KZ-Außenlager Landshut

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KZ-Außenlager Landshut (Bayern)
KZ-Außenlager
Landshut
(Bayern)
KZ-Außenlager
Landshut
Lokalisierung von Bayern in Deutschland
Lage des KZ-Außenlagers Landshut in Bayern.

Das KZ-Außenlager Landshut war ab Dezember 1944 eines der 169 Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Etwa 500 meist deutschsprechende jüdische KZ-Häftlinge mussten in der Nähe des Bahnhofs Landshut schwere körperliche Zwangsarbeit bei Bauarbeiten zur Errichtung eines Nachschublagers der Wehrmacht verrichten, bei mangelhafter Ernährung.[1] Mindestens 80 starben. Wegen des katastrophal schlechten Gesundheitszustands der Häftlinge wurde das Lager am 5./6. Februar 1945 aufgelöst, 150 verbliebene Häftlinge in das KZ Dachau überstellt.[2] Mitte März 1945 wurde die zur SS-Eisenbahnbaubrigade umorganisierte SS-Baubrigade II des KZ Sachsenhausen nach Landshut beordert, um am Bahnhof Aufräumarbeiten nach alliierten Luftangriffen zu verrichten. Auch bei diesem Außenkommando gab es Tote.[3]

Jüdische KZ-Häftlinge des KZ Dachau wurden auch in den KZ-Außenlagern Riederloh, Karlsfeld, sowie den Außenlagerkomplexen Kaufering und Mühldorf eingesetzt.[2]

Dezember 1944 bis Februar 1945 – KZ-Außenlager Landshut

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OT – Nachschublager der Wehrmacht

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Im September 1944 entsandte die Organisation Todt (OT) eine 60-köpfige Bauabteilung nach Landshut. Sie sollte auf dem unbebauten Gelände auf dem damaligen „Kleinen Exerzierplatz“ ein „Nachschublager für die Wehrmacht aufbauen,[1] bestehend aus OT-Unterkunftsgebäuden sowie 24 Hallen an der Südwest-Ecke des Lagers, mit einer Fläche von je 40 mal 20 Metern. Schon am ersten Tag stand die Verwaltungsbaracke der OT.[4]

KZ-Außenlager Landshut

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Im Winter 1944/45 wurde räumlich davon getrennt das KZ-Außenlager Landshut des Konzentrationslagers Dachau aufgebaut, bestehend aus Wellblechbaracken.[1] Dazu wurden im Dezember 1944 etwa 500 der kräftigsten KZ-Häftlinge des KZ-Außenlagerkomplexes Kaufering, wo Juden der Vernichtung durch Arbeit ausgesetzt waren, ins KZ-Außenlager Landshut überstellt,[5] wo sie eng zusammengepfercht in den kalten zugigen Baracken in Stockbetten schlafen mussten. Die meist deutschsprechenden Gefangenen wurden von der SS bewacht, das Lager war zudem von einem drei Meter hohen Zaun umgeben und nachts durchgehend hell beleuchtet.[4]

Die Inhaftierten mussten unter Überwachung durch die SS für die „OT-Oberbauleitung B.-G.“ arbeiten, zur Planierung des Geländes, Straßenbau, Erstellung eines Gleisanschlusses und der Errichtung von Gebäuden. Nach Luftangriffen standen Aufräumarbeiten an.[1] Auch zur bitterkalten Winterzeit hatten sie nur ihre dünnen Zebra-Drillichanzüge. Zu essen gab es für diese schweren körperlichen Arbeiten pro Tag etwa 100 Gramm Brot, 15 Gramm Margarine, 2,3 Gramm Blutwurst, mittags eine wässrige Suppe, sowie morgens und abends einen Becher Kaffee. Viele Häftlinge wurden schwer krank, hatten Schwellungen und eitrige Geschwüre, die kaum behandelt werden konnten.[4]

