Vapiano

Marke und Unternehmen der Systemgastronomie

Vapiano ist die Markenbezeichnung für ein Unternehmen der Systemgastronomie. In den Restaurants werden Speisen italienischer Art nach dem Fast-Casual-Prinzip angeboten.[2][3]

VAP Marketing GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 2002
Sitz Hildesheim, Deutschland Deutschland[1]
Leitung Thorsten Kiehl[1]
Branche Systemgastronomie
Website vapiano.de
Vapiano-Restaurant in Bochum (2015)

Nach der Insolvenz der 2002 gegründeten Vapiano SE hat 2020 die VAP Marketing GmbH mit Sitz in Hildesheim Teile aus der Insolvenzmasse erworben und führt das Konzept mit altem Namen aber in überarbeiteter Form fort.

Geschichte

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Entstehung

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2002 eröffnete Mark Korzilius in Hamburg-Neustadt das erste Vapiano-Restaurant.[4] Einen Monat später wurde das Unternehmen als Aktiengesellschaft nach deutschem Recht unter der Firma Mark’s AG in das Handelsregister eingetragen. Die Innenausstattung entwarf der Südtiroler Architekt und Designer Matteo Thun.[5][6][7] Das Unternehmen eröffnete nach Vorbild des Hamburger Stammhauses weitere Restaurants, 2004 in Düsseldorf,[8] 2005 in Frankfurt am Main,[9] Nürnberg[10] und München.[11] Auch in Hamburg entstanden neue Restaurants.[12]

Expansion und Internationalisierung

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Ende 2005 wurde der Sitz von Hamburg nach Bonn verlegt, im Zusammenhang mit der Eröffnung eines Restaurants im Erich-Ollenhauer-Haus.[13][14] Der Umsatz wurde auf mehr als zehn Millionen Euro gesteigert.[15] Ab 2006 expandierte das Unternehmen ins Ausland, unter anderem nach Belgien, Österreich und in die Türkei.[16][17] Gleichzeitig kooperierte Vapiano mit Franchise-Partnern.[18] Nach weiterem Wachstum in den Jahren 2006 und 2007 lag die Zahl der Restaurants 2008 bei über 30,[19][20] Ende 2009 bei 60.[21] 2011 eröffnete Vapiano in Wien das 100. Restaurant.[22] 2017 eröffnete das 200. Restaurant der Kette in Kopenhagen und damit das erste in Dänemark.[23]

Ab September 2008 firmierte das Unternehmen unter Vapiano SE.[24] 2011 erwarb die Vermögensverwaltung Mayfair 40 Prozent der Vapiano-Aktien von Gregor Gerlach.[25] Dieser hatte sich bereits in der Gründungsphase am Unternehmen beteiligt, die Anteile anderer Gesellschafter übernommen und fungierte als Aufsichtsratsvorsitzender.[26][27][28] Mit der Beteiligung von Mayfair sollte vor allem das internationale Wachstum gestützt werden.[29]

Nach zehn Jahren Geschäftstätigkeit kam das Unternehmen auf 118 Restaurants und 7200 Mitarbeiter weltweit, davon 50 Restaurants und 3100 Mitarbeiter in Deutschland.[30]

Börsengang, Insolvenzverfahren, Verkauf und Neubeginn

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2014 änderte Vapiano seine Strategie und eröffnete in kleineren Städten neue Restaurants, die nicht als Franchise betrieben wurden.[31] Das Wachstum des Unternehmens verlangsamte sich[32] und der Gewinn brach ein;[33] außerdem kam 2015 Kritik am Expansionskurs des Unternehmens auf.[34][35][36] Seit 2016 schrieb der Konzern operativ rote Zahlen.[33][37] Im Juni 2017 erfolgte der Börsengang von Vapiano im Segment Prime Standard der Börse Frankfurt; das Unternehmen wurde mit rund 550 Millionen Euro bewertet.[33][38]

