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Musiklehre: Der Quintenzirkel

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Wikipedia hat einen Artikel zum Thema:

Der Quintenzirkel

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Quintenzirkel (engl. Version)

Der Quintenzirkel ist ein Werkzeug aus der Harmonielehre, das einem hilft, passende Akkorde und Töne zu einer Tonart zu finden und dabei das Ausrechnen bzw. Abzählen von Ganz- und Halbtonschritten ersparen kann. Natürlich sollte man dieses auch können, aber wenn man den Quintenzirkel einmal auswendig gelernt hat, wird das Abzählen vielfach unnötig.

Akkorde und Töne, welche üblicherweise in einer Tonart anzutreffen sind, stehen nebeneinander, wobei die Akkorde nach Dur und Moll aufgeteilt sind. Die Vorzeichen, die bei Tonleitern und Akkorde zu beachten sind, stehen ebenso fein sortiert in einer Reihe.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen von der Regel, aber es ist schon viel gewonnen, wenn man die Töne und Akkorde beisammen hat, die man meist zusammen antrifft.

Abweichende Töne und Akkorde sind zumindest bei einfachen Liedern, die man in handelsüblichen Liederbüchern findet, unwahrscheinlicher. Sucht man passende Akkorde für ein Musikstück, dann hat man mit dem Quintenzirkel am ehesten Erfolg.

Alle Noten bzw. Akkorde, die vom Quintenzirkel abweichen, machen sich durch zusätzliche Vor- oder Auflösungszeichen innerhalb des Notensystems bemerkbar und meist auch durch einen besonderen Klang, den man mit einiger Erfahrung auch heraushören kann.

Lernhilfe

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Bevor du dich mit dem Quintenzirkel beschäftigst, solltest du zwei oder drei Merksprüche auswendig lernen. Damit hättest du schon den größten Teil der Arbeit erledigt, um dir den alltäglichen Umgang mit der Musiktheorie erheblich zu erleichtern.

Dur-Tonarten mittels Vorzeichen bestimmen

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Für die Kreuztonarten

(im Uhrzeigersinn)

Geh Du Alter Esel Hole Fische
Für die B-Tonarten

(gegen den Uhrzeigersinn)

Frische Brötchen Essen Asse Des Gesangsvereins
alternativ
... Des Gospel - Chors

für Ges und Ces

Mit diesen Merksprüchen lassen sich sehr leicht die Dur-Tonarten anhand der Vorzeichen bestimmen. Jedes Wort steht für eine Durtonart. An wievielter Stelle das Wort im Satz vorkommt, gibt an wie viele Vorzeichen diese Durtonart hat. (Siehe weiter unten das Beispiel für D-Dur.)

der aufgerollte Quintenzirkel

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Jedoch ist es etwas umständlicher, alle anderen Informationen, die du hier noch kennenlernen wirst, aus dem Quintenzirkel herauszulesen. Daher empfehle ich dir, noch einen weiteren Merkspruch zu lernen.

Für Gitarristen

Merke
"Fähige Clevere Gitarristen Denken An Einen Barré"
Für andere Musiker evtl.
"Fähige clevere Geiger denken an einen Bogen;"
der englische Merkspruch hat zwar nichts mit Musik zu tun, ...

"Father Charls Goes Down And Ends Battle"

...dafür funktioniert er auch rückwärts.

"Battle Ends And Down Goes Charls Father"

Daraus ergibt sich die Buchstabenfolge

F C G D A E B

Der Einfachheit halber verwenden wir hier die englische Bezeichnung "B" für unser deutsches "H".

Schreibe die Tonfolge 3 mal hintereinander auf einen Zettel!

F C G D A E B | F C G D A E B | F C G D A E B

Füge den ersten 7 Tönen ein "b" bei, und den letzten 7 ein "#".

Fb Cb Gb Db Ab Eb Bb | F C G D A E B | F# C# G# D# A# E# B#

Das ist die englische Form des Quintenzirkels ausgerollt als eine Linie, den du zum Teil schon mit den oben genannten Merksprüchen gelernt hast.

Man erhält so drei mal hintereinander die gleiche Tonfolge:

Einmal mit "b", einmal ohne Vorzeichen, und einmal mit "#".

