Weimarhalle

Veranstaltungsgebäude in Weimar
Dies ist die gesichtete Version, die am 20. Mai 2024 markiert wurde. Es existiert 1 ausstehende Änderung, die noch gesichtet werden muss.

Die Weimarhalle, heute congress centrum weimarhalle, ist ein Veranstaltungsgebäude in Weimars Nordvorstadt. Es beherbergt den größten Saal der Stadt. Ihr Erscheinungsbild wird heute von der Muschelkalkfassade außen und dem angrenzenden Weimarhallenpark bestimmt. Die historische Weimarhalle von 1931 wurde 1997 abgerissen und 1999 durch den jetzigen Bau ersetzt.

Historische Weimarhalle (1972)

Geschichte

Bearbeiten
 
Aktie über 1000 RM der Weimar-Halle AG vom April 1925

Die ursprüngliche Weimarhalle wurde 1931 in nur 15-monatiger Bauzeit nach den Entwürfen von Max und Günther Vogeler im Stil der Neuen Sachlichkeit direkt hinter dem Bertuchhaus, dem heutigen Stadtmuseum im Froriepschen Garten errichtet.[1] Zur Finanzierung des größten Saalbaus wurde 1925 die Weimar-Halle Aktiengesellschaft gegründet. Anlässlich des 100. Todestages von Johann Wolfgang von Goethe am 12. März 1932 wurde die Weimarhalle mit einer „Gedächtnisfeier des Deutschen Reiches“ eingeweiht.

Die Nationalsozialisten nutzten die Weimarhalle als Austragungsort ihrer Massenveranstaltungen. Noch vor der Machtübernahme der NSDAP trat am 15. März 1932 Adolf Hitler hier zu einer Massenkundgebung der NSDAP Gau Thüringen auf. Aber auch zahlreiche Kulturveranstaltungen fanden statt.

Nach 1945 war die Weimarhalle bis 1948 Ersatzspielort für das zerstörte Deutsche Nationaltheater. Danach war sie Schauplatz zahlreicher politischer Großveranstaltungen. 1946 trat Heinz Rühmann dort im Gastspiel „Der Mustergatte“ auf.

Im Jahr 1952 vereinnahmte die in Weimar stationierte Sowjetarmee die Weimarhalle als „Haus der sowjetischen Offiziere“, der angrenzende Park wurde zum „Park Doma offizjerow“ („Парк Дома офицеров“). Damit waren die Kulturstätte und der Park für Weimars Bürger nicht mehr frei zugänglich.[2] Am 21. Februar 1974[3] wurde der Neubau des Hauses der sowjetischen Offiziere (offiziell Haus der Offiziere der Sowjetarmee („Дом офицеров Советской Армии“))[4] in Weimar-Nord in direkter Nähe zu den Kasernen der Roten Armee (zuvor Kasernen der Wehrmacht) an der Lützendorfer Straße eröffnet, damit wurde die Weimarhalle nach 22 Jahren wieder zum allgemeinen öffentlichen Veranstaltungs- und Konzertort.

In der Weimarhalle fanden von 1955 bis 1987 regelmäßig die Parteitage der überwiegend von Handwerkern bevorzugten DDR-Partei Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) statt.

Von 1974 bis 1996 wurde die Weimarhalle als Kultur- und Kongresszentrum in der Verantwortung der Stadt geführt. Herausragend war dabei etwa die Veranstaltungsreihe „Jugendtreff“ in den 1980er Jahren, die stets ausverkaufte Veranstaltungen für Jugendliche mit zahlreichen internationalen und DDR-Bands garantierte. Vorträge, Tagungen und Kongresse sowie Gastspiele, zunehmend mit internationalen Künstlern – so beispielsweise die Konzerte von Joan Jett, Roger Chapman, der österreichischen Band Erste Allgemeine Verunsicherung und 1987 von Herman van Veen[5] – und andere gesellige Veranstaltungen gehörten zum Programm.[6] Nach 1990 gaben Musiklegenden, wie beispielsweise B. B. King am 30. Oktober 1993 Konzerte in der Weimarhalle.[7]

