Karacke
Die Karacke (abgeleitet von flämisch kraeck, ) war ein Segelschiffstyp des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit. Der Schiffstyp tauchte erstmals in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Genua als carraca auf[1] und war bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts weit verbreitet. Er wurde sowohl als Handels- als auch als Kriegsschiff genutzt.
Entwicklung und Typologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Karacke entwickelte sich aus dem Nef und dem Kraweel. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ähnelte sie dem spanisch-portugiesischen Schiffstyp Nao sowie dem nordeuropäischen Hulk. Sie ähnelte auch der Karavelle, war jedoch erheblich größer und schwerer. Die Länge konnte bis zu ca. 40 Meter und die Tragfähigkeit bis ca. 500 Tonnen betragen. Damit war die Karacke in der westlichen Welt wahrscheinlich der größte Schiffstyp der Zeit.[1]
Die Karacke war ein Dreimaster, im 16. Jahrhundert auch Viermaster, dessen Rumpf in Kraweelbauweise beplankt war. Typische Merkmale, die jedoch abweichen können, sind:
- Bugspriet mit Blinde(n)
- Fockmast mit einem Rahsegel
- Großmast mit einem oder zwei Rahsegeln
- Besanmast mit Lateinersegel
- Bauchige Form des Rumpfes und Rundgatt
- Schnabelförmiger Bug
- Senkrechte Verstrebungen am seitlichen Außenrumpf (bularcamas)
- Vorderkastell
- zweideckiges Achterkastell
Der größte Teil des Seeverkehrs im frühen Entdeckerzeitalter (15./16. Jahrhundert) zwischen Spanien und Portugal einerseits und Amerika und Ostindien andererseits wurde mit Karacken und Karavellen abgewickelt.
- Bom Jesus, 1533 vor der Küste Südwestafrikas gesunkenes Handelsschiff; ihr Fund 2008 gilt als einer der bedeutendsten weltweit
- Grace Dieu (1418), Flaggschiff von Heinrich V. von England, ein ungewöhnlich großer Übergangstyp vom Nef zur Karacke
- Santa Anna (1522), mit Bleiplatten beschlagenes Kriegsschiff des Johanniterordens, das erfolgreich im Abwehrkampf gegen die Osmanen eingesetzt wurde
- Santa Maria, Flaggschiff von Christoph Kolumbus, die in seinen Tagebüchern jedoch nur als Nao bezeichnet wird. Die Einordnung als Karacke ist umstritten, es wird auch die Typisierung als Karavelle diskutiert
- Jesus von Lübeck, wurde durch Heinrich VIII. in Lübeck für die Royal Navy angekauft
- São Gabriel
- Flor de la mar
- Victoria
- Mary Rose
- Peter von Danzig
- Gribshunden
- Santa Catarina
- Santa Catarina do Monte Sinai
- Madre de Deus
- Concepción
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred Dudszus, Ernest Henriot, Friedrich Krumrey: Das große Buch der Schiffstypen. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1987, ISBN 3-344-00161-2, S. 288.