Benutzer:Methodios/Altmähren
Benutzer:Methodios/Die Frühzeit der westslawischen Orthodoxie
Frühzeit
[Bearbeiten]-
Slavic peoples in Europe in the 8th–9th century
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Slavic peoples in Europe in the 9th century
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811
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814
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843
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843 II
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Limes Sorabicus 9. Jahrhundert
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Karte des Mährerreichs unter Mojmír I.
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Karte des Mährerreichs unter Rastislav
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Great Moravia in the 9th century
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Great Moravia in the 9th century II
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West Slavs 9th–10th centuries
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Great Moravia in the era of duke Svatopluk I (870–894)
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Great Moravia in the era of duke Svatopluk I (870–894) II
- spätestens seit Anfang des 7. Jahrhunderts ziehen Slawen von der Donau kommend entlang der March nach Norden und besiedeln das anliegende Gebiet - seit diesem Zeitpunkt ist die March Mittelpunkt des nach ihr benannten Landes Mähren (Morava)
- im 8. Jahrhundert kristallisierten sich entlang des Flusses March (slawisch: Morava) mehrere Zentren hervor, so die Burganlagen in Mikulčice, Staré Město und Olomouc, die das weitreichende Gebiet Mährens beherrschten
- ca. 790 der mährische Staatswerdungsprozess setzte ein (nach Dušan Třeštík)
- an der Wende des 8. zum 9. Jahrhundert wurde die heutige Westslowakei ausgehend von den Zentren an der March vom Einfluss der Awaren befreit
- danach entstanden Burganlagen wie Devín und Nitra
- in Mähren waren im 9. Jahrhundert die alten Stämme bereits verschwunden - somit muss die Zentralisierung hier früher eingesetzt haben als in den benachbarten Ländern
- 796 wurde das Gebiet der Mährer dem Bistum Passau unterstellt, um das Jahr 800 erfolgte der Bau der ersten christlichen Kirchen
Fränkische Oberhoheit
[Bearbeiten]- irgendwann zwischen 817 und 822 erkannten die Mährer die Souveränität des bayerisch-fränkischen Königs Ludwigs des Deutschen über ihr Gebiet an
- da die Mährer und ihr Gebiet 817 noch nicht als Bestandteil des bayerischen Königreiches Ludwigs des Deutschen erwähnt werden, erkannten sie vermutlich erst zwischen 817 und 822 die Tributpflicht gegenüber dem Frankenreich an - fortan sahen die Franken Mähren als ein von ihrem Reich abhängiges Tributärfürstentum an, allerdings respektierte die fränkische Politik die Macht des östlichen Nachbarn, dessen Herrschaftsgebiet als „Reich der Maraven“ (regnum Maravorum) bezeichnet wurde
- 822 mährische Boten nahmen am Landtag in Frankfurt teil
- Allgemeine reichsversammlung: ... Empfang der gesandtschaften der Ostslaven: der Abodriten, Sorben, Wilzen, Böhmen, Mährer (zum ersten mal genannt) RI I n. 766a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0822-00-00_1_0_1_1_0_1719_766a (Abgerufen am 05.09.2018).
- die Mährer selbst werden in den schriftlichen Quellen erstmals 822 erwähnt - im Bericht der Annales regni Francorum zu diesem Jahr sind sie unter den slawischen Völkern aufgelistet, die dem fränkischen Kaiser Ludwig dem Frommen Tribute brachten (möglicherweise wurden ihre Gesandten jedoch schon 811 in Aachen und 815 in Paderborn von den karolingischen Kaisern empfangen)
- 828 wurde in Nitra (Nitrava – vergleiche Morava) vom Salzburger Bischof Adalram am Sitz des regierenden Fürsten Pribina (Privina) die erste bekannte Kirche der heutigen West- und Ostslawen geweiht - Fürst Pribina ist es gelungen, den fränkischen Einfluss in der Slowakei abzuschwächen
- Pribina ließ schon um 828/830 eine christliche Kirche erbauen, die vom Salzburger Erzbischof Adalram geweiht wurde - diese Emmeramskirche konnte bisher noch nicht lokalisiert werden und diente möglicherweise den bairischen Christen - es handelt sich dabei um die erste bekannte Kirche auf einem slawischen Territorium nördlich der Donau
- 829 (830) kam es wohl zu einer Grenzregelung zwischen Passau und Salzburg im äußersten Osten auch wenn das entsprechende Diplom, durch das Ludwig d. Deutsche die Wasserläufe von Spratzbach und Raab als künftige Diözesangrenzen bestimmte, eine spätere – nicht exakt zu datierende – Fälschung darstellt, erscheint sein Inhalt in bezug auf die späteren Grenzverhältnisse glaubwürdig.