Im Februar 2019 wurde in den Medien berichtet, dass das Unternehmen in einer Krise sei. Als Folge wurde die Expansion gedrosselt, mehr Filialen von Franchisenehmern betrieben und unprofitable Filialen geschlossen.[39] 2018 wies das Unternehmen bei einem Umsatz von 372 Mio. Euro einen Verlust von 101 Mio. Euro aus.[40] Der Vorstandsvorsitzende Cornelius Everke gab im August 2019 seinen Rücktritt bekannt.[41] Nachdem sich die wirtschaftliche Lage im Laufe des Jahres 2019 weiter zugespitzt hatte, war das Unternehmen Ende März 2020 zahlungsunfähig.[42] Anfang April 2020 beantragte Vapiano die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.[43] In der Folge beantragte am 9. April 2020 auch die österreichische Tochter beim Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren.[44]

Anfang Juni 2020 wurden 30 Restaurants bzw. Liegenschaften für 15 Millionen Euro an ein Konsortium unter Führung des ehemaligen Vapiano-Vorstandsmitglieds Mario C. Bauer verkauft.[45] Die verkleinerte Restaurantkette trägt die Bezeichnung Vapiano als Markennamen und das Restaurantkonzept wurde optimiert.[3]

Gastronomiekonzept

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2002 beschrieb Die Welt das erste Vapiano-Restaurant als „Mischung aus Pasta-Lokal, Pizzeria, Lounge und Bar nach italienischem Vorbild“.[46] Selbstbedienung ist ein wesentliches Element des Konzepts von Vapiano.[47][48] Der Name Vapiano setzt sich aus den italienischen Wörtern va („geht“) und piano („langsam“) zusammen.[49] Als Slogan des Unternehmens dient das italienische Sprichwort Chi va piano, va sano e va lontano (entsprechend dem deutschen „Gut Ding will Weile haben“).[50] Außer Brot und Gebäck werden die Speisen vor Ort in den Restaurants zubereitet.[51]

Die Restaurants der Kette befinden sich oft in zentraler Lage oder in Stadtteilen mit vielen Büros.[52] Erkennungsmerkmale aller Restaurants der Kette sind eine lange Servicetheke, Böden aus Sichtbeton, große Holztische, Korbleuchten und italienische Fliesendekore sowie in neueren Vapianos eine grüne Wand aus echten Pflanzen.[53] Außerdem gibt es immer einen Olivenbaum und einen Kräutergarten mit Basilikum und Rosmarin.[54]

Die Kunden erhielten beim Betreten eines Restaurants eine Chipkarte, auf der die Daten aller gebuchten Speisen und Getränke gespeichert werden.[55] Sämtliche Speisen werden vor den Augen der Kunden zubereitet (Front Cooking),[56] dann kann man diese zu einem frei wählbaren Tisch mitnehmen.[57]

Ab 2021 kann wahlweise beim Personal, an Terminals oder mit dem eigenen Smartphone die Bestellung aufgegeben werden. Das Essen wird an den Tisch gebracht. Statt Pizza wird Pinsa serviert. Es gibt vegetarische und vegane Gerichte.[58]

