1000 Wikipedianer machen bei den Persönlichen Bekanntschaften mit! Zehntausende Bestätigungen!
Wir erinnern uns? Vor langer Zeit, im Januar 2008, kamen die Wikipedia-User Taxman und Carl auf die Idee, das damals wohl große Problem mit den lästigen Sockenpuppen endlich anzugehen und zu lösen. Die Idee der Persönlichen Bekanntschaften erblickte das Licht der Wikipediawelt. Die Seite fing, wie alles in der Wikipedia, bescheiden an, zog aber schon bald den ersten Benutzer an, der sich praktischerweise gleich selbst bestätigte: Frank Schulenburg. Andere folgten, aber schon bald wurde die Sache immer unübersichtlicher und chaotischer. Diverse Gartenpartys und Treffen ließen schlagartig die Zahl der Bestätigungen hochschnellen. Sich immer dichter verwebende spinnenartige Grafiken illustrierten das Geschehen, in deren Zentrum sich merkwürdigerweise immer exponierte Berliner Stammtischler fanden. Bald jedoch wurde geforkt, den wirklich seriösen Autoren war das Taxman-Carl-Verfahren nicht kompliziert genug, was Anständiges musste her. Markus Mueller, damals maßgeblich an der Meinungsbildung der Community beteiligt, entwarf das Bürgschaftsprinzip, an dem nur derjenige eingelassen wurde, der einem Urbürgen, beispielsweise ihm selbst, seinen Personalausweis oder Pass vorzeigte. Man traf sich konspirativ an Berliner Pommesbuden, musste sich vorher aber einen Hasch oder so ähnlich basteln, damit das technisch mit der Verbürgung überhaupt ging. Doch im Endeffekt setzte sich das einfachere Verfahren durch. Heute machen über 1000 Benutzer mit, bestätigen sich weiterhin munter gegenseitig, und es ist ein großer Erfolg. Doch hat es die Problematik mit den Sockenpuppen wirklich gelöst? S 29. November 2011
Wikipedia Ambassador – sei dabei!
Solides Schreiben und gutes Recherchieren sind wichtige Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens. Dieselben Fähigkeiten sind auch Basis der Erstellung enzyklopädischer Texte in Wikipedia. Im Studium Wikipedia-Artikel anstelle konventioneller Hausarbeiten zu verfassen ist motivierend für Studenten und zugleich qualitätsfördernd für Wikipedia, ein Gewinn für beide Seiten.
Zum Sommersemester 2012 realisiert Wikimedia Deutschland erstmals ein Programm, um das Schreiben von Wikipedia-Artikeln systematisch in die akademische Lehre einzuführen. Wir orientieren uns an erfolgreichen Einzelveranstaltungen der deutschsprachigen Community, aber auch an den Erfahrungen der Wikimedia Foundation (guten und schlechten). Wichtig ist dazu eine Übertragung auf die nationale Situation. Dabei finden wir die Sicherung der Qualität wichtig und ebenso die enge Einbindung der deutschsprachigen Gemeinschaft.
Ziel ist die nachhaltige Schulung einer universitären Lehrkraft, des „Tutors“. Dieser wird von einem Referenten von Wikimedia Deutschland intensiv geschult und begleitet. Für diese Aufgabe sucht Wikimedia Deutschland noch motivierte Wikipedianer als freie Mitarbeiter. Wichtig sind gute Kenntnisse in der Artikelarbeit und Souveränität in der Vermittlung, wünschenswert etwas Lehrerfahrung. Über die Schulungen hinaus betreuen Referenten bei Bedarf im Programm erstellte Inhalte. Das gesammelte Wissen weiterzugeben und auch nach den Schulungen für Tutoren ansprechbar zu bleiben, ist Teil der Aufgabe.
Du hast Lust, mit an diesem Projekt zu arbeiten? Wenn Du dann noch bereit bist, in Deutschland zu reisen und schon am 17./18. Dezember Zeit hast, dann melde dich bitte bei uns unter [email protected]. Unter dieser Adresse beantworten wir Dir auch gern Rückfragen. (DB(WMD), 27.11.) In den letzten 8 Jahren wurde schon einiges ausprobiert. (KWa)
Die Rettung für weihnachtsgeschädigte Wikipedianer!
Nun ist die schrecklichste Zeit des Jahres erneut angebrochen: Das Fest des Konsums und der Massenillusionierung nähert sich in großen Schritten. Jetzt wird die Stille der Welt wieder durch die Dauerbeschallung vernichtet, und in der Stadt treiben Besoffene ihr Unwesen, die Schlehenfeuer, Glühwein und Feuerzangenbowle sturzbachartig in sich hinein geschüttet haben.
Am schlimmsten ist die Adventszeit jedoch für den Wikipedianer, der durch die Reizüberflutung ständig von seiner Arbeit für die Enzyklopädie abgehalten wird. Wie soll er sein Hobby und seine weihnachtlichen Verpflichtungen nur auf einen gemeinsamen Nenner bringen?
Des Rätsels Lösung ist die Weihnachtswunschliste, die auch 2011 wieder an den Start geht: Jeder Wikipedianer darf sich hier einen Artikel über ein Lemma wünschen, das er gerne in seiner Enzyklopädie eingetragen sehen würde. Ein anderer Wikipedianer kann nun hergehen, und seinem Kollegen ein Weihnachtsgeschenk basteln, indem er den Wunsch erfüllt und dabei einen Beitrag zur Vergrößerung des hiesigen Nachschlagewerks leistet. Das Geschenk nützt also beiden: der Enzyklopädie zur Aufstockung des Artikelbestandes und dem anderen Wikipedianer als Trostpflaster für die Krawatte, die nun schon zum dreißigsten Mal unter dem Weihnachtsbaum liegt. Wie’s genau geht und was ihr sonst noch wissen müsst, steht unter Wikipedia:Weihnachten. Viel Spaß! (SSS, 26.11.)
Hannover sehen, hören und lesen
Im Rahmen der Mitgliederversammlung von Wikimedia Deutschland und des Besuchs von Sue Gardner in Hannover wurde vom 19. bis zum 20.11. nicht nur vor Ort diskutiert, sondern auch dokumentiert. Einen kleinen Rückblick zum Verlauf der Mitgliederversammlung gibt es im Wikimedia-Blog.
Ebenfalls nachzulesen ist Sue Gardners Präsentation vom Sonntag, und zwar hier. Darin nimmt sie – wie auch im Vortrag selbst – Bezug auf die Ablehnung des Bildfilters innerhalb der deutschen WP-Community. Kurz gesagt: Es wird keinen Bildfilter für die deutschsprachige Community geben, wenn ein solcher nicht gewünscht wird. Gleichzeitig nahm Sue Gardner auch den erst einen Tag jungen Beschluss der Mitgliederversammlung zur Kenntnis, mit dem der Verein die Wikimedia Foundation offiziell auffordert, das Projekt Bildfilter ruhen zu lassen.
Nachzuhören und nachzusehen ist das Ganze über den Videomitschnitt des Live-Streams der Veranstaltung vom Sonntag. In Bild und Ton dabei natürlich auch die beiden anderen Themen Gender-Gap und Autorenschwund (MJ(W), 24.11.11)
Der Zedler-Preis für Freies Wissen
Schon im Mai berichtete Wikimedia Deutschland von den Überlegungen, das alte Konzept der Zedler-Medaille zu begraben. Heute verabschieden wir uns offiziell vom Zedler-Artikelwettbewerb, der ursprünglich dazu geschaffen wurde, Wissenschaftler zur Mitarbeit an Wikipedia zu bewegen. Gemeinsam mit Communitymitgliedern aus den deutschsprachigen Projekten haben wir in den letzten Monaten evaluiert, diskutiert und an einem neuen Konzept gearbeitet. Aus der Zedler-Medaille wird der neue Zedler-Preis für Freies Wissen!
Mit dem Zedler-Preis möchten wir Personen, Gruppen oder Projekte auszeichnen, die sich im Jahr 2011 ganz besonders für Freies Wissen engagiert haben. Damit schafft Wikimedia Deutschland den ersten Preis im deutschsprachigen Raum, der die unermüdliche, ehrenamtliche Arbeit für Freies Wissen würdigt. Wir möchten damit die Wikipedia- und Wikimedia-Community ehren, aber gleichzeitig auch die Aufmerksamkeit auf andere Initiativen lenken, die sich für unsere Mission zur Verbreitung, Sammlung und Erstellung Freien Wissens einsetzen. Außerdem hoffen wir, mit der Vorstellung der Kandidaten und Gewinner zur Nachahmung des Einsatzes für Freies Wissen anzuregen und möchten alte und neue Zielgruppen für unser Anliegen aktivieren.
Der Zedler-Preis richtet sich an Projekte und Personen aus dem deutschsprachigen Raum. Im ersten Jahr wird der Preis in drei Kategorien vergeben: Wikipedia-Artikel des Jahres, Community-Projekt des Jahres und Projekt des Jahres (extern).