- 830 nov. 18, (Reganesburg r. pal.) entscheidet den von erzbischof Adalramm von Salzburg und bischof Reginhar von Passau vor ihn gebrachten streit über das diöcesangebiet ienseits des Wiener waldes (Comageni montes) dahin, dass dasselbe geteilt werde und der teil westlich vom ursprung des flusses Spratz bis zur vereinigung mit der anderen Spratz und deren einfluss in die Raab (Rapa) an Passau, der teil östlich und südlich, wie ihn schon Adalramms vorgänger Arno inne gehabt, an Salzburg fallen solle. ... Die zeit der fälschung (etwa 12. iahrh.) dürfte sich aus der formulirung und anordnung der datirung, in deren ursprüngliche fassung a. inc. und luna interpolirt sind, und der stellung der rekognition ergeben RI I n. 1341, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0830-11-18_1_0_1_1_0_2960_1341 (Abgerufen am 05.09.2018).
- Eine gefälschte Urkunde, die wahrscheinlich auf glaubwürdigen Informationen
basiert, behauptet, dass Ludwig der Deutsche 829 den Spratzbach, die Rabnitz und die Raab als Grenze zwischen den Diözesen Passau und Salzburg festgelegt habe (MGH DD LdD 173, hg. von Paul KEHR, 1932-1934); WOLFRAM, Grenzen und Räume (wie Anm. 20) S. 178, 277.
Mojmir I.
[Bearbeiten]- um 830 Fürst Mojmir I. (dux Maravorum) - Mojmir I. setzte sich in den 820er Jahren oder spätestens um 830 als Machthaber von Mähren durch - die spätestens um 833 erfolgte Vereinigung der mährischen Slawen in einem gemeinsamen Mährerreich wird ihm zugeschrieben - im vorstaatlichen Zeitraum hatten die westslawischen Stämme nicht nur einen Knesen, sondern mehrere, im Gegensatz dazu gab es in Mähren seit Mojmir I. immer nur noch einen einzigen Knes
- etwa 831 der mährische Staatswerdungsprozess wurde unter dem mährischen Fürst Mojmir I. (um 830–846) abgeschlossen
- nachdem er die Mährer unter seiner Herrschaft vereint hatte, setzte Mojmir 831 eine christliche Massentaufe der mährischen Führungsschicht durch - anderer Meinung nach war Mojnir überhaupt nicht christlich, sondern Heide - das Christentum wurde erst durch die Machtübernahme Rastislaws 846 installiert (Taufe der Böhmen 845!) und 852 als jung, neu bzw. roh bezeichnet
- Historiker, die Mojmir als christlichen Herrscher betrachten, führen die von einer späten Quelle überlieferte Taufe „aller Mährer“ durch den Passauer Bischof Reginhar im Jahr 831 auf sein Wirken zurück
- Reginhar von Passau: † 838 - spätestes seit 818 der 9. Bischof von Passau - die Nachrichten über ihn wurden im 13. Jahrhundert durch die „Lorcher Fälschungen“ verändert - dadurch sollten besondere Ansprüche des Bistums durch entsprechende „Nachweise“ aus der Frühzeit belegt werden - es gilt daher als unwahrscheinlich, dass er zum Erzbischof von Passau geweiht wurde, wie es überliefert wird, er sei von Papst Paschalis I. in Rom zum Erzbischof geweiht und mit dem Pallium bekleidet worden, gehört als Folge der „Lorcher Fälschungen“ zu den Fiktionen des 13. Jh., womit Passauer Ansprüche auf die ebfl. Würde erhoben wurden - auch ist unsicher, ob der Missionsbereich des Bistums bis nach Mähren reichte, wie ein Titel apostolus Mavarorum (Apostel der Mährer) andeuten soll - inwieweit R. auch Mähren in die Mission einbezog, läßt sich durch zeitgenössische Quellen nicht belegen; der ihm verliehene Ehrentitel eines „apostolus Maravorum“ dürfte ebenfalls aus dem Umkreis der „Lorcher Fälschungen“ stammen
- Eine bairische Chronik aus der Zeit um 1300 beteuert (zweifellos mit Übertreibungen), dass Bf. Reginhar von Passau (817/8-838) im Jahr 831 "alle Mährer getauft hat": Die Geschichtsquellen von Kremsmünster im XIII. und XIV. Jahrhundert, hg. von Johann LoSERTH (1872) S. 15.