In dieser Form aufgeschrieben, ist es leichter, einzelne Informationen abzulesen.

Damit hast du den größten Teil der Arbeit erledigt. Jetzt musst du nur noch wissen, was du damit alles anfangen kannst.

Bildung des Quintenzirkels

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Zuvor etwas Theorie. Wie wird der Quintenzirkel überhaupt gebildet?

KlaviaturoktaveKlaviaturoktave

An den Tasten eines Klaviers lässt sich dieses sehr einfach veranschaulichen.

Beginne am besten mit der Tonart C-Dur, und bestimme zuerst die Töne ohne Vorzeichen.

Tipp: fange mit dem Ton 'F' an und zähle fünf Töne weiter. Du musst den ersten Ton 'F' immer als "1" mitzählen. Die schwarzen Tasten brauchst du vorerst nicht zu beachten.

man zählt
  1. F G A B C und erhält als zweiten Ton das C
  2. C D E F G und erhält das G
  3. G A B C D ...
  4. D E F G A
  5. A B C D E
  6. E F G A B

Man erhält letztlich die Tonfolge F C G D A E B, die du dir oben schon mit dem Merkspruch "Fähige Clevere Geiger Denken An Einen Bogen" eingeprägt hast.

In dieser Reihenfolge ist jeder nachfolgende Ton eine Quinte, also fünf Töne weit voneinander entfernt. Wenn man mit dem Ton F anfängt, hat man alle Töne der C-Dur-Tonleiter im Quintenzirkel angeordnet. Dass im deutschsprachigen Raum aus dem viel einfacheren und viel logischeren "B" ein "H" wurde, ist ein Umstand, mit dem Musiker leider leben müssen.

Tonleiter
in C-Dur
im Q.-Zirkel

Würde man jetzt wieder vom Ton B (dem deutschen H) aus fünf Töne weiter zählen, dann käme man wieder beim F an. Allerdings muss man ab jetzt die Halbtonschritte beachten. Bei den vorherigen Tönen war dieses noch nicht nötig, denn alle Töne, haben die gleiche Anzahl von Tasten gehabt. Es waren immer insgesamt fünf weiße und drei schwarze Tasten beteiligt. Daher brauchte man für die ersten 7 Töne des Quintenzirkels die schwarzen Tasten nicht unbedingt zu beachten. Für die nächsten Töne ab dem B muss man aber alle Tasten beachten.

Von F nach C sind es 7 Halbtonschritte.

F - F# - G - G# - A - A# - B - C
Beachte
Bei den Halbtonschritten zählt man den ersten Ton nicht als "1" mit. Man geht nur 7 "Schritte" bis zum C. Auch bei den anderen bisher ermittelten Tönen hat man jeweils 7 Halbtonschritte.

Wenn man beim B die Halbtonschritte mit berücksichtigt, so landet man nicht mehr auf dem Ton F, sondern auf dem Ton F#.

B - C - C# - D - D# - E - F - F#

Um den Quintenzirkel zu bilden, muss man also von jedem einzelnen Ton den Nachbar suchen, welcher 7 Halbtonschritte entfernt ist.

Nach dem B folgen im Uhrzeigersinn:

B - F# - C# - G# - D# - A#

vor dem Ton F folgen abwärts gezählt:

F - E - Eb - D - Db - C - B - Bb

Vor dem F sind gegen den Uhrzeigersinn:

Gb - Db - Ab - Eb - Bb - F

Zusammen erhält man die komplette Tonfolge:

(Fb Cb) Gb Db Ab Eb Bb | F C G D A E B | F# C# G# D# A# (E# B#)


In einigen Tonarten mit mehr als 5 Vorzeichen kommen auch die eingeklammerten Töne (Fb, Cb) oder die Töne (E#, B#) vor. Bei nur 5 schwarzen Tasten müssen demnach auch weiße Tasten umbenannt werden. (F = E#, C = B#; H = Cb; E = Fb) Dies wird in Tonarten mit mehr als 5 Vorzeichen nötig, damit in jeder Tonart jeder Stammton (Erste 7 Buchstaben des Alphabets A bis G ungeachtet der Vorzeichen) genau einmal vorkommt. Allerdings meiden Hobbymusiker und auch viele Profimusiker Tonarten mit mehr als 5 Vorzeichen.

