Kabinett Parri

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Das Kabinett Parri regierte das Königreich Italien vom 21. Juni 1945 bis zum 10. Dezember 1945. Es folgte dem Kabinett Bonomi III und wurde von Ministerpräsident Ferruccio Parri angeführt.

Entstehung und Entwicklung

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Das Kabinett Parri war das 64. Kabinett des Königreiches und sechs Monate und zehn Tage im Amt. Der Allparteienregierung gehörten die Democrazia Cristiana (DC), Partito Comunista Italiano (PCI), Partito Socialista Italiano di Unità Proletaria (PSIUP), Partito Liberale Italiano (PLI), Partito d’Azione (PdA) und Partito Democratico del Lavoro (DL) an.

Nach der vollständigen Befreiung Italiens und dem darauffolgenden Rücktritt von Ministerpräsident Bonomi sollte sich die wieder errungene Einheit des Landes in einer neuen Regierung widerspiegeln. Nachdem die Kandidaturen von Pietro Nenni und Alcide De Gasperi nicht die nötige Resonanz fanden, einigten sich die Parteien auf Ferruccio Parri, einem der bedeutendsten Vertreter der Resistenza als neuen Ministerpräsidenten. Mit ihm begann die Periode der antifaschistischen Allianz.[1]

Die neue Regierung musste sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit einer Reihe drängenden innenpolitischen Fragen beschäftigen. Im Norden lagen die Prioritäten auf der Entwaffnung der Resistenza sowie auf die Wiederherstellung des staatlichen Gewaltmonopols und der öffentlichen Ordnung. Im Süden mussten separatistischen Bewegungen Einhalt geboten werden, die vor allem auf Sizilien mit Unterstützung der Mafia in bewaffneter Gewalt umschlugen. Daneben richtete Parri sein Augenmerk auf wirtschaftliche Probleme und versuchte mit einer Reihe von Maßnahmen, vor allem sozial Schwächere sowie die Mittelschicht zu entlasten. Diese auch von der PCI getragenen Pläne wurden allerdings nicht allen Parteien der Koalition geteilt und trafen auf den Widerstand der Liberalen und der Christdemokraten.[2]

Zu Divergenzen zwischen den Regierungsparteien kam es im Herbst 1945 nach der Einberufung der Consulta Nazionale, dem aus 430 Vertretern der Gesellschaft zusammengesetzten Ersatzparlament. Während das linke Parteienspektrum sich für einen demokratischen Neuaufbau des Staates starkmachte, setzten sich rechtsliberale Kräfte für die Fortführung des oligarchischen liberalen prefaschistischen Staates ein. Zu bedeutendsten Verteidigern des alten liberalen Staates in der Consulta gehörte Benedetto Croce.[3] Im Streit darüber reichten die Minister der PLI am 21. November 1945 ihren Rücktritt ein. Drei Tage später, die Verhandlungen zur Beilegung der Regierungskrise waren noch am Laufen, kritisierte Parri in einer öffentlichen Sitzung des Nationalen Befreiungskomitees die Haltung der Liberalen und der Christdemokraten und beschuldigte sie einen Staatsstreich vorzubereiten. Daraufhin zog sich auch die DC aus der Regierung zurück, worauf Parri zurücktrat. Dem Kabinett Parri folgte das Kabinett De Gasperi I.[4]

Ferruccio Parri
Ministerien Name Partei
Ministerpräsident Ferruccio Parri Pd’A
Vizepräsidenten Manlio Brosio
Pietro Nenni
PLI
PSIUP
Äußeres Alcide De Gasperi DC
Inneres Ferruccio Parri Pd’A
Justiz und Kirchenangelegenheiten Palmiro Togliatti PCI
Krieg Stefano Jacini DC
Marine Raffaele de Courten Militär
Finanzen Mauro Scoccimarro PCI
Schatz Marcello Soleri (verstorben am 22. Juli 1945)
Federico Ricci (ab 31. Juli 1945)
PLI
parteilos
Öffentliche Arbeiten Giuseppe Romita PSIUP
Bildung Vincenzo Arangio Ruiz PLI
Landwirtschaft Fausto Gullo PCI
Industrie und Handel Giovanni Gronchi DC
Arbeit und Sozialfürsorge Gaetano Barbareschi PSIUP
Transport Ugo La Malfa Pd’A
Post und Telekommunikation Mario Scelba DC
Italienisches Afrika Ferruccio Parri (geschäftsführend) Pd’A
Luftfahrt Mario Cevolotto PDL
Wiederaufbau Meuccio Ruini PDL
Ernährung Enrico Molè PDL
Nachkriegsfürsorge Emilio Lussu Pd’A
Consulta Manlio Brosio (ab 17. August 1945) PLI
Verfassungsgebende Versammlung Pietro Nenni (ab 12. August 1945) PSIUP
  • Francesco Bartolotta: Parlamenti e Governi d’Italia 1848–1961. Rom 1962, S. 213–216.
  • Massimo L. Salvadori: Storia d’Italia. Il cammino tormentato di una nazione 1861–2016. Einaudi, Turin 2018, ISBN 978-88-06-23226-9.
Commons: Kabinett Parri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Massimo L. Salvadori: Storia d’Italia. Il cammino tormentato di una nazione 1861–2016. S. 319–320.
  2. Massimo L. Salvadori: Storia d’Italia. Il cammino tormentato di una nazione 1861–2016. S. 320–321.
  3. Massimo L. Salvadori: Storia d’Italia. Il cammino tormentato di una nazione 1861–2016. S. 321.
  4. Francesco Bartolotta: Parlamenti e Governi d’Italia 1848–1961. S. 215.