- ab 833 - Mojmir I. ging, als er den profränkischen mährischen Lokalfürsten Pribina aus Nitra vertrieb, auf Konfrontationskurs zum Fränkischen Reich
- in der früheren Geschichtsschreibung galt traditionell das Jahr 833 als das eigentliche Gründungsdatum „Großmährens“
- 805 bis 833 auf dem Gebiet der heutigen Slowakei und Teilen Nordungarns bestand ein unabhängiges Fürstentum Nitra, das erst 833 von Mojmir I. an dessen Mährerreich angegliedert wurde (Ján Steinhübel) - die ersten Quellenbelege stammen bereits von 826 (Nitraua), bzw. 828 (Nitrawa) und 880 (Nitra)
- um das Jahr 833 verbannte Mojmir I. den rivalisierenden Machthaber Pribina aus Mähren - dieser hatte zuvor in der Stadt Nitra („Nitrava“) eine Kirche gebaut und durch den Salzburger Erzbischof Adalram weihen lassen - dies stand im Zusammenhang mit dem Anspruch Salzburgs auf dieses Territorium als Missionsgebiet
- Nitra war seit dem Ende des 8. Jahrhunderts Sitz des Fürstentums Nitra, das 833 zur Zeit des Fürsten Pribina Bestandteil von Großmähren wurde, welches durch Vereinigung mit dem Mährischen Fürstentum entstand - die Stadt wurde 826 oder 828 zum ersten Mal erwähnt und hier gab es die erste bekannte christliche Kirche der Slowakei (828)
- im 9. Jahrhundert ist der Unterlauf der March mit den Siedlungskomplexen Morava (Mikulčice) und Veligrad (Staré Město u Uherského Hradiště) Zentrum des Mährerreiches
- Machtzentren
- Mikulčice
- Staré Město und
- Nitra
- 843 nach dem Abschluss des Vertrages von Verdun gehörte die Wiederherstellung der fränkischen Tributherrschaft über die Slawen zu Ludwigs des Deutschen dringendsten Aufgaben (diese war infolge der innerdynastischen Kämpfe der Karolinger völlig zusammengebrochen - die Oberhoheit über die benachbarten slawischen Stämme war für Ludwig zur Sicherung der ostfränkischen Grenze jedoch von entscheidender Bedeutung) - er widmete deshalb „diesem Dauerkrieg mit den Slawen mehr Zeit, Energie und Ressourcen als jedem anderen Aspekt seiner langen Regierung“[1] -dabei beabsichtigte Ludwig keine Eroberung der slawischen Gebiete, vielmehr hatten die einzelnen slawischen Herrscher dem ostfränkischen König einen Treueeid zu leisten und einen jährlichen Tribut zu entrichten - dafür erhielten sie einen Friedensvertrag
- 844 im Norden gelang Ludwig ein schneller Sieg über die Abodriten
- 845 im Gegenzug musste er allerdings einen Überfall der mit den Abodriten verbündeten Dänen untr Horik I. auf Hamburg hinnehmen - der Sitz des dortigen Erzbischofs Ansgar wurde deshalb nach Bremen verlegt - in Paderborn konnte Ludwig mit Dänen und Abodriten einen Frieden schließen, verlangte aber von den Slawen als Sicherheit die Gestellung von Geiseln
- 845 ließen sich 14 böhmische Anführer (duces) vor Ludwig in Regensburg taufen und leisteten ihm fortan militärische Unterstützung
- 846 weitaus langwieriger hingegen gestaltete sich die Auseinandersetzung mit den Mährern - die christlichen mährischen Herrscher Mojmir I., Rastislav und Svatopluk I. versuchten sich über Jahrzehnte aus der fränkischen Oberherrschaft zu lösen und ein Königreich aufzubauen - 846 führte Ludwig einen großen Feldzug nach Mähren (Moimir hatte wohl den jährlichen Tribut verweigert) - Ludwig ersetzte Moimir durch dessen Neffen Rastislav, doch nach einigen Jahren versuchte auch Rastislav sich der fränkischen Oberherrschaft zu entledigen
https://archive.org/stream/geschichtebhme00bretuoft/geschichtebhme00bretuoft_djvu.txt
http://macedonia.kroraina.com/en/megr/megr_2.htm#2_3
Rastislav
[Bearbeiten]- 846 wurde Mojmir I. vom ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen durch seinen Neffen Rastislav ersetzt
- von 846 bis 870 der Fürst (dux) von Mähren -in zeitgenössischen Quellen wird er auch als Kleinkönig (regulus) und unikat als König (rex) tituliert
- Neffe des mährischen Fürsten Mojmir I. (um 830–846) - möglicherweise zuvor als Geisel für Mojmir I. am Hof des ostfränkischen Königs Ludwigs des Deutschen
- möglicherweise vor 846 mährischer Teilfürst von Nitra
- Sohn von Boso; Bruder von Bogislav und Ehemann der dalmatischen Fürstin Miloslava (nach Tomáš Pešina z Čechorodu)
- Mitte August 846 Ludwig der Deutsche zog mit einem Heer gegen die Mährer und setzte Rastislav als neuen Vasallenherrscher ein, von welchem er sich Loyalität, eine große Menge Geiseln und jährliche Tributzahlungen erwartete - die genauen Hintergründe für die bayerische Invasion in Mähren – ob es nun eine Rebellion Mojmirs gegeben hatte oder Unruhen bei Nachfolgestreitigkeiten nach Mojmirs Tod oder ob der Zug der Ostfranken schlicht machtpolitische Absichten verfolgte – sind unter Historikern umstritten - Ludwigs Vertrauen in Rastislav schien zunächst gut begründet, da für die nächsten 8 Jahre keine Berichte über eine mährische Rebellion auftauchen
- 846 Ludwig d. Dt. ultra Albiam Heerfahrt de Saxonia contra Winidos. Ann. Xant., berichtet vor der heerfahrt gegen die Mährer, also iuni - iuli. RI I n. 1387a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0846-00-00_1_0_1_1_0_3115_1387a (Abgerufen am 09.09.2018).