Darstellung des Quintenzirkel als Uhr

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Auch wenn wir mit dem dritten Merksatz letztlich 21 Notennamen herausgefunden haben, muss man wissen, dass einige Töne je nach Zusammenhang zwei Namen haben können. Doch das Thema enharmonische Verwechslung ist in der entsprechenden Lektion nachzulesen. Es gibt in unserem abendländischen Tonsystem nur 12 Halbtonschritte und damit 12 Töne innerhalb einer Oktave. Diese 12 Töne werden gerne in der Form einer Uhr angeordnet. Sehr oft fügt man noch einen inneren Kreis mit Moll-Akkorde ein. Dabei stehen die Moll-Parallelen im Innenkreis unter den Durakkorden.

Dort, wo bei der Uhr die 12 ist, steht das C. Im Innenkreis steht unter dem C die Mollparallele Am. Im Uhrzeigersinn folgen die Töne jeweils eine Quinte aufwärts, und gegen den Uhrzeigersinn folgen sie jeweils eine Quinte abwärts.

Rechts in der "Uhr" stehen die Grundtöne der Kreuz-Tonarten; links die B-Tonarten (vgl. 1. und 2. Merksatz). Bei "6 Uhr" treffen sich F# und Gb. Tonarten mit mehr als 7 Vorzeichen werden üblicherweise nicht angezeigt, da diese in der Praxis so gut wie nicht vorkommen. Leider fehlen dadurch ein paar Akkorde/Töne, die man später in einer konkreten Tonleiter braucht. Diese muss man (wenn man den dritten Merksatz nicht kennt) aus der enharmonischen Verwechslung herleiten. :(C#=Db, G#=Ab, D#=Eb, A#=Bb)

Anwendung

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Quintenzirkel
Quintenzirkel

Suche dir einen Grundakkord einer Dur-Tonart heraus. Jetzt nimm dir noch die beiden Nachbarn mit dazu, und du hast die 3 Dur-Akkorde, die üblicherweise in einem Lied zusammengehören, beisammen. Die folgenden drei Grundtöne im Uhrzeigersinn sind die zu erwartenden Moll-Akkorde, die man auch unterhalb der drei Durakkorde finden kann.

Du hast in der Mitte dieser Dreiergruppen die Tonika, rechts die Dominante und links Subdominante. Darunter die entsprechenden Moll-Parallelen einer Tonart gefunden. So einfach geht das.

Oft fügt man zum Quintenzirkel noch einen Innenkreis mit Moll-Akkorden hinzu. Jedem Dur-Akkord wird ein Moll-Akkord zugeordnet. Man spricht hier von Moll-Parallele. Die Begriffe Tonika, Dominante und Subdominante gelten gleichermaßen auch für Moll-Akkorde.

Beispiel

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Zu einem Lied sollen die passenden Akkorde gefunden werden. Wir setzen voraus, das dieses Lied mit einfachen Akkorden (Keine Jazz-Harmonik, Keine Blues-Harmonik) begleitet werden soll.

Die folgenden Fragen sind nach der Wichtigkeit für einen Musiker sortiert

Erste Frage - Welche Tonart

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Nehmen wir an, im Notensystem der Melodie stehen zwei Kreuze. Wir nehmen uns den Merksatz der Kreuztonarten vor (Geh du alter Esel hole Fische): Das zweite Wort "du" des Merksatzes beginnt mit einem D, also ist unsere gesuchte Tonart D-Dur. Im Quintenzirkel sehen wir, dass ein Lied mit zwei Kreuzen der Tonart D-Dur entspricht. Im inneren Kreis sehen wir, dass dem die parallele Moll-Tonart Hm entspricht. (Moll-Tonarten leitet man am besten von der parallelen Dur-Tonart ab.) Die Tonart ist also entweder D-Dur oder H-Moll. Welcher der beiden Akkorde vorherrscht, gibt die tatsächliche Tonart an.

b   #
bb

## (!)
bbb ###
bbbb ####
bbbbb
bbbbbb
######
#####

Zweite Frage - Welche Dur-Akkorde sind zu erwarten

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Wir erwarten als Tonika (Grundakkord) D-Dur. Die Subdominante ist der nächste Akkord gegen den Uhrzeigersinn, also G-Dur.

