Haus zum Pelikan
Das «Haus zum Pelikan» in der Altstadt von St. Gallen ist ein Bürgerhaus in der Schweiz. Der Erker ist in das Schweizerische Inventar der Kulturgüter von regionaler Bedeutung (Kategorie B) eingetragen.[1] Nahezu alle Altstadthäuser sind als «schützenswert» im Inventar der Baudenkmale der Stadt verzeichnet, Kulturgüter der Kategorie C wurden noch nicht veröffentlicht.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Haus befindet sich an der Südseite der Schmiedgasse und trägt dort die Nummer «15». Es grenzt im Süden an das «Stadthaus» in der Gallusstrasse. Südlich erstreckt sich der Stiftsbezirk, der 1983 in das Verzeichnis des schützenswertens Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Geschichte und Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der zweistöckige Erker wird auf 1708 datiert. Der Hausname «Zum Pelikan» wird 1733 erstmals urkundlich erwähnt. In Aufbau und Stil ist dieser Erker mit dem «Kamelerker» in der Spisergasse «22» vergleichbar, der 1673 angelegt und 1720 erweitert wurde. Die ersten Erker an St. Galler Bürgerhäusern wurden aus Sandstein gebaut. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sie aus Eichen- und Lindenholz geschnitzt. Dieser Erker ist zwar ebenfalls geschnitzt, aber mit grauer Ölfarbe gestrichen, um Sandstein vorzutäuschen. Da Australien zwar entdeckt, aber noch nicht in Besitz genommen wurde, fehlt es möglicherweise als Dekoration, es könnte jedoch aus «Gründen der Symmetrie» fehlen. Das Gebäude wird als Café und Wohnhaus genutzt.[2]
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Linke Figur
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Obere Brüstung
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Untere Brüstung
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Abstützung
Das viergeschossige Haus selbst ist schlicht gegliedert. Die Fenster sind paarweise gekoppelt. Die zweistöckige Konstruktion verbindet das Erdgeschoss mit dem dritten Obergeschoss. Das Kupferdach wird von einem goldenen Pelikan gekrönt. Er reisst sich die Brust auf, um seine drei Jungen mit Blut zu tränken. Sein Nest ist aus einer Dornenkrone gebildet. Der Vogel symbolisiert «aufopfernde Nächstenliebe» und wie auch die Dornenkrone die «Leiden Christi».[2]
Der Erker ist dreiachsig angelegt. Die Felder der oberen Brüstung zeigen die Erdteile Europa und Asien, die der unteren Afrika und Amerika. Pelikanerker ist zweistöckig aus Holz geschnitzt. Er wird von einem goldenen Pelikan auf dem Kuppeldach überragt, der sich die Brust aufreisst, um seine Jungen mit seinem Blut zu tränken. Die Allegorien der Kontinente zeigen zwei Frauen und zwei Männer, die in Wagen sitzen. Sie werden paarweise von Pferden, Dromedaren, Löwen und Pumas oder Hunden gezogen. Die zwei mittleren und seitlichen Felder zeigen «üppige Fruchtbündel», die Reife und Wohlstand symbolisieren. Engel, Putten und Neidköpfe trennen die Felder.[2]
Getragen wird der Erker von den Schwingen eines Adlers. Als Konsolen dienen zwei Krokodile, die versuchen zwei weitere Adler in ihrem Mäulern festzuhalten. Die Halbfiguren zweier Janitscharen flankieren die Eingangstür und machen abwehrende Gesten.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Doris Bentele-Baumann: Pelikanerker, Schmiedgasse 15, 1708. In: Erker der Stadt St. Gallen. St. Gallen Kultur, St. Gallen 2014, ISBN 978-3-033-04848-5. S. 26–29.
- Ernst Ziegler: Erker in St. Gallen. St. Gallen 1994, ISBN 3-9520717-0-6. S. 71–72.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 47° 25′ 26,5″ N, 9° 22′ 33,9″ O; CH1903: 746176 / 254384