- 846 Ludwig d. Dt. 846, per Boemanos Rückkehr unter grossen schwierigkeiten und mit bedeutenden verlusten. ... Die Hersfelder Ann. berichten nur, dass er auf der rückkehr Böhmen verwüstet habe. RI I n. 1387c, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0846-00-00_1_0_1_1_0_3117_1387c (Abgerufen am 09.09.2018).
- 846 Ludwig d. Dt. aug. 00, .... Heerfahrt gegen die 'auf abfall sinnenden' Mährer (Sclavos Morahenses): ordnung der verhältnisse 'nach seinem ermessen', bestellung des Rastiz (Ratislaw), eines neffen Moimirs, zum herzog RI I n. 1387b, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0846-08-00_1_0_1_1_0_3116_1387b (Abgerufen am 09.09.2018).
- Ann. Fuld. Adversus Sclavos
- Ann. Bert. (Prud.). Ungenau
- Ann. Xant.: Contra Boemannos quos nos Beu-Winitha vocamus
- irrig die Hersfelder Ann.: Pannoniam subegit
- M. G. SS. 3,47,46.
- 850er ursprünglich vom ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen als mährischer Vasallenfürst eingesetzt, begann Rastislav seit den 850er Jahren unter Nutzung der innerfränkischen Konflikte mit einer konsequenten Unabhängigkeitspolitik gegenüber dem Ostfrankenreich
- nachdem Ludwig der Deutsche ihn 846 als seinen Vasallen installiert hatte, fühlte sich Rastislav ab den frühen 850er Jahren sicher genug, um die fränkische Vorherrschaft anzufechten - für die noch folgende Zeit seiner Herrschaft verbündete sich Rastislav politisch wiederholt mit Widersachern Ludwigs
- 852 gewährte er Albgis in Mähren Exil, der zuvor von Ludwig dem Deutschen wegen Ehebruch verbannt worden war - auf dem Konzil (Reichssynode) von Mainz 3. Oktober 852 wird im 11. Kapitel die weltliche Strafe des Exils (iussu regis) mit der kirchlichen Sanktion von Bußübungen verknüpft: Albgis (möglicherweise ein Priester) hatte die Frau des Patriks öffentlich nach Mähren entführt (publice auferens) - er hatte damit die Kirche Christi mit dem Verbrechen des Ehebruchs bei den neubekehrten Mähren in Verruf gebracht - der König befahl Verbannung, sieben Jahre lang strenges Fasten nach den Statuten des Kircherechtes sowie Verlust des Waffenrechtes (Ablegen des Soldatengürtels) und des Eherechtes ein Leben lang
- 853 unternahmen die Bulgaren zusammen mit „Slawen“ einen Plünderungszug ins Ostfrankenreich, an dem sich offenbar auch die Mährer beteiligten - Ludwig II - RI I,3,1 n. 118 (853)? Papst Leo (IV.), der Ludwig seine Auffassung von den päpstlichen Amtspflichten darlegt, betont, daß er auf alles, was in der Welt vorgeht, zu achten und für alles zu sorgen hat (de omnibus, qui in mundo sunt, curam et sollicitudinem habeamus). - RI I,3,1 n. 118, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0853-00-00_3_0_1_3_1_4329_118 (Abgerufen am 07.09.2018).
