Benutzer:Zieglhar/Johann Jakob Glaser

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Altersbild von Johann Jakob Glaser

Johann Jakob Glaser (* 26. Dezember 1813 in Hägelberg; † 20. Dezember 1902 in Münsingen) war ein deutsch-schweizerischer Pädagoge, Landwirt, Unternehmer und Mitglied der badischen verfassunggebenden Versammlung von 1849.

Vor der Revolution 1848/49

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Glaser war ein Sohn des Webers Martin Glaser aus Hägelberg. Er besuchte bis 1829 das Pädagogium Lörrach und weitere zwei Jahre eine private Schule in Steinen. Die weitere Ausbildung zum Lehrer erfolgte an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe. Den Militärdienst umging Glaser durch Stellung eines hierfür bezahlten Einstehers um seine Studien nicht unterbrechen zu müssen und nahm eine Hauslehrerstelle an.[1]

1838 wurde Glaser Lehrer am landwirtschaftlichen Erziehungsinstitut von Philipp Emanuel von Fellenberg auf Gut Hofwil in der Nähe von Bern, wo er Mathematik und Naturkunde lehrte. 1841 kam er nach bestandenem Lehrerexamen für höhere Schulen nach Schopfheim, wo er an der höheren Bürgerschule Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtete.[2] Er mietete sich in Gündenhausen ein Haus mit Land um etwas Landwirtschaft betreiben zu können.[3]

Während der Revolution 1848/49

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Am 30. Mai 1848 kandidierte Glaser im badischen Wahlbezirk V. (Schopfheim) für die Frankfurter Nationalversammlung, wobei er aber Salomon Fehrenbach von der radikalen demokratischen Linken unterlag.[4] Im Juni 1849 wurde Glaser im Wahlbezirk V. (Bezirk: Schopfheim, Lörrach, Säckingen) als einer von vier Abgeordneten in die Badische verfassunggebende Versammlung von 1849 gewählt[5] und nahm auch an den Sitzungen der Versammlung teil.[6] Nach dem Sturz Brentanos trat Glaser am 30. Juni aus der Versammlung aus.[7] Nach der Niederlage der Revolutionstruppen floh Glaser im Juli 1849 in die Schweiz. Am 19. Juli 1849 wurde Glaser vom Bezirksamt Schopfheim zur Fahndung ausgeschrieben.[8]

Am 24. Dezember 1849 verurteilte das Hofgericht Bruchsal Glaser in Abwesenheit wegen Teilnahme am Hochverrat zu sechs Jahren Zuchthaus[9] und am 13. Januar 1850 folgte die Aberkennung des badischen Staatsbürgerrechts.[10]

Nach der Revolution 1848/49

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In der Schweiz studierte er zunächst an der Universität Bern Physik, Naturphilosophie und Mathematik, wobei er gleichzeitig an der Handelsschule unterrichtete. 1850 übernahm er die Leitung des Landwirtschaftsbetriebs der Erziehungsanstalt von Georg Gladbach[11] in Wabern bei Bern. 1854 zog er sich aus der Erziehungsanstalt zurück und bewirtschaftete das Augut im nahe gelegenen Belp, das er gekauft hatte. 1855 wurde er in Niederhünigen (Kanton Bern) eingebürgert. 1861 wurde er mit Unterstützung durch Augustin Keller erster Direktor der kantonalen Landwirtschaftsschule die der Kanton Aargau im ehemaligen Kloster Muri neu errichtete.