Das – aus unserer Sicht – Schöne und Neue an dem Preis ist, dass so viele Menschen mitmachen können. Für die Vorschläge zu den Artikeln und Projekten des Jahres ist das Fachwissen der Community und der allgemeinen Öffentlichkeit gefragt. Bis zum 31. Januar 2012 kann jeder sein Lieblingsprojekt oder seinen favorisierten Artikel vorschlagen, es sind sogar Selbstnominierungen möglich. Auch die Jury wird zu Teilen mit Aktiven aus dem Wikiversum besetzt und die Wahl findet in Wikipedia statt. Wir freuen uns, dass das neue Konzept so viel Beteiligung zulässt und hoffen, dass sich Community und Öffentlichkeit zahlreich einbringen. Alle Informationen auf der Projektseite, Fragen und Anregungen gerne an mich. (NE (WMDE), 24.11.2011)
Sues Stippvisite
Vergangenen Sonntag war es soweit: Wikimedia-Superstar Sue Gardner verschlug es auf ihrer etwa zweiwöchigen Europareise über London und Wien ins graue Hannover. Dort wollte die sich unermüdlich als Kanadierin Darstellende für zwei Stunden mit der deutschsprachigen Wikipedia-Community diskutieren. Es kamen vorwiegend Funktionäre und Angestellte von Wikimedia, die wenigsten davon sonderlich aktive Wikipedia-Community-Mitglieder, ein paar weitere Wikimedia-Mitglieder, circa fünf versprengte Hannoveraner (meist gleichzeitig Vereinsmitglieder) und drei Leute, die ich keiner dieser Kategorien zuordnen konnte. So wurden ca. 35 Personen im Auditorium zusammengeschart. Die Diskussion begann vielversprechend: Sues Vortrag darüber, wer sie ist und was wir alles wissen sollten, endete nach 50 Minuten mit ihrer Bemerkung, wir sollten lernen, uns mehr zuzuhören. Und Zuhören durften wir auch in der Folge wirklich lernen: Es sollten nach einer kurzen Frage- und Antwort-Session noch drei Vorträge mit bis zu 35 Powerpoint-Folien von Sue kommen. In der Eingangsvorlesung durften wir lernen, was wir bereits wussten: Zum Beispiel, dass Sue Kanadierin ist, dass Wikipedia sowas wie ebay oder google ist, aber eben doch nicht ganz, oder, dass die Foundation mutig sein sollte, sprich Ihren Willen gegenüber den ehrenamtlichen Editoren durchsetzen sollte. Aber Sue stellte in Wikispeak auch klar: „Ich bin ein Wikipedianer! Ich habe 1200 Edits.“ Auf Nachfrage bekräftigte sie nochmal, dass sie die Rolle der Community darin sehe, die Foundation zu „trainieren“.
Die Themenauswahl der übriggebliebenen guten Stunde war immerhin deutlich besser, zumindest der Autor dieser Zeilen hatte daran nichts auszusetzen. Es wurden in weiteren Vorträgen abgehandelt:
- der Bildfilter
- der Autorenschwund (drop in editor retention rate)
- das gender gap („die Geschlechterkluft“)
Sue stellte ihre Position zum Bildfilter wie folgt dar: Das Referendum, das vielleicht keins war, habe gezeigt, dass eine Mehrheit der Editoren für die Einführung eines Bildfilters seien, auch wenn eine nicht winzige Minderheit ihn ablehne. Außerdem ermögliche es der Bildfilter einer größtmöglichen Menge an Leuten, Wikipedia zu lesen. Und schließlich setze sie bloß eine einstimmig vom Board der Wikimedia Foundation auf der Basis eines hochwissenschaftlichen, von einem alten Kumpel Sues erstellten Reports getroffene Entscheidung um, sie könne also gar nicht anders. Aber intellektuell verstehen könne sie alle Einwände gegen den Bildfilter gut. Das anwesende Wikimedia-Vorstandsmitglied Arne Klempert schwieg dazu wohlgefällig.
In der Frage zum Autorenschwund präsentierte Sue danach ein paar Grafiken, die den allseits bekannten Sachverhalt illustrierten und gab nicht völlig absurde Hinweise darauf, was einen solchen Schwund befördere: Bürokratische, negative und/oder boterstellte Neunutzerbegrüßungen, eine Fokussierung auf die berufliche Karriere oder Familiengründung trügen dazu bei. P. Birken und ich stellten allerdings klar, dass führende Mitglieder der deutschsprachigen Community den Editorenschwund nicht als Problem erachteten. Mein Hinweis darauf, dass es umgekehrt aber keinerlei Spenderschwund gebe und, dass ein Heer von bezahlten Angestellten bei Verein und Foundation vielleicht Leute demotiviere, weil sie zwar gerne Freie Inhalte produzieren würden, aber ungerne mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit anderer Leute Gehälter rechtfertigen würden, insbesondere dann, wenn die bezahlten Angestellten dann meinen, den Ehrenamtlichen sagen zu dürfen, wo der Hase langlaufen soll, wies Sue jedoch zurück: Manche Arbeit könne halt nicht von Freiwilligen gemacht werden. Vermutlich kämen eh nur selbstsüchtige Soziologen auf solche abwegigen Ideen.
Letztes Thema war das gender gap. Sue bestätigte nochmal, dass sie selbst nie irgendeinem Chauvinismus bei Wikimedia begegnet sei. Und Phillip Birken hatte auch schon eine Lösung zur Schließung des gender gap parat: Noch mehr Programmierer einstellen, damit wir eine ganz tolle, bunte und komfortable Editieroberfläche bekommen. Bei solchen Diagnosen und Therapievorschlägen erreichen wir bestimmt bis 2020 eine 8%-Frauenquote (derzeit 9%).
Fazit: Insgesamt beteiligten sich immerhin etwa sieben Wikifanten an der Fragestunde, die Antworten von Sue erreichten auf der nach oben offenen Pavel-Richter-Skala für leeres Wikimedia-Marketinggeschwätz eine 2,2, also etwa 0,5 Moleskis, eigentlich gar nicht so schlecht für Wikimedia-Verhältnisse. Wenn Wikimedia demnächst jedoch wieder einen Journalisten als CEO einstellen will, empfehle ich eher Bill Maher oder wenigstens Arianna Huffington. Nicht nur, dass beide Sue rhetorisch überlegen sind, sie stehen wenigstens dazu, dass sie Amerikaner sind. (f, 22.11.11); article also available in an English version
Studenten verbessern Wikipedia – Ergebnisse und Lektionen aus dem Pilotprojekt in den USA veröffentlicht
Zwischen Juni 2010 und September 2011 fand in den Vereinigten Staaten ein Pilotprojekt statt, in dem Professoren die Wikipedia im universitären Unterricht einsetzten. Jetzt stehen die Ergebnisse fest: Insgesamt mehr als 800 Studenten an 24 Universitäten brachten Inhalte im Umfang von mehr als 5,800 Druckseiten in die englischsprachige Wikipedia ein. Die Qualität der auf diese Weise verbesserten Artikel aus dem Bereich der Politikwissenschaften verbesserte sich um 64%. In einer soeben veröffentlichten Dokumentation beschreiben die Projektmitarbeiter ihre Erfahrungen und was aus dem Test gelernt werden kann.
Das Modell ist denkbar einfach: Studenten verbessern die Wikipedia im Rahmen des universitären Unterrichts. Sie werden dabei von sogenannten ‘Wikipedia Botschaftern’ (engl. Wikipedia Ambassadors) unterstützt, die die Wikipedia-Neulinge bei ihren ersten Schritten in der Wikipedia anleiten (der Kurier berichtete). Am Ende profitieren alle Beteiligten: die Professoren können ein innovatives Lehrmodell einsetzen, die Studenten schreiben Texte, die nach Ende des Semesters nicht in der Schublade des Professors landen, und die Wikipedia gewinnt durch hochwertige Beiträge und verstärkte Beteiligung.
Abbie Taylor, Studentin an der renommierten Georgetown University in Washington D.C., ging zunächst mit gemischten Gefühlen an die Arbeit in der Wikipedia. Vor allem hatte sie Angst, an den technischen Hürden zu scheitern. Die waren mit Hilfe erfahrener Wikipedianer aber bald ausgeräumt. Und am Ende wich die anfängliche Angst der Begeisterung. Abbies Artikel landete auf der Hauptseite der englischsprachigen Wikipedia und so ging sie weitaus motivierter zur Sache, als beim Schreiben einer traditionellen Seminararbeit. „Da kann man schon schnell süchtig werden“, gab sie unumwunden zu.
Während Abbie sich an einem neuen Artikel versuchte, verbesserten andere Studenten bereits bestehende Texte oder luden selbst erstellte Grafiken und Illustrationen auf Wikimedia Commons hoch. Die Qualität der auf diese Weise bearbeiteten Artikel stieg signifikant an. Unabhängig voneinander prüften Fachleute und erfahrene Wikipedianer die Artikel einer Stichprobe und kamen zu dem Ergebnis, dass der Qualitätszuwachs beachtlich war.
Die nun veröffentlichte Dokumentation des Pilotprojektes enthält eine Fülle von Informationen zu den während der 18-monatigen Projektlaufzeit gemachten Erfahrungen. Beschrieben werden alle an dem Unternehmen beteiligten Gruppen (Studenten, Professoren, Wikipedia Botschafter), deren Motivation und auf welche Weise sie miteinander interagiert haben. Jedes Kapitel enthält einen Abschnitt, der auf mögliche Probleme und deren Lösung eingeht. Auf diese Weise ist ein Dokument entstanden, das viele praktische Tipps und Anleitungen für Wikipedia-Universitätsprojekte enthält. (ld / fs, 18.11.11) In Deutschland gibt es solche Projekte schon seit Jahren. Etwa das Wiwiwiki ...Sili ... das ja auch als Vorbild für das US-Programm diente ... A.
Die Briefmarke bleibt draußen!
Die Foundation will aufgrund geringer Erfolgsaussichten gegen die einstweilige Verfügung keinen Widerspruch einlegen, um die Kosten (Streitwert: 30.000 €) zu begrenzen und eine eventuell noch ungünstigere, als Präzedenz wirkende Entscheidung zu vermeiden. Über vereinde-l und heise.de wird die Meldung via dpa Eingang in die Zeitungen von morgen erhalten. (von 92.225.30.140, 17.11.)
Der Kurier präsentiert: Die Relevanzchecker
Dass Löschdiskussionen für den Autoren eines Artikels ein ungeheures Frustrationspotenzial in sich bergen, dürfte allseits bekannt sein. Dass der Spagat zwischen Öffnung gegenüber potenziellen, neuen Mitwikipedianern und der Begrenzung möglicher Artikelgegenstände durch die vereinbarten Kriterien für die Beurteilung enzyklopädischer Relevanz im Falle des Gelingens eine absolute Höchstleistung wäre, ebenso. Und doch dürfte es für die zukünftige Entwicklung des Projekts von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein, diesen Spagat zu meistern.
