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„Plexuspapillom“ – Versionsunterschied

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* {{ANNO|awz|17|12|1912|5|Kissling bespricht einen Fall von Tumor des vierten Ventrikels|HERVORHEBUNG=Papillom&#32;des&#32;Plexus&#32;chorioideus}} (Beschreibung eines Falls einer 42-jährigen Frau.)


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Version vom 9. Februar 2024, 11:15 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
D33.0 Gutartige Neubildung: Gehirn, supratentoriell
D33.1 Gutartige Neubildung: Gehirn, infratentoriell (IV. Ventrikel)
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Klassifikation nach ICD-11
2A00.22
& XH0RF9
Plexus-chorioideus-Tumoren
& Plexus-choroideus-Papillom o.n.A.
ICD-11: EnglischDeutsch (Entwurf)
Klassifikation nach ICD-O-3
9390/0 Plexus-choroideus-Papillom
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ICD-O-3, zweite Revision (2019)
Plexuspapillom. Ausgedehnter Tumor im Bereich des rechten Seitenventrikels mit Mittellinienverlagerung.

Das Plexus-choroideus-Papillom (kurz Plexuspapillom) ist ein seltener gutartiger Hirntumor, der von der Deckschicht (Epithel) des Adergeflechts (Plexus choroideus) ausgeht und daher auch die Bezeichnung Plexus-choroideus-Papillom trägt. Plexuspapillome sind seltene Tumoren, die nur etwa 0,4 bis 0,6 % aller Hirntumoren ausmachen. Ganz überwiegend sind Kinder und Jugendliche betroffen.[1] Das Plexuspapillom führt zu einer Erhöhung des Hirndrucks mit Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen. Die Diagnose wird durch eine Kernspintomographie gestellt. Nach operativer Entfernung ist die Heilungsaussicht sehr günstig, weswegen der Tumor nach der WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems als Grad 1 eingestuft wird.

Von den gutartigen Plexuspapillomen abzugrenzen sind das atypische Plexuspapillom und das bösartige Plexuskarzinom.

Klinisches Bild und Diagnostik

Aufgrund ihrer Lage innerhalb der inneren Flüssigkeitsräume des Gehirns behindern Plexuspapillome häufig den Fluss des Nervenwassers, was zu einer Erhöhung des Hirndrucks führen kann. Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen sind typische, aber unspezifische Symptome. In fortgeschrittenen Fällen kann es zur Entwicklung eines Hydrocephalus (Wasserkopf) kommen.[2]

In der Kernspintomographie stellen sich Plexuspapillome recht charakteristisch als intensiv homogen Kontrastmittel aufnehmende, in den Hirnventrikeln gelegene Masse mit blumenkohlartiger Form dar.

Pathologie

Histologie des Plexuspapilloms mit typischen papillären Strukturen. Hämatoxylin-Eosin gefärbtes Schnittpräparat. Originalvergrößerung 1:40
Bei höherer Vergrößerung sind die relativ einheitlich geformten (monomorphen) Zellkerne und die fehlende mitotische Aktivität gut erkennbar. Hämatoxylin-Eosin gefärbtes Schnittpräparat. Originalvergrößerung 1:400

Das feingewebliche Bild ähnelt mit Ausbildung papillärer Strukturen weitgehend dem des normalen Plexus choroideus. Tumoren, die atypische histologische Eigenschaften (insbesondere eine erhöhte mitotische Aktivität) aufweisen, werden als atypisches Plexuspapillom bezeichnet.[3]

Diagnostisch hilfreich ist der immunhistochemische Nachweis einer Expression von Zytokeratin und Transthyretin. Schwierigkeiten kann bei Erwachsenen die Abgrenzung gegenüber Hirnmetastasen bereiten. Der Nachweis einer Expression von plexustumor-spezifischen Markern kann dazu beitragen, die Verdachtsdiagnose eines Plexuspapilloms zu erhärten.[4][5]

Krankheitsentstehung

In der überwiegenden Mehrheit handelt es sich um sporadische Fälle, also Fälle bei denen kein Zusammenhang mit einer erblichen Erkrankung erkennbar ist. Selten können Plexuspapillome im Rahmen von Syndromen auftreten, wie zum Beispiel dem Aicardi-Syndrom[6] oder dem Li-Fraumeni-Syndrom. Über an der Krankheitsentstehung (Pathogenese) sporadischer Plexuspapillome beteiligte Mechanismen ist nur wenig bekannt. Insbesondere gibt es für eine virale Pathogenese keinen überzeugenden Anhalt. Zwar gelang in Plexuspapillomgewebe der Nachweis von Erbmaterial des Simian-Virus-40 (SV40), der im Tiermodell Tumoren erzeugen kann, allerdings war dieser Nachweis nur in Bevölkerungsgruppen möglich, die von 1955 bis 1963 mit dem SV40 Virus kontaminierten Impfstoff gegen Kinderlähmung erhalten hatten (z. B. in den USA). Da die Inzidenz von Plexuspapillomen im Vergleich zu anderen Ländern in diesem Zeitraum nicht erhöht war, handelt es sich beim SV40-Nachweis wahrscheinlich um ein Epiphänomen (Begünstigung der Virusreplikation bei Patienten mit latenter Infektion) und keinen Kausalzusammenhang.[7]

