entlang der ungarischen Königsstraße gab es – vor allem im Bereich von Stellen zur Flussüberquerung – oft Gestüte zum Pferdewechsel.
Das Dorf taucht 1455 in einer Urkunde als poss. Louazad auf, in späteren Dokumenten als Lovaszad (1637), Lovaszad und Luising (1698), Linsing (1773), und als Luißing (1786).[5]
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort liegt im südöstlichsten Winkel des Südburgenlandes direkt an der Grenze zu Ungarn, von dem es im Norden, Osten und Süden begrenzt wird. Die Grenzflüsse Pinka im Norden und Strem im Süden stellen eine natürliche Barriere zum Nachbarland dar. Im Süden des Ortes befinden sich außerdem im Grenzbereich dichte Waldgebiete.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Besiedlung der Gegend dürfte bereits in römischer oder vorrömischer Zeit bestanden haben. Der Friedhofshügel an der Grenze zwischen den Orten Hagensdorf und Luising wurde vermutlich im ersten oder zweiten Jahrtausend vor Christus als Grabtumulus errichtet.[6]
Auf diesem Hügelgrab wurde dann wahrscheinlich im 13. Jahrhundert eine kleine Wehranlage mit gemauertem Turm und ihm umgebende, künstlich angelegte Wall- und Grabenanlage errichtet. Innerhalb des Walls wurde später die alte Pfarrkirche Hagensdorf errichtet.[7] Die Anlage, die etwa 0,8 km nordwestlich der heutigen Ortschaft liegt, wurde vermutlich im Zuge der Güssinger Fehde geschleift.[8]
Durch das Anwerben freier Siedler durch den Ungarischen Reichstag im 18. Jahrhundert, kam es zu einer Einwanderungsbewegung aus Braunschweig, Franken, Lothringen, dem Rheinland und Schwaben. Letztere ließen sich unter anderem in den Dörfern Luising und Hagensdorf nieder. Hinweise auf diese Besiedelung sind bis heute im örtlichen Dialekt bemerkbar, der sich von jenen der Nachbardörfer unterscheidet.[9]
Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Ab 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Lovászad verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs kam es zu zähen Verhandlungen zur Aufteilung Deutsch-Westungarns zwischen den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns, der Republik Österreich und dem Königreich Ungarn. In den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 wurden die westlichen Nachbardörfer Deutsch Bieling, Hagensdorf und Heiligenbrunn Österreich zugesprochen, Luising verblieb aber bei Ungarn.
Aufgrund der engen Beziehung zum Nachbardorf Hagensdorf führte dies zu zahlreichen Problemen im Alltag: Die nächste Kirche und Schule befanden sich in Hagensdorf, und den Friedhof – durch dessen Mitte nun die Staatsgrenze verlief – teilte man sich mit den Nachbarn. Zusätzlich gab es familiäre und wirtschaftliche Verflechtungen der beiden Schwabendörfer durch Heirat oder Grundbesitz im jeweils anderen Dorf. Nach einem langen Kampf entschied eine alliierte Grenzregulierungskommission schließlich zugunsten der Bevölkerung, und Luising wurde 1923 zusammen mit dem etwa 25 km weiter nördlich gelegenen Schandorf nachträglich an die Republik Österreich angeschlossen.[10]
1971 wurde der Ort im Zuge des Gemeindestrukturverbesserungsgesetzes der burgenländischen Landesregierung mit Deutsch Bieling, Hagensdorf, Heiligenbrunn und Reinersdorf zur neuen Gemeinde Heiligenbrunn zusammengelegt.[11]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedhofshügel Hagensdorf-Luising: mit Hagensdorf geteilter Friedhof nördlich des Ortes, Standort einer ehemaligen Wehranlage
- Filialkirche hl. Anna: denkmalgeschützter, klassizistischer Sakralbau im Ortszentrum aus dem Jahr 1932[12]
- Schloss Luising: um 1990 errichteter neohistorischer Schlossbau, Landsitz von Alfons Mensdorff-Pouilly[13]
- Wegkapelle: beim Schloss gelegen, Ziegelbau aus dem 19. Jahrhundert, mit Pilastern und Dreiecksgiebel[12]
- Kreuzigungsgruppe: am östlichen Ortsausgang, ehemaliges Friedhofskreuz von 1913 (siehe Geschichte des Friedhofshügels)[12]
Natur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Im Südosten des Ortes befindet sich die größere der Schachblumenwiesen Hagensdorf-Luising, dem zusammen größten in Österreich vorhandenen Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Schachblume (lat.: Fritillaria meleagris). Das ca. 33 ha große Naturschutzgebiet liegt etwa 450 m vom südlichen Ortsrand entfernt, im Ried Auwald.[14]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfons Mensdorff-Pouilly (* 1953), Geschäftsmann, Lobbyist und Landwirt, lebt in Luising[15]
- Ernst Posch (* 4. April 1955), österreichischer Maler, lebt seit 2015 in Luising
- Reinhard Schnakl (* 1972), Polizeioffizier und Ministerialbeamter, stammt aus Luising[16]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl UIbrich: Die Wehranlage Hagensdorf-Luising. In: Burgenländische Heimatblätter. Eisenstadt 1950, S. 54–58 (zobodat.at [PDF]).