Von diversen Hilfeseiten aus wird auf für Neulinge mitunter konservativ-mysteriös-undurchschaubar wirkende Kriterien verwiesen. Der prominenteste dieser Links dürfte jener sein, den das System bei der Erstellung eines neuen Artikels ausspuckt. Der blutjunge Wikipediainteressierte landet also auf einer Seite, die im Wikiversum für ihre konfuse Aufmachung und Detailliebe möglicherweise gar beispiellos ist. Unzumutbar für Neulinge, möchte man meinen. Doch auch unverzichtbar. Vorausgesetzt, letzterer möchte nicht Gefahr laufen, gleich zu Karrierebeginn in die Löschhölle entführt zu werden.
Für alle im Allgemeinen, für Neulinge im Besonderen, die Unsicherheiten bei der Relevanzklärung eines geplanten Artikels haben, gibt es nun einen Hoffnungsschimmer: Wikipedia:Relevanzcheck. (Nikkis, 14.11.)
Wikiweise ist offline
Die Älteren werden sich noch erinnern. In der frühen Eisenzeit der Wikipedia, so im April 2005, kam es, wenn auch nicht zu einem Fork, dann doch zu so etwas wie einem Schisma. Der Wikipedia-Admin Ulrich Fuchs gründete mit Wikiweise eine Konkurrenz zu Wikipedia. Ziel war mehr Qualität. Als Mittel diente eine Pflicht zur Klarnamennennung. Ein System, mit dem Autoren auch finanziell profitieren sollten, war geplant. Google-Werbung wurde geschaltet. Wert wurde auf eine Ausgabe im PDF-Format gelegt, lange bevor dies in der Wikipedia möglich wurde.
Nachdem anfänglich eine Reihe von Autoren für Wikiweise tätig wurde, befand sich das Projekt jedoch bald in der Stagnation. Die letztlich nur kleine Autorenschar erarbeitete nur wenige Artikel. Die Qualität der nach der Anlage kaum aktualisierten oder gepflegten Artikel entwickelte sich zum Problem und wurde den ursprünglichen Ansprüchen der Projektgründung nicht gerecht. Kritisiert wurde die Nutzerunfreundlichkeit der eingesetzten Software. Trotz des überschaubaren Autorenkreises ließ auch das Arbeitsklima zu wünschen übrig. Die sehr auf eine Person zugeschnittene Entscheidungsstruktur wird gleichfalls zur nicht übermäßigen Attraktivität beigetragen haben.
Zuletzt blieb die Zahl der monatlich neu angelegten Artikel deutlich im einstelligen Bereich und es kam auch vor, dass mal über eine Woche niemand irgendetwas bearbeitete. Jetzt ist das Projekt mit seinen etwa 6900 Artikeln nach mehr als 6 Jahren offline. Nach Angabe von Wikiweise[1] wurde das Projekt gehackt. Ein Neustart wird für Januar 2012 angekündigt. (O2, 13.11.11)
CSD G5
Als der Autor dieses Beitrages heute von einem Adminkollegen in der englischsprachigen Wikipedia angesprochen wurde, ahnte er noch nicht, welch merkwürdige Ansichten man in anderen Projekten verfolgt. Es gehe um einen größeren Löschauftrag, bei dem der Kollege unterstützt werden wollte. Er erklärte dies wie folgt:
- “these [articles sc.] are perfectly valid articles except that they were created by a sock of a banned user” („diese [Artikel sc.] sind komplett gültige Artikel, mit der Ausnahme, dass sie von einer Socke eines gebannten Benutzer erstellt wurden“).
Auf die Rückfrage, wieso korrekte Artikel gelöscht werden sollten, entgegnete er mir mit der Richtlinie Criteria for speedy deletion, General 5 (Schnelllöschkriterium „Allgemein 5“) (kurz: CSD G5):
- „Erstellung durch gebannte oder gesperrte Benutzer. Seiten, die von gebannten oder gesperrten Benutzern unter Verletzung ihres Banns oder ihrer Sperre erstellt und die keine substanziellen Änderungen durch andere Personen erfahren haben.“
Die Erklärung, dass gute Artikel Wikipedia nicht schaden würden, Artikel keinem Benutzer gehören und somit auch keinem gebannten oder gesperrten Benutzer zugerechnet werden könnten, ließ er nicht gelten. Die Verschlechterung der Wikipedia nehme man in Kauf, wenn eine Person ihr Recht (wie bei einem gesperrten Benutzer auch nur temporär) verwirkt habe, im Projekt weiterzuarbeiten – egal, ob dies in guter oder schlechter Weise geschehe. Eine Rehabilitierung scheint für gut mitarbeitende ehemalige Problembenutzer in der englischsprachigen Wikipedia nicht üblich zu sein. Dass eine in störende Verhaltensmuster zurückfallende Person aus diesen Gründen erneut gesperrt werden könnte, ist ja unstrittig. Sie aber am Erstellen guter Artikel zu hindern, oder schlimmer noch: nachträglich ihre alten, guten Artikel allein aus dem Fakt zu löschen, dass sie eben von einem Zweitkonto eines gebannten oder gesperrten Benutzers erstellt wurden, widerspricht den Überzeugungen des Autors dieses Beitrages. Er hat sich nicht dazu überreden lassen.
Wie sich herausstellte, betrifft dieser Bann nicht nur das Erstellen von Artikeln, sondern jede, auch gute Artikeländerung überhaupt:
- „Bearbeitungen von gebannten Benutzern oder in ihrem Auftrag dürfen ohne Hinterfragen zurückgesetzt werden […], und jeder Artikel, der von einem gebannten Benutzer als einzigem Beitragenden erstellt wurde, darf gemäß der Richtlinie CSD#G5 schnellgelöscht werden.“ (Beleg).
Die erwähnten Ausnahmen lauten wie folgt:
- „Beim Zurücksetzen von Bearbeitungen soll man darauf achten, keinen Inhalt wiederherzustellen, der Grundprinzipien wie Neutralität, Verifizierbarkeit, Artikel über lebende Personen verletzen könnte. Benutzer, die Bearbeitungen von gebannten Benutzern wiedereinsetzen, übernehmen die volle Verantwortung für den Inhalt [im Übrigen eine wunderbare Drohung, Anm. d. Autors]. In gleicher Weise sind von gebannten Benutzern erstellte Artikel einer Schnelllöschung würdig. […] Wenn andere als der gebannte Benutzer Bearbeitungen in guter Absicht [für selbigen gilt dies natürlich nicht, Anm. d. Autors] am Artikel selbst oder an dessen Diskussionsseite durchgeführt haben, ist es ein Akt der Höflichkeit, sie darüber zu informieren, dass die Seite von einem gesperrten Benutzer erstellt wurde, und dann muss je Fall über das künftige Prozedere entschieden werden.“ (Beleg).
Heute wurde dem Autor also ein weiterer Fakt vor Augen geführt, wieso er sich dafür entschieden hat, die englischsprachige Wikipedia nicht weiter zu unterstützen: eine Löschverpflichtung für gute Inhalte, allein aus Regelwut und im Desinteresse der Wikipedia. Es zählt nicht der Artikelinhalt, sondern ausschließlich der Name des (eben hier gebannten oder gesperrten) Benutzers. Das Gehirn auszuschalten geht eben doch vor die Erstellung der Enzyklopädie. (DH., 13.11.2011)
Heimatschutz auf Niederländisch
Am 11. November schloss die niederländische Vereinigung Heemschut ihr Jahrhundertfest ab, mit einem Symposium im Freiluftmuseum von Arnheim. Direktor Karel Loeff verwies unter anderem auf den Einfluss des sächsischen Heimatschutzes, von dem Heemschut auch den Namen hat. Das Bewahren des kulturellen Erbes wie Baudenkmälern steht zentral, sowie die Zusammenarbeit mit Heimatvereinen vor Ort.
Die Vorsitzende Anneke van Dok erwähnte in ihrer Ansprache den Fotowettbewerb Wiki Loves Monuments: In den Niederlanden wurden 2011 ca. 13.000 Fotos von rijksmonumenten, nationalen Baudenkmälern, geschossen, europaweit waren es über 165.000. Rekord!
Ich selbst vertrat die Wikimedia Nederland auf einer Paneldiskussion und hatte einige Minuten, um für die Zusammenarbeit von Heemschut bei Wiki Loves Monuments zu danken; die Vereinigung hatte uns beispielsweise Els Arend ausgeliehen, die die Pressekontakte übernahm.
Außerdem schockte ich die Anwesenden mit einigen wunderlichen Fakten:
- Von den Top Ten Websites, die am meisten besucht werden, sind wir als einzige gemeinnützig.
- In unserem Büro in Utrecht haben wir wie viele Angestellte? Eine Halbtagskraft. (Großes Raunen im Saal.)
- Auch Wikimedia Nederland hat das allseits beklagte Jugendproblem, allerdings in der Art, dass wir „zuviele“ Jugendliche haben. Eine gemischtere Altersstruktur würde uns freuen. (Größeres Raunen im Saal.)
- Wer schon einmal einen Wikipedia-Artikel gelesen hat (laut Handheben jeder), sollte daran denken, dass der vielleicht von einem 13-Jährigen geschrieben wurde. (Noch größeres Raunen im Saal.)
