Drögemüller
Drögemüller ist ein deutscher Familienname.
Herkunft und Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die frühste Erwähnung des Namens Drögemüller findet sich in einer Urkunde der Hansestadt Lübeck von 1397, laut derer der Bischof von Ratzeburg, Detlev von Berkentin, die im Jahre 1347 von Mitgliedern seiner Familie den Dominikanern in Lübeck gemachte Schenkung eines Grundstückes im mecklenburgischen Dassow bestätigt. In dieser Urkunde wird der Einwohner Tymmo Droghemolner aus Dassow genannt.[1] Der Name Drögemüller setzt sich aus dem mittelniederdeutschen Wort dröge („trocken“, „dürr“) sowie der Berufsbezeichnung Müller zusammen.[2]
Zur Entstehung des Namens findet sich in einem alten Kirchenbuch aus dem niedersächsischen Suderburg folgende Erläuterung: „Früher hießen diese Leute nur Müller. Da es aber so viele Müller im Orte gab, wurden die 'auf dem Drögen' d. h. Trockenen, hochwohnenden Müllers im Gegensatz zu den mehr in der sumpfigen Hardauniederung wohnenden Müllers 'Drögemüller' genannt!“[3] In dieser Gegend taucht der Name erstmals zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf.
Laut Urkunden des Klosters Ebstorf war im Jahre 1526 ein Ludeke Drogemoller (* um 1475) auf dem Viertelhof Nr. 13 in der Dorfmitte Hösseringens sesshaft, der 1522 in der Tat noch als Lutke Moller bzw. im Jahre 1523 als Ludeke Moller bezeichnet wurde.[4] Dieser Hof blieb noch bis ins 19. Jahrhundert in Besitz der Familie Drögemüller, die hier neben der Landwirtschaft einen Gasthof betrieb. Die Familie ist damit nachweislich mindestens seit dem 15. Jahrhundert im Raum Suderburg ansässig.[5] Die bis heute in Böddenstedt (Landkreis Uelzen; siehe Wappen) und Scharnhorst (Landkreis Celle) bestehenden Familienzweige stammen von Peter Drögemüller (* um 1575; † 1636) ab, der mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Nachfahre des erwähnten Ludeke Moller/Drogemoller gewesen ist.
Varianten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Familiennamen Drögemüller gibt es vor allem im angloamerikanischen und englischen Sprachraum die alternativen Schreibweisen Droegemueller, Drogemuller und Dragemuller und in Dänemark die Schreibweise Drøgemüller. Der Familienname Drögmöller ist etymologisch verwandt und häufig in Mecklenburg-Vorpommern anzutreffen.
Häufigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In deutschen Telefonbüchern kommt der Name Drögemüller nur 136 mal – insbesondere im nordöstlichen Niedersachsen, in Hamburg und Schleswig-Holstein – vor. Damit ist der Name in Deutschland selten und unterdurchschnittlich häufig vertreten.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blasonierung des Wappens der Familie Drögemüller aus Böddenstedt lautet wie folgt: „In Silber ein roter Wellenschrägbalken, begleitet oben von einem roten Wassermühlrad, unten von einem achtspeichigen roten Wagenrad. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsendes silbern-gehuftes und rot-gezungtes rotes Einhorn mit silbernem Horn.“[6]
Zur Symbolik des Wappens: Das rote Einhorn geht auf die im Mittelalter am Stammsitz der Familie ansässige ministerialadlige Familie derer von Böddenstedt zurück. Das Mühlrad steht für den Namensbestandteil müller und befindet sich schwebend, eben im Drögen, über einem Wellenschrägbalken, der einen Bachlauf symbolisiert. Das Wagenrad wiederum symbolisiert das Stellmacherhandwerk, das von der Familie seit 1774 über sieben Generationen (bis ca. 2000) neben der Landwirtschaft ausgeübt wurde. Zudem erhielt die Familie von der königlichen Landdrostei im Jahre 1853 die Konzession zur Landkrämerei und führte bis 1981 einen Kolonialwarenladen. Ab 1894 waren die jeweiligen Hoferben auch Posthalter, Kirchenvorsteher und Ratsherren.
Das Familienwappen wurde eingetragen in die Deutsche Wappenrolle, herausgegeben vom HEROLD zu Berlin (Nr. 11626/13). Die Führungsberechtigung gilt für alle Nachkommen des Hans Peter Drögemüller (1742–1773 Böddenstedt, Landkreis Uelzen), Vater des Bürgermeisters Jürgen Drögemüller, solange sie noch den Familiennamen führen. Bei Hans Peter Drögemüller handelt es sich um einen Urururenkel des oben erwähnten Peter Drögemüller (* um 1575; † 1636) aus Hösseringen.
Figuren in Literatur und Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Doktor Drögemüller, behandelnder Arzt des Christian Buddenbrook aus Hamburg – In: Thomas Mann (1901): Buddenbrooks: Verfall einer Familie.
- Schulrat Drögemüller – In: Otto Ernst (1908): Semper der Jüngling.