In den knapp zwei Monaten starben mindestens 80 Häftlinge[2] an Krankheit und Erschöpfung, wie auch bei Luftangriffen,[1] während derer sie weiter arbeiten mussten. Manche Gefangenen haben keine Tötungen wahrgenommen,[4] andere Augenzeugen berichteten von brutaler Gewalt auch des stellvertretenden Lagerführers SS-Unterscharführer Henschel,[1] sowie von Fußtritten und Schlägen mit Faust, Karabiner, Koppelschloss und Eisenrute, auch mit Todesfolge, sowie Erschießungen.[4] So starb Walter Bär bald nach Schlägen mit einem Kabelende zu Beginn 1945, Hugo Kozen nach Fußtritten und Schlägen mit einem Koppelschloss.[1]

Die verstorbenen KZ-Häftlinge wurden morgens um vier Uhr mit einem Panjewagen zum Friedhof Achdorf gefahren und in Massengräbern an der Mauer nördlich des Friedhofs verscharrt.[1]

Das Außenlager wurde am 5./6. Februar 1945 geräumt. 150 Häftlinge wurden ins KZ Dachau überstellt,[2] andere wohl in den KZ-Außenlagerkomplex Mühldorf, unter anderem in das dortige „Waldlager“.[6]

Juristische Folgen gab es nicht. Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg ermittelte 1968 und stellte das Verfahren ein.[1]

SS-Wachmannschaft

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Die Baracke der SS-Wachmannschaft befand sich direkt neben dem KZ-Außenlager. Lagerführer war SS-Hauptscharführer Stoller.[1] In der Häftlingshierarchie standen Juden an unterster Stelle, vor allem wegen der NS-Rassenideologie behandelte die SS sie am schlechtesten.[2]

Ab März 1945 bis Befreiung – SS-Baubrigade II

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Mitte März 1945 wurde die ursprünglich 500-köpfige SS-Baubrigade II des KZ Sachsenhausen, bereits umorganisiert als SS-Eisenbahnbaubrigade, über Regensburg nach Landshut beordert, um am Bahnhof Aufräumarbeiten nach alliierten Luftangriffen zu verrichten. Die SS-Eisenbahnbaubrigaden waren als rollende KZ-Außenkommandos in Bauwaggons konzipiert, zur Übernachtung fuhr der Zug aus Landshut nach Ahrain. Auch bei diesem Außenkommando gab es Tote.[3]

Am 27. April wurde dieses Kommando aufgelöst, die Gefangenen mussten sich in mehreren Kolonnen zu Fuß auf den Todesmarsch nach Wasserburg machen. Wer nicht mehr gehen konnte oder zurückblieb, wurde erschossen. In der Nacht vom 1. zum 2. Mai 1945 wurden diese Häftlinge von der US-Armee befreit.[3] Andere Gefangene wurden bei Auflösung des Außenkommandos nach Graz transportiert.[3]

Juristische Folgen gab es nicht. Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg ermittelte ab 1969 und erhob keine Anklage.[3]

Erinnerung und Gedenken

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Bis in die 1980er und 1990er Jahre hinein leugnete die Stadt Landshut die Existenz des Dachauer KZ-Außenlagers,[7] das Außenkommando Landshut solle in der KZ-Gedenkstätte Dachau gelöscht werden.[8]

Friedhof Achdorf (Landshut)

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Zu den nördlich der Außenmauer des Friedhofs Achdorf in Massengräbern verscharrten KZ-Häftlingen aus Landshut wurden nach Kriegsende 1945 weitere 74 Todesopfer aus Todesmärschen anderer Orte auf dem Friedhof bestattet. Deren sterbliche Überreste wurden 1958 exhumiert und zum KZ-Friedhof Flossenbürg umgebettet.[8] Von den erwarteten 211 Leichen verstorbener KZ-Häftlinge wurden 1961 neben 13 Russen und Polen 83 Juden gefunden. Diese wurden ebenfalls auf den KZ-Sammelfriedhof in Flossenbürg umgebettet.[7]

