Lago di Mezzola

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Lago di Mezzola
Blick über den See nach Südwest
Geographische Lage Lombardei, Italien
Zuflüsse Mera
Abfluss Mera
Orte am Ufer Verceia, Novate Mezzola, Dubino
Daten
Koordinaten 46° 12′ 3″ N, 9° 26′ 32″ OKoordinaten: 46° 12′ 3″ N, 9° 26′ 32″ O
Lago di Mezzola (Lombardei)
Lago di Mezzola (Lombardei)
Fläche 4 km²
Länge 3,5 km
Maximale Tiefe 69 m
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Der Lago di Mezzola (199 m s.l.m.) ist ein rund 4 km² großer bis zu 69 m tiefer See in der italienischen Provinz Sondrio nördlich des Comer Sees.

Der Mezzola-See liegt etwa fünf Kilometer nördlich des Comer Sees und ist mit diesem durch die aus dem Valchiavenna kommende Mera verbunden. Die beiden Seen trennt seit etwa 200 Jahren die Piano di Spagna, eine flache Schwemmlandebene, welche durch die Sedimente von Adda und Mera gebildet wurde. Dort befindet sich das Naturschutzgebiet Riserva naturale Pian di Spagna e Lago di Mezzola.

Gespeist wird der See von der aus dem schweizerischen Bergell kommenden Mera, die nördlich des Sees die Piano di Chiavenna gebildet hat. Die weiteren wesentlichen Zuflüsse sind von Westen der Torrente Valle le Valene und der Torrente Vallone del Poncio. Von Nordosten mündet die Codera bei Novate Mezzola in den See, und aus dem Osten der Torrente Vallone di Campo sowie in Verceia der Torrente Ratti.

Direkt am Ostufer liegt die Gemeinde Verceia (Varsceja im Dialekt von Chiavenna), im Norden liegt Novate Mezzola. Die Siedlungen Albônico und der Sasso di Dascio (Dàsc im Comer Dialekt), ein felsiger Aussichtspunkt am Westufer, gehören zur am Comer See gelegenen Gemeinde Sorico (Soeurich im Comer Dialekt, IPA: [ˈsørik]). Die Felswände des Monte Sciesa (2487 m), Sasso Manduino (2888 m) und Pizzo di Prata (2727 m) dominieren das Ostufer des Sees.

Das Westufer bilden die überwiegend steil abfallenden Granitsteinwände des Monte Berlinghera (1930 m).

Die Entstehung des Sees ist mit der des Comer Sees vor über 1,8 Millionen Jahren verbunden und ist auf das Abschmelzen eines riesigen Gletschers zurückzuführen.

Der Lago di Mezzola war ursprünglich der nördliche Teil des Comer Sees, der sich nach Norden bis Samolaco erstreckte. Während der Frühzeit diente der Comer See als wichtiger Verbindungsweg zwischen der Poebene und den Nordalpen. Nach den Galliern besiedelten die Römer die Region und benannten den nördlichen Seeteil summus lacus (deutsch Spitze des Sees). Der Comer See gehörte zur gallischen Provinz Cisalpine. Die Region wird auf antiken Straßenkarten erwähnt, darunter der Weltkarte des Marcus Vipsanius Agrippa und dem Itinerarium Antonini aus dem 3. Jahrhundert.

Aufgrund der oftmaligen Überschwemmungen durch den Adda, der das Veltlin entwässert, veränderten sich die Mündungen der Flüsse Mera und Adda in den Comer See fortlaufend. Hierbei bildete sich durch Ablagerungen die Piano di Spagna, die nun den Lago di Mezzola vom Comer See trennt.

In dieser Au, an der heutigen Stelle „Ponte del Passo“ zwischen den Gemeinden Gera Lario und Sorico, hatten die Römer den Flusshafen Olonio (lat. Olonium) gegründet, als strategischer Stützpunkt der Wasserstraße des Comer Sees, zwischen dem Veltliner Tal und Chiavenna. Der Hafen verband die Wasserstraße des Comer Sees mit den rätischen Gebieten und wurde zu einem frühchristlichen Zentrum.[1] Der Hafen wurde aber so oft Opfer von Überschwemmungen, dass er im 15. Jahrhundert schließlich aufgegeben wurde. 1444 wurde die Pfarrkirche an Sorico übergeben.[2] Heute ist Olonio völlig verschwunden.