- 853 Karl der Kahles schließt sich enger an Kaiser Lothar an und und erkauft die Bulgaren, die mit den Südslawen verbündet das ostfränkische Reich angreifen, aber zurückgeschlagen werden
- 854 unterstützte Rastislav die Rebellion des Präfekten des Marcha Orientalis, des bairischen Ostlandes, Ratpot, gegen Ludwig den Deutschen
- 855 Ludwigs Feldzug gegen Rastislav war ein vollständiger Misserfolg
- Durch archäologische Untersuchungen konnte herausgearbeitet werden, dass die Mährer über große und gut ausgebaute Festungen verfügten - Ludwig konnte sie nur mit gut ausgerüsteten und großen Heeren angreifen - Feldzüge gegen die Mährer bestanden aus lange andauernden Belagerungen und waren weniger Plünderungszüge, sie machten erhebliche logistische und strategische Planungen erforderlich - an den Belagerungskriegen in Mähren dürften 5.000 bis 7.000, zeitweise auch 10.000 Soldaten beteiligt gewesen sein - in den Quellen wird die Größe von Ludwigs Heeren wahrscheinlich übertrieben dargestellt, zumal er wohl vor allem auf gut ausgebildete, kampferprobte und daher schlagkräftige Truppen setzte
- 861 - Kocel übernahm den Erbbesitz seines Vaters am Plattensee als Markgraf und Vasall (dux) des ostfränkischen Königs - wie sein Vater förderte er zunächst die Salzburger Missionare
- Erzbischof Adalwin weihte 865 in Mosapurc eine Kirche und in den folgenden Jahren noch zehn weitere in Kocels Besitz
- 863 Kyrill und Method führen in Mähren als erstem slawischen Land die von ihnen auf Basis der glagolitischen Schrift kodifizierte altslawische Sprache als Liturgiesprache ein
- 863 kamen auf Rastislavs Initiative die byzantinischen Gelehrten Konstantin und Method nach Mähren, die eine mährische Kirchenorganisation mit slawischer Kirchensprache aufbauten
- Method bildete Schüler aus und weihte slawische Priestern, die im Reich die ersten Messen in Altslawischer Sprache hielten
- 864/865 konnte Ludwig der Deutsche Rastislav erfolgreich belagern - Rastislav musste einen Treueid leisten und Geiseln stellen, rebellierte aber bereits im folgenden Jahr erneut
- Sommer 867 - Kocel beherbergt die Brüder Kyrill und Method von Saloniki im Sommer 867 während ihrer Durchreise nach Rom (sie machten dort Station) - sie sollen damals in Kocels Hauptstadt Moosburg (heute Zalavár) bis zu 50 Schüler ausgebildet und bei Kocel einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben (Kocel begeisterte sich für die Liturgie und die Bücher in slawischer Sprache) - er unterstützte und verbreitete daraufhin die (altkirchen)slawische Liturgie und gab ihnen 50 Kleriker zum Weihen nach Rom mit
- Februar 868 Method und drei Schüler (der aus der Slowakei stammende Gorazd und die Südslawen Kliment und Naum) wurden in Rom zu Priestern und zwei weitere zu Diakonen geweiht
- März 868 - der Papst ließ die slawische Liturgiesprache (Altkirchenslawisch) als vierte Sprache in der Westkirche neben Latein, Griechisch und Hebräisch zu
- 868 in Mähren übergab Rastislav nach einem erneuten – und erfolglosen – ostfränkischen Angriff das Fürstentum Nitra (d. h. das ganze Ostgroßmähren) seinem Neffen Svatopluk I. von Nitra als Lehen - es kam de facto zu einer Aufteilung des Mährerreiches in zwei Teile
- sowohl Rastislav als auch Svatopluk mussten dann 868 und 869 weitere Angriffe abwehren
- 869 griff Ludwig der Deutsche erneut an - er kam wieder bis zur Rastislavs Festung und konnte sie wieder nicht erobern
- 868/69 um die fränkische Oberhoheit abzuschütteln, beteiligte sich Kocel mit dem großmährischen Fürsten Rastislav 868/69 an dem siegreichen Aufstand gegen Ludwig den Deutschen - dadurch unabhängig geworden, führte er das östliche Christentum ein und forderte Method als Bischof an
- Winter 869/870 - Kocel erreichte beim Papst die Ernennung Methods zum Erzbischof von Pannonien und Großmähren mit Sitz in Sirmium - Kocels Plattensee-Fürstentum wurde in Pannonien also zusammen mit Großmähren Bestandteil des neuen Erzbistums
- tatsächlich erneuerte Papst Hadrian II. (867-872) die alte Erzdiözese Syrmium und ernannte Method zum Erzbischof von Pannonien und Mähren - Bei dessen Eintreffen in Mosapurc 869/70 verließ der bayrische Klerus, mit Archipresbyter Richpaldus (Riphald) von St. Hadrian an der Spitze, unter Protest das Land
- Anfang 870 ernannte der Papst den 869 nach Mähren zurückgekehrten Method auf Anregung von Koceľ zum Erzbischof von Pannonien und Mähren und nahm es dadurch aus der kirchlichen Zuständigkeit Bayerns heraus - in Mähren entstand damit das erste slawische Erzbistum, und Method war sein erster Erzbischof
- 870 folgte die Gründung eines mährisch-pannonischen Erzbistums durch Papst Hadrian II., der Method als dessen Erzbischof ernannte
file:///C:/Users/Regina Donauer/Downloads/SpisyFF_102-1965-1_8.pdf
Svatopluk I.
