Josef Kleihues

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Marienkapelle (1657) von Peter Pictorius und Krippenmuseum (1994) von Josef Paul Kleihues in Telgte
Kant-Dreieck, Berlin
Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim

Josef Paul Kleihues (* 11. Juni 1933 in Rheine; † 13. August 2004 in Berlin) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer.

Josef Kleihues, dessen jüngerer Bruder der Mediziner Paul Kleihues war, machte 1955 sein Abitur am Gymnasium Dionysianum in Rheine. Anschließend studierte er an der Technischen Hochschule Stuttgart (bis zum Vordiplom 1957) und der Technischen Universität Berlin (1957–1959, Hauptstudium) Architektur. Von 1973 bis 1994 hatte er verschiedene Lehrstühle der Universität Dortmund inne.

Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Büro von Peter Poelzig. Von 1962 bis 1967 bildete er zusammen mit Heiner Moldenschardt eine Bürogemeinschaft. Zusammen realisierten sie in Berlin u. a. eine Wohnbebauung in der Gropiusstadt und einen Altenklub in Berlin-Reinickendorf. Bekannt wurde auch ihr städtebauliches Gutachten für Berlin-Ruhwald von 1967. Im August 1968 wurde er zusammen mit Moldenschardt in einer Ausgabe der Deutschen Bauzeitung als einer der Vertreter der jüngeren Berliner Generation vorgestellt.[1] Im September 1968 war er an der Ausstellung „Diagnose zum Bauen in West-Berlin“ der Gruppe „Aktion 507“ beteiligt, die sich kritisch mit dem Berliner Städtebau dieser Zeit auseinandersetzte.

In weiteren Fachkreisen erlangte Kleihues Anfang der 1970er Jahre mit seinem Gebäude für die Berliner Stadtreinigung Bekanntheit. Dem interessierten Laien wurde er vor allem als Planungsdirektor der Internationalen Bauausstellung 1984/87 in Berlin bekannt. Durch seine Arbeit prägte er den Begriff der „kritischen Rekonstruktion“, der bis heute weitreichende Auswirkungen gerade auf die Berliner Stadtgestalt hat: Sie bedeutet ein Konzept der Stadtreparatur in und an den zerstörten und beschädigten städtischen Strukturen der Berliner Blockrandbebauung. Seine Planungen im Sinne der „kritischen Rekonstruktion“ zielten darauf ab, den historischen Stadtgrundriss sowie bedeutende Merkmale der historischen Bebauung mit modernen Bautechnologien und in zeitgenössischer Formensprache nachzubilden, um Urbanität zu erhalten oder zu fördern, sowie die Geschichte und das kulturelle Erbe eines Quartiers zu berücksichtigen. Dadurch formulierte Kleihues Leitsätze, die sich klar gegen die städtebaulichen Konzepte der 1950er bis 1970er Jahre abgrenzte. Mit seinen Bauten, vor allem aber durch seine Schriften, prägte er maßgeblich das bauliche Erscheinungsbild Berlins in den 1980er und 1990er Jahren. Mit seinem Sohn Jan Kleihues gründete er 1996 das Architekturbüro Kleihues Kleihues.

Kleihues verstarb im Alter von 71 Jahren am 13. August 2004 in Berlin. Er wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf in einem Ehrengrab der Stadt Berlin beigesetzt.

Ehrungen und Auszeichnungen

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Bauwerke (Auswahl)

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Treppenhaus im von Josef Paul Kleihues entworfenen Museum of Contemporary Art, Chicago
The Regent am Gendarmenmarkt, Berlin
Schöneberger Straße 5, 5A, 6, 6A

Als Mitarbeiter von Peter Poelzig

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Gemeinsam mit Heiner Moldenschardt

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Gemeinsam mit Gerhard Krebs

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Als eigenständiger Architekt

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Gemeinsam mit Jan Kleihues

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  • Paul Kahlfeldt, Andres Lepik, Andreas Schätzke (Hrsg.): Josef Paul Kleihues. Stadt Bau Kunst. Berlin 2003.
  • Andrea Mesecke, Thorsten Scheer (Hrsg.): Josef Paul Kleihues. Themes and Projects / Themen und Projekte. Basel / Berlin / Boston 1996.
Commons: Josef Paul Kleihues – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kleihues und Moldenschardt. In: Deutsche Bauzeitung, Leinfelden-Echterdingen, Heft 8, 1968, S. 593–595.
  2. a b Rolf Rave, Hans-Joachim Knöfel: Bauen seit 1900 in Berlin. 4. unveränderte Auflage. Kiepert, Berlin 1983, ISBN 3-920597-02-8.
  3. Josef Paul Kleihues: Josef Paul Kleihues – the art of urban architecture. Nicolai, Berlin 2003, ISBN 3-89479-113-6.
  4. Bauausstellung Berlin GmbH, Carlheinz Feye (Hrsg.): Internationale Bauausstellung Berlin 1987 – Projektübersicht. Aktualisierte und erweiterte Auflage. Berlin 1991, ISBN 3-926641-22-3, S. 109.
  5. Mietshaus Schöneberger Straße 5, 5A, 6,, 6A. Landesdenkmalamt Berlin, abgerufen am 19. September 2023.
  6. Pabellón Polideportivo de San Clemente. Santiago Turismo, abgerufen am 5. August 2024.
  7. Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Four Seasons Hotel Berlin. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  8. Rolf Rave: Bauen seit 1980 in Berlin – ein Führer zu 400 Bauten in Berlin von 1980 bis heute. G H, Berlin 2005, ISBN 3-931768-80-5.
  9. Martin Kieren: Neue Architektur, Berlin 1990–2000 = New architecture, Berlin 1990–2000. Jovis, Berlin 1997, ISBN 3-931321-82-7, S. 132.