Glaser verstand es nicht seine Mitarbeiter einzubinden und geriet in den Konflikt zwischen der liberalen Kantonsführung und der im Freiamt starken konservativ katholischen Opposition, die in dem liberalen Glaser mit seiner Revolutionserfahrung einen Gegner sah. Vor diesem Hintergrund wurden seine wissenschaftlichen, landwirtschaftlichen Methoden und Versuche bereits seit 1862 beständig heftig angegriffen.[12]

Glaser übernahm in seiner Zeit als Direktor der Landwirtschaftsschule auch die Redaktion der Mittheilungen über Haus-, Land- und Forstwirthschaft für die Schweiz[13] und nutzte diese Plattform auch zur Abwehr der Angriffe. Aufgrund der anhaltenden lokalen Opposition in Muri beschloss der Regierungsrat eine Reorganisation der Landwirtschaftsschule und setzte Untersuchungskommissionen ein. Am 5. April 1864 erbat Glaser deshalb seine Entlassung auf den 1. Juli 1864. Er wurde durch Friedrich Römer[14] abgelöst, der die liberalen Erziehungsmethoden Glasers einstellte und „mehr Rücksicht auf die Denkart der konservativen Bevölkerung im Freiamt“[15] nahm.

Während seiner Zeit als Direktor gründete er auch die Mittwochsgesellschaft von Muri zur wissenschaftlichen Unterhaltung und die dabei gefundenen persönlichen Verbindungen waren mit ein Anlass in Muri zu bleiben.

Auf den 1. Juli 1864 kaufte Glaser den Gasthof Löwen in Muri, den er erneuerte und ausbaute. 1867 ??? 68 eröffnete er zusätzlich ein Solebad und machte Muri zu einem Kurort. Rudolf Theodor Simler übernahm die physikalische und chemische Untersuchung des Quellwassers. Neben Mineralbädern wurden auch Solbäder angeboten. „Mit der Sole, die Jakob Glaser in gut verschlossenen Fässern von Rheinfelden nach Muri bringen liess, war es möglich die gleichen Bäder zu präparieren wie in Rheinfelden.“[16] Für die schnelle Entwicklung von Hotel und Bad musste sich Glaser verschulden – zumal er sich gleichzeitig auch noch den Holzerhof in Aristau kaufte – und erhielt auch vom Kanton Aargau Staatskredite. Als er diese nicht mehr bedienen konnte, leitete der Kanton das Konkursverfahren ein und Ende Dezember 1878 wurden die Liegenschaften und Fahrnisse versteigert. Seine Ehefrau kaufte das Anwesen mit Hilfe von Freunden und betrieb es mit dem Sohn Alfred weiter. Glaser zog zunächst zu seinem Sohn Georg in Münchenbuchsee.[17] 1892 verkaufte Frau Glaser das Bad an den Sohn Alfred, der das Bad weiter erfolgreich betrieb.

1879 bis 1886 war Glaser wieder in Hofwil tätig, wo inzwischen ein Lehrerseminar errichtet wurde.

Redakteur derMittheilungen über Haus-, Land- und Forstwirthschaft für die Schweiz / hrsg. von d. Landwirthschaftlichen Gesellschaft im Kanton Aargau, Aarau ZDB-ID 309622-1

Schadensersatzforderung der Staatskasse

Verheiratet mit Marie Tscheulin (-1903); Vater von Glaser, Georg Martin (1854-1933)--DB1279 und Grossvater von Glaser, Georg (1896-1993)--DB1278

1878 Konkurs anmelden. Glasers Ehefrau Marie Glaser-Tschudin sprang in die Bresche. Sie kaufte die Liegenschaft zurück und führte mit Sohn Alfred den Kurbetrieb weiter.