Ein Abschnitt der Via Regia oder Via Regina[3], der Como mit Chiavenna verbindet, verläuft mit Pflasterung, teilweise aber nur als Pfad über die steilen Westufer, und setzt sich fort in Richtung Norden mit dem Splügenpass, Julierpass alternativ Septimerpass. Dieser Weg wurde bis im Mittelalter von Pilgern benutzt, während Händler und Ware offensichtlich den See überquerten. Unter der langobardischen Herrschaft, wurde die Straße von Königin Theodolinde wieder instand gesetzt, wobei die Kontrolle der Straße oft zu Angriffen führte. Nach der Herrschaft der Franken, erlebte sie die Herrschaft der Visconti und ab 1450 der Sforza. Es folgten Fremdherrschaften der Spanier, Österreicher und für kurze Zeit der Franzosen. Im Laufe des Ersten Weltkrieges wurde dieser Abschnitt durch Pioniere wieder instand gesetzt – wie es eine Felsinschrift am Weg belegt.

Im Jahr 1520 veränderte sich plötzlich das Flussbett der unteren Adda und die Hänge von Sasso Corbè wurden durch eine große Flut überspült, was die Malaria-Fälle wieder ansteigen ließ.

Die Trennung vom Comer See durch die Schuttmassen der Adda hat sich vermutlich erst nach 1730 vollzogen, denn auf der Karte von G. Walser von 1730 sind beide Seen noch verbunden eingezeichnet.[4]

Im Norden des Sees, an der Mündung der Mera, liegt Novate Mezzola. Westlich erinnert der Tempietto di San Fedelino (auch Oratorio di San Fedele benannt), eine um das 10. Jahrhundert erbaute römisch-katholische Kapelle mit Fresken aus dem 11. Jahrhundert, an das Martyrium von Fidelis von Como, der von Diokletian verfolgt und 298 (nach anderen Angaben 304[5]) getötet wurde. Seine Reliquien wurden in der Mitte des 10. Jahrhunderts nach Como gebracht.[6]

Das nördliche und östliche Ufer des Sees bildete von 1512 bis 1797 die Grenze zwischen dem Herzogtum Mailand und dem Freistaat der Drei Bünde, einem zugewandten (verbündeten) Ort der alten Schweizer Eidgenossenschaft. 1625 war der See Schauplatz der Schlacht bei Verceia im Veltliner Krieg. Heute gehört ein Großteil des Sees zur italienischen Provinz Sondrio, ein kleiner Teil zur italienischen Provinz Como, beide Teile der Region Lombardei.

Im Jahr 2004 klassifizierte das Gesundheitsministerium den Mezzola-See als nicht badetauglich.[7] 2016 beurteilte das Landesumweltamt den chemischen Zustand des Sees aufgrund hoher Konzentrationen von Chrom und anderen Metallen als „nicht gut“. Die Belastung wird verursacht durch die giftige Schlacke eines 1991 geschlossenen Stahlwerks.

Pian di Spagna e Lago di Mezzola

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Mit „Pian di Spagna e Lago di Mezzola“ wird ein etwa 1613 Hektar großes Naturschutzgebiet zwischen dem Lago di Mezzola und dem Comer See bezeichnet.[8] Es wurde 1983 geschaffen[9] und umfasst im Wesentlichen die durch die Adda gebildete Schwemmlandebene, welche seit erst etwa 200 Jahren den nunmehrigen Lago di Mezzola vom Comer See trennt.[4][10] Das völlig flache Feuchtgebiet liegt auf einer Höhe von etwa 200 m s.l.m.[9] und überragt die Seehöhen von Lago di Mezzola und Comer See nur um etwa einen Meter.

