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Bariloche

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Bariloche
Basisdaten
Vollständiger Name: San Carlos de Bariloche
Lage 41° 9′ S, 71° 19′ WKoordinaten: 41° 9′ S, 71° 19′ W
Höhe ü. d. M.: 893 m
Einwohnerzahl (2015): 122.700
  (Argentinien)
  (Argentinien)
 
Verwaltung
Provinz: Río Negro Río Negro
Departamento: Bariloche
Sonstiges
Postleitzahl: R8400
Telefonvorwahl: 0294
Website von Bariloche

San Carlos de Bariloche (heutige Kurzform Bariloche) ist eine westargentinische Großstadt mit ca. 140.000 Einwohnern in der Provinz Río Negro. Sie ist die Hauptstadt des Departamento Bariloche und ein bedeutendes Fremdenverkehrszentrum am Fuß der Anden. Das Bistum San Carlos de Bariloche (lateinisch Dioecesis Sancti Caroli Vurilocensis) ist eine römisch-katholische Diözese mit einer neogotischen Kathedrale aus Beton und Natursteinen.

Der Name Bariloche stammt aus dem Mapudungun (der Sprache der Mapuche). Dort bedeutet das Wort Vuriloche „Menschen hinter dem Berg“ (furi = „hinter“, che = „Menschen“). Der Vuriloche-Pass wurde von den Mapuche benutzt, um die Anden zu überqueren, und wurde vor den Europäern lange Zeit geheim gehalten.

Blick aus dem Gebirge auf Bariloche
Berghotel bei Bariloche

Die knapp 1600 km (Fahrtstrecke) südwestlich der Landeshauptstadt Buenos Aires gelegene Stadt Bariloche liegt in einem Tal der südlichen Anden am Ufer des Sees Nahuel Huapi, der zu den größten Seen des Landes gehört. Die Berge Otto, Catedral und López liegen in der Umgebung. Der Ballungsraum ist mit einer Vielzahl von Ferienkolonien sehr ausgedehnt und umfasst unter anderem die Halbinsel Llao Llao. Südlich von Bariloche liegt der Cerro Catedral, ein bedeutendes Wintersportzentrum. Im Sommer wird der Ort wegen des angenehmen Klimas aufgesucht, im Winter wegen seines Skigebietes am Cerro Catedral.

Wirtschaft und Forschung

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Motor der Wirtschaft der Stadt ist der Tourismus, daneben spielen auch die Schokoladenindustrie sowie immer noch der Handel mit dem nahen Chile eine Rolle. Weiterhin hat in Bariloche die Hightech-Firma INVAP ihren Sitz, die Kernreaktoren, Raumfahrt- und Ökotechnologie (z. B. Müll- und Abwasserverarbeitung, Windenergieanlagen) entwickelt und auch international aktiv ist.

Im Jahr 1955 wurde hier das Atomforschungszentrum Argentiniens (Centro Atómico Bariloche) mit dem Schwerpunkt Kerntechnik mit einem Forschungsreaktor eröffnet, wonach bald auch auf anderen Gebieten der Physik geforscht wurde.

Die Gebiete rund um den See Nahuel Huapi wurden Ende des 19. Jahrhunderts, nach der so genannten Wüstenkampagne des Generals Julio A. Roca, von Siedlern okkupiert. So legten der Chilene Carlos Wiederhold Piwonka[1] und der texanische Cowboy Jarred Jones, Ersterer als Namensgeber von San Carlos, unabhängig voneinander Siedlungen an. Offiziell gegründet wurde San Carlos de Bariloche im Jahr 1902. Die Stadt war zunächst ein Handelszentrum mit dem südlichen Chile. Einwanderer aus dem Schweizer Kanton Wallis gründeten die „Colonia Suiza“.[2] Anfang des 20. Jahrhunderts zog die Gegend Touristen an, wie etwa den US-Präsidenten Theodore Roosevelt und den Fürsten von Wales. 1932 wurde der Ort an die Eisenbahn angeschlossen, was einen Aufschwung des Tourismus besonders nach dem Zweiten Weltkrieg mit sich brachte.

