BEMER-Therapie

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Die BEMER-Therapie, auch physikalische Gefäßtherapie BEMER (Akronym für Bio-Electro-Magnetic-Energy-Regulation) ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode. Entwickelt wurde sie von der in Liechtenstein ansässigen Firma BEMER Int. AG. Die BEMER-Therapie zählt zu den Magnetfeldtherapien.

Wie auch bei anderen Magnetfeldtherapien wurde eine Wirksamkeit jenseits des Placeboeffektes nicht gezeigt.

Das angestrebte Ziel der BEMER-Therapie ist die allgemeine Verbesserung der Mikrozirkulation durch Unterstützung der Vasomotorik (Vasomotion), der Oszillation dieser Blutgefäße unabhängig vom Herzschlag.[1] Dies soll durch die Erzeugung eines pulsierenden Magnetfeldes mit 10 bis 30 Hertz erreicht werden.[2] Die hierfür nötigen Therapiegeräte bestehen jeweils aus einer Steuereinheit und einem Applikator (beispielsweise in Form einer Matte, eines Bands oder eines Sitzkissens), der am Körper des Patienten für wenige Minuten angebracht wird. Das Magnetfeld wird durch elektrifizierte Metallspulen erzeugt. Bekannt sind vor allem Matten, die Basisversion kostet hierbei etwa 3600 Euro.

Die BEMER-Therapie wird auch bei Pferden angewandt.

Der Hersteller kann seinen behaupteten Wirkmechanismus nicht erklären.[3]

Bei in-vitro-Studien können Effekte auf Zellebene nur mit hohen Magnetfeldstärken und Frequenzen sowie langer Wirkdauer beobachtet werden. Sehr starke Magnetfelder (etwa 3 Tesla) bzw. elektrische Felder macht man sich auch bei der transkraniellen Magnetstimulation zunutze. Die BEMER-Geräte erzeugen aber ein sehr schwaches Magnetfeld von 50 bis 100 µT, dies entspricht in etwa der Feldstärke des Erdmagnetfeldes auf der Erdoberfläche – beim Spazierengehen wirken damit die gleichen Kräfte. Die bei dem erzeugten Magnetfeld ausgeübten Kräfte auf Ionen (beispielsweise Natriumionen) im Körper sind etwa 1.000.000.000-mal schwächer als die dabei auftretenden Reibungskräfte. Damit hat eine BEMER-Therapiedecke keinen Effekt auf Ionen innerhalb oder außerhalb von Zellen.

Die Änderung der Stärke des Magnetfeldes verursacht gemäß Maxwell ein elektrisches Feld, welches dann eine Kraft auf Ionen ausübt.[4] Die von BEMER vertriebenen Geräte erzeugen jedoch eine äußerst schwache elektrische Feldstärke aufgrund der sehr niedrigen pulsierenden Magnetfeldstärke bei der geringen Frequenz von maximal 30 Hertz. Damit ist die elektrische Feldstärke viel zu gering, um einen Effekt auf die Zellmembran der Blutgefäße zu verursachen.

Infolgedessen ist der von BEMER behauptete Wirkmechanismus physikalisch nicht nachvollziehbar, in der verwendeten Stärke ist ein Einfluss pulsierender Magnetfelder auf kleinste Blutgefäße nicht gezeigt.

Klinische Prüfungen

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Die bis dato vorliegende Publikationen zu Magnetfeldtherapien werden generell als ungenügend bewertet und zeigen keine einheitlichen oder überzeugende Belege für eine Wirksamkeit.[5][6][7][8] Es existiert keine methodisch gute klinische Prüfung, die eine behauptete Wirksamkeit der BEMER-Therapie bzw. anderer Magnetfelddecken bei Menschen jenseits eines Placeboeffektes demonstriert.[9]

Methodisch gut gemachte Tierstudien bei Pferden zeigen ebenfalls keinen signifikanten Effekt.[10] Eine möglicherweise beobachtete Wirksamkeit wird durch „Placebo-by-Proxy“ und eine Erwartungshaltung des Halters erklärt.[11]

Einzelnachweise

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  1. Der Fall Bemer: Magische Magnetfelmatten. (Podcast) Quarks Science Cops Folge 89. In: Science Cops. WDR/Quarks, 6. Oktober 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (ab 34:22).
  2. Der Fall Bemer: Magische Magnetfelmatten. (Podcast) Quarks Science Cops Folge 89. In: Science Cops. WDR/Quarks, 6. Oktober 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (ab 20:55).
  3. Der Fall Bemer: Magische Magnetfelmatten. (Podcast) Quarks Science Cops Folge 89. In: Science Cops. WDR/Quarks, 6. Oktober 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (ab 37:22).
  4. Der Fall Bemer: Magische Magnetfelmatten. (Podcast) Quarks Science Cops Folge 89. In: Science Cops. WDR/Quarks, 6. Oktober 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (ab 41:44).
  5. Magnetfeldtherapie: Bitte Vernunft abstoßen. DocCheck News, 22. Juni 2015 (abgerufen am 20. September 2016)
  6. Nutzen der Magnetfeldtherapie laut Igel-Monitor „unklar“. Dt. Ärzteblatt, 16. Dezember 2014
  7. Az. 9 U 1181/15 Oberlandesgericht Koblenz, zitiert nach: Stiftung Warentest: Magnetfeldtherapie: Werbung in der Arztpraxis unzulässig. test.de, 19. Juli 2016 (abgerufen am 20. September 2016)
  8. Magnetfeldmatten. (PDF) In: Bundesamt für Gesundheit. 19. Oktober 2016, S. 6, abgerufen am 7. Oktober 2024.
  9. Der Fall Bemer: Magische Magnetfelmatten. (Podcast) Quarks Science Cops Folge 89. In: Science Cops. WDR/Quarks, 6. Oktober 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (ab 1:19:35).
  10. Der Fall Bemer: Magische Magnetfelmatten. (Podcast) Quarks Science Cops Folge 89. In: Science Cops. WDR/Quarks, 6. Oktober 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (ab 1:16:16).
  11. Der Fall Bemer: Magische Magnetfelmatten. (Podcast) Quarks Science Cops Folge 89. In: Science Cops. WDR/Quarks, 6. Oktober 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (ab 1:23:56).