Bob Beaman
Das Bob Beaman war von 2010 bis 2019 ein bekannter Techno-Club im Bezirk Maxvorstadt der Münchner Innenstadt.
Geschichte und Veranstaltungsort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sound- und Lichtarchitektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bob Beaman wurde im Oktober 2010 eröffnet. Im Jahr 2009 bekamen die Gründer des Bob Beaman das Angebot, das Rechenzentrum einer Bank im von Alexander von Branca erbauten Gabelsberger Turm zu einem Club umzubauen. Das Konzept war dabei, nach der Devise form follows function ein optimiertes Klangerlebnis zum zentralen Thema des Clubs zu machen und eine bestmögliche Raumakustik zu bieten. Dafür wurde der Club von innen nach außen geplant und von Architekten und Akustikern eine Raum-in-Raum-Konstruktion entwickelt, so dass der Club zu 90 Prozent aus mit 8000 Löchern perforierten Wänden aus dunklem Seekiefernholz bestand und dabei keine Wand parallel zu einer anderen stand. Für eine optimale Beschallung wurde eine Martin-Soundanlage verbaut und auf die Raumsituation abgestimmt. Das DJ-Booth wurde in Beton gegossen, um beim Auflegen von Vinyl (Schallplatte) auch geringste Vibrationen und Störungen zu vermeiden.
Insgesamt war der Club eher puristisch eingerichtet und weitgehend ohne Sitzmöglichkeiten, um den Fokus auf das Tanzen zu setzen.[1][2] Mit diesem Konzept, alles auf die akustischen Anforderungen auszurichten und einen Techno-Club gleichsam als Konzertsaal zu konzipieren, setzte das Bob Beaman damals neue Standards für die Soundarchitektur von Clubs.[3] Der Club wurde somit auch als die „Philharmonie unter den Münchner Clubs“ bezeichnet.[4] Unter anderem wegen seiner herausragenden Klangeigenschaften galt der Club bald als einer der besten in Deutschland und Europa.[5][6] Neben der Soundarchitektur wurde auch die abgehängte Lichtdecke des Clubs wiederholt in den Medien hervorgehoben.[7][1][2] Zunächst wurde das Lichtsystem über einen Lichtjockey gesteuert, in späteren Jahren reagierte es mittels Geräuschsensoren direkt auf die Musik.[8] Die Süddeutsche Zeitung beschrieb die wabenartige Lichtinstallation als „Kaleidoskop-Himmel“, unter dem sich „das Wach- und Schlafverhältnis auch gern einmal umdrehen“ ließe.[7]
DJs, Musik und Szene
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bob Beaman erlangte aber nicht nur durch seine Klangarchitektur Bekanntheit, sondern machte sich innerhalb kürzester Zeit auch mit seinem erstklassigen Booking einen Namen und galt diesbezüglich bald als einer der besten Clubs in Europa.[9][4][10][11] Der Club galt als Spielstätte für vorwiegend international bekannte DJs und Liveacts aus den Bereichen Techno und House, unter anderem traten hier DJ Hell, Carl Craig, Green Velvet, Kerri Chandler, Guy Gerber, Seth Troxler, Chris Liebing, Solomun, Henrik Schwarz, Monika Kruse, Nina Kraviz, Move D, Rainer Trüby, DJ Koze, Hans Nieswandt, DJ Sprinkles, George FitzGerald, Loco Dice, Moonbootica, Agoria, Dixon, Shit Robot, Tama Sumo, M.A.N.D.Y., Sascha Braemer, Âme, Felix Kröcher, Matthew Dear, Christian Prommer, Robert Owens, Kink, Butch, Honey Dijon und Gerd Janson auf. Booker und Kreativdirektor des Clubs war David Muallem.[5][10] Resident DJs waren neben Muallem unter anderem Roland Appel, Sascha Sibler und Leo Küchler. Nachdem der Booker und die Resident DJs das Bob Beaman im Jahr 2016 verließen, um den Blitz Club zu gründen, richtete sich der Club neu aus und es wurden nun auch Hip-Hop und Drum’n’Bass mit ins musikalische Programm aufgenommen.[12][13]
Bekannte Veranstaltungen im Bob Beaman waren unter anderem das über drei Tage andauernde SMiLE-Festival und die Eventreihe The Art of Dance.[14][15][16] DJ Hell veranstaltete im Club regelmäßig seine Bavarian Gigolo Nights.[17] Auch die seit den 1990er Jahren in München stattfindende Clubnacht World League fand regelmäßig im Bob Beaman statt.[18][19][20]