[Bearbeiten]- 870 nachdem Rastislav von seinem Neffen und Mitregenten Svatopluk I. gestürzt und an die Ostfranken ausgeliefert wurde, ließ Ludwig der Deutsche ihn nach einem Prozess blenden und in ein bayerisches Kloster sperren, in dem Rastislav zu einem unbekannten Zeitpunkt starb
- mit fränkischer Hilfe erhob sich 870 Svatopluk gegen seinen Onkel Rastislav und lieferte ihn an Ludwig aus - von einem Gericht wurde Rastislav zum Tode verurteilt - Ludwig hat das Urteil aber zur Blendung abgemildert.[2]
- unterdes gingen unter Beteiligung Karlmanns, aber unter der Leitung Ludwigs des Deutschen, die Kämpfe mit Mähren weiter, ohne nachhaltigen Erfolg und sogar mit schweren Rückschlägen, bis der Sturz Rastislaws durch seinen Neffen Swatopluk-Zwentibold 870 einen völligen Umschwung auslöste - in dieser Phase freundschaftlicher Beziehungen zu Mähren wurde Swatopluk der Taufpate von Karlmanns Enkel Zwentibold
- 870 bestach Karlmann Svatopluk, damit dieser seinen Onkel Rastislaw gefangen nahm und ihm auslieferte
- die Gefangennahme Rastislaws ermöglichte es Karlmann, die mährischen "Festungen und Burgen" (civitates et castella) einzunehmen, sie unter die Kontrolle seiner eigenen Männer zu stellen und damit Mähren regelrecht zu annektieren.
- im Zusammenhang mit der Einnahme dieser mährischen Festungen wird zum ersten Mal berichtet, dass Karlmann bedeutende Beute gemacht habe: den Königsschatz der Moimiriden (gaza regia)
- Ludwigs Hof beging diese erstaunlichen Siege über Mähren in den Jahren 869-870 mit Triumphfeiern im byzantinischen Stil: mit öffentlichen Prozessionen, dem Gesang von laudes, dem Läuten der Kirchenglocken und Jubel
- Ende 870 bei einer triumphalen Versammlung in Regensburg 870 erschienen "Slawen aus verschiedenen Provinzen, die dem König Geschenke brachten"
- Ludwig befahl, dass Rastislaw gefesselt mit einer schweren Kette vor ihm präsentiert werde, ein dramatisches Ritual, dass an die römische Tradition erinnert, Gefangene durch die
kaiserliche Hauptstadt paradieren zu lassen
- die versammelten Großen verurteilten Rastislaw zum Tode, aber Ludwig milderte diese Strafe gnädig in Blendung ab - eine Geste mit ähnlich starken Anklängen an kaiserliche Macht
- wahrscheinlich auf dieser Versammlung in Regensburg saßen der fränkische "Zar" (d. h. König Ludwig) und die bairischen Bischöfe über den heiligen Methodius zu Gericht, der im Zuge von Karlmanns Annexion von Mähren gefangengenommen worden war, und verurteilten ihn zur Haft in einem alemannischen Kloster
- zu dieser Zeit schlugen die bairischen Bischöfe schändlicherweise Methodius und setzten ihn ungeschützt den Elementen aus, und Ermenrich von Passau bedrohte ihn sogar mit einer
Pferdepeitsche: sicherlich eine brutale Behandlung, aber offenbar Teil der choreographierten Triumphfeiern
- 870 nach der Absetzung von Rastislav begannen im Mährerreich Streitigkeiten um die Macht - Svatopluk stellte seine Ansprüche, Ludwig gab die Herrschaft über die Slowakei jedoch den ostfränkischen Markgrafen Wilhelm II. und Engelschalk I.
