Carl Gussenbauer
Carl Ignatz Gussenbauer (auch Karl Ignatz Gussenbauer; * 30. Oktober 1842 in Obervellach;[1] † 19. Juni 1903 in Wien) war ein österreichischer Chirurg.
Gussenbauer war Professor der Chirurgie in Lüttich, Prag und Wien. Eine Berufung nach Würzburg 1877 lehnte er wahrscheinlich ab.[2] Mit Alexander von Winiwarter erforschte er um 1874 tierexperimentell und an Leichen die Möglichkeiten zur operativen Entfernung des Magenpförtners (Pylorusresektion).[3] Wie zuvor schon Jean-François Reybard gehörte er zu den ersten, die das von Dickdarmkrebs befallende Kolon resezierten.[4] Mit der Einnähung einer Pankreaszyste in die Bauchwand führte er 1882 erstmals eine Marsupialisation aus[5][6] und begründete damit die Pankreaschirurgie.[7] Im Jahr 1888 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[8] Ab 1894 leitete er als Nachfolger von Theodor Billroth die II. Chirurgische Universitätsklinik. 1902/1903 war er Rektor der Universität Wien.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1910 wurde die Gussenbauergasse im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund, 1937 eine gleichnamige in Klagenfurt[9] nach ihm benannt.
Ebenfalls 1910 wurde im Geburtsort Gussenbauers, in Obervellach, ein von der Bildhauerin Josefine Christen geschaffenes Denkmal aufgestellt.
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Alexander von Winiwarter: Die partielle Magenresektion; eine experimentelle operative Studie. In: Archiv für Klinische Chirurgie. Band 19, 1876, S. 347 f.
- Ein Fall von partieller Resektion des Colon descendens zum Zwecke einer Geschwulstexstirpation. In: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Band 2, 1878, S. 79 ff.
- Die traumatischen Verletzungen. Ferdinand Enke, Stuttgart 1880.
- Über die Entwicklung der secundären Lymphdrüsengeschwülste. In: Prager Zeitschrift für Heilkunde. Band 2, 1881, S. 17 ff.
- Ueber Nervendehnung. Vortrag, geh. in der zu Prag abgehaltenen Generalversammlung des Centralvereines der Deutschen Ärzte in Böhmen am 16. December 1881. In: Prager medizinische Wochenschrift. 1/2, 1882.
- Sephthämie, Pyohämie und Pyo-Sephthämie. Ferdinand Enke, Stuttgart 1882.
- Anschauungen über Gehirnfunktionen. Inaugurationsrede von Karl Gussenbauer. Braumüller, Wien 1902.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marlene Jantsch: Gussenbauer, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 332 f. (Digitalisat).
- Gussenbauer Karl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 110.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geburtsbuch IX. Pfarre Obervellach, S. 31, 2. Eintrag (matricula-online.eu [abgerufen am 13. November 2019]).
- ↑ Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 175–176.
- ↑ Franz Xaver Sailer: Pylorektomie, BI und BII. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Mit einem Geleitwort von Rudolf Nissen. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 50–53, hier: S. 51.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 43.
- ↑ K. Gussenbauer: Zur operativen Behandlung der Pankreaszysten. In: Archiv für klinische Chirurgie. Band 29, 1883, S. 355 ff.
- ↑ K. Zimmermann: Bauchspeicheldrüse. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 89–106, hier: S. 97.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 51.
- ↑ Mitgliedseintrag von Carl Gussenbauer bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 5. Juli 2022.
- ↑ Hermann Zh. Schneider, "Die Straßen und Plätze von Klagenfurt", 4. Aufl. S. 123
Personendaten | |
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NAME | Gussenbauer, Carl |
ALTERNATIVNAMEN | Gussenbauer, Karl Ignatz |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Chirurg |
GEBURTSDATUM | 30. Oktober 1842 |
GEBURTSORT | Obervellach, Kärnten |
STERBEDATUM | 19. Juni 1903 |
STERBEORT | Wien |