- Anita Drögemöller, Callgirl im Ruhrgebiet – In: Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr (1976), Kriminalfilm, Regie: Alfred Vohrer, Darsteller u. a.: Monique van de Ven (als Anita), Harald Leipnitz, Brigitte Mira.
Straßennamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich-Drögemüller-Weg, Sassenburg-Westerbeck, Landkreis Gifhorn.
Namensträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Drögemüller (* um 1560), deutscher Amtmann zu Liebenburg und Besitzer des ehemaligen Ritterguts Garßenhof
- Dorothea Drögemüller (* 1854), ⚭ Hermann von Mengersen (1837–1887), Herr auf Oldendorf, königlich preußischer Oberförster; Urenkel des preußischen Oberpräsidenten Franz Traugott von Breitenbauch (1739–1796)[7]
- Max Drögemüller (1871–1915), deutsch-baltischer Rittergutsbesitzer und Pferdezüchter auf Alt-Märjamaa, ⚭ Alice Bewer (1864–1932); 1. ⚭ Gotthard Jacobowsky, Arzt
- Elfriede Drögemüller (1875–1913), Patentochter des britischen Vizekonsuls Baron Étienne Girard de Soucanton (1843–1910), ⚭ Alfred Schmidt (1874–1947), deutsch-baltischer Rittergutsbesitzer auf Waddemois[8]
- Ellinor Drögemüller (* 1883), ⚭ Gerhard von Hueck (1873–1940; 1. ⚭ Virginie von Kotzebue, Urenkelin des August von Kotzebue), deutsch-baltischer Rittergutsbesitzer auf Munnalas; Sohn des Revaler Bürgermeisters John von Hueck (1844–1925) und der Sophie von Wistinghausen (1845–1907), verw. Edle von Rennenkampff[9]
- William Droegemueller (1906–1987), US-amerikanischer Stabhochspringer und Ophthalmologe, Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1928 in Amsterdam, ⚭ Florence Scribner (1906–1995)
- Alfred Drögemüller (1913–1988), deutscher Politiker (KPD/SED), Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, Redakteur und Historiker, ⚭ Grete Schmidt (1911–2004)
- Hans-Peter Drögemüller (1932–2015), deutscher Altphilologe und Gymnasiallehrer
- William Droegemueller (1934–2021), US-amerikanischer Arzt und emeritierter Professor an der University of North Carolina
- Hans-Jürgen Drögemüller, (* 1949), deutscher Landwirt, Kaufmann und Kommunalpolitiker, ⚭ Evelyn von Spiczak Brzeziński (* 1952)
- Inka Drögemüller (* 1969), deutsche Kulturwissenschaftlerin, stellvertretende Direktorin des Metropolitan Museum of Art in New York, ehemalige Vizedirektorin der Schirn Kunsthalle Frankfurt
- Jens Drögemüller (* 1969), deutscher Spieleautor und Bilanzbuchhalter
- Cord Drögemüller, (* 1970), deutscher Tierarzt und Professor für Tiergenetik an der Universität Bern
- Lars Drögemüller, (* 1973), ehemaliger Handballspieler der Rhein-Neckar-Löwen[10]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Friedrich von Ehrenkrook (1964): Genealogisches Handbuch des Adels, Band 32. C. A. Starke, S. 174.
- Tilman Grottian: Geschichte der Gemeinde Suderburg. Festschrift zum 1000-jährigen Jubiläum im Jahr 2004. Edition Anderweit, Suderburg-Hösseringen 2004, ISBN 3-931824-33-0.
- Rolf Hillmer: Geschichte der Gemeinde Suderburg. Bahnsen, Böddenstedt, Graulingen, Hamerstorf, Hösseringen, Holxen, Oldendorf I, Räber (= Schriften zur Uelzener Heimatkunde. Nr. 6, ISSN 0941-1666). C. Becker, Uelzen 1986.
- Horst Naumann (1994): Buch der Familiennamen. Falken, S. 96.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Verein für Lübeckische Geschichte (1873): Urkundenbuch der Stadt Lübeck, Band 4
- ↑ Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim (Hrsg., 2008): Duden. Lexikon der Familiennamen. Herkunft und Bedeutung von 20.000 Nachnamen. Mannheim.
- ↑ Karl Adolf Dietrich Oberdieck (1910): Aus der Geschichte Suderburgs – Sonderabdruck der „Kreis Zeitung“, S. 51.
- ↑ Rolf Hillmer (1986): Geschichte der Gemeinde Suderburg. Uelzen: Becker Verlag.
- ↑ Rolf Hillmer (1986): Geschichte der Gemeinde Suderburg. Becker Verlag Uelzen.
- ↑ Karl-Heinz Alpers (2002): Chronik der Familie Drögemüller, Böddenstedt, Kreis Uelzen.
- ↑ Justus Perthes (1920): Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser – Deutscher Uradel, Band 21.
- ↑ dspace.ut.ee/bitstream/handle/10062/17509/album_howen.pdf
- ↑ dspace.ut.ee/bitstream/handle/10062/17509/album_howen.pdf
- ↑ Bundesligateam - Kader Lars Drögemüller, Website Rhein-Neckar Löwen, abgerufen am 12. April 2024