Johann Michael Bach (Komponist, 1648)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Johann-Michael-Bach-Denkmal in Gehren

Johann Michael Bach (getauft 9. Augustjul. / 19. August 1648greg. in Arnstadt; † 17. Maijul. / 27. Mai 1694greg. in Gehren[1]), auch „Gehrener Bach“ genannt, war ein deutscher Komponist, Kantor und Organist aus der Familie Bach.

Johann Michael Bach war ein Sohn von Heinrich Bach (einem Großonkel des berühmten Komponisten Johann Sebastian Bach), von dem er seinen ersten musikalischen Unterricht erhielt. Zudem besuchte er die Lateinschule seiner Heimatstadt Arnstadt[2]. Ferner wurde er vom Arnstädter Kantor Jonas de Fletin († 1665) unterrichtet. Dieser weckte in ihm früh das Interesse zur Vokalmusik. 1665 übernahm er die Stelle als Kantor und Organist der Arnstädter Schlosskapelle, welche vorher sein Bruder Johann Christoph Bach innehatte.[3] Dann wurde er, nachdem er am 5. Oktober 1673 seine amtliche Probe zur Zufriedenheit aller Hörer ablegte, Organist in Gehren. Er war zusätzlich bis zu seinem Tode als Stadtschreiber der Stadt Gehren und als Musikinstrumentenbauer tätig. Er wohnte in einer eigens für Organisten 1654 erbauten Wohnung.[2] 1675 heiratete er Katharina Wedemann, die Tochter von Johann Wedemann, der in Gehren ebenfalls Stadtschreiber war.[4] Mit ihr hatte er sechs Kinder, von denen der einzige Sohn und mehrere Töchter bereits im Kindesalter starben. Seine jüngste, 1684 geborene Tochter Maria Barbara Bach war die erste Frau ihres Cousins 2. Grades Johann Sebastian Bach.[2] Sie verstarb bereits 1720. Johann Michael Bach verstarb früh, mit 45 Jahren in Gehren.

In der Familienchronik wird er als „habiler Componist“ bezeichnet.[5] Seine Werke sollen seinen Charakter nach einem zeitgenössischen Dokument gut wieder spiegeln: still, zurückgezogen und kunstverständig.[6] Von Johann Michael Bach sind im altbachischen Archiv folgende Kantaten und Motetten erhalten:

  • Ich weiss, dass mein Erlöser lebt. Choralmotette für fünfstimmigen Chor
  • Ach wie sehnlich wart’ ich der Zeit. Kantate für Sopran, Streichinstrumente und Orgel
  • Das Blut Jesu Christi. Choralmotette für fünfstimmigen Chor, Bläser oder Orgel
  • Auf, lasst uns den Herren loben. Kantate für Alt, Streichinstrumente und Orgel
  • Nun hab’ ich überwunden. Choralmotette für achtstimmigen Doppelchor
  • Herr, wenn ich nur dich habe. Choralmotette für fünfstimmigen Chor
  • Die Furcht des Herren. Kantate für fünf Solostimmen, Chor und Instrumente

Obwohl er als Instrumentenbauer viele Geigen und Tasteninstrumente baute, sind außer den Orgelchorälen und ein paar Klaviermusiken keine Instrumentalwerke bekannt.[7]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Eine problematische Referenz auf einen Johann Michael Bach existiert in: Hermann Ritter (Hrsg.): Allgemeine illustrierte Encyklopädie der Musikgeschichte. Band 4. Schmitz, Leipzig o. J. [1901], S. 63; Textarchiv – Internet Archive. Zitat: „Johann Michael Bach, der 1660 (!) in Arnstadt geboren wurde, war Organist und Stadtschreiber in Gehren [Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen], wo er 1723 (!) starb.“ Hier scheint es sich um eine Verwechslung zu handeln, denn die hier für den „Gehrener Bach“ angegebenen Lebensdaten entsprechen denen von Johann Michaels Schwippschwager Johann Lorenz Stauber (1660–1723). Stauber, Pastor in Dornheim, war mit Regina Wedemann verheiratet, der Schwester von Johann Michaels Frau Katharina, vgl. Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16739-6, S. 100.
  2. a b c Johann Michael Bach. Abgerufen am 28. Mai 2023.
  3. Johann Michael Bach [14] (Composer). bei Bach Cantatas Website (englisch)
  4. Rochus von LiliencronBach, Johann Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 728 f.
  5. Johann Sebastian Bach: Ursprung der musicalisch-bachischen Familie. 1735. In: Bach-Dokumente. Band 1: Werner Neumann, Hans-Joachim Schulze (Hrsg.): Schriftstücke von der Hand J. S. Bachs. 2. Auflage. Bärenreiter, Kassel 2012, ISBN 978-3-7618-0025-6, S. 255–267. Auch online: 1735, Ende des Jahres: Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie. In: jsbach.de, abgerufen am 18. Mai 2023, sowie: „Der Ursprung“ 1735 von Johann Sebastian Bach. In: bachueberbach.de, abgerufen am 18. Mai 2023.
  6. Johann Michael Bach. Abgerufen am 28. Mai 2023.
  7. Klassik Heute: Johann Michael Bach: Biographie. Abgerufen am 28. Mai 2023.