Jungdeutscher Bund
Der Jungdeutsche Bund war eine unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges entstandene nationalkonservative Älterenvereinigung der Wandervogelbewegung.[1] Einem Aufruf des 1917 im Krieg gefallenen Otger Gräff folgend fand vom 9. bis 12. August 1919 auf Burg Lauenstein die Gründungsversammlung statt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Jungdeutsche Bund wurde bereits 1917 durch Otger Gräff ins Leben gerufen. Als offizielle konstituierende Sitzung gilt jedoch der Bundestag des Jungdeutschen Bundes auf der Burg Lauenstein im August 1919, der auf der mittelalterlichen Burg stattfand. Hier wurde die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung des Bundes festgelegt. Den Gründungsvortrag hielt Frank Glatzel, der als gewählter Bundesobmann auch die Führung übernahm. Er fasste das Lauensteiner Bekenntnis wie folgt zusammen:
„Wir Jungdeutschen wollen aus der Kraft unseres Volkstums eigenwüchsige Menschen werden; Unter Ueberwindung der äußeren Gegensätze eine wahrhafte Volksgemeinschaft aller Deutschen schaffen. Und ein deutsches Reich als Grundlage und Gestalt unseres völkischen Lebens aufbauen helfen.“[2]
Weitere Gründungsmitglieder waren der preußische Landtagsabgeordnete der Deutschnationalen Volkspartei und Theologe Karl Bernhard Ritter (1890–1968) sowie der Eugeniker Hans Harmsen (1899–1989).[3] Auch der Gymnasiallehrer Paul Förster (1844–1925), der 1893 für die antisemitische Deutschsoziale Partei in den Reichstag eingezogen war und der sich für deutsche Erziehung, deutsche Kunst, deutsche Lebensart sowie deutschen Natur- und Tierschutz einsetzte, engagierte sich im Jungdeutschen Bund.[4]
Der Bund bekannte sich zur Idee der Freideutschen Jugend, kritisierte aber die Umsetzung. Neben Glatzel hielten Emil Engelhardt, Hans Gerber, Friedrich Muck-Lamberty, Karl Bernhard Ritter, Wilhelm Stählin und Wilhelm Stapel Ansprachen vor den Vertreterinnen und Vertretern der unterschiedlichen Gruppierungen, zu denen insbesondere der Wandervogel als Wurzel des Jungdeutschen Bundes gehörte.[2] Am 1. Januar 1930 löste sich der Jungdeutsche Bund auf.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Rein: Die Jugendbewegung in Deutschland – 4. Die Jungdeutschen. In: Gerhard Anschütz (Hrsg.): Handbuch der Politik. W. Rothschild, Berlin 1920, S. 486–487 (Textarchiv – Internet Archive).
- Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig Bänden. Band 9: Il–Kas. Brockhaus Verlag, Wiesbaden 1970, S. 559.
- Jungdeutsches Wollen. Vorträge gehalten auf der Gründungstagung des Jungdeutschen Bundes auf Burg Lauenstein vom 9.–12. August 1919. Verlag des Deutschen Volkstums, 1920.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Susanne Rappe-Weber: Bündische Jugend. In: Historisches Lexikon Bayerns. (historisches-lexikon-bayerns.de)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Reimund Meffert: Pommern und sein reformpädagogisches Erbe. In: Werner Buchholz (Hrsg.): Kindheit und Jugend in der Neuzeit. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07259-4.
- ↑ a b Archiv der deutschen Jugendbewegung: Bundestag des Jungdeutschen Bundes auf der Burg Lauenstein arcinsys.hessen.de.
- ↑ Rainer Mackensen: Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik im „Dritten Reich“. Leske Budrich, 2006, ISBN 3-531-15121-5, S. 142 (books.google.com).
- ↑ Andreas Speit Andrea Röpke: Völkische Landnahme – Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos. 2019 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Jungdeutscher Bund. In: Brockhaus-Lexikon in 20 Bänden. Band 9: Iru–Kle. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1982, ISBN 3-423-03309-6, S. 124 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).