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Commons: Vapiano – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Impressum | VAPIANO. Abgerufen am 12. August 2023.
  2. Marcus Rohwetter: Mach du mal! In: Die Zeit. 23. März 2016, S. 19.
  3. a b Celine Schäfer: Wachgeküsst. In: brand eins. 2023, abgerufen am 12. August 2023.
  4. Carolin Lafrenz: Eröffnungsparty. In: Hamburger Abendblatt. 23. Oktober 2002, S. 17.
  5. Pizza auf Chipkarte. In: Hamburger Abendblatt. 1. Oktober 2002, S. 13.
  6. Schmusen mit dem Häferl. In: Der Standard. 13. Januar 2012, S. 8.
  7. Simone Pauls: Jan Hofer auf dem Kiez verhaftet! In: Hamburger Morgenpost. 23. Oktober 2002.
  8. Pizza und Pasta satt. In: Rheinische Post. 16. November 2004.
  9. Pizza und Pasta im früheren Steakhaus. In: Frankfurter Neue Presse. 10. Januar 2005, S. 15.
  10. Neues Restaurant. In: Nürnberger Nachrichten. 4. März 2005.
  11. Susanne Specht: Edel-Kantine in den „Fünf Höfen“. In: Welt am Sonntag. 29. Mai 2005, S. 3 (Ausgabe München).
  12. Die Bürolandschaft der City West erlebt eine Renaissance. In: Immobilien Zeitung. 19. Mai 2005, S. 18.
  13. Bernd Leyendecker: Nach den Genossen kommen jetzt die Pizzabäcker. In: Bonner General-Anzeiger. 26. April 2006, S. 6.
  14. Pizza und Pasta im Erich-Ollenhauer-Haus. In: Allgemeine Hotel- und Gaststätten-Zeitung. 29. April 2006, S. 2.
  15. Austria Presse Agentur (Hrsg.): Restaurantkette Vapiano kommt nach Österreich. 29. November 2006.
  16. Alexander Jung: Garküchen nach McKinsey-Art. In: Der Spiegel. 26. März 2007, S. 90.
  17. Neue Gastro-Kette startet in Wien. In: WirtschaftsBlatt. 30. November 2006, S. 4.
  18. Stefanie Burgmaier: Expansion ins Ausland: Eine Frage des Geldes. In: Handelsblatt online. 9. Dezember 2006, abgerufen am 8. Juni 2016.
  19. Andreas Rentsch: McDonalds der Pasta-Fans. In: Sächsische Zeitung. 24. August 2007, S. 25.
  20. Christine Weißenborn: Vapiano-Chef Silz im Interview: „Alles geht, der Charakter bleibt“. In: Wiwo.de. 27. Februar 2008, abgerufen am 8. Juni 2016.
  21. Vapiano auf Wachstumskurs. In: Allgemeine Bäckerzeitung. 17. Oktober 2009, S. 5.
  22. 100. Vapiano sperrt am Westbahnhof auf. In: Medianet. 25. Oktober 2011, S. 18.
  23. Gastronomie-Franchise-System Vapiano: Mini-Standorte und Potenzial für 900 Restaurants. In: Franchise Portal. 15. Dezember 2017, abgerufen am 7. August 2018.
  24. Vapiano SE. In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 8. Juni 2016 (Amtsgerichts Bonn, HRB 16304).
  25. Daniela Stürmlinger: Günter Herz steigt bei Vapiano ein. In: Hamburger Abendblatt. 16. Juni 2011, S. 9.
  26. Anika Riegert: Er trifft den Nerv hungriger Szenegänger. In: Hamburger Abendblatt. 24. September 2005, S. 15.
  27. Alles oder nichts. In: WirtschaftsWoche. 22. März 2010, S. 105.
  28. Vapiano mit neuem Mehrheitsaktionär. In: Juve. 11. April 2011, abgerufen am 9. Juni 2016.
  29. Christoph Kapalschinski: Tchibo-Erben investieren in Pasta. 15. Juni 2011, S. 21.
  30. Man trifft sich im Vapiano. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 15. Dezember 2012, S. 9.
  31. Oliver Voß: Strategiewechsel: Vapiano baut jetzt selbst. In: WirtschaftsWoche online. 14. April 2014, abgerufen am 9. Juni 2016.
