Horak’sche Musikschule

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Die Horak’schen Musikschulen, später mit vollständigem Namen „Eduard Horak’sche Clavier-, Orgel- und Gesangsschulen“[1] wurden von Eduard Horak ab 1867 als private Musikschulen in Wien gegründet. Aus ihnen ging 1979 das Wiener Franz Schubert Konservatorium hervor.

Eduard Horak eröffnete seine erste Musikschule am 1. September 1867 mit seinem Bruder Adolf in seiner Privatwohnung in der Margaretenstraße. Wegen des großen Erfolgs wurde die Schule bald auf vier Standorte in Wien erweitert:

  • Wieden: 1867 Margaretenstraße 24[2], ab 1868 Heumühlgasse 4[3], ab 1877 Schickanedergasse 6[4], ab 1879 Preßgasse 19[5], ab 1885 Margaretenstraße 19
  • Mariahilf: 1872 Mariahilferstraße 97, um 1877 Hauptstraße 85[4], ab 1881 Zollergasse 6, um 1904 Kollergerngasse 4[1]
  • Leopoldstadt: 1873 Asperngasse 1[4]
  • Innere Stadt: 1880 Tiefer Graben 3, um 1904 Schulhof 4[1]

Später kamen Zweiginstitute in Baden und Bad Vöslau hinzu.

Pädagogisches Konzept

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Die Unterrichtsmethodik richtete sich nach den pädagogischen Grundsätzen von Johann Heinrich Pestalozzi und Adolph Diesterweg, nach denen der Schwerpunkt der musikalischen Ausbildung nicht auf einer „Dressur“ der technischen Fähigkeiten zu liegen habe, sondern auf der persönlichen Entwicklung, der „inneren Menschwerdung“, des Schülers als ein Gemeinschaftsprojekt aller Beteiligten.[6]

Der Lehrgang war dreistufig gegliedert. Er begann mit einer Vorbereitungsstufe, es folgten eine Mittelstufe und eine Ausbildungsstufe.

Neben dem Fach Klavier wurden die Fächer Orgel und ab 1883 Sologesang unterrichtet. Der Lehrplan umfasste neben der praktischen Ausbildung auch die Themenfächer Allgemeine Musiklehre (u. a. Musikdiktat), Harmonielehre, Kammermusik, Chorgesang und Musikgeschichte. Es fanden monatliche und jährliche Prüfungen sowie öffentliche Aufführungswettbewerbe statt. Außerdem wurden Vorbereitungskurse für die Staatsprüfung im Lehramt Musik angeboten.

Am 17. März 1877 besuchte Franz Liszt die Wiedener Schule und überzeugte sich von der hohen Qualität der Ausbildung.[7]

Ab 1881 mussten alle Lehrende der Schule eine staatliche Prüfung für das Lehramt abgelegt haben.

Die Schülerzahlen entwickelten sich von anfangs 45 im Schuljahr 1867/68 auf 688 im Schuljahr 1878/79.[5] Im Sterbejahr Horaks 1892 wurden 1029 Lernende unterrichtet und es arbeiteten ca. 70 Lehrkräfte an seinen Schulen.[8]

Ab 1881 gab Horak die Leitung der einzelnen Standorte an seine Mitarbeiter ab, die vom k. k. Landesschulrat approbiert wurden. Die Wiedener Schule leitete Adolph Schmidt und Franz Urban, die Mariahilferschule Adolf Horak, die Leopoldstädter Schule Franz Brixel und die Innere Stadt Chovan Coloman.[9] Ab 1914 übernahm Friedrich Spigl die Gesamtleitung. 1935 folgten Carl Ballon, 1937 Gisela Gurter und 1959 Adolf Sedlak.

1941 wurden die Horak’schen Schulen in Wien in den Rang von Konservatorien erhoben und 1979 in Franz Schubert Konservatorium umbenannt. Zur Entwicklung ab dieser Zeit siehe dort.

Bekannte Lehrende

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Bekannte ehemalige Studenten

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  • Gisela Gurter, übernahm ab 1937 die Schulleitung
  • Ferdinand Löwe (1865–1925), österreichischer Dirigent[11]
  • Raoul Walter (1863–1917), Opernsänger
  • Franziska Weinwurm (1882–1953), Pianistin und Sängerin
  • Artikel „Dr. Theodor Otto Helm“ im Oesterreichischen Musiklexikon online
  • Barbara Doblhamer, Magisterarbeit Eduard Horak 1838–1892, Leben und Werk, Institut für Musikgeschichte der Hochschule für Musik Wien

Einzelnachweise

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  1. a b c Wiener Montags-Journal, 5. September 1904, S. 8. Österreichische Nationalbibliothek online
  2. Eröffnungsanzeige in: Fremden-Blatt., 19. September 1867, S. 8. Österreichische Nationalbibliothek online
  3. Neues Wiener Tagblatt, 9. September 1868, S. 6.Österreichische Nationalbibliothek online
  4. a b c Neues Wiener Tagblatt, 5. September 1877, S. 9. Österreichische Nationalbibliothek online
  5. a b Neue Freie Presse, 31. August 1879, S. 13. Österreichische Nationalbibliothek online
  6. in: Franz Brixel, Festschrift zum Jubiläum des zwanzigjährigen Bestandes der Horak’schen Clavierschule, 1886/87, S. 4
  7. Neues Wiener Tagblatt, 20.März 1877, Nr. 77, 11. Jg., S. 5. Österreichische Nationalbibliothek online
  8. Jahresbericht der Horak’schen Musikschule, 1891/92, S. 7
  9. Deutsche Kunst- und Musikzeitung 1887, Heft 30, S. 7. Österreichische Nationalbibliothek online
  10. Homepage von Walter Bricht Abgerufen am 21. März 2024
  11. a b c d e Annkatrin Babbe: Das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, S. 149
  12. Allgemeine Musikalische Zeitung, 4. September 1872, S. 580–582. Internet Archive