- 870-873 das Verhalten Kocels bei der Verhaftung und Einkerkerung seines neuen Oberhirten läßt sich mangels entsprechender Quellen nicht näher ermitteln
- 871/872 doch auch Svatopluk nahm den Konflikt mit Ludwig nach kurzer Zeit wieder auf - 871 musste ein bairisches Heer eine schwere Niederlage einstecken - im folgenden Jahr wurde ein Heer Karlmanns geschlagen
- Schon 871 aber wich das gute Einvernehmen neuem Kampf, dessen Ausbruch Karlmann verschuldet haben soll, indem er Swatopluk unter dem Verdacht des Verrates gefangensetzte, aber wieder freilassen mußte - nachdem das bayerische Heer sowohl 871 wie 872 geschlagen worden und Karlmann 873 wiederum in Bedrängnis geraten war, ging Ludwig der Deutsche nach einer Beratung mit Karlmann und Ludwig dem Jüngeren 874 in Forchheim einen Frieden ein, der dem Mährerfürsten unter nomineller Reichshoheit die faktische Unabhängigkeit zugestand - die ostfränkische Politik hatte damit die Pflöcke zurückgesteckt, aber Bayern und seine Ostmark gewannen Ruhe an der Slawenfront
- nicht nur die militärischen Fehlschläge, auch andere politische Erwägungen dürften den ostfränkischen König zu defensiver Zurückhaltung an der Ostgrenze bestimmt haben: Ludwig der Deutsche hatte seinen westfränkischen Bruder Karl den Kahlen 870 gezwungen, ihm aus dem Erbe Lothars II. die Länder zwischen Rhein und Maas zu überlassen - seitdem aber stellte die doppelte Nachfolge des söhnelosen Ludwig II. – im italischen Teilreich und im Kaisertum – das drängendste Problem dar - Ludwig der Deutsche traf sich 872 in Trient mit der Kaiserin Angilberga, 874 bei Verona mit dem Kaiser Ludwig selber und erwirkte eine Designation seines Sohnes Karlmann zum Nachfolger im Königreich Italien und damit zum Anwärter auf die Kaiserwürde
- 874 nach diesen Rückschlägen entfaltete Ludwig in seinen letzten Lebensjahren erhebliche diplomatische Tätigkeiten:
- Frühsommer 874 traf er sich in Verona zu Verhandlungen mit Papst Johannes VIII. und seinem Neffen Kaiser Ludwig II - dabei wurde Ludwigs Sohn Karlmann als Erbe des Königreiches und des Kaisertums anerkannt, dafür akzeptierte Ludwig eine unabhängige mährische Kirche unter Erzbischof Methodius
- Mai/Juni 874 Ludwig II - RI I,3,1 n. 391 bei und in Verona - Ludwig trifft sich mit König Ludwig (von Ostfranken) und Papst Johannes (VIII.) (haud procul ab urbe Verona colloquium habuit: Ann. Fuld.). Beide Herrscher unterstellen die Kaiserin Angilberga dem Schutz des Papstes ... Hauptthema der Beratungen dürfte die italische Nachfolgefrage gewesen sein, wobei es anscheinend zu vertraglichen Abmachungen gekommen ist RI I,3,1 n. 391, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0874-05-00_2_0_1_3_1_4608_391 (Abgerufen am 07.09.2018). - auch: RI I,4,3 n. 115, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ad72fe03-0fd7-46bc-8391-26aa62842474 (Abgerufen am 07.09.2018). auch: Ludwig II - RI I n. 1263b 874, haud procul ab urbe Verona ... Zusammenkunft des kaisers und papstes mit Ludwig d. D., Ann. Fuld. Dieselbe fand etwa mai bis iuni statt, über die verhandlungen ist nichts bekannt, wahrscheinlich betrafen sie die nachfolge in Italien ... In einem rundschreiben Johanns VIII, Mansi 17,208, Jaffé Reg. pont. 2. ed. no 3341 vgl. 3340, noch die notiz, dass Ludwig II und Ludwig d. D. in Verona die kaiserin seinem schutz empfahlen. RI I n. 1263b, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0874-00-00_2_0_1_1_0_2773_1263b (Accessed on 07.09.2018).