Die Dominante (welche oft als Dominantseptakkord bzw. Dur7 erscheint) ist nach D der nächste Akkord im Uhrzeigersinn, also A-Dur oder A7. Die drei Dur-Akkorde wären also "G D A(7)".

Wie man sieht, braucht man nichts zu rechnen: Es ist D-Dur und seine beiden Nachbarn. Wenn man ein wenig Erfahrung mit der Begleitung nach Akkorden hat, merkt man schnell, dass sich diese Regel mit der Spielerfahrung deckt.

D-Dur
im Quintenzirkel

Dritte Frage - Welche Moll-Akkorde sind zu erwarten

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In vielen Quintenzirkeln findet man die Moll-Akkorde im inneren Kreis (siehe oben), genau den entsprechenden Dur-Akkorden gegenüber. Diese drei Akkorde findet man nicht nur im inneren Kreis, sondern es sind auch die nächsten drei Akkorde, die in dem äußeren Ring im Uhrzeigersinn folgen. Die Tonika-Parallele zu D-Dur ist dementsprechend H-Moll (engl. Bm), die Subdominanten-Parallele von G-Dur ist E-Moll und die Dominanten-Parallele von A-Dur ist Fis-Moll. Em-Hm-F#m.

Vierte Frage - Mögliche Moll-Dominante

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Eine Besonderheit gibt es bei der Dominante einer Molltonart zu beachten (hier F#m): Wenn die Tonart nicht D-Dur sein sollte, sondern die Mollparallele von D-Dur, also H-Moll (welche im Notensystem ebenfalls zwei Kreuze hat), dann kommt es sehr oft vor, dass die Dominantenparallele nicht als Moll-Akkord (also F#m), sondern als Dur-Akkord bzw. Dominantsept-Akkord gespielt wird. Also könnte aus dem Fis-Moll auch ein Fis-Dur bzw. Fis7 werden. (Eine typische Besonderheit bei Moll-Tonarten.) Also könnten die nächsten drei "Moll"-Akkorde auch Em-Hm-F#(7) sein. [1]

F#-Dur hat abweichend vom den Tönen im "reinen" Quintenzirkel die Durterz A#. Die Tonart Hm (engl. Bm) hat aber nur zwei Vorzeichen, nämlich F# und C#. Der Ton A# muss also im Notensystem mit einem Vorzeichen versehen und damit als Ausnahme von den im Quintenzirkel ermittelten Töne (s.u.) gekennzeichnet werden.

Trotzdem prägt man sich besser nur "drei Dur- und danach drei Mollakkorde" ein, und behält die Besonderheit der Moll-Dominante im Hinterkopf. (vgl.: melodisches und harmonisches Moll)

Fünfte Frage - die siebte Akkordstufe

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Zu einer Dur- oder Molltonleiter gehören 7 Stammtöne. Auch wenn man die 7. Akkordstufe eher selten antrifft, sollte man doch wissen, das dieses einen verminderten Akkord ergibt. Die Akkordendung lautet -dim oder m5b und wird auch manchmal mit einer hochgestellten 0 abgekürzt (B° = Bdim). Jedoch wird dieser Akkord fast regelmäßig durch die Septime erweitert, so dass man sich besser die Endung -m7b5 einprägt (Bm7b5). Diese Frage ist aber eher für Jazz-Musiker interessant. Es kann durchaus sein, dass du diesen Akkord in einfachen Liederbüchern gar nicht antreffen wirst.

Also
Dur Dur Dur - Moll Moll Moll - Moll7b5
Beispiel

Die typischen Akkorde der Tonart C-Dur bzw. Am sind:

F C G(7) - Dm Am Em (E7) - Bm7b5

Die typischen Akkorde der Tonart A-Dur bzw. F#m sind:

D A E(7) - Bm F#m C#m (C#7) - G#m7b5

Sechste Frage - Töne einer Tonleiter

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Um die Töne der D-Dur-Tonleiter zu ermitteln, reicht es, die oben ermittelten 7 Akkordnamen ohne deren Endungen (7 m m7b5) aufzuschreiben. Anders ausgedrückt: von der gesuchten Dur-Tonleiter nimmt man im Quintenzirkel ausgehend vom Grundton den einen Ton gegen den Uhrzeigersinn und die 5 Töne im Uhrzeigersinn (macht mit dem Grundton zusammen die 7 Stammtöne der gesuchten Tonleiter).