Aufgrund seiner ausgezeichneten Akustik war das Bob Beaman auch als Konzertsaal für andere Musikrichtungen interessant. So fanden regelmäßig Klassikkonzerte im Club statt, unter anderem gastierten die Münchner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sowie Gewinner des ARD- und Echo-Musikpreises im Bob Beaman.[21][22][23]
Sonstige Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Außerhalb des Clubs besaß das Bob Beaman einen Außenbereich, in dem in den Sommermonaten regelmäßig Tages-Raves stattfanden.[4][24] Die Lautstärke und Müllproblematik führten dabei jedoch wiederholt zu Beschwerden der Anwohner.[25]
Ende des Clubs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überraschend und ohne jedes Vorzeichen gab der Club im August 2019 sein Ende bekannt, was eine entsprechende Resonanz in den Medien nach sich zog.[26][27][28] Der Grund für die Schließung war, dass die Vermieter des Gebäudes Eigenbedarf angekündigt hatten. Da sich die Schließung während der Sommerpause des Clubs ereignete, gab es auch keine Closing- bzw. Abschluss-Party.[29][30][31] Kurz vor dem Ende des Clubs hatte es im Frühjahr 2019 noch einen Betreiberwechsel gegeben.[26][32] Im Februar 2020 kam es im Zusammenhang mit dem überraschenden Ende des Clubs zu einem Rechtsstreit zwischen den alten und den letzten Betreibern über die Ablösesumme für die Einrichtung und die Mietkaution.[33]
Bob Beaman als Filmdrehort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bob Beaman ist ein zentraler Schauplatz im Kinofilm Safari – Match Me If You Can aus dem Jahr 2018, in dem sich die Protagonisten im Szene-Club nach Kontaktaufnahme über eine Dating-App kennenlernen. Der Dreh im Club fand mit den Hauptdarstellern und etwa 90 Komparsen im Spätsommer 2017 statt.[34]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Bob Beaman war einer der bekanntesten Münchner Clubs der 2010er Jahre mit regelmäßiger Berichterstattung in überregionalen, deutschlandweiten und internationalen Medien. Im Resident Advisor Ranking wurde das Bob Beaman als einer der populärsten Clubs Münchens bewertet, über die längste Zeit seines Bestehens belegte es hier Platz 3.[35][36] Das Fachmagazin Groove bewertete das Bob Beaman „nicht nur wegen seines Sounds“ zu einem der besten Clubs in Europa.[5][6] Das Goethe-Institut nannte das Bob Beaman als ein Beispiel für das Clubsterben der späten 2010er Jahre.[37]
Galerie
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Sitzplätze waren rar, entsprechend dem beabsichtigten Schwerpunkt auf das Tanzen
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Im Sommer gab es einen Außenbereich, der eine Quelle für Differenzen mit der Nachbarschaft war
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Das DJ-Pult bestand aus Beton, um Rückkopplungen des Lautsprecher- und Trittschalls auf die Clubstandard-Plattenspieler Technics SL-1200 zu verhindern
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Seite des Bob Beaman ( vom 8. Februar 2011 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Club-Steckbrief: Bob Beaman. In: Groove Magazin. Nr. 130, Mai 2011 (Online [abgerufen am 24. April 2020]).
- ↑ a b Feature: Bob Beaman. In: Szenemag. 24. April 2011, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Alexis Waltz: Sound im Club: Post-hedonistische Ansprüche. In: Groove Magazin. 21. Dezember 2017, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ a b c Clubs in München. In: The Clubmap. Archiviert vom am 28. Oktober 2018; abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ a b c Sebastian Weiß: Feature: David Muallem & 2ManyDJs über Clubs. In: Groove Magazin. 31. Dezember 2014, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ a b 10 CLUBS in denen ihr einmal eine Nacht durchtanzen solltet. In: Groove Magazin. 24. Oktober 2014, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ a b Laura Kaufmann: Das Auflodern der Nacht. In: Süddeutsche Zeitung. 3. Januar 2020, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Wolfgang Westermeier: A city walk with architect Steffen Werner: For a better life. Abgerufen am 24. April 2020 (englisch).
