Apodera
Apodera | ||||||||||||
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A. vas mit zwei Exemplaren der kleineren | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Apodera | ||||||||||||
Loeblich & Tappan, 1961 |
Apodera ist eine Gattung amöboider Protisten aus der Familie Hyalospheniidae[1] (bzw. Nebelidae nach Meisterfeld 2002[2][3]), einer Gruppe beschalter (Testater) Amöben[4] (Schalenamöben, Thekamöben). Ihre Schale (Testa, englisch Test,[3] früher als Theca bezeichnet) sind flaschenförmig (lageniform) und weisen eine deutliche Einschnürung auf, die den Hals vom Körper trennt.
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Apodera sind beschalte (Testate) Amöben[4][A. 2] d. h. Protisten mit einem Zellkörper, der Scheinfüßchen (Pseudopodien) bildet und von einer Hülle oder Schale (Testa, engl. test) umschlossen ist. Ihre Schalen bestehen aus mineralischem Material, das nicht von ihnen selbst, sondern „xenosomisch“ von ihrer Beute, euglyphiden Amöben, stammt. Dies ist ein gemeinsames Merkmal der Hyalospheniidae, zu denen Gattung Apodera gehört.[5] Darauf verweist auch der Gattungsname (spanisch apoderarse (de alguien) ‚(etwas) habhaft werden‘[6]) der auf eine „Übernahme“ oder „übernehmen“ hindeutet.
Die Schalen von Apodera zeichnen sich vor allem durch eine deutliche, tiefe Einschnürung aus, die den Hals vom Körper trennt.[3][7]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung Apodera wurde erstmals 1942 von Jung vorgeschlagen, jedoch ohne eine Art zu benennen. Erst später, im Jahr 1961, wurde die Gattung von den Mikropaläontologen Loeblich und Tappan validiert. Sie ist durch die ähnliche Form ihrer Schale eng mit den Gattungen Alocodera und Padaungiella verwandt, jedoch unterscheiden sich die Apodera-Mitglieder durch die klare Trennung zwischen Körper und Hals der Schale aufgrund ihrer tiefen Einschnürung. Phylogenetische Analysen unterstützen ebenfalls eine enge Beziehung zu Alocodera und Padaungiella, wobei Apodera die Schwestergruppe einer Klade ist, die diese beiden anderen Gattungen enthält.[3][8] Diese Klade steht basal in der Familie Hyalospheniidae.[8][7]
Es sind derzeit (15. September 2024) vier Arten in der Gattung Apodera bekannt:[3]
Gattung Apodera Loeblich & Tappan, 1961(G,N)[3]
- Apodera angatakere Duckert et al., 2021(N) bzw. (Brehm 1928) Mitchell, Blandenier & Duckert 2021[7]
- [Nebela penardi Brehm 1928]
- Apodera crenata Jung, 1942[9][3]
- Apodera vas (Certes, 1889) Loeblich & Tappan, 1961(N)[10][3] bzw. Jung 1942
- [Nebela vas Certes, 1889(N), Nebela goudinii Gericke 1932] (Typusart)
- Apodera wellingtonia (Decloitre 1964) Kosakyan 2014[3]
- [Nebela wellingtonia Decloitre 1964[3]]
Quellen:
- (N) – Taxonomie des National Center for Biotechnology Information (NCBI)[1]
- (G) – Global Biodiversity Information Facility (GBIF)[11]
Die Gattung Nebela[12][13] wurde mehrfach reorganisiert und Arten von ihr hieher nach Apodera verschoben.[3]
Apodera angatakere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Apodera angatakere kommt in den Torfgebieten Neuseelands vor, ihre Schale hat einen ausgeprägten Hohlkiel.[7]
Apodera crenata
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Apodera crenata ist eine problematische Art, die seit ihrer Erstveröffentlichung nicht mehr bibliographisch erfasst wurde, obwohl sie morphologisch gut definiert ist und sich von der Typusart durch ihre gekrümmte Schale und ihre geringe Größe unterscheidet. Sie wurde nur in Chile auf Sphagnum-Moosen gefunden.[3]
Apodera vas
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Typusart Apodera vas kommt in Moosen wie Torfmoos (Sphagnum), Streu und organischem Boden vor. Ihr Verbreitungsgebiet ist viel größer als das anderer Arten, mit Nachweisen aus Nordamerika, Südamerika, Ozeanien, Afrika und Indonesien. Eine etwas andere Form, Apodera vas f. reticollaris, wurde 1942 von Jung beschrieben, konnte aber mit molekularen Methoden nicht nachgewiesen werden.[3]
Apodera wellingtonia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Apodera wellingtoniaist eine seltene und problematische Art, die nur einmal in zwei Lebensräumen auf der Insel Tasmanien gefunden wurde: In Pfützen aus schmelzendem Schnee und in der Nähe von verrottetem Holz in feuchten Flechten gefunden.[3]
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Beide Arten kommen gemeinsam mit Magellans Torfmoos (Sphagnum magellanicum) um die Laguna Esmeralda in Feuerland (früher auch Magellanica genannt) vor. Die größeren Schuppen (Pfeile) in der Testa (Schale, d. h. Panzerung, Außenskelett) von A. vas gleichen denen von S. valdiviana, ein Beispiel für „Kleptosquamie“ des Räubers A. vas.