Die Unternehmerin Rosa Mayer[1] verkaufte nach dem Krieg ihr Land zu Vorzugsbedingungen an Deutsche. Ein Personenkult um Hitler, etwa der sogenannte „Führergeburtstag“, wurde im Ortsteil Belgrano weiterhin gepflegt.[1] Die Deutsche Schule Bariloche führte noch bis Ende der 1950er Jahre Hitlers Mein Kampf[1] in den Regalen. Bariloche machte 1994 international Schlagzeilen, als durch den US-amerikanischen TV-Sender ABC bekannt wurde, dass sich dort der ehemalige SS-Hauptsturmführer Erich Priebke aufhielt,[3] der Mittäter an der Ermordung von 330[1] italienischen Zivilisten war. Außerdem versteckten sich in Bariloche auch zeitweise die SS-Männer Josef Schwammberger, Reinhard Kopps, Ferdinand Tröstl und das „Fliegerass“ Hans-Ulrich Rudel (kein Mitglied der SS).[4] Bariloche hat eine größere deutsche Gemeinde, deren Präsident Erich Priebke bis zu seiner Verhaftung 1994 war.[5] Der Autor Ariel Magnus berichtet von einer Demonstration örtlicher Lehrer zugunsten Priebkes.[1] Die Schuldirektorin Catalina Binder,[1] die sich gegen die Haltung der Lehrer an der Deutschen Schule wehrte, musste zurücktreten und die Stadt verlassen. Der Film Pacto de silencio (2006) des ehemaligen Schülers Carlos Echeverría[1] befasst sich mit der Gesinnung der Lehrerschaft.

Bariloche empfängt das ganze Jahr über Touristen. Im Sommer kommen Extremsportler (Kajakfahrer, Gleitschirmflieger, Bergsteiger etc.), Forellen-Angler, Wanderer und Badegäste (Strände an den Nebenseen des Nahuel Huapí). Im Winter zieht das Wintersportzentrum Cerro Catedral, eines der größten und bedeutendsten Südamerikas, Skifahrer und Snowboarder an.[6] Die Besucherzahl liegt bei bis zu einer Million Touristen pro Jahr.

In der Nebensaison ist Bariloche das bei weitem begehrteste Ziel von Klassenfahrten und Hochzeitsreisen im Land, wodurch die Hotels beinahe das ganze Jahr über fast ausgebucht sind sowie ständig ein reichhaltiges Kultur- und Nachtleben existiert. Auch ist Bariloche ein beliebter Ort für Ferienwohnungen, von denen viele im Besitz wohlhabender Argentinier aus Buenos Aires sind. In Argentinien ist Bariloche auch für die Schokoladenproduktion sowie das deutsche und schweizerische Kulturerbe bekannt.[7]

Mit dem Flughafen Bariloche befindet sich in der Stadt der wichtigste Verkehrsflughafen Patagoniens.

Der See Nahuel Huapi und die Stadt Bariloche

Städtepartnerschaften

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Bariloche hat Städtepartnerschaften geschlossen mit[8]

Befreundete Städte sind:[9]

In der Stadt geboren

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Persönlichkeiten, die in der Stadt gewirkt haben

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Commons: San Carlos de Bariloche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Ariel Magnus: Tür an Tür. Nazis und Juden im argentinischen Exil. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023, ISBN 978-3-462-05434-7, S. 96 ff.
  2. Georg Kreis: Blicke auf die koloniale Schweiz. Ein Forschungsbericht. 2. Auflage. Chronos Verlag, Zürich 2023, ISBN 978-3-0340-1717-6, S. 136 f.
  3. Esteban Buch: El pintor de la Suiza Argentina. Editorial Sudamericana, Buenos Aires 1991, ISBN 978-950-07-0663-6.
  4. Sven Felix Kellerhoff: "Pakt des Schweigens": Feinkost vom Folterknecht. In: Die Welt, 9. November 2006, abgerufen am 30. Januar 2010.
  5. Gibt es noch Nazis in Südamerika? Mit 80.000 Fragen um die Welt – Weltbilder – NDR, 2010 auf YouTube
  6. gringospatagonia.com
  7. Milenium Web Solutions-Bariloche, Patagonia Argentina: Bariloche se convirtió en la Capital Nacional del Chocolate | Bariloche – Patagonia. 10. Februar 2015, abgerufen am 10. August 2019 (es-AR).
  8. Comite de Ciudades hermanas Bariloche
  9. Comite de Ciudades hermanas Bariloche