Die Reihenfolge entspricht natürlich nicht der Reihenfolge die man üblich bei einer Tonleiter erwartet, Aber es sollte ein Leichtes sein, die Töne richtig zu sortieren.
Aus der Reihenfolge im Quintenzirkel...

G D A E B F# C#

...wird richtig sortiert ...

D E F# G A B C# D

...für die D-Dur-Tonleiter und...

B C# D E F# G A B

...für die natürliche B-Moll-Tonleiter. (Beachte hier wieder: englisches B = deutsches H.)

Bei jeder Dur- und natürlichen Molltonleiter soll jeder Stammton (A B C D E F G) ungeachtet der Vorzeichen genau einmal vorkommen, entweder mit einem Vorzeichen oder ohne ein Vorzeichen. Daher ergibt sich automatisch, ob ein # oder ein 'b' genommen werden muss.

Praktisches Beispiel

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Im Gitarrenband "Das Balladendiplom" gibt es das Kapitel Akkorde heraushören das auch für andere Instrumente mit Akkorden interessant sein kann. An einem praktischen Beispiel wird der Quintenzirkel zum Heraushören der Akkorde angewandt.

Siebte Frage - Töne einer Pentatonik

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Lässt man von einer Dur-Tonleiter oder einer Moll-Tonleiter die beiden äußeren Töne des Quintenzirkels weg, dann hat man die entsprechenden Töne der Pentatonik, die für die Improvisation gebraucht werden.

Die Töne einer Pentatonik liegen im Quintenzirkel alle nebeneinander.

D A E B F#

Diese ergeben richtig sortiert ...

D E F# A B D

...für die D-Dur-Pentatonik und...

B D E F# A B

...für die B-Moll-Pentatonik.

Man muss also nicht lange mühselig herumrechnen, welche Vorzeichen und Intervalle zu einer Tonleiter oder zu einer Pentatonik gehören, sondern man kann sie ganz einfach in dem Quintenzirkel ablesen.

Beachte
Eine Ausnahme bildet die Blues-Pentatonik. Beim Blues improvisiert man gerne mal über alle Akkorde (also auch über die Dur-Akkorde) mit einer gleichnamigen Moll-Pentatonik. Aber auch diese Töne stehen im Quintenzirkel nebeneinander. Doch es kommen oft noch so genannte Blue-Notes vor, die man sich in der entsprechenden Lektion nochmal gesondert betrachten sollte. Die Blues- und Jazz-Harmonik geht über den Quintenzirkel hinaus. Der Quintenzirkel beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Musikstücken, die mit einer einfachen Dur- oder Moll-Tonleiter begleitet werden.

Übertragen auf andere Tonarten

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Man stelle sich vor, dass der äußerste Ring mit der Beschriftung "Tonika" frei verdrehbar ist. Dreht man die Tonika z.B. auf E-Dur, so erhält man folgendes Bild:

  • Subdominante - A-Dur,
  • Tonika - E-Dur,
  • Dominante - B(7)-Dur.

Die Mollparallelen dazu sind dann folglich:

  • Subdominante in Moll - F#-Moll,
  • Tonika in Moll - C#-Moll,
  • Dominate in Moll - G#-Moll (oder auch G#7)

Die Siebte Akkordstufe

  • Verminderter Septakkord - D#m7b5

Auf diesem Wege kann man auch leicht transponieren, d.h. Lieder von einer in andere Tonarten übertragen. Man muss dazu nur die vorhandenen Akkorde als Tonika, Dominante und Subdominante bezeichnen und dann auf dem Quintenzirkel einen anderen Akkord als Tonika festlegen, um so die restlichen Akkorde in die gewünschte Tonart übertragen zu können!