  32. Christoph Kapalschinski: Ein schwarzes Jahr. In: Handelsblatt. 9. Dezember 2015, S. 23.
  33. a b c Wertpapierverkaufsprospekt (Memento vom 16. Juni 2017 im Internet Archive) der Vapiano SE, 14. Juni 2017 (PDF).
  34. Wachstumsschmerzen bei Vapiano. In: Die Welt. 17. Juli 2015, S. 10.
  35. Christoph Kapalschinski: Der Pseudo-Italiener. In: Handelsblatt. 20. Juli 2015, S. 47.
  36. Simon Hage: Führung all'arrabbiata. In: Der Spiegel. 24. Oktober 2015, S. 82.
  37. Im Geschäftsjahr 2016 gut 10 Mio. Euro Verlust vor Steuern nach Abzug von 10 Mio. Euro außerordentlichem Buchgewinn aus einer Beteiligungstransaktion. (lautVerkaufsprospekt Seite F-23 und F-54), im ersten Quartal 2017 6 Mio. Euro Verlust vor Steuern (laut Verkaufsprospekt, Seite F-5).
  38. Aktieninformationen: VAPIANO SE INH. O.N. In: www.boerse-frankfurt.de. Abgerufen am 20. November 2019.
  39. Andrea Lischtschuk: Kriselnde Restaurantkette: Was Vapiano alles falsch gemacht hat. In: Spiegel Online. 24. Februar 2019 (spiegel.de [abgerufen am 28. Februar 2019]).
  40. Geschäftsbericht 2018. (PDF) In: ir.vapiano.com. Abgerufen am 19. August 2019.
  41. Restaurantkette in der Krise: Vapiano-Chef Everke kündigt Rücktritt an. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 19. August 2019]).
  42. Vapiano ist zahlungsunfähig tagesschau.de vom 20. März 2020; Zugriff am 21. März 2020
  43. Vapiano stellt Antrag auf Insolvenz. 2. April 2020, abgerufen am 2. April 2020.
  44. Auch Vapiano Österreich meldet Insolvenz an: 700 Mitarbeiter betroffen. In: Der Standard − standard.at. 9. April 2020, abgerufen am 12. April 2020.
  45. DER SPIEGEL: Angeschlagene Restaurantkette: Vapiano verkauft 30 Restaurants in Deutschland – Der Spiegel – Wirtschaft. Abgerufen am 2. Juni 2020.
  46. Gisela Reiners: Italienisches Flair Pasta-Genuss unterm Olivenbaum. In: Die Welt. 7. Oktober 2002, S. 35.
  47. Norbert Ramme, Barbara aus der Wiesche: Der Gast bedient sich selbst. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 6. Oktober 2006.
  48. Ute Möller: Chip ersetzt den Kellner. In: Nürnberger Nachrichten. 18. August 2005.
  49. Harald Pleines: Vapiano: 150 Restaurants in 28 Ländern. In: Darmstädter Echo. 24. Februar 2015.
  50. Raphaela Kwidzinski: Jede Kette erzählt ihre Story. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 15. Februar 2014, S. 9.
  51. Gastronomie: Vapiano expandiert weltweit. In: Immobilien Zeitung. 16. Dezember 2010, S. 10.
  52. Gerd-Inno Spindler: Querdenken im Marketing. Wie Sie die Regeln im Markt zu Ihrem Vorteil verändern. Springer Gabler, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-3105-4, S. 157.
  53. Eveline Kracht: Frischer Genuss auf die Schnelle. In: Kölnische Rundschau. 4. September 2013.
  54. Und mittendrin wächst der Olivenbaum. In: Aachener Nachrichten. 13. August 2009.
  55. Speisen mit der Chipkarte. In: Abendzeitung. 3. März 2007, S. 43.
  56. Christoph Elles: Frische Pasta, live gekocht. In: Westdeutsche Zeitung. 13. Mai 2011 (Ausgabe Krefeld).
  57. Jochen Schuster: Von Pasta presto bis Pizza pronto. In: Focus. Nr. 21, 2014, S. 84–85.
  58. Vapianos Auferstehung. In: Welt. Abgerufen am 22. August 2021.

Koordinaten: 50° 42′ 57,5″ N, 7° 7′ 40,2″ O