  • Glaser, Johann Jakob. In: Heinrich Raab, Alexander Mohr (Bearbeiter): Revolutionäre in Baden 1848/49. biographisches Inventar für die Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Staatsarchiv Freiburg. Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3-17-015373-0, S. 280.
  • Arbeitsgemeinschaft hauptamtlicher Archivare im Städtetag Baden-Württemberg (Hrsg.): Revolution im Südwesten. Stätten der Demokratiebewegung 1848/49 in Baden-Württemberg, Karlsruhe, 2. Auflage 1998, S. 549, ISBN 3-88190-219-8
  • Sonja-Maria Bauer: Die Verfassunggebende Versammlung in der Badischen Revolution von 1849, 1991, ISBN 3-7700-5164-5 pdf in diversen Protokollen
  • Hugo Müller: Die Aargauische landwirtschaftliche Lehranstalt in Muri 1861-1873. In: Unsere Heimat : Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 48 (1976), S. 13–04; insbesondere S. 27–63 e-periodica
  • Hugo Müller: Der Bade- und Luftkurort Muri. In: Unsere Heimat : Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt, Band: 46 (1973), S. 20–51 e-periodica
  • Hugo Müller: Muri im Spiegel der Reiseliteratur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts. In: Unsere Heimat : Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt, Band: 58 (1988), S. 5–66; hier insbesondere S. 50/51 e-periodica
  • Karl Seith: Beiträge zur Geschichte der Stadt Schopfheim. Im Zusammenhang mit der Deutschen Geschichte. Stadt Schopfheim, Schopfheim, 1976, S. 270, 271, 289


  • Georg Glaser: Johann Jakob Glaser... . Aus dem wechselvollen Leben eines Emigranten des badischen Aufstandes von 1849, G. Glaser, 1964 - 104 Seiten
  • Georg Martin Glaser, Dr. med., Arzt, 1854-1933: Lebensbild eins Menschenfreundes. Aufgezeichnet von seinem Sohne Georg Glaser, Ing. agr., Münsingen. In: OGG-Tätigkeitsbericht 1969 Ökonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern OGG

Einzelnachweise

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  1. Siehe Müller 1976 S. 27
  2. Siehe Müller 1973; S. 22 und Seith S. 289. Bei Seith S. 271 wird er zudem als Roggenbach'scher Schaffner (Gutsverwalter) bezeichnet, wobei nicht näher erläutert ist was er verwaltete. Im Hinblick auf seine Erfahrungen in Halwil könnte die Verwaltung des Roggenbachschen Anwesens beim Schloss Ehner-Fahrnau gemeint sein.
  3. Siehe Müller 1976; S. 27.
  4. Bei der ersten Wahl wurde Adam von Itzstein mit großer Mehrheit gewählt. Dieser wurde aber in acht Wahlkreisen gewählt und nahm die Wahl im Wahlbezirk XV. (Bretten) an. Somit wurde auch in Schopfheim eine Nachwahl erforderlich bei der dann auch Glaser kandidierte. Bei der ersten Wahl war er nicht angetreten und Fehrenbach hatte hinter Itzstein (108 Stimmen) mit 11 Stimmen den zweiten Platz belegt. Bei der Nachwahl erhielt Fehrenbach dann 93 Wahlmänner-Stimmen.
  5. Im Wahlkreis V. wurden außer Glaser, Johann Michael Scheffelt, Johann Jakob Kammüller und Karl Ritter gewählt.
  6. Siehe Bauer wo Glaser in den Protokollen diverser Sitzungen erwähnt wird.
  7. Karlsruher Zeitung vom 5. Juli 1849
  8. Karlsruher Zeitung vom 22. Juli 1849 (Fahndung mit Personenbeschreibung).
  9. Karlsruher Zeitung vom 12. Januar 1850.
  10. Karlsruher Zeitung vom 29. Januar 1850.
  11. „Gladbach, Georg“, in: Hessische Biografie [1] (Stand: 2.7.2024)
  12. Siehe Müller 1976
  13. ZDB-ID 309622-1
  14. im Archiv für Agrargeschichte — Personen und Institutionen
  15. Müller 1976 S. 65.
  16. Müller 1973 S. 28
  17. Siehe Müller 1973 S. 48

SORTIERUNG:Glaser, Johann Jakob Mitglied der verfassunggebenden Versammlung in Baden 1849 Revolutionär 1848/49 Kategorie:Person (Landkreis Lörrach) Kategorie:Person (Muri AG) Kategorie:Landwirtschaftslehrer Kategorie:Deutscher Kategorie:Schweizer Kategorie:Geboren 1813 Kategorie:Gestorben 1902 Kategorie:Mann