Beispiel für E-Dur

Für diesen Quintenzirkel muss man noch wissen, dass Db = C#, Ab = G# und D# = Eb

also sind die zu erwartenden Akkorde: A-Dur, E-Dur, H-Dur - F#m, C#m, G#m - D#m7b5

Bestimmen der Tonart mittels einzelner Töne oder Akkorde

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Solltest du nur eine handvoll Töne oder Akkorde eines Liedes haben, und du möchtest die Tonart bestimmen, so hilft es meist, die Töne bzw. Akkorde in die Reihenfolge des Quintenzirkels zu bringen, die fehlenden Lücken aufzufüllen um dann per Ausschlussverfahren die Tonarten einzugrenzen.

Bestimmen der Intervalle einer bestimmten Tonart

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Die oberen Anwendungen waren alle noch relativ einfach, so dass diese recht schnell nachvollzogen werden können, und richten sich an Anfänger und leicht Fortgeschrittene. Im Folgenden wollen wir für die angehenden Profis etwas ins Eingemachte gehen. Wer sich mit modalen Skalen auseinander setzt, wird mit einer Fülle von Intervallen konfrontiert. Das Abzählen und auch das Merken all dieser Intervalle ist extrem aufwendig und mühsam. Auch hier kann der Quintenzirkel einiges erleichtern.

Nehmen wir uns noch einmal einen Ausschnitt des aufgerollten Quintenzirkel vor. Ich gehe davon aus, dass du die Töne der C-Dur-Tonleiter einfach durchzählen kannst.

C = 1, D=2, E=3, F=4, G=5, A=6, B=7

Mit diesem Hintergrundwissen können wir vom Grundton C aus die Intervalle bestimmen, wie sie im Quintenzirkel vorkommen. Diese Intervalle werden auch für Akkordbezeichnungen verwendet, wobei man gelegentlich auch die Oktaven der Intervalle verwendet (hier als Optionen bezeichnet). Bei Akkordintervallen gilt noch zu beachten, dass die kleine Septime entgegen der Regel kein "b" hat, dafür aber der großen Septime ein "maj" oder "j" vorangestellt wird. Weitere Besonderheiten der Akkordbezeichnungen sind in der entsprechenden Lektion nachzulesen.

Töne Gb Db Ab Eb Bb F C G D A E B F#
Intervalle 5b 2b 6b 3b 7(b) 4 1 5 2 6 3 j7 4#
Optionen 9b 13b m 11 9 13 11#

Bei der Tonart C-Dur und bei Akkorden mit C als Grundton läuft die Beziehung der Intervalle parallel zu den tatsächlichen Vorzeichen im Notensystem. Bei anderen Akkorden ist das nicht immer der Fall. Die kleine Sekunde (2b) von E aus gezählt ist ein F und kein Fb. Nur bei den Intervallen von C aus gezählt stimmen alle Vorzeichen überein. Also lernt man zuerst diese Intervallstruktur in C (was wir mit dem Merksatz von oben schon gemacht haben. )

Diese Intervallstruktur aus dem Quintenzirkel können wir auch auf jeden anderen Grundton übertragen, indem wir einfach diesen Grundton als 1 setzen, und von diesem aus die Intervalle der übrigen Töne bestimmen. Hier beispielsweise vom Grundton A aus.

Töne Eb Bb F C G D A E B F# C# G# D#
Intervalle 5b 2b 6b 3b 7 4 1 5 2 6 3 j7 4#

Beachte, dass sowohl die Töne als auch die Intervalle immer in der Reihenfolge des Quintenzirkels aufgeschrieben werden. Mit dieser Tabelle lassen sich also alle 13 Intervalle von einem Grundton aus bestimmen.

In den allermeisten Fällen interessieren uns aber nur die 7 Töne einer bestimmten Tonleiter. Der Einfachheit halber bleiben wir bei der Tonart C-Dur und schauen uns hier an, wie sich die Intervalle von jedem Akkordgrundton aus verhalten. Dieses Wissen wird für die Intervalle der modalen Skalen / Kirchentonarten benötigt, wobei die genaueren Zusammenhänge in der entsprechenden Lektion nachzulesen sind.

F F C G D A E B
lydisch 1 5 2 6 3 j7 4#(!)
C F C G D A E B
ionisch 4(!) 1 5 2 6 3 j7(!)
G F C G D A E B
mixolydisch 7(!) 4 1 5 2 6 3
Dm F C G D A E B
dorisch 3b 7 4 1 5 2 6(!)
Am F C G D A E B
äolisch 6b(!) 3b 7 4 1 5 2(!)
Em F C G D A E B
phrygisch 2b(!) 6b 3b 7 4 1 5
Bm7b5 F C G D A E B
lokrisch 5b(!) 2b 6b 3b 7 4 1

Alle hier verwendeten Intervalle sind lediglich Ausschnitte der oben ermittelten Tabelle. Sowohl die Töne als auch die Intervalle sind also immer im Quintenzirkel angeordnet.