Behandlung und Prognose

Der Tumor kann fast immer operativ vollständig entfernt werden. Aufgrund der Seltenheit von Tumoren des Plexus choroideus wird die weitere Behandlung im Rahmen klinischer Studien erfolgen.

Nach vollständiger operativer Entfernung ist die Prognose von Plexuspapillomen günstig.[8] Eine postoperative Strahlen- oder Chemotherapie ist bei vollständig operativ entfernten Plexuspapillomen (Grad 1 WHO) im Gegensatz zu atypischen Plexuspapillomen und Plexuskarzinomen deswegen in der Regel nicht erforderlich. Nur in Einzelfällen ist eine metastatische Ausbreitung entlang der Liquorwege[9] oder bösartige Entartung[10] beschrieben worden.

Veterinärmedizin

Bei Hunden machen Plexuspapillome bis zu 14 Prozent aller im Schädel gelegenen Tumoren aus.[11] Selten kommen sie bei anderen Tieren, wie zum Beispiel Ziegen und Rindern vor.[12][13]

Literatur

  • W. Paulus, S. Brandner: Choroid plexus tumours. In: D. D. Louis, H. Ohgaki, O. Wiestler, Cavenee (Hrsg.): World Health Organization classification of tumors. Pathology and genetics of tumours of the nervous system. IARC Press, Lyon 2007.

Einzelnachweise

  1. C. H. Rickert, W. Paulus: Tumors of the choroid plexus. In: Microsc Res Tech., 52, 2001, S. 104–111. PMID 11135453 (Übersichtsarbeit)
  2. A. W. McEvoy u. a.: Management of choroid plexus tumours in children: 20 years experience at a single neurosurgical centre. In: Pediatr Neurosurg. 32(4), Apr 2000, S. 192–199. PMID 10940770
  3. A. Jeibmann u. a.: Prognostic implications of atypical histologic features in choroid plexus papilloma. In: J Neuropathol Exp Neurol. 65, 2006, S. 1069–1073. PMID 17086103
  4. R. Beschorner u. a.: Choroid plexus tumors differ from metastatic carcinomas by expression of the excitatory amino acid transporter-1. In: Hum Pathol. 37(7), Jul 2006, S. 854–860. PMID 16784985
  5. M. Hasselblatt u. a.: Identification of novel diagnostic markers for choroid plexus tumors: a microarray-based approach. In: Am J Surg Pathol. 30, 2006, S. 66–74. PMID 16330944
  6. J. Aicardi: Aicardi syndrome In: Brain Dev. 27(3), Apr 2005, S. 164–171. PMID 15737696
  7. H. Ohgaki u. a.: More about: cell and molecular biology of simian virus 40: implications for human infections and disease. In: J Natl Cancer Inst. 92(6), 15 Mar 2000, S. 495–497. PMID 10716971
  8. J. E. Wolff: Choroid plexus tumours. In: Br J Cancer. 87(10), 4 Nov 2002, S. 1086–1091. PMID 12402146 (Meta-Analyse)
  9. A. W. McEvoy u. a.: Metastatic choroid plexus papilloma: a case report. In: J Neurooncol. 56(3), Feb 2002, S. 241–246. PMID 12061730.
  10. Jeibmann u. a.: Malignant progression in choroid plexus papillomas. In: J Neurosurg. 107(3 Suppl), 2007, S. 199–202. PMID 17918524
  11. S. L. Kraft u. a.: Retrospective review of 50 canine intracranial tumors evaluated by magnetic resonance imaging. In: J Vet Intern Med. 11(4), 1997, S. 218–225. PMID 9298476
  12. R. Klopfleisch, D. Beier, J. P. Teifke: Choroid plexus carcinoma in a goat. In: J Comp Pathol. Band 135, Nr. 1, 2006, S. 42–46, PMID 16820166.
  13. M. J. Hoenerhoff u. a.: Choroid plexus papilloma in a Scottish highland cow. In: J Comp Pathol. 135(2-3), Aug-Okt 2006, S. 146–149. Epub 2006 Sep 6. PMID 16952368