Die Wikipedia gibt es gerade einmal zehn Jahre, Facebook und Twitter noch nicht einmal fünf Jahre. Und wie sieht das Internet in fünf Jahren aus? Niemand weiß es. Aber die hundertjährige Vereinigung Heemschut... dürfte noch einige Zeit aktiv sein. (Z., 12. 11. 2011)
Campus-Projekt mit Inderüberraschung
Am 3. November zogen sie den Stecker heraus. Das Hochschulprojekt des Indian Education Program, mit dem Hunderte von indischen Studenten an die Wikipedia herangeführt werden sollten, wurde vorzeitig beendet. Seitdem bestraft das Ingenieurskolleg von Pune seine Studenten mit Punktabzug, wenn sie noch die Wikipedia bearbeiten. Grund waren massive Urheberrechtsverletzungen, berichtet die Signpost vom 7. November. Der Kurier sprach mit Frank Schulenburg von der Wikimedia Foundation über die Bürde des weisen Mannes.
2010 hatte die Wikimedia Foundation Tausende von Wikimedianern zusammengetrommelt, um in einer Strategy Discussion über die künftigen Aktivitäten zu beraten. Hilfe für die Wikipedias in der Dritten Welt stand mit ganz oben. Und mit dem Campus Ambassador Program von Frank Schulenburg machte die Foundation gerade gute Erfahrungen, meint der Chef des Wikipedia Education Program: Man bildet Studenten an Universitäten zu ehrenamtlichen Kontaktleuten-vor-Ort aus, den Campus Ambassadors.
Diese bringen Studenten, die etwas zur Wikipedia beitragen wollen, einige Basisfertigkeiten bei, und sie unterstützen Professoren, die die Wikipedia in ihren Unterricht einbeziehen wollen. Durch Schreib- oder andere Leistungen bekommen die Studenten sogar Punkte. Bei schwierigeren Fragen helfen Online Ambassadors aus, die aus der Wikipedia-Gemeinschaft kommen.
Schulenburg ist mit den Ergebnissen aus den USA sehr zufrieden. Das Erschaffen neuer Wikipedianer sei gar nicht das Ziel, die allermeisten Studenten blieben nicht dauerhaft bei der Sache. Aber die betreffenden Artikel würden stark verbessert werden, und überhaupt lässt man Menschen hinter die Kulissen blicken, mit der Hoffnung auf eine Langzeitwirkung. Warum das Ganze nicht in Indien ausprobieren?
Universitätsoffensive und Global South, zwei Fliegen mit einer Klappe. Aus 700 indischen Bewerbern suchte das Wikimedia-Team um Hisham Mundol zwanzig vielversprechende Studenten heraus. Ebenso wie in den USA hatten sie an sich keine Ahnung von der Wikipedia, aber sie schienen in der Lage, mit Menschen umzugehen. Das ist eine Grundvoraussetzung für einen Campus Ambassador, während man sich Wikipedia-Künste eher aneignen kann.
Subkontinentale Guttenberg-Galaxie
Und dann passierte etwas, was nach den amerikanischen Erfahrungen niemand vorhergesehen hat: Die indischen Studenten lieferten qualitativ minderwertige oder schlichtweg abgekupferte Texte ab, sehr zum Unwillen der (englischsprachigen) Wikipedia-Gemeinschaft. Die überwältigende Masse der Studenten hat das Konzept des Urheberrechts nicht verstanden, so Schulenburg. Darum hat das Wikimedia-Team sofort die Leute ins Klassenzimmer geholt, um ihnen das bitter nötige Wissen dazu einzubimsen. Einzelne besonders auffällige Studenten wurden persönlich angeschrieben und angesprochen.
Schulenburg, mehr fassungslos als wütend: „Null Effekt. Woran das liegt, werden wir genau untersuchen müssen.“
Er versteht es nicht: Wenn man es den Studenten extra sagt, wenn sie wissen, dass sie erwischt werden, warum machen sie das immer noch? Und wenn Erstsemestler plagiieren, weil sie das Zitieren und Mit-eigenen-Worten-Zusammenfassen noch lernen müssen, sei das irgendwie plausibel. Aber die Guttenbergerei zog sich durch alle Altersgruppen.
Den englischsprachigen Wikipedianern bereitete es einige Mühe, die unerwünschten Artikelzuwächse und -anwächse aus Indien wieder zu beseitigen. Am 18. Oktober empfahl der Ex-Schiedsgerichtler Wizardman, das indische Problem keines der Wikipedia werden zu lassen. Schulenburg habe die Community um Entschuldigung gebeten.
Neugierige Ratlosigkeit
Woran lag es? Hisham Mundol wies die Vorwürfe zurück, Plagiate seien ein typisch indisches Phänomen. Das Schreiben in einer Fremdsprache habe einige Studenten wohl überfordert. Vor allem hätte man früher mit der weltweiten Community Kontakt aufnehmen müssen, nicht nur mit der in Indien. Aus rechtlichen Gründen hätten die Foundation-Mitarbeiter nicht beim Aufräumen helfen können, denn die Foundation ist nur Betreiberin von Inhalten, keine Produzentin von Inhalten.
Zu den weiteren möglichen Knackpunkten, die Beraterin Nitika Tandon sammelt, gehören das ungünstige Verhältnis von je einem Ambassador auf 50 Studenten und die Auswahl von einigen Abschluss-Klassen – deren Studenten bereits mit der Abschlussarbeit oder der Jobsuche beschäftigt waren. Auch hatten Professoren nicht immer die Neigung, sich mit der Wiki-Sache richtig vertraut zu machen.
Frank Schulenburg ist skeptisch gegenüber einfachen Erklärungen, auch nationalkulturellen. Er fragt sich, ob 800 Studenten für ein Pilotprojekt vielleicht nicht doch noch zu viele waren. Allerdings müsse man eben mehr als ein, zwei Klassen einbeziehen, sonst heiße es später, es habe an dem einen Professor gelegen. Unterschiedliche Stufen, unterschiedliche Hochschulen. Hätte man früher abbrechen müssen? Das will man aber auch nicht übereilt machen, und man hoffte ja darauf, dass die Nachhilfe Wirkung zeigt.
Die Signpost, das Mitteilungsblatt der englischsprachigen Wikipedia, geht hart ins Gericht mit der Foundation. Deren Fähigkeit zum Projektmanagement werde stark in Zweifel gezogen, wenn es tatsächlich an der Planung haperte, wie Mundols Reaktion nahelege. Ähnliche Unsicherheiten im Umgang mit der Community kenne man beispielsweise auch in Bezug auf den Bildfilter. Abschließend warnt die Signpost, dass die Geduld der Ehrenamtlichen nicht unendlich strapaziert werden dürfe. Auch gegenüber den Spendern habe die Foundation die Verantwortung, sinnvoll mit ihren Mitteln zu wirtschaften. Vielleicht, so fragt sich der Kurier, könnten die Anreize der Schlüsselpunkt sein: Plagiate als einfacher Schleichweg zu Studienpunkten sollten nicht verwundern.
Schulenburg jedenfalls will mit dem Konzept der Campus Ambassadors weitermachen. „Ich habe zwei Jahre meines Lebens in die Sache gesteckt, weil ich davon überzeugt bin, dass die Wikipedia von Studenten verbessert werden kann.“ Jetzt seien erst einmal weitere Initiativen auf Eis gelegt, etwa in Brasilien oder im arabischen Raum. Eine glasklare Analyse ist notwendig, damit das Konzept kein indisches Grabmal erhält. (Z., 8. 11. 2011)
Update: Frank Schulenburg schildert auf der Diskussionsseite des Kuriers den Ablauf des Projekts aus seiner Sicht. (Tob, 9.11.)
Noch eine Welt zu gewinnen: Wikimedia Conferentie in Utrecht
Eine Tradition wurde wieder aufgenommen: Am Samstag fand in Utrecht nach zweijähriger Unterbrechung die Wikimedia Conferentie Nederland statt, dank des Teams um Ad Huikeshoven. Ein Tag voller Ankündigungen, Präsentationen und Preisverleihungen – was als geldgeile Auktionärsversammlung begann, endete mit einem erstaunlichen Dia-Abend.
Wie leite ich eine Veranstaltung ein, bei der die Hälfte der Anwesenden alles über den Vereinsgegenstand weiß und die andere Hälfte vor allem Bahnhof versteht? Als angebliche Auktionärsversammlung einer angeblichen Wikipedia Publishing Company, die riesige Bürogebäude in New York und Utrecht unterhält, die Massenheere an Autoren in China und Indien beschäftigt und die haufenweise Geld mit Reklame neben Wikipedia-Artikeln scheffelt. Mit einer leeren Slide unterbrach ich die Lügengeschichte und wies darauf hin, dass dies mehr als Satire war: Wenn vor zehn Jahren die Entwicklung anders verlaufen wäre, so wie bei den Online-Zeitungen, hätten wir heute statt Freien Wissens eine unfreie Enzyklopädie.
Mehr zum Thema erfuhren die etwa 80 Teilnehmer anschließend in der keynote von Jill Cousins. Die Direktorin von Europeana stellte das Konzept der Wissensallmende im Kultursektor vor und was die Rolle ihrer Organisation ist. Sie betreibt eine Website, die als Portal für Mediendateien einer Vielzahl von Museum, Archiven und Bibliotheken dient, so dass die Chance erhöht wird, dass diese Dateien gefunden werden.
Dreiständegesellschaft, Extreme plus Mitte oder was?
Was Freies Wissen in der Praxis heißt, darum ging es auf der Conferentie, mit besonderem Schwerpunkt auf unserer Zusammenarbeit mit dem Kultursektor. So hatte das von Vadim Zaytsev betreute Programm die drei Tracks Kulturgut, Wiki-Welt und den Incore Wikimedia track. Die weniger mit der Wikimedia-Welt verbundenen Teilnehmer besuchten wohl vor allem den ersten Track und die Hardcore-Wikimedianer den letzten; der mittlere diente ein wenig als Treffpunkt für beide Gruppen. Wenig Wikimedia-vertraute Teilnehmer meinten später aber zu mir, dass auch der Kulturgut-Track inhaltlich eher noch zu schwierig für sie war, wegen der unbekannten Konzepte und Fachausdrücke.