Die Akkordtöne 1 3 5 sind bei Dur-Akkorden der Normalfall. Obgleich die kleine Terz (3b) bei Mollakkorden extra mit einem 'm' bezeichnet wird, gilt die Mollterz als der Normalfall.

Ebenso zählt die Sekunde (2) wie die Sexte (6) bei den Durakkorden als der Normalfall. Bei Moll-Akkorden gilt die Quarte (4) und die kleine Septime (7) als Normalfall.

In einer normalen Durtonleiter können bei allen Dur-Akkorden in jeder Funktion (Tonika, Subdominante, Dominante) die Intervalle 1, 2, 3, 5, 6 auftauchen und bei allen Moll-Akkorden in jeder Funktion die Intervalle 1, 3b, 4, 5, 7. Diese Intervalle entsprechen bei jedem Akkord den Tönen der gleichnamigen Pentatonik.

Man sieht, dass die markanten Intervalle, die den Modus näher bestimmen, stets ganz rechts und/oder ganz links stehen, sofern dieses Intervall nicht zum Grundintervall (Grundton (1) Dur- (3) oder Moll-Terz (3b) und Quinte (5)) gehört. (Schlagwörter: lydische Quarte (4#), mixolydische Septime (7 bei Durakkorden), dorische Sexte (6 bei Mollakkorden), phrygische Sekunde (2b) und lokrische Quinte (5b), wobei die letzte Zeile mit dem verminderten Akkord etwas aus der Reihe fällt)

Der ungemeine Vorteil des Quintenzirkels ist, dass wir alle üblichen Intervalle hier ohne das mühsame Abzählen der Halbtonschritte ermittelt haben.

Beispiel

Der Abstand von E nach C# ist eine Sexte (aufwärts gezählt) oder eine Terz (abwärts gezählt) Ob es sich dabei um eine große oder kleine Sexte handelt, müssen wir nicht erst lange ausrechnen, sondern es reicht zu wissen, wo sich der höhere Ton im Quintenzirkel befindet. Wenn das C# der tiefere Ton ist, so muss sich der Abstand C# E um eine kleine Terz handeln, weil sich das E von C# aus betrachtet rechts im Quintenzirkel ist, wo sich die kleinen oder verminderten Intervalle befinden. Wenn E der tiefere Ton ist, so muss der Abstand von E nach C# eine große Sexte sein, weil sich das C# von E aus betrachtet links im Quintenzirkel befindet, wo sich die großen oder übermäßigen Intervalle befinden.

To-Do:

nochmal überprüfen, ob ich mich hier nicht vertan habe.

Siehe auch

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Wer tiefer in die Materie einsteigen will, um beispielsweise jazzige Stücke zu spielen:

Schlussbemerkung

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Der Quintenzirkel hilft dir bei den häufigsten Phänomenen im Musikalltag weiter. Es gibt sehr viele Musikstücke, die sich genau an den Quintenzirkel halten. Allerdings solltest du dir bewusst sein, dass es noch Sachen gibt, die über den Quintenzirkel hinaus gehen. (Beispielsweise Zwischendominanten, Blues- und Jazz-Harmonik etc.). Jedoch wenn du dich genauer mit der Materie auskennst, wirst du feststellen, dass dir der Quintenzirkel auch bei den meisten Ausnahmen ein gutes Stück weiter hilft.

Einige typische Ausnahmen vom Quintenzirkel, die dir als Hobbymusiker begegnen können, werden im oben genannten Balladendiplom im Kapitel Tonleiterfremde Akkorde erläutert.


  1. Man vergleiche einmal die zwei Akkordfolgen in A-Moll. Am-Dm-Em-Am; und Am-Dm-E(7)-Am. Dann hört man am ehesten den Grund, warum der dritte Mollakkord zu einem Dur-Akkord wird: Es hört sich oft einfach besser an.