Vierraden

Ortsteil der Stadt Schwedt/Oder

Vierraden war eine Kleinstadt mit etwa 1000 Einwohnern im Nordosten Brandenburgs. Am 26. Oktober 2003 wurde sie in die Stadt Schwedt/Oder eingemeindet,[2] von der sie etwa drei Kilometer entfernt liegt. Bis 2003 gehörte sie dem Amt Gartz (Oder) an.

Vierraden
Wappen von Vierraden
Koordinaten: 53° 6′ N, 14° 18′ OKoordinaten: 53° 5′ 50″ N, 14° 17′ 45″ O
Einwohner: 870 (31. Dez. 2021)[1]
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Eingemeindet nach: Schwedt/Oder
Postleitzahl: 16303
Vorwahl: 03332
Vierraden (Brandenburg)
Vierraden (Brandenburg)
Lage von Vierraden in Brandenburg
Rathaus in Vierraden
Rathaus in Vierraden

Der Ort liegt nahe der Mündung der Welse in die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, die parallel zur Oder verläuft. Östlich von Vierraden erstreckt sich der Nationalpark Unteres Odertal.

Geschichte

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Der „Hungerturm“, Rest der Vierradener Burganlage; rechts eine für das Gebiet typische Tabakscheune

1265 wurde eine Mühle erstmals urkundlich erwähnt.[3][4] Die Benennung der vier Räder ist 1269 bezeugt.[5] Die noch in einem Hungerturm erhaltene Burg am nördlichen Welseufer taucht 1321 erstmals in einem Schriftstück auf. Am 13. August 1284 wurde hier der Frieden zu Vierraden zwischen Pommern und der Mark Brandenburg geschlossen. 1515 bekam Vierraden das Stadtrecht. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt fast völlig zerstört. In der Nähe der Neuen Welse liegt der alte Jüdische Friedhof, dessen verwahrlostes Gelände 1988 wieder hergerichtet und mit einem Gedenkstein für die ehemalige Jüdische Gemeinde versehen wurde.

In Berlin-Friedrichsfelde gab es bis etwa 1960 den nach dieser Stadt bezeichneten Vierradener Platz.[6] Er wurde bei der Bebauung des heute Rosenfelder Ring genannten Gebietes nördlich der Straße Alt-Friedrichsfelde beseitigt.[7] Im Jahr 1937 erhielt eine Straße im damaligen Stadtbezirk Berlin-Mahlsdorf die neue Bezeichnung Vierradener Weg, die sie bis heute trägt.[8]

 
Wappen von Vierraden
Blasonierung: „In Grün eine heraldische silberne Rose mit goldenem Butzen.“[9]
Wappenbegründung: Auch in dem Siegel von 1575 mit der Umschrift „SIGILLVM VIRADENSIS“ füllt die Rose das ganze Siegelbild aus. Ein Siegel von 1612 zeigt einen Schild mit Rose, Palmenzweig und Fürstenkrone. Kurfürst Johann I. gestattete 1515 dem Grafen Wolfgang von Hohnstein, dass er „zum Vierraden ein Stetlein erbaue, das Der Rosengarten genannt sein soll“. Doch war diesem Namen keine lange Lebensdauer beschieden. Nur die Rose im Wappen erinnert noch an jene historische Episode.

Wirtschaft und Verkehr

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Historisches Geschäftshaus in der Breiten Straße

Der Tabakanbau hat in Vierraden und Umgebung eine lange Tradition, die auf die eingewanderten Hugenotten zurückzuführen ist. Die Ostuckermark ist eines der größten deutschen Tabakanbaugebiete, davon zeugen viele typische Tabakscheunen und der 1875 nach Plänen von August Carl Lange in neugotischen Formen aus Backstein errichtete fünfstöckige Tabakspeicher sowie das Vierradener Tabakmuseum. Es befindet sich in einer dreigeschossigen ehemaligen Tabakscheune in der Breiten Straße 14.

Vierraden liegt an der Bundesstraße 2 von Schwedt/Oder nach Gartz (Oder) (seit 2005 Umgehungsstraße) und ist über die Bundesautobahn 11 zu erreichen (Anschlussstelle Pfingstberg).

Bauwerke

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Die 1788 erbaute Dorfkirche von Vierraden war nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg für einige Jahrzehnte eine Ruine. Ein zu Beginn des 21. Jahrhunderts gegründeter Freundeskreis Kreuzkirche hat mittels Fördergeldern und Spenden den Wiederaufbau der Kirche organisiert. So erhielt das Gebäude 2009 ein neues Dach, für das im Juni das Richtfest gefeiert wurde.[10][11]

 
Vierraden, Schwedter Straße 19, Tabakspeicher

1998 erwarb der Berliner Architekt Klaus Hirsch den ansässigen verfallenden Tabak-Speicher und gründete 1999 zur Rettung der ehemaligen Tabakfabrik den Verein kunstbauwerk e. V.[12], der das Gebäudeensemble – Tabakspeicher, Fabrikantenvilla und Arbeiterwohnhaus – sanierte und den Ort zu einem Veranstaltungsort für Kultur umbaute. Seit Sommer 2000 gestaltet der Verein kulturelle Veranstaltungen, darunter das jährlich stattfindende deutsch-polnische Kunstsymposium Oder|Odra.[13] Zu den künstlerischen Kuratoren und Leitern des Symposiums zählen u. a. Patrick Huber,[14] Ute Lindner[15] und Agata Zbylut.

Persönlichkeiten

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Literatur

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Commons: Vierraden – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Stadt Schwedt/Oder – Pressestelle: Ortsteil Vierraden | Stadt Schwedt/Oder. Abgerufen am 30. Dezember 2022.
  2. Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003. StBA
  3. Christian Zschieschang: Beobachtungen zur Entstehung von Mühlennamen westlich der Oder. In: Christoph Mielzarek & Christian Zschieschang (Hrsg.): Usus aquarum: Interdisziplinäre Studien zur Nutzung und Bedeutung von Gewässern im Mittelalter. Böhlau Verlag, Köln 2019, ISBN 978-3-412-50087-0, S. 149
  4. Burgen in Brandenburg und Berlin – Vierraden. Abgerufen am 22. April 2019.
  5. Christian Zschieschang: Beobachtungen zur Entstehung von Mühlennamen westlich der Oder. In: Christoph Mielzarek & Christian Zschieschang (Hrsg.): Usus aquarum: Interdisziplinäre Studien zur Nutzung und Bedeutung von Gewässern im Mittelalter. Böhlau Verlag, Köln 2019, ISBN 978-3-412-50087-0, S. 149
  6. Vierradener Platz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  7. Alt-Berliner Stadtplan von 1946@1@2Vorlage:Toter Link/www.alt-berlin.info (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Vierradener Weg. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  9. Karlheinz Blaschke, Gerhard Kehrer, Heinz Machatscheck: Lexikon – Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg.: Heinz Göschel. 1. Auflage. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1979, S. 457/458.
  10. Informationen zum Baugeschehen an der Kreuzkirche (Memento vom 1. Dezember 2011 im Internet Archive); abgerufen am 14. April 2012
  11. Geschichte der Kreuzkirche: Kirche mit Blaulicht (Memento vom 12. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 14. April 2012
  12. Kulturhof Uckermack.Geschichte. Abgerufen am 23. Mai 2021.
  13. kunstbauwerk. Abgerufen am 23. Mai 2021.
  14. copyright.kunstbauwerk. Abgerufen am 23. Mai 2021.
  15. artists.cv ute lindner. Abgerufen am 23. Mai 2021.