Linescio
Linescio | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Tessin (TI) |
Bezirk: | Bezirk Vallemaggia |
Kreis: | Kreis Rovana |
BFS-Nr.: | 5315 |
Postleitzahl: | 6682 |
Koordinaten: | 688232 / 129154 |
Höhe: | 668 m ü. M. |
Höhenbereich: | 484–2445 m ü. M.[1] |
Fläche: | 6,66 km²[2] |
Einwohner: | 42 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 6 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
9,5 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | linescio.ch |
Lage der Gemeinde | |
Linescio, im alpinlombardischen Dialekt Lünèsc, Linesc ,[5] ist eine politische Gemeinde im Kreis Rovana, Bezirk Vallemaggia, im Schweizer Kanton Tessin.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort liegt auf 668 m ü. M. auf den Felsen zur linken Seite der Rovana, 26 km nordwestlich von Locarno. Die westliche Gemeindegrenze führt vom Madone di Càmedo (2446 m ü. M.) in leicht südöstlicher Richtung – meist dem Bach Ri della Fracia entlang – hinunter zur Rovana. Nach deren Überquerung geht sie in einer Südwestkurve hinauf zum Pizzo Sascòla (2057 m ü. M.). Dessen Ostabhang hinunter trifft sie auf den Weiler Rotonda (1268 m ü. M.) und führt in nördlicher Richtung zurück zur Rovana. Nach deren Überschreitung führt sie kurz nach Nordosten, ehe sie eine nordwestliche Richtung einschlägt bis hinauf zum Costone di Camedo (2121 m ü. M.). Von dort führt die kurze Nordgrenze westwärts zurück zum Madone di Càmedo. Die Hauptsiedlungen liegen aneinandergereiht an der Strasse von Cevio Richtung Cimalmotto (Gemeinde Campo (Vallemaggia)) und sind von Ost nach West Ponte Asciutto (708 m ü. M.), Linescio di Fuori (700 m ü. M.), Linescio(-Dorf) (664 m ü. M.) und Linescio di Dentro (677 m ü. M.).
Oberhalb dieser Ortsteile liegen die Weiler Bolla (1020 m ü. M.) und Monte (1093 m ü. M.). Einzige nennenswerte Siedlung der Gemeinde auf der rechten Uferseite der Rovana ist Faido (700 m ü. M.). Es gibt aber weitere Häusergruppen und Einzelgehöfte. Abgesehen von der Hauptsiedlung handelt es sich bei den Weilern meist um Alpen, welche nicht ganzjährig bewohnt sind. Vom gesamten Gemeindeareal von 658 ha sind nur 1,5 % landwirtschaftliche Nutzfläche und 1,2 % Siedlungsfläche. Fast zwei Drittel der Gemeinde, genau 65,6 %, sind von Wald und Gehölz bedeckt, und 31,7 % sind unproduktive Fläche (meist Gebirge).
Nachbargemeinden sind Cevio und Cerentino.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals bezeugt findet sich das Dorf im Jahre 1437 als Lignazio. Eine Kapelle San Remigio wird 1591 genannt; die jetzige Kirche stammt aus dem Jahre 1640 (vergrössert 1817–1819, 1875 von Giacomo Antonio Pedrazzi ausgemalt). Eine eigenständige Kirchgemeinde ist Linescio seit 1757, eine selbständige Einwohnergemeinde seit 1858. Vorher gehörte der Ort zu Cevio. Linescio bildet überdies eine mit Cevio gemeinsame Bürgergemeinde.[6][7]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevölkerungsentwicklung | |||||||||||||||
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Jahr | 1591[8] | 1761[8] | 1799[9] | 1860[10] | 1870[10] | 1900[10] | 1950[10] | 1960[10] | 1970[10] | 1980[10] | 1990[10] | 2000[10] | 2010[10] | 2020[10] | |
Einwohner | 33 Haushalte | 228 | 246 | 243 | 254 | 220 | 139 | 107 | 83 | 62 | 53 | 32 | 48 | 42 |
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Trotz der begrenzten Anbauflächen wuchs der Ort bis 1870 auf 254 Bewohner an. Danach setzte die Überseeauswanderung nach Kalifornien und Australien ein. Der grosse Bevölkerungsrückgang hielt bis in die jüngste Vergangenheit an (1870–2000: − 87,4 %). Die erste Auswanderungswelle (1860–1939) führte nach Übersee, die zweite (seit 1950) in die urbanen Regionen des Kanton Tessins. In den letzten Jahren wanderten allerdings einige wenige Personen zu, so dass der Tiefpunkt der Einwohnerzahl vorerst überwunden zu sein scheint.
Sprachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die alteingesessene Bevölkerung spricht einen lombardischen Dialekt, welcher sich von der italienischen Hochsprache stark unterscheidet. Italienisch wurde bei der letzten Volkszählung (2000) von 81 % (1970 noch 94 %) als Hauptsprache genannt. Durch die Abwanderung der Einheimischen und die Zuwanderung einiger Deutschschweizer stieg der Anteil der Deutschsprachigen von 1970 bis 2000 von 4 % auf 19 %.[10]
Religionen – Konfessionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In früheren Zeiten gehörte die gesamte Einwohnerschaft zur römisch-katholischen Kirche. Durch Kirchenaustritte und Zuwanderung hat sich dies geändert. Im Jahr 2000 sind 75 % römisch-katholische und 3 % evangelisch-reformierte Christen. Daneben findet man 19 % Konfessionslose.[10]
Herkunft – Nationalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den 42 Einwohnern Ende 2020 waren 38 (90 %) Schweizer Staatsangehörige. Bei der letzten Volkszählung (2000) waren 91 % Schweizerbürger und 9 % italienische Staatsangehörige.[10]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oberstes Organ der Gemeinde ist die Gemeindeversammlung (Assemblea comunale); teilnahmeberechtigt sind alle in der Gemeinde wohnhaften Stimmberechtigten.[11] Die Gemeindeversammlung wählt als leitendes Organ den dreiköpfigen Gemeinderat (Municipio), in dem der Gemeindepräsident (Sindaco) den Vorsitz führt. Der Gemeindepräsident ist Michele Moretti (Stand 2024). Weitere Mitglieder sind Piera Pelganta und Gabriele Marazzi.[12]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Früher lebte die Bevölkerung von Ackerbau, Viehzucht und von der Steinbearbeitung (Gneis-Abbau). Wegen der fehlenden Möglichkeiten wanderten im 19. Jahrhundert viele Bewohner nach Kalifornien und Australien aus.
Die Einwohner arbeiten heute mehrheitlich ausserhalb der Gemeinde in Gewerbe- und Dienstleistungsberufen. Nachdem der Bauernstand zwischenzeitlich ausgestorben war, betätigen sich seit 2005 wieder zwei Personen in der Landwirtschaft. Heute gibt es im Ort auch wieder ein kleines Restaurant, die «Osteria Sascola», seit 2013 ein einfaches Gasthaus am Dorfeingang und überdies ein Atelier für Porzellanmalerei.
Die «Stiftung Rivivere», die in den 1990er-Jahren ihr Engagement für die Landschaft begonnen hatte, eröffnete im Mai 2016 im Ortsteil Canton sott die «Hostelleria», ein Nonprofit-Saison-Gruppenhaus mit Wohnungen für siebzig Gäste.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Linescio ist durch die Postautolinie Cevio-Bosco/Gurin respektive Cevio-Cimalmotto ans Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen. Da nur wenige Postautos pro Tag verkehren, benutzen die jüngeren Bewohner zwangsläufig ihr Privatauto, um mobil zu sein.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorfbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[13]
- Pfarrkirche San Remigio[14][15]
- Betkapelle im Friedhof mit Fresken des Malers Giacomo Antonio Pedrazzi (* 2. Dezember 1810 in Cerentino; 17. Oktober 1879 ebenda)[16][14]
- Oratorium auf dem Monte Faïd[14]
- Wohnhaus (1880) im Ortsteil Linescio di Dentro[14]
- Ruine des alten Dorfteils Faïd (Faedo)[14]
- zwei alte Mühlen[14]
- altes Waschbecken[14]
- Terrassierungen in den Ortsteilen Gerbi und Cios[14]
- Steinbrücke über die Rovana[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Giovanni Bianconi: Vallemaggia. Edizioni L.E.M.A., Agno 1969.
- Daniela Pauli Falconi: Linescio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Juni 2022.
- Martino Signorelli: Storia della Valmaggia. Tipografia Stazione SA, Locarno 1972.
- Celestino Trezzini: Linescio. S. 688 (PDF biblio.unibe.ch).
- Kunstgeschichte
- Piero Bianconi: Linescio. In: Arte in Vallemaggia. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1937, S. 86.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 251, 252.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Amt für Statistik des Kantons Tessin: Linescio (italienisch)
- Linescio: Kulturgüterinventar des Kantons Tessin
- Bundesinventar ISOS: Linescio (italienisch)
- Verein Pro Linescio
- Linescio auf elexikon.ch
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 537 f.
- ↑ Patriziato di Cevio-Linescio (italienisch) auf ti.ch/di/sel/patriziati (abgerufen am 27. August 2024).
- ↑ Patriziato di Cevio e Linescio (italienisch) auf patriziatoceviolinescio.ch (abgerufen am 27. August 2024).
- ↑ a b Daniela Pauli Falconi: Linescio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Juni 2022.
- ↑ Martin Schuler: Cantone Ticino - L'effettivo della populazione a livello locale prima del 1850. (CSV; 34 MB) Bundesamt für Statistik, Neuchâtel, 16. Juni 2023, abgerufen am 9. Oktober 2024 (italienisch).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Daten der Eidgenössischen Volkszählungen ab 1850 nach Gemeinden. (XLSX (Anhang); 10 MB) Bundesamt für Statistik, Neuchâtel, 12. Juli 2024, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Assemblea comunale. Comune di Linescio, abgerufen am 16. Juni 2024.
- ↑ Municipio. Comune di Linescio, abgerufen am 9. Mai 2024.
- ↑ Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung ( vom 10. Juli 2018 im Internet Archive)
- ↑ a b c d e f g h i Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 251–252.
- ↑ Martino Signorelli: Storia della Valmaggia. S. 325, 341.
- ↑ Giacomo Antonio Pedrazzi. In: Sikart