- August Ernst: Der Anschluß der Gemeinde Luising an Österreich. In: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv und Landesbibliothek (Hrsg.): Burgenländische Heimatblätter. Heft 35, Eisenstadt 1973, ZDB-ID 214233-8, S. 145–163 (zobodat.at [PDF]).
- Luising. In: Adelheid Schmeller-Kitt (Bearb.): Burgenland. Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Topographisches Denkmälerinventar. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1976, ISBN 3-7031-0401-5, S. 181.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 85.
- ↑ Aktuelle Liste - 9646: Österreichische Katastralgemeinden. In: umweltbundseamt.at. Umweltbundesamt, abgerufen am 11. September 2022.
- ↑ Martin Wurglits: 90 Jahre Burgenland: Luising feiert ganz allein. In: meinbezirk.at. Bezirksblätter Burgenland, 22. Mai 2013, abgerufen am 9. September 2022.
- ↑ Martin Wurglits: 24 burgenländische Orte haben unter 100 Einwohner. In: meinbezirk.at. Bezirksblätter Burgenland, 21. Juni 2023, abgerufen am 25. Juni 2023.
- ↑ Maria Anna Six-Hohenbalken: Die Entwicklung unserer Orte im 16. und 17. Jahrhundert. In: Gemeinde Heiligenbrunn (Hrsg.): Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. Heiligenbrunn 1998, S. 29, 1–17.
- ↑ Karl Ulbrich: Die Wehranlage Hagensdorf Luising. In: Burgenländische Heimatblätter. 12. Jg. Eisenstadt 1950, S. 55, 29–32.
- ↑ Karl Ulbrich: Die Wehranlage Hagensdorf Luising. In: Burgenländische Heimatblätter. 12. Jg. Eisenstadt 1950, S. 56, 1–4.
- ↑ Karl Ulbrich: Die Wehranlage Hagensdorf Luising. In: Burgenländische Heimatblätter. 12. Jg. Eisenstadt 1950, S. 57, 39–42.
- ↑ Maria Anna Six-Hohenbalken: Die schwäbischen Ansiedler. In: Gemeinde Heiligenbrunn (Hrsg.): Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. Heiligenbrunn 1998, S. 71, 15–56.
- ↑ Luising – Ein Nachzügler im Landessüden. In: burgenland.orf.at. ORF Burgenland, 7. Januar 2021, abgerufen am 17. Mai 2023.
- ↑ Land Burgenland: Landesgesetzblatt für das Burgenland, 17. Stück aus 1970, Gesetz Nr. 44 (PDF, abgerufen am 23. Jänner 2018).
- ↑ a b c Luising. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 9. September 2022.
- ↑ Der Patriarch aus dem Südburgenland. derstandard.at, 1. März 2009.
- ↑ Schachblume blüht. In: Gemeinde Heiligenbrunn. Gemeinde Heiligenbrunn, 23. März 2022, abgerufen am 9. September 2022.
- ↑ Herbert Lackner: Wer ist Alfons Mensdorff-Pouilly wirklich? In: profil.at. 24. September 2011; abgerufen am 5. September 2022.
- ↑ Polizeichef auf Zeit: Reinhard Schnakl im KURIER-Gespräch. In: kurier.at. k-digital Medien GmbH & Co KG, 30. März 2019, abgerufen am 10. September 2023.