Josef Durm
Josef Wilhelm Durm (* 14. Februar 1837 in Karlsruhe; † 3. April 1919 ebenda) war ein deutscher Architekt des Historismus, Bauforscher, Baubeamter und Hochschullehrer.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Josef Durm war Sohn des Schneidermeisters Philipp Durm und dessen Frau Katharina, geborene Singer. Er studierte Architektur in Karlsruhe, wo er Mitglied des Corps Bavaria wurde.[1] Zu seinen akademischen Lehrern gehörten Friedrich Theodor Fischer und Heinrich Lang. 1860 legte er bei Heinrich Hübsch die Staatsprüfung ab. 1862–64 arbeitete er im Baubüro von Konrad Kraus in Mainz, danach erfolgte die Aufnahme in den badischen Staatsdienst. Ein Staatsstipendium erlaubte ihm 1866/67 einen ausgedehnten Studienaufenthalt in Italien. Auf der Rückreise besuchte er die Weltausstellung in Paris. 1868 wurde er Professor für Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe, an der er bis zu seinem Tod lehrte. 1877 wurde er zum Baurat, 1883 zum Oberbaurat ernannt. Ab 1887 war Durm als Baudirektor, ab 1894 als Oberbaudirektor bis 1902 der oberste Baubeamte im Großherzogtum Baden.
Daneben beschäftigte sich Durm mit der archäologischen Bauforschung und war Mitherausgeber des Handbuchs der Architektur, in welchem er die Bände Die Baukunst der Griechen (1881), Die Baukunst der Etrusker – Die Baukunst der Römer (1885) sowie Die Baukunst der Renaissance in Italien (1903) verfasste. Formen der Renaissance und des Frühbarocks bestimmten seine eigene Entwurfstätigkeit. Mit dem Aufkommen der modernen Architektur verlor Durms Historismus im 20. Jahrhundert an Ansehen. Zahlreiche seiner Bauten wurden abgerissen oder vereinfachend um- bzw. nach Kriegsschäden wiederaufgebaut.
Sein umfangreicher Briefwechsel mit seinem griechischen Schüler Aristoteles Zachos vermittelt einen instruktiven Einblick in die Karlsruher Architekturszene des beginnenden 20. Jahrhunderts.[2]
Ein Teil von Durms Nachlass befindet sich im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Bauten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](unter Durms Federführung)
- Baden-Baden
- Kaiserin-Augusta-Bad (1893; in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Karl Friedrich Moest; 1962 abgerissen)
- Landesbad (1890)
- Freiburg im Breisgau
- Katholische Pfarrkirche St. Johann
- Friedrich-Gymnasium
- Chemisches Institut der Universität (1882; im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- Physikalisches und physiologisches Institut der Universität (1890; im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- Heidelberg
- Provisorische Festhalle
- Alte Universität, Alte Aula
- Altklinikum der Universität in Heidelberg-Bergheim
- Kurfürst-Friedrich-Gymnasium
- Universitätsbibliothek
- Karlsruhe
- Hauptfriedhof (1873)
- Synagoge in der Kronenstraße (1875)
- Vierordtbad (1873)
- Festhalle (1877)
- Erbgroßherzogliches Palais (1891–1897, seit 1950 Bundesgerichtshof)
- Wohnhaus Schmieder (1881–1884, seit 1900 Prinz-Max-Palais; Sitz des Bundesverfassungsgerichts 1951–1969)
- Palais Bürklin (1874–1879)
- Amtsgefängnis (1897)
- Kunstgewerbeschule (1898–1901)
- Großherzogliches Bezirksamt, heute Polizeirevier Karlsruhe-Marktplatz
- Mannheim
- Gebäude der Oberrheinischen Versicherungsgesellschaft
- Überlingen
- Amtsgericht (1892)
- Amtsgefängnis (1892/93)
- Katholisches Pfarrhaus (1889)
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernennung zum Geheimrat
- Dr. phil. honoris causa der Universität Heidelberg
- Dr.-Ingenieur Ehren halber der Technischen Hochschule Berlin
- Ernennung zum Ehrenburschen des Corps Bavaria Karlsruhe[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ulrike Grammbitter: Josef Durm (1837–1919). Eine Einführung in das architektonische Werk. Dissertation Universität Heidelberg 1982, tuduv München, 1984, ISBN 978-3-88073-148-6. (Digitalisat)
- Oswald Hederer: Durm, Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 202 (Digitalisat).
- Ernst Koch: Oberbaudirektor Professor Dr. Josef Durm 1837–1919. Ein bedeutender badischer Architekt. In: Badische Heimat, 67 (1987), S. 288–299.
- Uta Hassler: Josef Durm – vom Nutzen und Nachtheil der Wissenschaft für ein Architektenleben. München 2023.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ F. L. Staub: Corps-Liste des Weinheimer SC von 1821 bis 1906. Dresden 1906, S. 25.
- ↑ Helen Fessas-Emmanouil: Aristoteles Zachos und Josef Durm. Eine deutsch-griechische Architektenfreundschaft. In: „Eine etwas bankerotte Kunstanstalt…“. Die Alt-Karlsruher Schule zwischen Heinrich Hübsch und Josef Durm (Materialien zur Baugeschichte 24). Karlsruhe 2017, S. 178–212.
- ↑ F. L. Staub: Corps-Liste des Weinheimer SC von 1821 bis 1906. Dresden 1906, S. 26.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Josef Durm beim Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau
- Josef Durm im Stadtlexikon des Stadtarchivs Karlsruhe
- Universitätsbibliothek Heidelberg über Durm
- Online-Findbuch N Durm, Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe
- Josef Durm. In: archINFORM.
Personendaten | |
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NAME | Durm, Josef |
ALTERNATIVNAMEN | Durm, Joseph; Durm, Josef Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt |
GEBURTSDATUM | 14. Februar 1837 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 3. April 1919 |
STERBEORT | Karlsruhe |