Ungerechterweise seien hier nur einige Beiträge erwähnt:
- Arnoud Engelfriet ist bereits der Dauer-Stargast der Conferentie, denn der Internet-Jurist weiß für beide Gruppen anschaulich die Fallstricke aufzuzeigen, die jedem drohen, der im Internet etwas veröffentlicht.
- Sebastiaan ter Burg ist ein freischaffender Fotograf, der stundenweise bezahlt wird und die gemachten Fotos unter einer freien Lizenz veröffentlicht, zur Freude seiner Auftraggeber, oft gemeinnützige Organisationen, denen es wichtig ist, dass Journalisten die Bilder „frei“ verwenden können. Für ihn zahlt sich sein Geschäftsmodell viel besser aus als die Versuche seiner Kollegen, mit Nutzungsrechten zu verdienen.
- Jan-Bart de Vreede ist nicht nur Vorstandsmitglied der Wikimedia Foundation, sondern arbeitet auch für die Unterrichtsorganisation Wikiwijs, die Lehrer ermutigt, Freies Unterrichtsmaterial bereitzustellen.
- Ich selbst habe in meinem fünf Minuten Lightning Talk den Fall von Minister Guttenberg vorgestellt, unter dem Motto: Was man mit Wikis alles Schönes anstellen kann.
Eine Welt zu gewinnen
Erik Zachte, der Chef-Statistiker der Wikimedia Foundation, verblüffte seine Zuhörer schließlich mit Zahlen und Landkarten. Schwerpunkt seines Vortrages waren die Verhältnisse in China, Indien und Afrika vor allem unter dem Gesichtspunkt der Mobilen Revolution. Bereits 14 Prozent der Wikipedia-Aufrufe, das ist eine ganz junge Entwicklung, kommen von mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets. Nog een wereld te winnen, mit diesem Ausdruck verwies er auf die Chancen der Wikipedia, in neuen Gebieten Fuß zu fassen. Wie wird die Wikimedia-Bewegung wohl aussehen, wenn zwei weitere Milliarden Menschen online gehen?
Neuland war die Wikimedia-Welt am Samstag auch für einige Foto-Freunde, die als Gewinner von Wiki Loves Monuments Nederland angereist waren. Die Preisverleihung am Ende des Tages wurde von Lodewijk Gelauff eingeleitet, der den Wettstreit auf die europäische Ebene gehoben hatte. Unter den niederländischen Siegern befanden sich außer frisch Begeisterten auch bekannte Wikimedia-Gesichter, vor allem bei der Sonderkategorie der Vielhochlader.
Der Gewinner des fünften Preises, ein Nicht-Wikimedianer aus Rotterdam, hatte gedacht, dass sein Nachtbild einer alten Kirche der Grund für die Einladung nach Utrecht war. Stattdessen erfreute die Jury sich an einem etwas dürftig belichteten Bild eines morschen Aufbahrungshäuschens auf einem Friedhof. Der Jury (mit Wikimedianern, hochkarätigen Fotografen und Kulturgut-Funktionären) ging es eben nicht allein um rein ästhetische Aspekte, sondern konsequent auch um den dokumentarischen Wert. Das Häuschen ist übrigens stark einsturzgefährdet. (Z., 6. 11. 2011)
Liebst du es, ...
...hinter anderen herzuräumen? Des Mitbewohners Abwasch zu machen? Des Nachbars Müll rauszustellen? Des Anrainers Büsche zurechtzuschneiden? Des Kollegen Aktenstapel zu tragen? Des Hundehalters Hinterlassenschaften auf öffentlichen Plätzen aufzulesen?
Nein??
Dennoch allvierteljährlich das selbe Phänomen: Ein Grüppchen seltsamer Kauze erquickt sich stoßartig an solcher Arbeit.
Geschieht dies aus purem Idealismus, totaler Selbstlosigkeit, grenzenlosem Altruismus, nicht enden wollender Nächstenliebe und aufrichtiger Hilfsbereitschaft?
Nö!
Sondern aus maßloser Eitelkeit, absolutem Geltungsdrang, bedingungsloser Ruhmsucht, extremem Etablierungshunger, nicht zu stillendem Profilierungsdurst, rigorosem Machtstreben, reiner Selbstherrlichkeit und rücksichtslosem Konkurrenzdenken!
Wer sich an dieser Orgie beteiligen will, der möge sich hier eintragen. (Nikkis, 6.11.)
Call for GLAM
International läuft das Projekt nun schon eine ganze Weile, im DACH-Raum bislang aber immernoch eher auf Sparflamme. Nach längeren Vorarbeiten, Diskussionen, Ideen, verworfenen Ideen und so weiter haben wir heute den Schritt in die „offiziellen Projektgefilde“ gewagt. Mit der ersten Version eines Wikipedia:GLAM-Portals starten wir mit dem Projekt hoffentlich auch in der deutschsprachigen Wikipedia durch. Doch bitte glaubt nicht, alles würde schon laufen. Dieses immens große Projekt – GLAM steht ja bekanntlich für den riesigen Bereich „Galleries, Libraries, Archives, Museums“ – kann schwerlich leben, wenn nur drei, vier Hanseln alles machen. An allen Ecken und Enden braucht es Mitarbeiter: Organisation, Technik, Praktische Arbeit und so weiter. Nicht zu vergessen eure Ideen, euer Wissen und eure Kontakte.
Schön wäre es, wenn sich Jemand finden würde, der oder die die schon laufenden internationalen Projekte (siehe en:Wikipedia:GLAM/Projects) in kurzer Form auf einer Unterseite des Portals vorstellen könnte. Weitere Dinge sind auf einer sich noch im Anfangsstadium befindlichen Todo-List zusammengefasst. Und auch darüber Hinaus ist Vieles noch nicht über ein Anfangsstadium hinaus ausgearbeitet. Wir bieten euch viel Spielraum, auf dem ihr euch stark einbringen könnt. Auch wenn wir später beginnen als andere Sprachversionen, gibt es noch immer viel Neuland zu betreten. Also gehen wir los! (MC, 5.11.)
Hurricanes für den Cup
Es ist entschieden, der Champion des WikiCup 2011 in der englischsprachigen Wikipedia steht fest – der User Hurricanehink konnte die Endrunde für sich entscheiden und ist nun stolzer "2011 WikiCup champion". Sein Erfolgsrezept: Hurricanes und andere Tropenstürme. In den letzten zwei Monaten des Wettbewerbs konnte er seine Gegner mit den zwei exzellenten Artikeln zur Atlantischen Hurrikan-Saison 1991 und dem 1991 Perfect Storm sowie insgesamt zwölf (!) good articles und weiteren Punkten abhängen (Details). Seine Gesamtbilanz im Cup 2011: 3 featured articles und 37 good articles, mehrere good topics, ein featured topic und etliche DYK – Respekt für diese Autorenleistung!
Doch auch die Beiträge der anderen Teilnehmer der Finalrunde können sich sehen lassen. Insgesamt schrieben die acht Finalisten innerhalb der letzten zwei Monate 5 featured Articles und 50 good articles sowie 6 featured lists. Eine Gesamtbilanz des Cups liegt nicht vor – man kann sich aber gut vorstellen, was die Teilnehmer 2011 gerissen haben.
Wie bereits im Kurier vorgestellt, soll es den Cup 2012 auch erstmals in der deutschsprachigen Wikipedia geben – die Vorbereitungen laufen auf dieser Benutzerseite und die ersten Anmeldungen sind auch bereits eingetrudelt – den Autoren dieser Zeilen würde es freuen, wenn wir 2012 ebenfalls so erfolgreich durchstarten wie dies 2011 in der englischsprachigen Wikipedia geschehen ist. (AR, 5.11.)
Admins u. a. gesucht
Editierst du fleißig seit mehreren Jahren? Würdest dich als erfahrenen Wikipedianer bezeichnen? Hast einen fünf-, sechs-, ach was, siebenstelligen Editcount, optimal verteilt auf die verschiedenen Namensräume? Benutzt immer schön brav die Zusammenfassungszeile? Kannst die Löschregeln auswendig aufsagen? Und erkennst un-freie Bilder im Schlaf? Schlichtest du regelmäßig Konflikte, hast dir aber selbst nie auch nur das kleinste bisschen zuschulden kommen lassen, auch nicht damals, vor 5 Jahren, nachts um halb drei? Hast du Exzellente Artikel verfasst, findest nebenbei aber trotzdem Zeit für gewöhnliche Wartungsarbeiten? Kannst Bedarf an Adminrechten und die nötige persönliche Integrität vorweisen und würdest eine Selbstverpflichtung zu mindestens zwanzigjährigem Admin-Engagement unterschreiben? Hast Spaß an Endlos-Diskussionen über Projektregeln und an ins Uferlose gewachsenen Wartungslisten? Bist du bereit, dir täglich Beschwerden, Drohungen, Beschimpfungen sowie Beschuldigungen von wegen Machtmissbrauch anzuhören? Und hast Lust, die nächsten Monate und Jahre täglich den Tag zu verfluchen, an dem du das erste Mal bei Wikipedia editiert hast? Ja? Fantastisch! Auf geht’s zur Casting-Show Schlachtbank Inquisitionsverfahren wüsten Schlammschlacht zu den Adminkandidaturen!
In den letzten drei Monaten gab es nämlich gerade mal zwei erfolgreiche (Neu-)Kandidaturen, eine im Oktober, eine im September, keine im August. Die Community sucht neue Opfer, sie giert förmlich danach. Traut sich niemand mehr, weil wir zu streng sind? Oder mangelt es tatsächlich an geeigneten Kandidaten, ähnlich wie beim Autorennachwuchs? Ist die Admintätigkeit zu unattraktiv? Oder: Brauchen wir einfach keine neuen Admins?