Auf dem Friedhof in Achdorf befand sich seit 1983 eine Gedenktafel:[7] „Im Winter 1944/45 errichtete die NS-Organisation Todt am kleinen Exerzierplatz in Landshut ein Nachschublager der Wehrmacht. In ihm wurden ca. 500 nach Landshut transportierte Juden von Einheiten der SS bewacht zur Zwangsarbeit getrieben. Bis Mai 1945 starben hier 83 Juden als Folge der unmenschlichen Haft. Sie wurden an dieser Stelle, außerhalb der damaligen Nordmauer des Achdorfer Friedhofes begraben…“.[8]

Am 17. September 2016 wurde eine neue Gedenkstätte auf dem Achdorfer Friedhof eingeweiht. Schüler des örtlichen Hans-Leinberger-Gymnasiums hatten die Namen von 82 der 83 umgebetteten KZ-Häftlinge recherchiert, der Künstler Mario Schoßer die neue Gedenkstätte mit Angabe der Namen konzipiert.[9]

  • Georg Spitzlberger: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern. Hrsg.: Historischer Verein für Niederbayern. Band 114/115, 1988, ISSN 0342-247X, Das Außenkommando Landshut des Konzentrationslagers Dachau, S. 151–162 (alemannia-judaica.de [PDF; 2,5 MB; abgerufen am 3. September 2022]).
  • Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN‐BdA) Landsberg (Hrsg.): Das KZ‐Außenlager Landshut 1944/45. Dokumentation. Landshut 2015 (Broschüre).
  • Mario Tamme: Das KZ-Außenlager Landshut – zur Geschichte des Lagers: Es herrschten Gewalt, Hunger und Tod sowie Hans-Leinberger-Gymnasium unter der Leitung von Heidi Fischer in den Jahren 2014 bis 2016 „Vergessene Schicksale“ des KZ-Außenlagers – von Schülern geborgen in: Alexander Langkals: Landshut 1939-1945 – ein Zeitspiegel in Bild und Wort, Hrsg.: Stadtarchiv Landshut, Landshut 2020, ISBN 978-3-927612-40-2 (488 S.), S. 256–285, 286–299.
  • Alexander Langkals: Entwurf eines Erinnerungsmals für das ehemalige KZ-Außenlager in Landshut. Hrsg.: Stadtarchiv Landshut. Landshut 2021, ISBN 978-3-927612-41-9 (28 S.).

Enzyklopädien

  • Georg Spitzlberger: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors – Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, Landshut, S. 380 f. (607 S.).
  • Karola Fings: Early Camps, Youth Camps, and Concentration Camps and Subcamps under the SS-Business Administration Main Office (WVHA). Enzyklopädie. In: United States Holocaust Memorial Museum, Geoffrey P. Megargee (Hrsg.): Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945. I B. Indiana University Press, Bloomington, USA 2009, ISBN 978-0-253-35328-3, SS-Baubrigaden and SS-Eisenbahnbaubrigaden / Nürnberg (Sachsenhausen) (aka 2. SS-Baubrigade (E)) (SS-BB-II), S. 1357, 1388 f. (englisch, 822 S., ushmm.org [PDF; 58,1 MB; abgerufen am 23. September 2020] Encyclopedia Vol-I, Part B / Siehe auch „Table 1 – The SS-Baubrigaden and SS-Eisenbahnbaubrigaden“, „SS-Baubrigade II“): “Landshut (March 1945)”