Die Namensgebung des Piano di Spagna erfolgte in Anlehnung an die Herrschaft der Spanier, die zwischen 1535 und 1706 im Herzogtum Mailand und damit auch im Bereich des heutigen Piano di Spagna herrschten. Hier ließen sie 1603–1609 südlich des heutigen Flusslaufs der Adda auf dem Monteggiolo di Colico (298 m s.l.m.) die Festung Forte di Fuentes errichteten.[11][12] Die Ruinen der 1796 von den Franzosen zerstörten Festung sind seit 2012 ein Museum.[12]

Das Feuchtgebiet lädt jedes Jahr zum großen Bird-Watching-Event ein. Seltene Vogelarten brüten dort geschützt. Wanderwege durchziehen das gesamte Naturschutzgebiet, wobei einige der Wege nur zusammen mit einem Führer des Schutzgebiets begangen werden dürfen. Zahlreiche Führungen zu den verschiedensten Themen werden angeboten.

Commons: Lago di Mezzola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Die ersten Dokumente, die die Existenz der Pfarrkirche von Olonio belegen, stammen aus dem 11. Jahrhundert - siehe die italienischen Quellen http://www.lombardiabeniculturali.it/istituzioni/schede/10100281/ und http://www.lombardiabeniculturali.it/istituzioni/schede/10000293/
  2. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts war das Gebiet von Olonio durch den Anstieg des Seespiegels bedroht. 1443 begann der Bau einer neuen Kirche in Sorico, um dort Privilegien und Besitz zu übertragen. Eine Urkunde vom 13. Juni 1444 vom Erzpriester von Olonio, Tomaso de Andreani, an die Gemeinde von Sorico belegt diese Übertrag und gleichzeitig, dass Olonio nicht mehr zu retten war siehe die italienische Quelle http://www.lombardiabeniculturali.it/istituzioni/schede/10100281/
  3. Ob dieser Abschnitt der Via Regina / Via Regia / Antica Strada Regina Teil der römischen Handelsstraße war, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht nur, dass der Abschnitt auf die Nord-Süd-Verbindungsstraße von der Ostsee über Ulm / Augsburg bis Mailand und Rom liegt
  4. a b R. Handtke, Eiszeitalter, Band 3, Thun, 1983
  5. Fidelis von Como. In: Ökumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 10. Februar 2024.
  6. Zur Zeit der Verfolgung der Christen war Fedele ein römischer Soldat, der zum Christentum konvertierte: Wegen seiner Weigerung, vor einer Expedition Opferriten durchzuführen, wurde er mit sechs weiteren Gefährten eingesperrt. Er schaffte es, zu fliehen und sich am nördlichen Ende des Comer Sees zu verstecken, damals eine einzige Wasserfläche mit dem Mezzola-See, wurde aber von einem seiner Verfolger eingeholt und enthauptet: Der Ort des Martyriums wurde zur Grundlage des religiösen Gebäudes - siehe italienische Quelle http://www.piandispagna.it/la-riserva/localita-storiche/ und http://www.lombardiabeniculturali.it/architetture/schede/LMD80-00796/
  7. Bericht unter http://www.salute.gov.it/imgs/C_17_pubblicazioni_624_ulterioriallegati_ulterioreallegato_2_alleg.pdf
  8. Pian di Spagna - Lago di Mezzola - scheda informativa. Regione Lombardia, 22. November 2016, abgerufen am 5. Oktober 2024 (italienisch).
  9. a b Riserva Naturale Pian di Spagna e Lago di Mezzola. Abgerufen am 5. Oktober 2024.
  10. Valchiavenna - Die Pian di Spagna Ebene. In: Consorzio per la promozione turistica della Valchiavenna. 2024, abgerufen am 5. Oktober 2024.
  11. Pian di Spagna - Lago di Mezzola, Curiosità. Regione Lombardia, 22. November 2016, abgerufen am 5. Oktober 2024 (italienisch).
  12. a b Forte di Fuentes. Museo della Guerra Bianca, Temù, abgerufen am 5. Oktober 2024 (italienisch).