Zwar steigt die Artikelzahl unaufhörlich (>1,3 Millionen), dafür sinkt zum Ausgleich aber die Mitarbeiterzahl. Wenn also dann jeder seine persönlichen 10.000 Artikel vor Unfug zu bewachen und aktuell zu halten (und, wann immer möglich, auszubauen) hat, sinkt die Wahrscheinlichkeit immer weiter, dass Leute Zeit haben, Löschanträge auf Unter-Unter-Untergruppierungen des CCC, auf Sonjas Friseurladen oder auf die neueste Lindenblüten-Heilfasten-Therapie zu stellen. Die täglich noch 20 Löschanträge werden schon heute in der Regel mit LAE beendet, sodass für Admins in der Behaltenhölle nichts mehr zu entscheiden bleibt. Außerdem begegnet man dann in der Geisterstadt Wikipedia nur alle paar Wochen überhaupt anderen Benutzern, folglich kommt es auch zu immer weniger Konflikten und sogenannten Vandalismusmeldungen (Anm. d. Red.: der Name WP:KABUMM [der KURIER berichtete] konnte sich bisher nicht durchsetzen). Daher sieht man die 300 Admins schon heute hauptsächlich bei der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Importierwesen, wo sie um die Wette importieren, um ihre Adminrechte überhaupt noch irgendwie zu rechtfertigen. Also vielleicht braucht Wikipedia auch einfach keinen Adminnachwuchs?
Wie dem auch sei: Wem die Admin-Anforderungen zu hoch sind und/oder wer seine Zeit lieber auf anderen Posten verplempern möchte, der kann sich auch gern als Sichter (Anforderungen: null, Einstellungsbeginn: sofort), Mentor (Anforderungen: null, Einstellungsbeginn: sofort), Portalbetreuer (Anforderungen: null, Einstellungsbeginn: sofort, etwa 3/4 der 535 Portale sind tot), Schiedsgerichtler (Anforderungen: null, Einstellungsbeginn: SOFORT), Checkuserer (Anforderungen: na gut, gibts, Einstellungsbeginn: na gut, in -13 Tagen, dann erst wieder 2012), Oversighter (na gut, erst wieder 2013) oder Bürokrat (vielleicht bald, ansonsten ebenfalls erst wieder 2013) bewerben. Blick über den Tellerrand: Auch im Vorstand (der jetzt Präsidium heißt) von Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V., einem Verein, der „die Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte (engl. Open Content) in selbstloser Tätigkeit [...] fördern [möchte], um die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen und die Bildung zu fördern“, sind bald wieder Posten zu haben (genauer gesagt auf der Mitgliederversammlung am 19. November, allerdings hätte man sich anscheinend bis zum 18. Oktober melden müssen). (X-W unter Verwendung von datei:Qxz-ad16.gif by Qxz, 5.11.)
Wikipedia hat ja doch einen Redaktionsschluss
Die verlorene Bibliothek von Alexandria ist eine von vielen zerstörten Bibliotheken der Antike. Wikisource kam zu spät. |
El Vaporcito, ein in Andalusien gesunkenes Schiff und Bien de Interés Cultural in Spanien sank 2011 (Photo von 2007). Wiki Loves Monuments muss weltweit stattfinden. |
Brand der Anna-Amalia-Bibliothek, 2004 |
Goldkröte (Bufo periglenes), inzwischen ausgestorben |
Jeden Tag gehen Unmengen von Wissen verloren, weil nicht genügend Kopien der Werke existieren, in denen es niedergeschrieben ist. Wenn eine Naturkatastrophe eintrifft oder eine Region zum Kriegsschauplatz wird, werden Bibliotheken, Museen, Denkmäler und anderes kulturelles Erbe, wertvolle Bauten, Inkunabeln und einzigartige Objekte zerstört. Es gibt viele solche Beispiele aus der Zeit vor der Existenz der Wikipedia. Die Bibliothek von Alexandria, die während des Spanischen Bürgerkrieges zerstörten Kirchen, Klöster, Konvente und Bibliotheken,[Q 1] die 1937 bei einem Lagerhausbrand vernichteten Originalnegative der vor 1935 veröffentlichten Filme der Fox Film Corporation,[Q 2] hunderte von Bibliotheken und Archiven, die während des Zweiten Weltkrieges ausgebombt wurden,[Q 3][Q 4] die mehr als 6000 während der Kulturrevolution zerstörten Klöster in Tibet mit ihren Statuen, Gebetsmühlen und Manuskripten,[Q 5] die Bombardierung der National- und Universitätsbibliothek von Bosnien und Herzegowina in Sarajewo während des Bosnienkrieges, bei dem in dem daraus resultierenden Brand bis auf die Grundmauern tausende von unersetzlichen Schriften verbrannten,[Q 6] um nur einige Beispiele zu nennen.
Doch auch seitdem Wikipedia besteht, wird nach wie vor Wissen vernichtet. Die Nationalbibliothek von Bagdad und andere Repositorien kultureller Güter wurden während des Irakkrieges geschädigt und geplündert,[Q 7] und das Erdbeben im Indischen Ozean mit dem verheerenden Tsunami 2004 beschädigte oder zerstörte Bibliotheken und Archive in mehreren Ländern. Ein Großteil des kulturellen Erbes von Haiti ging durch das Erdbeben 2010 verloren.[Q 8] Während der Revolution in Ägypten 2011 wurde das Ägyptische Museum vandaliert.[Q 9] Doch nicht immer sind Kriege und Naturkatastrophen schuld, um das kulturelle Erbe zu gefährden, Beispiele dafür sind der Brand der Anna-Amalia-Bibliothek 2004,[Q 10] oder der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln 2009.[Q 11]
Solche Ereignisse entfernen Teile des Wissens der Menschheit und manchmal gesamte Kulturen. Viele der heute noch gesprochenen Sprachen sind in Gefahr, manche schon verschwunden.
Außerdem werden hunderte von Websites im Internet jeden Tag geschlossen; die durchschnittliche Lebensdauer einer Website beträgt lediglich 77 Tage.[Q 12] Solche Websites werden oft in Artikeln als Belegstellen verwendet, und obwohl Projekte wie das Internet Archive oder WebCite und Gruppen von Freiwilligen[Q 13] Kopien einiger dieser Websites sichern, gehen viele weitere für immer verloren.
Wikipedia und seine Schwesterprojekte können und müssen alle Formen von Wissen erhalten, durch die Anlage von Artikeln in Wikipedia, durch das Hochladen von Bildern nach Commons, die Erhaltung von Sprachen in Wiktionary und die Transkription von gemeinfreien Büchern in Wikisource. Veranstaltungen wie Wiki Loves Monuments können dazu beitragen, Denkmäler weltweit dauerhaft zu machen, bevor sie beschädigt oder zerstört werden, aber bisher fand WLM nur in europäischen Staaten statt.[Q 14]
Es gibt einen Redaktionsschluss. Es ist ein Kampf gegen die Zeit.
Vorstehender Text ist ein Essay von emijrp mit dem Titel There is a deadline. Aus dem Englischen übertragen von Matthiasb.
Kommentar hierzu
Die Anhäuser Mauer, letzter Überrest eines einstigen Klosters |
Brand der Dreifaltigkeitskathedrale 2006 |
Viele Bilder, die bei Wiki Loves Monuments eingereicht wurden, führen in der Tat die Vergänglichkeit menschlichen Schaffens vor Augen. So etwa das deutsche Siegerbild „Anhäuser Mauer“, ein 10 m × 18 m großes Mauerstück, welches den letzten Rest des ehemaligen Klosters Anhausen (Satteldorf) repräsentiert.
Doch wohl keines unter den Siegerbildern hat den Moment der Bedrohung so dramatisch eingefangen, wie das Bild vom Brand der Dreifaltigkeitskathedrale St. Petersburg 2006, Sieger des russischen „Community Pick Award“. Ausgerechnet Restaurierungsarbeiten waren damals der Auslöser. Die Kirchenschätze konnten gerettet, die beschädigten Kuppeln 2009 wieder aufgebaut werden – Glück im Unglück mag man sagen. Doch es führt die ständige Gefahr vor Augen. Denn genausogut hätte es auch das letzte Bild dieses Bauwerks sein können. Duschgeldrache2, 01.11.2011
Lükex 2011
Ab Mittwoch gibt es in Deutschland eine zweitägige Übung – LÜKEX – für über 3000 Katastrophenschützer, bei der eine Cyber-Attacke simuliert wird. Laut Welt.de soll dabei auch geklärt werden, ob sich die Internet-affine Bevölkerung tatsächlich an Wikipedia orientiert, wenn es um Informationen über Schutz- und Notmaßnahmen geht – wenn Wikipedia im Fall einer tatsächlichen Katastrophe überhaupt noch verfügbar sein sollte. Dazu wurde ein Übungs-Wiki erstellt. G 30.11.
Wieder da: WP:KLA
Aufgrund eines Meinungsbildes gibt es sie wieder: Die Kandidatenseite für Lesenswerte Artikel. Allerdings zunächst mal nur für begrenzte Zeit, nämlich versuchsweise für drei Monate. Der Versuch ist verbunden mit der Hoffnung, die Artikelauszeichnungen wieder mehr Benutzern zugänglich zu machen. Wer KALP vielleicht als Ort der Grabenkämpfe und Kampfkandidaturen gemieden hat, traut sich möglicherweise dort, seinen Hut in den Ring zu werfen. Bisher ist das Klima durchaus konstruktiv. H-m 30.11.
Was, wer, wo, wann und überhaupt warum?