- ↑ testat, von lateinisch testātus, englisch testified, siehe Wiktionary:testate (zoology); vgl. Dinoflagellaten: Theka und thekat.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b NCBI Taxonomy Browser: Apodera.
- ↑ Ralf Meisterfeld: Order Arcellinida Kent, 1880. In: J. J. Lee, G. F. Leedale, P. Bradbury (Hrsg.): The Illustrated Guide to the Protozoa, Band 2, 2. Auflage, Society of Protozoologists, Lawrence, Kansas, USA, S. 827—860.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Anush Kosakyan: Phylogeny, systematics and ecology of free living protists, Case study: family Hyalospheniidae. Dissertation, Universität Neuenburg, 16. April 2014; PDF (unine.ch, englisch).
- ↑ a b
Edward Mitchell, Otto Wildi: Testate Amöben: Geheimnisvolle Lebewesen dienen der Umweltforschung. In: Informationsblatt des Forschungsbereiches Landschaft, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Band 71, 2008. Dazu:
- Kurzfassung (PDF; 0,1 MB). In: Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Band 156, Nr. 3/4, 2011, S. 78, 88, 98.
- ↑ Daniel J. G. Lahr, Anush Kosakyan, Enrique Lara, Edward A. D. Mitchell, Luana Morais, Alfredo L. Porfirio-Sousa, Giulia M. Ribeiro, Alexander K. Tice, Tomáš Pánek, Seungho Kang, Matthew W. Brown: Phylogenomics and Morphological Reconstruction of Arcellinida Testate Amoebae Highlight Diversity of Microbial Eukaryotes in the Neoproterozoic. In: Current Biology. 29. Jahrgang, Nr. 6, 18. März 2019, hdl:10261/240246, S. 991–1001, doi:10.1016/j.cub.2019.01.078, PMID 30827918 (englisch).
- ↑ apoderarse (Spanisch ⇄ Deutsch).
- ↑ a b c d Clément Duckert, Quentin Blandenier, Michelle McKeown, Holden Hohaia, Stefan Luketa, Janet Wilmshurst, Enrique Lara, Edward A. D. Mitchell: Superficially described and ignored for 92 years, rediscovered and emended: Apodera angatakere (Amoebozoa: Arcellinida: Hyalospheniformes) is a new flagship testate amoeba taxon from Aotearoa (New Zealand). In: Journal of Eukaryotic Microbiology, Band 68, Nr. 6, November/Dezember 2021, S. e12867; doi:10.1111/jeu.12867, PMID 34351666, hdl:10261/262591, Epub: 5. August 2021 (englisch).
- ↑ a b Clément Duckert, Quentin Blandenier, Fanny A. L. Kupferschmid, Anush Kosakyan, Edward A. D. Mitchell, Enrique Lara, David Singer: En garde! Redefinition of Nebela militaris (Arcellinida, Hyalospheniidae) and erection of Alabasta gen. nov. In: European Journal of Protistology, Band 66, Oktober 2018, S. 156–165; doi:10.1016/j.ejop.2018.08.005, PMID 30366198 (englisch).
- ↑ Ferry Siemensma: Apodera crenata Jung, 1942. Auf: Microworld – world of amoeboid organisms (arcella.nl). 27. August 2019. Stand: 12. Februar 2021.
- ↑ Ferry Siemensma: Apodera vas (Certes, 1889) Loeblich & Tappan, 1961. Auf: Microworld – world of amoeboid organisms (arcella.nl). 24. Februar 2019. Stand: 18. März 2021.
- ↑ GBIF: Apodera, Apodera Loeblich & Tappan, 1961.
- ↑ NCBI Taxonomy Browser: Nebela.
- ↑ GBIF: Nebela Leidy, 1874.