Hansa-Bauprogramm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Hansa-Bauprogramm war ein während des Zweiten Weltkriegs aufgelegtes Serienbauprogramm von Einheitsfrachtschiffstypen, das auf deutschen und mehreren anderen Werften in europäischen Staaten, die Deutschland während des Krieges besetzt hielt, durchgeführt wurde, um kriegsbedingte Schiffsverluste deutscher Reedereien aufzufangen.

Am 23. Juni 1942 wurde von den acht Bremer und Hamburger Reedereien Bock, Godeffroy & Co., DDG „Hansa“, Deutsche Afrika Linien, John T. Essberger, Hamburg Amerika Linie, Hamburg Süd, Norddeutscher Lloyd, Schulte & Bruns und Rob. M. Sloman die Schiffahrt Treuhand G.m.b.H. mit dem Ziel gegründet, den vertraglichen und finanziellen Rahmen des Programms zu entwickeln. Hierzu mussten die nötigen Materialien, wie zum Beispiel 420.000 Tonnen Stahl geordert, oder die Fragen der Bauaufsicht abgeklärt werden.

Es wurden drei Schiffstypen (Hansa Typ A, Hansa Typ B, Hansa Typ C) im Hansa Programm gebaut, die vorwiegend für die zugänglich gebliebenen Fahrtgebiete der Nord- und Ostsee konzipiert wurden. Für jeden Typ wurde eine sogenannte „Vorbauwerft“ bestimmt, nach deren Entwurf die Serienbauten zu bauen wären. Dieses waren die Deutsche Werft, Hamburg für den kleinsten Typ und der Bremer Vulkan für den mittleren Typ. Der große Typ wurde von der Deutschen Werft entwickelt, aber von F. Schichau in Danzig als Vorbauwerft erstellt. Insgesamt entstanden 65 Stückgutschiffe zwischen 1942 und 1945, welche aufgrund der Rohstoffknappheit aus dem für den Schiffbau eigentlich zu spröden Thomasstahl gebaut und aus demselben Grund mit damals im deutschen Schiffbau schon unüblichen kohlebefeuerten Dampfkessel und Kolbendampfmaschinen ausgerüstet waren. Trotz dieses Mankos waren einige Exemplare, umgebaut auf Ölfeuerung der Kessel, bis in die späten 1970er Jahre in Fahrt.

Daten der verschiedenen Typen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hansa Einheitsfrachtschiffe
Daten[1] Hansa Typ A Hansa Typ B Hansa Typ C
Klassenzeichen Germanischer Lloyd 100A4 E, MC
Vermessung 2.000 BRT 2.800 BRT 5.300 BRT
Tragfähigkeit 3.000 Tonnen 5.000 Tonnen 9.000 Tonnen
Länge über Alles 91,50 m 109,50 m 134,00 m
Breite 13,50 m 15,50 m 17,37 m
Seitenhöhe 8,20 m 9,30 m 11,20 m
Tiefgang 5,60 m 6,30 m 7,50 m
Hauptmaschine Lentz Doppelverbund-Dampfmaschine
Anzahl und Durchmesser der Zylinder 2 × 420 mm 2 × 900 mm 2 × 420 mm 2 × 900 mm 2 × 485 mm 2 × 1100 mm
Hub 900 mm 900 mm 1.100 mm
Leistung 1.200 PS 1.800 PS (mit Abdampfturbine) 3.000 PS (mit Abdampfturbine)
Umdrehungen 90 90 90
Anzahl der Kessel 2 × Flammrohrkessel 2 × Flammrohrkessel 3 × Wasserrohrkessel
Geschwindigkeit 10 Knoten 11,5 Knoten 11,5 Knoten
Commons: Hansa-Bauprogramm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Hans Jürgen Witthöft: Das Hansa-Bauprogramm. Wehrwissenschaftliche Berichte Band 6. J. F. Lehmanns, München 1968.
  • Hans Jürgen Witthöft: Das »Hansa«-Bauprogramm. In: Bruno Bock (Hrsg.): Seekiste. Vol. 20, Nr. 8. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford August 1969, S. 338–340.
  • Hans Jürgen Witthöft: Die Deutsche Handelsflotte 1939–1945. Band 2: Handelsschiffe–Blockadebrecher–Hilfskriegsschiffe. Muster-Schmidt, Göttingen 1971.
  • Peter Jasper: Das Hansa-Bauprogramm. In: Schiffahrt international. Nr. 11, November 1992, S. 419.
  • Einheitstyp Hansa A. In: Schiff & Hafen. Nr. 7, Juli 2010.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Germanischer Lloyd (Hrsg.): Internationales Register 1867–1992. Germanischer Lloyd 125 Jahre. 2. Auflage. Selbstverlag des GL, Hamburg 1992.