Die klassischen W-Fragen, die insbesondere in der aktuellen Berichterstattung von Interesse sind, lassen sich nicht einmal ansatzweise beantworten, wenn man bei dem Bild rechts nach der Bildbeschreibungsseite auf Commons geht. Zwar sind Artikelautoren an aktuellem, freiem Bildmaterial interessiert, etwa zum Thema Arabischer Frühling, und wenn sie mit Creative Commons von Al-Dschasira kommen, ist das sicher eine tolle Sache, aber das, was nunmehr per Bot von Flickr nach Commons geschaufelt wird, ist so nicht verwendbar. Die entsprechende Kategorie auf Commons ist voll von solchen Bildern, fast dreitausend sind es schon. Schade eigentlich. MaB 29.11.
Ein kleines trauriges Gedichtchen
Zum Jahresende 2011.
- In jeder Firma gibts nen Scheff,
- Bei Wiki heißt er WMF.
- War Jimbo früher auch ein Wilder,
- Jetzt will er einen Bilderfilter.
- Und sagt, Hey pretty Peggy Sue,
- The job is yours, und nu mach zu.
- Was Christo mit dem Reichstag kann,
- Und mit der Frau der Muselmann,
- Das lasst uns hier auch etablieren.
- Ein jeder darf sich selbst zensieren!
- Und die Verschwörung der Autoren
- Die sich erdreisten, unverfroren
- Zu packen Menetekelmythen
- In weiße Revoluzzertüten,
- Sogar mit spitzen Gabeln drohn –
- Die solln doch gehn! Wer braucht die schon!
- Neitram, 29.11.
Neu auf Wikisource im November
Der Xantener Ritualmordvorwurf gehörte zu den politisch wichtigsten Ritualmordbeschuldigungen im Deutschen Kaiserreich. In Der Knabenmord in Xanten vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4. bis 14. Juli 1892 berichtet der Gerichtsreporter Hugo Friedländer von der 10-tägigen Verhandlung • Der Mathematikerin Emmy Noether wurde 1917 eine Ausnahmegenehmigung zur Habilitation an einer preußischen Universität verwehrt. Sie kündigte fortan ihre Vorlesungen unter dem Namen von David Hilbert an. Zu lesen von ihr: Invariante Variationsprobleme • Der 1477 gegründeten Stadtbibliothek Mainz droht aktuell ein massiver Stellenabbau. Wikisource hat die hübsche Bibliotheksordnung von 1814 erfasst und eine Themenseite mit weiteren Digitalisaten angelegt • Sämtliche Neuzugänge finden sich hier. Anneke, 28.11.
Marcelle oder Reflektionen über Puritanismus
Frederick Carl Frieseke bevorzugte die Einstellungen in Frankreich gegenüber jenen, mit denen er in den Vereinigten Staaten konfrontiert war. „Ich bin freier, und es gibt nicht die puritanischen Beschränkungen, die in Amerika vorherrschen – hier kann ich die Nacktheit auch im Freien malen“, sagte er. Die Gesinnung dort fand der von deutschen Großeltern abstammende Maler frustrierend, doch gelegentlich auch als Quelle zu seiner Belustigung. Bei seinem Besuch im heimatlichen Owosso, Michigan schrieb er 1902: „Ich habe so viel Spaß, die guten Kirchgänger mit der Nacktheit zu schockieren.“
Erstaunlich, dass Marcelle trotz dieser klaren Ansage am 24. November für immerhin acht Stunden auf der Hauptseite der englischsprachigen Wikipedia stand. MaB 28.11.
Ein Urheberrecht für das 21. Jahrhundert
Dass „Recht und Recht haben“ zweierlei Dinge sind, dürfte jedem einzelnen, der einen Artikel in Wikipedia erstellt, spätestens dann klar werden, wenn er diesen Artikel bebildern will. Automatisch wird man mit Regularien aus dem vorherigen Jahrhundert konfrontiert, die sich Urheberrechte nennen. Und zwar spätestens dann, wenn er auf Commons Bilder raufladen möchte.
Dass Künstler jeglicher Art und auch deren Erben an ihren Werken Geld verdienen sollen/können wird sicherlich auch hier nicht infrage gestellt. Wikimedia Deutschland, Digitale Gesellschaft und Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. haben ein Gemeinsames Positionspapier entwickelt, das die Diskussion „wie kann man dem Urheberrecht des 21. Jahrhunderts wieder zu einem tatsächlichen Recht verhelfen?“ voranbringen soll. (fs, 24.11.)
„Power-User“ gesucht
Die SLUB Dresden macht derzeit einen geschlossenen Test für die neu entwickelte Suchfunktion. Hierbei werden Wikipedia-Inhalte für die Verbesserung der Ergebnisse verwendet. Neben dem Einbezug von Interwiki-Verweisen werden unter anderem unscharfe Suche und Serendipity-Eigenschaften berührt. Interessenten können den im Blog-Eintrag angegebenen Mitarbeiter für Teilnahme kontaktieren. (24.11. con)
Xkcd
Für die, die es noch nicht gesehen haben: Im xkcd vom Montag sind wir auch aufgeführt (unter Millionen) (980) DaB. (sowie hochgerechnet auf 100 Jahre auch unter Milliarden o.r.) KT, hier auch: 978 --NeuerNutzer2009
Leichen pflastern ihren Weg
Nachdem bereits die potentielle Alternative Wikiweise Probleme hat (der Kurier berichtete), gab Google nun bekannt, seinen Dienst Knol, „2007 als eine Art potenzielle Alternative zur Wikipedia gestartet“ (heise.de), 2012 zu beerdigen. Benutzer:Hafenbar 2011-11-23
Wikipedianer für Stammtisch in Trier gesucht
Exil-Hamburgerin sucht Stammtischgesinnte in Trier und Umgebung. Männlein. Weiblein. Autoren. RCler. Fotografen. Vereinsfeinde. Vereinsfreunde. Alles. Siehe auch: Wikipedia:Trier. Anneke, 23.11.11.
Vorlagen und neue Benutzer
Eine Arbeitsgruppe der Wikimedia Foundation (namentlich: Steven und Maryana) beschäftigt sich mit der Auswirkung und Verbesserung von Vorlagen (Begrüßung/Warnhinweise), die in der Kommunikation mit neuen Benutzern verwendet werden. Hierzu sollen Tests in unterschiedlichen Sprachversionen durchgeführt werden und es besteht Interesse, auch Daten in der deutschsprachigen Wikipedia zu erheben. Information und Kommunikation:
Anneke, 22.11.11.
Freier Mitarbeiter gesucht
Die Wikimedia Foundation stellt ein: gesucht wird ein erfahrener Wikipedianer, der das Global Education Program Team im Bereich Online-Kommunikation unterstützt. Der geeignete Kandidat spricht neben Englisch mindestens eine zweite Sprache und ist ein Team-Player, der sich sicher in verschiedenen Wikipedia-Sprachversionen bewegt. Genauere Hinweise zur Ausschreibung finden sich auf dem Wiki der Foundation. (fs, 21.11.11)
WMDE-Präsidiumswahl@twitter (und sonstiges von der MV)
Präsidiumswahl:
- Präsidiumsvorsitzender: Moleski 138 Stimmen, Simons 88 Stimmen. #wmde. 202 Wahlzettel, 36 haben beide angekreuzt. quelle
- Zweiter Vorsitzender: Liebau 137, Wallroth 113, Albert 105. quelle
- Delphine Ménard sehr knapp Schatzmeisterin. 121 Delphine Ménard, 116 Olaf Kosinsky. quelle
- Beisitzer: 1. Platz Ebersbach 160, 2. Becker und Rulsch 127, 4. Franke 124, 5. Kanneberg 111, 6. Blumenthal 109. quelle
- Kassenprüfer alle deutlich gewählt. Prößdorf 166 (von 193), Bauer 150. Stellvertretung Goldammer 179 Ja, 11 Nein. quelle
Satzungsänderungsanträge
- Satzungsänderung S1 (Amtszeitbegrenzung für Präsidiumsmitglieder) 199 Stimmzettel, 197 gültig, erforderlich 131; Ja 102, Nein 95, Enthaltungen/ungültig 2. quelle
- Satzungsänderung S2 (Offenlegung der Personalkosten) Abgegeben 191, 186 gültig. Zwei-drittel 125; Ja 107, Nein 89, Enthaltungen/ungültig 5. quelle
- Satzungsänderung S3 (Quote zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung) 187 Stimmzettel gültig, für Satzungsänderung nötig 125, Ja 90, Nein 97. quelle
Allgemeine Anträge (Vor-Ort-Abstimmungen)
- A1 Wirtschaftsplan 2012: Sehr viele dafür, keiner dagegen. Vier Enthaltungen. quelle
- A2 Geschäftsordnung Präsidium: Beschlossen. quelle
- A3 Community-Projektbudget – Ergänzung zur Antragsberechtigung (niemand mehr aus Präsidium/CPB): Mit 20 zu 8 in gekürzter Form angenommen. quelle
- A4 Community-Projektbudget – Bestellung aus dem Präsidium (jemand anderes als der Schatzmeister): Abgelehnt. 6 dafür, 17 dagegen, 11 Enthaltungen. quelle
- A5 Veröffentlichung von Protokollen von Vereinsorganen: Mit Änderungsanträgen beschlossen, 2 Enthaltungen, 0 Gegenstimmen. quelle
- A6 Positionierung zum Bildfilter in Wikimedia-Projekten (keine Unterstützung durch WMDE): Geänderter A6 angenommen (J: sehr viele N: 3 E: 4): WMDE lehnt Bildfilter ab und fordert WMF-Board auf, den Plan nicht weiter zu verfolgen. quelle
- A7 Transparenz beim Community-Projektbudget (Alle Anträge sollen veröffentlicht werden) Knapp angenommen. Ja: 16, Nein: 12, E: 6. Damit Veröffentlichungspflicht für Anträge. quelle
- A8 Vorstellung eines Personalentwicklungskonzepts (5 Jahresplan): zurückgezogen. quelle
Anneke, 19.11.11.