- obwohl DÜMMLER, Ostfränk. Reich 2 S. 374-375, die Idee zurückwies, das Treffen von Verona könnte ernsthafte Diskussionen über Karlmann als Nachfolger Ludwigs 11. von Italien beinhaltet haben, gibt es eindeutige Hinweise, dass gerade dies der Fall war
- A: in einem späteren Verweis auf ihr Treffen in Verona schreibt Papst Johannes VIII. über Ludwig 11. von Italien als "Lehensmann" (vir eius) Ludwigs des Deutschen und berichtet, dass der ostfränkische König und der italienische Kaiser zusammen die Kaiserin Engelberga unter seinen Schutz gestellt hatten: Johannis VIII. papae epistolae Nr. 293, hg. von Erieh CASPAR (MGH Epp.7, 1912-1928) S.256
- B: im Februar 875 schenkte Ludwig der Deutsche an Ennengard, die unverheiratete Tochter Ludwigs 11., Besitz in ganz Norditalien, der sich jetzt in seinem Besitz befand, und im folgenden Jahr bestätigte er alle italienischen Besitzungen, die der Kaiserin Engelberga, seiner "Tochter im Geiste", gehörten: MGH DD LdD 157, 171 (hg. KEHR)
- C: in einer seiner ersten königlichen Urkunden erklärte Karlmann explizit, dass Ludwig 11. von Italien ihm das italienische Königreich vermacht habe: MGH DD Karlmann 4, hg. von Paul KEHR (1932-1934)
- D: die Einigung von Verona war dem Übereinkommen ähnlich, dass Ludwig der Deutsche 867
mit Lothar 11. geschlossen hatte, als der lotharingische König seinen Sohn und sein gesamtes Königreich seinem Onkel anvertraute: Ann. Bert. zu 867 (hg. GRAr u. a S. 136-137). Vgl. HARTMANN, Ludwig der Deutsche, S. 120-121.
- nach diesen Verhandlungen konnte 874 in Forchheim ein Frieden mit den Mährern geschlossen werden, der anscheinend zehn Jahre Bestand hatte - jedenfalls sind für diese Zeitspanne keine kriegerischen Aktionen zwischen den Mährern und dem ostfränkischen König überliefert[3]
- nach dieser Einigung entsandte Papst Johannes VIII. einen venetianischen Priester, der auch Johannes hieß, um einen dauernden Frieden zwischen Svatopluk und Ludwig dem Deutschen auf Grundlage der fränkischen Oberherrschaft auszuhandeln
- in Forchheim "empfing [Ludwig] die Gesandten Svatopluks, die um Frieden baten und Treue
gelobten. Das Haupt dieser Gesandtschaft war Johannes, ein Presbyter aus Venedig. Damit der König allen Zweifel verlöre und seinen Worten Glauben schenke, bekräftigte er alles mit einem Eidschwur: nämlich, dass Svatopluk dem König treu bleiben würde alle Tage seines Lebens und den vom König festgesetzten Tribut alljährlich bezahlen würde, wenn ihm nur in Ruhe und Frieden zu leben gestattet würde." Ann. Fuld. zu 874 (hg. KURZES. 82-83).
- 874 im übrigen war Methods Aufenthalt nach seiner Befreiung in Mosapurc von kurzer Dauer, denn schon 874 wurde Kocels Gebiet von Karlmann erobert, fiel also wieder an die ostfränkischen Markgrafen zurück
- 874 Jan. Luitbert unterwirft die aufständischen Sorben und Susler. Sorabi et Siusli RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 411], in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c60d113c-e7d2-4661-bfb5-2f9f24cc6bf2 (Abgerufen am 07.09.2018).
- 876 Kocel nahm er als Gefolgsmann von König Karlmann am gescheiterten ostfränkischen bayerischen Feldzug gegen die dalmatinischen Kroaten teil und fiel dabei - das Plattensee-Fürstentum fiel nach Kocels Tod dem späteren ostfränkischen König Arnulf von Kärnten zu
- Elitäres Gehabe derLateiner gegenüber dem slawischen wie auch dem fränkischen Volk - von Swatopluk übernommen Besserdünkel
Untergang des altmährischen Reiches
[Bearbeiten]- 906 nach einem ungarischen Angriff ging Großmähren unter
- 907 gab es eine Schlacht - Pressburg wurde ungarisch
- seit etwa 920 Nitra stand unter ungarischer Oberherrschaft -die Stadt mit ihrer Umgebung behielt jedoch weiter einen autonomen Status als Herzogtum im entstehenden ungarischen Staat und wurde von Mitgliedern der Árpáden verwaltet (ungarische Funde in Neutra beginnen um 925)
- Von 1001 bis etwa 1018 stand die Nitra unter polnischer Herrschaft
- 1019 Mähren kam zu Böhmen
- 1063 an der oberen March wird in Olomouc ein Bistum Mähren gegründet
- ↑ Eric J. Goldberg: Ludwig der Deutsche und Mähren. Eine Studie zu karolingischen Grenzkriegen im Osten. In: Wilfried Hartmann (Hrsg.): Ludwig der Deutsche und seine Zeit. Darmstadt 2004, S. 67–94, hier: S. 68.
- ↑ Wilfried Hartmann: Ludwig der Deutsche – Portrait eines wenig bekannten Königs. In: Wilfried Hartmann (Hrsg.): Ludwig der Deutsche und seine Zeit. Darmstadt 2004, S. 1–26, hier: S. 13.
- ↑ Wilfried Hartmann: Ludwig der Deutsche. Darmstadt 2002, S. 118.