Festouvertüre 1948
Die Festouvertüre 1948 für großes Orchester von Ottmar Gerster entstand 1948 als Auftragswerk der Kulturabteilung des Landesvorstandes Thüringen der SED zum hundertjährigen Gedenken der Revolution von 1848 und zugleich als Loblied auf die Entwicklung des Sozialismus in der Sowjetischen Besatzungszone, die im folgenden Jahr zur Gründung der DDR führen sollte. Musikalisch wird die Entstehung des Sozialismus nachvollzogen, indem Gerster verschiedene musikalische Zitate von Kampfliedern verwendet. Er beginnt seine Festouvertüre mit der Internationale. Laut Marx’ materialistischer Dialektik kann aber kein sozialistischer Staat entstehen, wenn nicht die vorhergehenden Gesellschaftsformen durchlaufen werden. Als Symbol für den Umbruch von der feudalen in die kapitalistische Gesellschaft zitiert Gerster die Marseillaise. Zu den weiteren zitierten Liedern gehören Brüder, zur Sonne, zur Freiheit und der russische Trauergesang Unsterbliche Opfer.
Die Festouvertüre wurde im Rahmen der 1. Kulturtagung der SED vom 5. bis 7. Mai 1948 in der Staatsoper Berlin uraufgeführt. Die Aufführungsdauer beträgt rund sieben bis zehn Minuten.
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Streicher.
Aufnahmen / Tonträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig, Dirigent: Hermann Abendroth. Hastedt 1997 (1949)
- Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig, Dirigent: Horst Stein. Berlin Classics 1995 (1959)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Norbert Albrecht: Musik zu Sprechen bringen. Aspekte der Narration in der frühen DDR-Musik. In: Eberhard Lämmert (Hrsg.): Die erzählerische Dimension: eine Gemeinsamkeit der Künste. Akademie Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-05-003304-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Hannelore Gärtner: Die Künste in der Deutschen Demokratischen Republik: aus ihrer Geschichte in drei Jahrzehnten. Henschelverlag, Berlin 1979 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Bettina Hinterthür: Noten nach Plan: die Musikverlage in der SBZ/DDR – Zensursystem, zentrale Planwirtschaft und deutsch-deutsche Beziehungen bis Anfang der 1960er Jahre (= Beiträge zur Unternehmensgeschichte. Band 23). Franz Steiner, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08837-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Anne-Kristin Schmidt: Musik als Werkzeug der Indoktrination: Am Beispiel der Festouvertüre 1948 von Ottmar Gerster und dem Mansfelder Oratorium von Ernst Hermann Meyer. Are, Mainz 2009, ISBN 978-3-924522-26-1.
- Daniel zur Weihen: Komponieren in der DDR: Institutionen, Organisationen und die erste Komponistengeneration bis 1961 (= Aus Deutschlands Mitte. Band 29). Böhlau, Köln 1999, ISBN 3-412-09399-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).