Wikimedia-Highlights
Die monatlichen Berichte der Wikimedia Foundation Wikimedia Foundation Report, October 2011 und Wikimedia engineering report/2011/October sollen ab sofort als Zusammenstellung in mehreren Sprachen erscheinen. Auch eine deutsche Ausgabe gibt es. Damit wird der Internationalität und dem Informationsbedarf der Autorengemeinschaft Rechnung getragen. Hoffen wir auf einen kontinuierlichen Ausbau dieses Angebotes. (Ll 09:48, 19. Nov. 2011 (CET))
Diskussion mit Sue Gardner live & interaktiv im Netz: Sonntag 13:00 Uhr
Im Rahmen ihres Europa-Besuchs wird sich Sue Gardner, Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation am kommenden Sonntag, den 20. November, von 13:00 bis 15:00 Uhr der Diskussion mit der deutschsprachigen Community stellen. Die Diskussion findet in den Räumlichkeiten der Buhmann-Schule in der Prinzenstr. 2, unweit des Hauptbahnhofs Hannover, statt.
Wer nicht persönlich dabei sein kann, der wird die Möglichkeit haben, die Diskussion live über das Internet zu verfolgen und mitzudiskutieren, möglicherweise auch mit Live-Schaltung per Webcam.
Alles weitere folgt unter: www.wikimedia.de/live JR (W)
Planungen für die WikiCon 2012 haben begonnen
Die Planungen für die WikiCon 2012 haben begonnen. Zurzeit läuft eine Doodle-Umfrage, um den besten Termin zu finden: Wikipedia:WikiCon 2012. (Anneke, 15.11.)
Die Spendenkampagne beginnt
Heute geht es los. Am heutigen Montag, den 14.11., um 17:00 Uhr startet die jährliche Wikimedia-Spendenkampagne. Für die nächsten rund acht Wochen werden auf allen Wikimedia-Projekten persönliche Aufrufe auf die Notwendigkeit von Spenden hinweisen. Die Banner werden zunächst *allen* Nutzern angezeigt. Starten werden wir mit einem Jimmy-Wales-Aufruf. Doch wir möchten sehr gerne Wikipedianern mehr Platz für ihre Geschichte einräumen. Deshalb: Beteiligt euch! Schreibt euren Aufruf und helft uns dabei, den diesjährigen Fundraiser zu einer Kampagne mit Autoren-Gesichtern zu gestalten. Hier und hier erfahrt ihr weiteres. TM (WMDE), 14.11.2011
Wiki Loves Monuments: Preisträger aus der Schweiz
Während der Preisverleihung in Bern wurden gestern die Schweizer Preisträger bekanntgegeben. Das symmetrische Motiv auf dem 1. Platz zeigt eine Lokremise im Kanton Zürich. Herzlichen Glückwunsch allen Gewinnern! (Pakeha, 14.11.11)
Hurra, die Bibliotheksstipendien sind da!
Was als Idee auf Southparks Millionenliste begann und dann den ordentlichen Weg eines offiziellen Antrags nahm ist seit heute Realität: Wikipedia:Bibliotheksstipendium. Fleißige Wikipedianer (Wikisourcler, Wikibookler und so weiter) können sich auf Antrag die Kosten für einen Bibliotheksausweis von Wikimedia Deutschland erstatten lassen. Wie’s geht steht im obigen Link. (Anneke, 11.11.11)
WissensWert jetzt mit Publikumspreis und Herzchenbonus. Macht mit!
Im Rahmen von WissensWert können Menschen und Initiativen, die Freies Wissen fördern, bis zu 5.000 Euro von Wikimedia Deutschland für die Umsetzung ihrer Ideen erhalten. Wir haben die Ausschreibung bis zum 24. November 2011 verlängert, es gibt einen Publikumspreis von 2.000 Euro extra und die Jury darf ihre Begeisterung für einzelne Projekte durch einen Herzchenbonus zum Ausdruck bringen. Teilnahmebedingungen, Jurymitglieder und alle Informationen auf der Projektseite. NE (WMDE), 11.11.2011
Und wieder wird getestet
Vor Beginn der Herbstkampagne kommende Woche erfolgt am heutigen Freitag, den 11. November, um 11:00 Uhr erneut ein zweistündiger Test. Diesmal werden zwei Aufrufe gegeneinander getestet. Wie immer: nur für nicht-eingeloggte Nutzer. Alles weitere findet ihr hier. TM (WMDE), 11.11.2011
Erneuter Test für kommenden Fundraiser
Heute, am 7. November, um 15:00 Uhr findet erneut ein zweistündiger Test für die kommende Spendenkampagne statt. Eine Woche vor Beginn der Kampagne werden verschiedene Seitenlayouts getestet. Falls ihr erfahren möchtet, warum wir was testen, dann könnt ihr euch hier informieren. Die Ergebnisse des Tests werden sowohl auf meta als auch auf unserer Testseite veröffentlicht und erläutert. TM (WMDE), 07.11.2011
Buchlesung in Dresden
Eine herzliche Einladung an alle Interessenten zur Buchlesung des Wikipedia-Buchs in die SLUB. Die Veranstaltung findet diesen Mittwoch von 19 Uhr an statt und gibt Einblicke in das Buch und den Entstehungsprozess. Speziell für Freunde von Wikipedia ohne Autoreneigenschaft eine gute Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit Wikipedianern ins Gespräch zu kommen. Also Information weiterleiten, Familie mitbringen und dabei sein! Neben der Lesung selbst ist Raum für gesellige Gespräche gegeben. Ich freu mich auf euch. (con, 07.11.2011)
Bilder gibt es hier, Anekdoten hier. Blogeintrag hier. (con, 111( 62).11.11)
5 Jahre Portal:Jazz
Fünf Jahre Portal:Jazz online am 4. November! Parallel dazu hat sich das Wikipedia-Projekt Jazz gefunden, welches das Portal betreut und inzwischen etwa 5000 Fachartikel geschrieben hat. Derzeit wird das Portal:Jazz monatlich durchschnittlich 2000 mal angeklickt und steht damit unter den Musik-Portalen gut da. (zur Ur-Portal-Version vom November 2006) Freimut Bahlo 6.XI.
Sue Gardner in Hannover / Workshops (war: WMDE-Mitgliederversammlung)
Am Sonntag, den 20. November findet im Anschluss an die Mitgliederversammlung von Wikimedia Deutschland in Hannover ein offenes Workshopprogramm sowie eine Diskussionsrunde mit Sue Gardner statt. Genaue Details entnehme man dem Link der Kollegin unten, denn es gilt:
Manchmal muss man fragen, um sie zu versteh'n. Cat 6.XI. (ergänzt, Anneke, 6.11. später)
Herausforderung für alle Naturwissenschaftler
Wir alle wissen es: Wir haben wunderbare Detailartikel wie Dermatophytose oder Uran(VI)-fluorid, aber die „großen“ Lemmata sind unsere Stiefkinder. Nun hat sich ein fleißiger Benutzer anlässlich des 15. Schreibwettbewerbs des Lemmas Naturwissenschaft angenommen und den Artikel auf den fünffachen Umfang ausgebaut. Dem Publikum hat’s gefallen, der Artikel wurde Sektionssieger beim Publikumspreis, die Jury war anderer Ansicht. Mittlerweile steht der Artikel in der Qualitätssicherung, und das aus guten Gründen. Aber auch der Artikel Geschichte der Naturwissenschaften ist dort zu finden. Es liegt also nahe, beide Artikel einem gemeinsamen Review zu unterziehen. Natürlich reichen für diese Aufgabe Chemiker, Physiker, Biologen etc. nicht aus, auch die Philosophen sind gefragt. Wer mag, kann sich ja mal ganz unverbindlich hier umschauen. Und natürlich eintragen. Jeder Beitrag ist willkommen, sei es ein langer Text oder ein kurzer Hinweis auf eine gute Quelle. Oder ein besonders gutes Bild. Also: Hintern hoch, mitmachen! (THWZ, 2. 11.)
Neu auf Wikisource im Oktober
In loser Reihe wird die Autorin monatlich über bemerkenswerte Neuzugänge der kleinen Schwester berichten …
Ein Schmankerl für’s Auge sind die Kinderbücher von Lothar Meggendorfer, z.B. Die brave Bertha und die böse Lina (um 1890). Die Werke von Walter Benjamin wurden jüngst gemeinfrei, diesen Monat frisch auf den Tisch: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Dritte Fassung) (1939). Die Thalia hingegen war eine Zeitschrift in drei Bänden und insgesamt 12 Heften, die Friedrich Schiller zwischen 1785 und 1791 herausgab. Zu bestaunen ist sie hier. (Anneke, 1.11.)
Das deutsche Urheberrecht an Benjamins Werk gilt mit Jahresanfang 2011 als erloschen, 70 Jahre nach seinem Tod auf der Flucht in Portbou (Spanien). Bei Commons wurde eine Kopie des Kunstwerk-Aufsatzes aus der Ausgabe der Gesammelten Schriften von 1980 hochgeladen. Um das Urheberrecht an dieser Ausgabe und die Honorare an Benjamins Erben hatte es einen jahrelangen Rechtsstreit gegeben, vergl. Spiegel, 19. Februar 1990, S. 278 Rok, 28.11.
Persönliche Filter sind gut gegen Wissen
„So lange du ins geschönte La-La Land steuerst, hält Google deine Hand und macht deine Meinung zur Wahrheit.“ Ein Beitrag bei Clean Technica verdeutlicht, wie personengebundene Filter die Realität verzerren. Die Propaganda einer winzigen Minderheit würde zur scheinbaren Wahrheit. „Der Bürgerkrieg gegen die Wissenschaft wird so weit verstärkt, dass unser Überleben in Gefahr gerät, weil er unser Engagement für Veränderungen untergräbt.“ (via Fefe) nA 1.Nov.2011