 
congress centrum weimarhalle 1997
 
congress centrum weimarhalle, Parkseite 2012

1995 wurde ein internationaler Wettbewerb zur Sanierung der Weimarhalle ausgeschrieben. 1997 kam es wegen gravierender statischer Mängel zum Baustopp. Der Stadtrat beschloss – obwohl die Weimarhalle unter Denkmalschutz[8] stand – den Abriss und den Neubau an gleicher Stelle und in ähnlicher Kubatur nach Entwürfen der Architekten Gerkan, Marg und Partner. Der Neubau ist offen und transparent konzipiert, um den Ausblick in den Weimarhallenpark zu ermöglichen. Das congress centrum neue weimarhalle wurde am 26. Juni 1999, als Weimar Kulturstadt Europas war, eingeweiht. Ebenso gilt das für den sich an die Weimarhalle anschließenden Unesco-Platz. Gmp erhielt für die Architektur der Weimarhalle den „Honor Award 2001“ des United States Institute for Theatre Technology (USITT).

Ein wesentlicher Unterschied zwischen der alten und der neuen Weimarhalle ist, dass jetzt – anders als beim Vorgängerbau – die Hauptbühne auf der dem Haupteingang entgegengesetzten Gebäudeseite liegt. Auch ist der Hauptsaal nunmehr fensterlos – er wurde architektonisch zugunsten einer möglichst optimalen Akustik gestaltet. Vor der Weimarhalle befindet sich terrassiert abgesetzt der Pavillon auf der Parkseite.

Beschreibung

Bearbeiten

Heute wird die Weimarhalle als Kongress- und Kulturzentrum von der weimar GmbH Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, Kongress- und Tourismusservice mbH betrieben. Jährlich finden mehr als 200 Veranstaltungen an 270 Veranstaltungstagen statt, darunter internationale Kongresse, Tagungen, Seminare und Kulturveranstaltungen. Dazu zählen Konzerte, Shows, Galas und gesellschaftliche Höhepunkte der Stadt Weimar. Die Weimarhalle ist Spielstätte für die Sinfoniekonzerte der Staatskapelle Weimar.

Ein Höhepunkt seit der Wiedereröffnung der Weimarhalle war der Petersburger Dialog, an dem vom 8. bis 10. April 2002 der russische Präsident Wladimir Putin, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Michail Gorbatschow als Leiter des deutsch-russischen Forums teilnahmen. In unmittelbarer Nachbarschaft errichtete die Klassik Stiftung Weimar den im April 2019 eingeweihten Neubau des Bauhaus-Museums Weimar.

Nach der Weimarhalle wurde ein Teil des ehemaligen Bertuch'schen Grundstücks Weimarhallenpark genannt.

Kapazitäten

Bearbeiten

Der Große Saal umfasst 1.200 Sitzplätze, der Kleine Saal 240 Plätze, das benachbarte zugehörige Seminargebäude noch einmal insgesamt bis zu 390 Plätze. Großzügige Foyers und flexible Saalwände lassen verschiedene Raumkonzepte zu.