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j Georg Spitzlberger: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Band 2. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, S. 380 f.
  2. a b c d e Sabine Schalm: Überleben durch Arbeit? Außenkommandos und Außenlager des KZ Dachau 1933–1945. In: Geschichte der Konzentrationslager 1933-1945. Band 10. Metropol, Berlin 2009, ISBN 978-3-940938-45-9, 5.2. Juden, S. 171–177 (368 S., zugleich Dissertation an der TU Berlin 2008).
  3. a b c d e Karola Fings: Early Camps, Youth Camps, and Concentration Camps and Subcamps under the SS-Business Administration Main Office (WVHA). Enzyklopädie. In: United States Holocaust Memorial Museum (Hrsg.): Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945. I B. Indiana University Press, Bloomington, USA 2009, ISBN 978-0-253-35328-3, SS-Baubrigaden and SS-Eisenbahnbaubrigaden / Nürnberg (Sachsenhausen) (aka 2. SS-Baubrigade (E)) (SS-BB-II), S. 1357, 1388 f. (englisch, Encyclopedia Vol-I, Part B / Siehe auch „Table 1 – The SS-Baubrigaden and SS-Eisenbahnbaubrigaden“, „SS-Baubrigade II“): “Landshut (March 1945)”
  4. a b c d e Georg Spitzlberger: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern. Hrsg.: Historischer Verein für Niederbayern. Band 114/115, 1988, ISSN 0342-247X, Das Außenkommando Landshut des Konzentrationslagers Dachau, S. 151–160.
  5. Anthony J. Albert: Case No. 000-50-2-85 (US vs. Karl Kuszmierczyk) – Tried 16 May 47. Originaldokument. In: Deputy Judge Advocate’s Office – War Crime Group (Hrsg.): The Dachau Trials: Dachau Cases (1945–1947) – Other Dachau Cases. Dachau 1947, S. 2–4 (englisch, 8 S., uni-marburg.de [PDF; 1,8 MB; abgerufen am 3. September 2022]): “He was also a guard on the movement of 500 inmates by rail from Kaufering to Landshut in December 1944, and of 150 inmates from Landshut to Dachau in February of 1945 […]. Landshut, an outcamp in the Dachau Concentration Camp chain, was activated in December 1944 with the transfer there of 500 of the strongest inmates from outcamp Kaufering […]. It was abandoned about 6 February 1945 […]. the inmates were employed erecting barracks at the outcamp. After the bombardment they worked at the railway station […] an there was also a small detail at the airport […]. […] About 100 had died during its short existence, mostly as a result of beatings […].”
  6. Oral history interview with Shemshihu Spivack. (2 videocassettes U-Matic: sound; color, 3/4 inch) Video, Summary. In: ushmm.org. United States Holocaust Memorial Museum, Februar 1995, abgerufen am 3. September 2022 (englisch, Accession Number: 1995.A.1272.152 / RG Number: RG-50.120.0152): „being deported to Stutthof; being sent to Landshut, Mühldorf, and Waldlager“
  7. a b c 170 Tote ruhen jetzt in Flossenbürg. In: Wochenblatt Landshut. Landshut 1. Februar 1995 (Siehe auch „Opfer, Augenzeugen und Dokumente“): „es zu einer abschließenden Diskussion 1989 im Kultursenat kommt, der sich mehrheitlich hinter die damalige Auffassung von Oberbürgermeister Josef Deimer stellte, daß es nicht im Interesse der Stadt sein könne, sich nachträglich ein KZ-Außenlager ‚zuzueignen‘. […] Und die von Franzke geforderte Gedenkstätte habe man ja bereits auf dem Friedhof Achdorf“
  8. a b c Ulrike Puvogel, Martin Stankowski: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Dokumentation – Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein. Hrsg.: Bundeszentrale für politische Bildung. Band 1. Edition Hentrich Berlin, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, Landshut, S. 159 f. „In jüngster Zeit gab es in Landshut Stimmen, die forderten, in der Gedenkstätte Dachau die dortige Nennung des ‚Außenkommandos Landshut‘ zu löschen, da es sich ‚nur‘ um ein Arbeits- und kein Konzentrationslager gehandelt habe.“
  9. Siegfried Rüdenauer: Neue Gedenktafeln erinnern in Achdorf an Opfer des KZ-Außenlagers. In: Landshuter Zeitung. Cl. Attenkofer’sche Buch- und Kunstdruckerei KG, Landshut 19. September 2016 (idowa.de): „Die von dem Künstler Mario Schoßer konzipierte Gedenkstätte ist am Samstag der Öffentlichkeit vorgestellt worden. […] Von 82 Juden, die damals zur Sklavenarbeit gezwungen worden waren und umkamen, sind die Namen bekannt und auf den Tafeln verewigt. […] ist in erster Linie elf Schülern eines Projektseminars Geschichte des Hans-Leinberger-Gymnasiums zu verdanken.“

Koordinaten: 48° 32′ 56,4″ N, 12° 9′ 0″ O