Leges Iuliae

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Leges Iuliae werden Gesetze (lateinisch von lex) bezeichnet, die von einem Angehörigen des römischen Geschlechts der Julier veranlasst wurden, insbesondere von Caesar und Augustus.

Von Caesar stammen:

  • lex agraria („Ackergesetz“): 59 v. Chr. wurden zwei Ackergesetze erlassen, von denen das eine die Aufteilung der kampanischen Domänen vorsah.
  • lex de repetundis: 59 v. Chr.; Gesetz, das noch in der römischen Kaiserzeit eine der wichtigsten Grundlagen der Provinzialverwaltung bildete.
  • lex Vatinia de imperio Caesaris („über das Kommando Caesars“): legte 59 v. Chr. die Provinzen fest, die Caesar nach Ablauf seines Konsulats für fünf Jahre unterstellt werden sollten.
  • lex Licinia Pompeia der Konsuln Marcus Licinius Crassus und Gnaeus Pompeius Magnus: Verlängerung der gallischen Statthalterschaft Caesars um fünf Jahre 55 v. Chr.
  • lex Iulia municipalis („Munizipiengesetz“): 45 v. Chr., regelte die Rechtsprechung in den Landstädten des römischen Reichs.

Von Augustus stammen:

  • lex de adulteriis coercendis („über die Verhinderung von Ehebrüchen“): 18 v. Chr.; enthält Strafvorschriften für Unzucht und Ehebruch.
  • lex de maritandis ordinibus („über die Heiratspflicht der Stände“): wohl 18 v. Chr.; enthält Eheverbote und -gebote sowie Sanktionen gegen Unverheiratete und Anordnung zur Zeugung von Kindern; lex Iulia caducaria (Anfall des erblosen Nachlasses an den Staat): wohl ebenfalls 18 v. Chr.; beide Gesetze um 9 n. Chr. in der lex Papia Poppaea de maritandis ordinibus präzisiert und verschärft, einheitlich zitiert in der Kaiserzeit als lex Iulia et Papia.[1]
  • lex Iulia de dote fundali („Gesetz über die Grundstücksmitgift“), wohl 18 v. Chr.; verbietet die Veräußerung eines Mitgiftgrundstückes durch den Ehemann ohne Zustimmung der Frau.
  • leges Iuliae iudiciorum publicorum et privatorum („über öffentliche und private Gerichte“): 17 v. Chr.; mehrere Gesetze zur Regelung des Verfahrens-, Straf- und Privatrechts. Im öffentlich-rechtlichen Sektor wurde das altrömische, komitiale Verfahren zurückgedrängt und weitgehend aufgegeben. Im privatrechtlichen Sektor wurde der Legisaktionenprozess abgeschafft und durch den Formularprozess als Verfahrenstyp ersetzt.
  • lex Iulia de bonis cedendis, wohl 17. v. Chr.; regelte die Abtretung von Hab und Gut (cessio bonorum).[2]
  • leges Iuliae de vi privata et publica („Gesetze zum allgemeinen Gewaltverbot“); wohl 17. v. Chr.; dabei handelt es sich um eine Verschärfung der sullanischen Anordnungen aus der lex Plautia de vi von 70 v. Chr.[3]
  • lex Fufia Caninia de manumissionibus, 2. v. Chr. und lex Aelia Sentia de manumissionibus, 4 n. Chr.; beide Gesetze beschränkten die testamentarische Freilassung von Sklaven bezüglich Anzahl einerseits und Mindestalter andererseits.[4]
  • lex vicesima hereditatium (Besteuerung des Erbschaftsanfalls mit 5 %), 6. n. Chr.; Besteuerungsgrundlage, von der nur nahe Familienangehörige ausgenommen waren.[5]
  1. Vgl. Riccardo Astolfi: La lex Iulia et Papia, 4. Auflage, 1996. S. 335–340.; Ulrike Babusiaux, in: Ulrike Babusiaux, Christian Baldus, Wolfgang Ernst, Franz-Stefan Meissel, Johannes Platschek, Thomas Rüfner (Hrsg.): Handbuch des Römischen Privatrechts. Mohr Siebeck, Tübingen 2023. ISBN 978-3-16-152359-5. Band I, S. 130 f.
  2. Giovanni Rotondi: Leges publicae populi romani. Elenco cronologico con una introducione sull’attività legislativa dei comizi romani, 1912 [Nachdruck] 1962. S. 451.
  3. Evelyn Höbenreich: Überlegungen zur Verfolgung unbeabsichtigter Tötungen von Sulla bis Hadrian, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung), Band 107, Heft 1, 1990, S. 249–314 (269 (FN 61) und 270 f.).
  4. Fritz Schulz: Die fraudatorische Freilassung im klassischen und justinianischen römischen Recht, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Romanistische Abteilung). Band 48, Heft 1, 1928, S. 197–284.
  5. Francesca Scotti: Il testamento nel diritto romano. Studi esegetici., 2012.