Literatur

Bearbeiten
  • Gundula Michalski und Walter Steiner: Die Weimarhalle. Bau und Wirkungsgeschichte. Weimarer Schriften 1994, Herausgeber Stadtmuseum Weimar, ISBN 3-910053-24-6.
Bearbeiten
Commons: Weimarhalle – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. „Die architektonischen Entfaltungen und architekturtheoretischen Auseinandersetzungen seit der Jahrhundertwende gingen jedoch nicht ganz spurlos an Weimar vorüber, auch Lehrmann und Vogeler, in begrenztem Maße auch Flemming, ließen sich hiervon kurzzeitig beeinflussen, wenngleich sie an ihren grundlegenden traditionellen Werten festhielten. Ein Exempel ist der schließlich verwirklichte Neubau der Schillerschule, mit dem der Stadtbaurat Lehrmann für einen öffentlichen Neubau moderne Formprinzipien aufnahm. Als weiteres Beispiel stand – bis zu ihrem Abriß 1998 – die „Weimarhalle“. Der 1925/26 vom Aufsichtsrat der Weimarhalle-AG auf Grundlage eines Vorentwurfes von Lehrmann ausgelobte Ideenwettbewerb erbrachte 63 Vorschläge, von denen zumindest die 1926 prämierten Projekte fast durchgängig neobarocke Gebäudeanlagen im neoklassizistischen Gewande darstellten. Zur Ausführung kam keiner dieser Entwürfe. Im Auftrag der Weimarhalle-A.G. konzipierte Stadtbaurat Max Vogeler unter Aufnahme von Ideen der Wettbewerbsbeiträge, insbesondere die von seinem Sohn Günther Vogeler vorgeschlagene abgestufte Terrassengestaltung, aber ebenso unter Wiederaufnahme des Vorentwurfes von Lehrmann ein Ausführungsprojekt, das im September 1927 vom Weimarer Stadtbaurat genehmigt wurde. Der Baubeginn verzögerte sich aufgrund der beginnenden Weltwirtschaftskrise. Erst im Zusammenhang mit den unmittelbar bevorstehenden Ehrenfeierlichkeiten zum 100. Todestag Goethes beschloß der Stadtrat schließlich im September 1930 unter Kostenreduzierung und damit zusammenhängend unter nochmaligen grundlegenden Projektänderungen die sofortige Verwirklichung des Bauvorhabens. Eingeweiht werden konnte im März 1932 die „Weimarhalle“ mit einer für ein Bauprojekt in Weimar äußerst modernen Grundhaltung, wenn auch insgesamt mit einer gemäßigt modernen Gestaltung.“ Quelle: https://e-pub.uni-weimar.de/opus4/frontdoor/deliver/index/docId/48/file/Loos_pdfa.pdf – pdf, Seite 23, abgerufen am 27. September 2019
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. Mai 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weimarhalle.de – abgerufen am 27. September 2019
  3. Manfred Dieck und Peter Zeh: Weimar-Nord – Chronik eines Ortsteiles der Stadt Weimar 1900–2008. Hrsg.: Ortschaftsrat Weimar-Nord. Weimar 2009, S. 37.
  4. https://www.nationaltheater-weimar.de/de/ueber-uns/spielorte/redoute.php – abgerufen am 27. September 2019
  5. Herman van Veen begann sein Konzert erst, nachdem auf seine ausdrückliche Forderung auch alle Konzert-Interessenten ohne Eintrittskarte in die Weimarhalle eingelassen worden waren – so voll war die alte Weimarhalle lange zuvor und danach nicht gewesen.
  6. „Vor allem Mitte bis Ende der 80er-Jahre war die Weimarhalle Schauplatz von Konzerten, die es so vorher nicht gab: Joan Jett and the Blackhearts, Shakin‘ Stevens, Konstantin Wecker, Hermann van Veen und die Erste Allgemeine Verunsicherung waren hier. Seit 1978 war die Weimarhalle einer zentral gelenkten Arbeitsgruppe „Kulturpaläste, Stadthallen und Kulturparks“ zugeordnet, die dem Ministerium für Kultur der DDR unterstand. Ab 1980 war es gestattet, dass die Leitung der Halle eigene Veranstaltungsverträge über die Künstleragentur der DDR abschließen konnte. Aber auch in den Jahren zuvor gab es viele Auftritte mit Künstlern, die aus dem Westen kamen: Katharina Valente, Katja Ebstein, Albano und Romina Power, Cindy & Bert, die Wiener Sängerknaben und viele andere. Neben diesen Gastspielen war die Halle aber auch Schauplatz für die FDJ-Jugendtreffs, Tanzstunden-Abschlussbälle, Jugendweihen, Silvesterbälle.“ Quelle: https://www.meinanzeiger.de/weimar/c-kultur/alte-weimarhalle-mdr-sucht-zeitdokumente_a25233 – abgerufen am 27. September 2019
  7. Birgit Kummer: Erfurter Jürgen Kerth trauert um Blues-Legende B.B. King. In: thueringer-allgemeine.de. 16. Mai 2015, abgerufen am 24. Februar 2024.
  8. Landeskonservator im Freistaat Thüringen war zu dieser Zeit Rudolf Zießler.

Koordinaten: 50° 59′ 1,4″ N, 11° 19′ 30,7″ O