- ↑ Bob Beaman. In: Pure FM. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2017; abgerufen am 24. April 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Sabine Spethling: Interview with David Muallem about Blitz Club. In: tunes&wings. 31. Oktober 2017, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2020; abgerufen am 24. April 2020 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Paul Dakeyne: Blitz Club Music Vionary – David Muallem. In: Denon DJ Blog. 10. November 2018, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Oktober 2019; abgerufen am 24. April 2020 (englisch).
- ↑ Antje Seidel: 7 Jahre Bob Beaman: Niels Jäger im Interview. In: InMünchen. 7. November 2017, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Munich Electronic Music Scene. In: tunes&wings. 13. März 2018, abgerufen am 24. April 2020 (englisch).
- ↑ Antje Seidel: Happy Birthday Bob Beaman: 5 Jahre im Kasten! In: tz. 16. Oktober 2015, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Thomas Oßwald: Skyline macht dicht - "Smile" im Bob-Beaman-Club. In: tz. 13. August 2011, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Thomas Meinecke: Selbst. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-74799-5.
- ↑ Tom Oßwald: Gigolo-Nacht mit DJ Hell. In: tz. 13. Dezember 2012, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Alex Wulkow: World League mit DJ Loco Dice im Bob Beaman. In: tz. 26. Februar 2016, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Alex Wulkow: Solomun im Bob Beaman & Adriatique im Pacha. In: tz. 9. Dezember 2015, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Alex Wulkow: Matthew Dear: Facettenreicher Texaner. In: tz. 25. September 2015, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 24. April 2020. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Klassik im Bob Beaman. In: Süddeutsche Zeitung. 17. März 2017, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Johannes Löhr: Klassik im Club: Beethoven erobert „Bob Beaman“. In: Münchner Merkur. 5. März 2013, abgerufen am 18. April 2020.
- ↑ Marco Frei: Klassik im Club: Anstoßen mit Haydn im Bob Beamann. In: Abendzeitung. 8. Februar 2013, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Antje Seidel: Bob Beaman-Terrasse: Bei 20° und Sonnenschein. In: tz. 27. Mai 2015, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Sabrina Ebitsch: Zu viel Lärm für die Nachbarn: Aufstand der Anwohner. In: Süddeutsche Zeitung. 14. Juni 2012, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ a b Ben-Robin König: München: Club Bob Beaman muss Betrieb nach Sommerpause einstellen. In: Groove Magazin. 28. August 2019, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Münchener Kult-Club Bob Beaman schliesst. In: Faze Magazin. 28. August 2019, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Laura Kaufmann: Das Bob Beaman schließt für immer. In: Süddeutsche Zeitung. 29. August 2019, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Sabrina Mazzola: Beliebter Münchner Club macht zu! Sofort und für immer - aus diesem banalem Grund. In: tz. 19. November 2019, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. Dezember 2019; abgerufen am 24. April 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Abschied auf Facebook: Bob Beaman in München sagt leise Servus. In: Abendzeitung. 29. August 2019, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Bob Beaman Club - Für immer geschlossen. In: InMünchen. 27. August 2019, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Bob Beaman Club wechselt die Besitzer - Zurück zu den Wurzeln. In: InMünchen. 24. März 2019, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Stephan Handel: Prozess: Ende der Partystimmung. In: Süddeutsche Zeitung. 27. Februar 2020, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Magnus Rust: Wenn im Bob Beaman das Nachtleben imitiert wird. In: Süddeutsche Zeitung. 8. Oktober 2017, abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Resident Advisor: Top Munich clubs. In: Resident Advisor. Archiviert vom am 25. Juli 2013; abgerufen am 24. April 2020 (englisch).
- ↑ Resident Advisor: Top Munich clubs. In: Resident Advisor. Archiviert vom am 6. Januar 2016; abgerufen am 24. April 2020 (englisch).
- ↑ Cristina Plett: Elektronische Musik 2019: Globale Themen in lokalen Szenen. In: Goethe-Institut. Januar 2020, abgerufen am 24. April 2020.
Koordinaten: 48° 8′ 45,9″ N, 11° 34′ 28,6″ O