Cervantes (Bruno Frank)
Cervantes ist ein Roman von Bruno Frank aus dem Jahr 1934. Er schildert verschiedene Lebensstationen des spanischen Dichters Miguel de Cervantes (1547 – 1616).
Entstehungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bruno Frank schrieb diesen Roman im Exil, nachdem er im September 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland hatte fliehen müssen. Das Buch erschien erstmals 1934 in Amsterdam. Es war nach Trenck – Roman eines Günstlings sein zweiter historischer Roman. Er selbst bezeichnete ihn als autobiografisch und versah ihn anfangs mit dem Titel Ein Mann namens Cervantes. Martin Gregor-Dellin nennt Cervantes und Trenck „das große Zweigestirn im Romanwerk Bruno Franks“[1].
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Roman – in zwei Bücher geteilt – beschreibt verdichtet die wichtigen Stationen des Verfassers von Don Quijote.
Das erste Buch schildert die frühen Geschehnisse im Leben des Protagonisten Cervantes. Als junger Kammerdiener des Kardinals Giulio Aquaviva reist er 1569 mit diesem nach Rom. Später wird er von hier aus als Soldat in die Seeschlacht von Lepanto (1571) ziehen, in der Juan de Austria gegen die Türken unter Selim II. kämpft. In der Schlacht wird sein linker Unterarm so verletzt, dass die linke Hand gelähmt bleibt. Auf der Rückreise von Italien nach Spanien wird er von Piraten gefangen genommen und nach Algier gebracht. Hier wird er fünf Jahre festgehalten, bevor er freigekauft nach Spanien zurückkehrt.
Frank beleuchtet die Entwicklung seines Cervantes von einem jungen Dichter zu einem verzweifelten Einarmigen. Hierbei beschreibt er ebenso klar wie kurz die wichtigen Personen, denen Cervantes begegnet. Unter diesen befindet sich auch Philipp II. Ähnlich wie Friedrich der Große in Franks Roman Trenck (1926), wird auch hier der Herrscher „kontrapunktisch“ eingeführt. Das zweite Buch wird im Kapitel Escorial den Tod des Königs beschreiben.
Nachdem Cervantes nunmehr nach Spanien zurückgekehrt ist, widmet sich das zweite Buch seinem Leben in der Heimat bis zum Verfassen von Don Quijote. Frank beschreibt seinen Cervantes als einen Mann, der sich erfolglos als Schriftsteller am Madrider Theater Lope de Vegas versucht und schließlich, um nicht zu verhungern, als verhasster königlicher Steuereintreiber durch das Land zieht, bis er aufgrund diffuser Vorwürfe eingesperrt wird. In der Haft wird er sein großes Lebenswerk Don Quijote schreiben.
Cervantes wird in diesem Roman als Mann beschrieben, den es erst nach oben drängt, der hierbei aber immer wieder zurückgewiesen wird und der schließlich verstümmelt, arm, von der Welt enttäuscht und abermals eingesperrt einen der großen Romane der spanischen Literatur und der gesamten Literaturgeschichte schreibt.
Erstausgabe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bruno Frank: Cervantes. Roman. Amsterdam: Querido Verlag, 1934.
Andere Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bruno Frank: A man called Cervantes. Translated by Helen Tracy Porter-Lowe. London: Cassell, 1934.
- Bruno Frank: Cervantes. Roman. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Martin Gregor-Dellin. München: Nymphenburger Verlagshandlung, 1978.
- Bruno Frank: Cervantes (Lesung im MDR, Sprecher: Ulrich Noethen)[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erwin Ackerknecht: Nachwort. In: Bruno Frank: Politische Novelle. Stuttgart 1956, Seite 127–136, hier: 135.[3]
- Charles W. Carpenter: Exiled German writers in America 1932-1950. University of Southern California 1952, Seite 30–50, hier: 30–35.
- Martin Gregor-Dellin: Nachwort. In: Bruno Frank: Cervantes. Roman. München 1978, Seite 343–350.
- Herbert Günther: Erinnerungen an Bruno Frank. In: Welt und Wort: literarische Monatsschrift, 1. Jahrgang, Heft 5, 1946, Seite 134–136, hier: 136.
- Herbert Günther: Drehbühne der Zeit. Freundschaften, Begegnungen, Schicksale. Hamburg 1957, Seite 92.
- Sascha Kirchner: Der Bürger als Künstler. Bruno Frank (1887–1945) – Leben und Werk. Düsseldorf: Grupello, 2009, ISBN 978-3-89978-095-6, Seite 230–247, 12, 226, 227, 229, 249, 251, 265, 267, 270, 295, 330, 331, 335, 371, 393, 399, 400, 402.
- Thomas Mann: [Vorwort zu #Frank 1978.1]. In: #Mann 1984, Seite 387–391.
- Erika Mann; Klaus Mann: Escape to life: deutsche Kultur im Exil. München 1991, besonders: Seite 312–318, hier 316.
- Ulrich Müller: Schreiben gegen Hitler. Vom historischen zum politischen Roman. Untersuchungen zum Prosawerk Bruno Franks. Mainz 1994, Seite 55–68.
- Konrad Umlauf: Exil, Terror, Illegalität: die ästhetische Verarbeitung politischer Erfahrungen in ausgewählten deutschsprachigen Romanen aus dem Exil 1933 – 1945. Lang, Frankfurt am Main 1982, Seite 111–115, 123.
- Bruno Frank. Cervantes. In: Klaus Ulrich Werner: Dichter-Exil und Dichter-Roman. Studien zur verdeckten Exilthematik in der deutschen Exilliteratur 1933–1945. Frankfurt am Main 1987, Seite 104–158, Bibliographie: 261–265.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Martin Gregor-Dellin: Nachwort, in: Bruno Frank: Cervantes. Roman. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Martin Gregor-Dellin. München: Nymphenburger Verlagshandlung, 1978.
- ↑ mdr.de: Bruno Frank: "Cervantes" | MDR.DE. Abgerufen am 12. Februar 2018 (deutsch).
- ↑ Erwin Ackerknecht war ein Bruder von Eberhard Ackerknecht. Dieser und Bruno Frank waren Schulkameraden am Karlsgymnasium in Stuttgart und langjährige Freunde.