Unifikation ist eine Methode zur Vereinheitlichung prädikatenlogischer Ausdrücke. Zwei Ausdrücke werden unifiziert, indem ihre Variablen so durch geeignete Terme ersetzt werden, dass die resultierenden Ausdrücke gleich sind. Die Unifikation hat insbesondere in der Computerlogik und Computerlinguistik eine größere Bedeutung erlangt. So nutzt etwa die Inferenzmaschine des Prolog-Interpreters Unifikation. In der Computerlinguistik gibt es sogenannte Unifikationsgrammatiken, die sich auf dieses Konzept stützen. Auch beim Theorembeweisen spielt Unifikation eine große Rolle.

Als Basisoperation liegt der Unifikation die Substitution zu Grunde. Im Rahmen der Prädikatenlogik bedeutet eine Substitution σ innerhalb eines gegebenen Ausdrucks die Ersetzung einer Variablen durch einen Term, in dem diese Variable nicht vorkommen darf. Die Variable wird gewissermaßen durch den Term „instanziiert“.

Wird eine Menge von Ausdrücken durch eine Substitution σ zu einem äquivalenten Ausdruck substituiert, d. h. , so bezeichnet man σ als Unifikator dieser Ausdrucksmenge. Die Anwendung eines Unifikators auf diese Menge bezeichnet man als Unifikation. Nicht alle Ausdrucksmengen können unifiziert werden.

Beispiel

Bearbeiten

Gegeben seien die Ausdrücke   und  . Großbuchstaben stehen dabei für Variablen und Kleinbuchstaben für atomare Ausdrücke.

Ersetzt man in   nun   durch  ,   durch   und in     durch  , so sind sie gleich oder unifiziert. Man erhält

 
 

mit

 .

Kleinster gemeinsamer Unifikator

Bearbeiten

Zu einer Menge von Ausdrücken existieren gewöhnlich mehrere Unifikatoren. Man nennt einen Unifikator   kleinster gemeinsamer Unifikator oder allgemeinster Unifikator, wenn es für jeden anderen Unifikator   eine Substitution   gibt mit  . Dieser ist natürlich nicht notwendigerweise eindeutig.

Mittels des Algorithmus von Robinson nach John Alan Robinson kann man zu unifizierbaren Ausdrücken einen kleinsten gemeinsamen Unifikator finden.

Unifikationsalgorithmus

Bearbeiten

Es folgt eine Darstellung des Unifikationsalgorithmus in Pseudocode:

Eingabe: Menge von Ausdrücken A
Ausgabe: allgemeinster Unifikator sub
sub := ∅
while |sub(A)| > 1 do begin
  Durchsuche die Ausdrücke sub(A) von links nach rechts,
  bis die erste Position gefunden ist, wo sich zwei Ausdrücke
  in einem Zeichen unterscheiden.
  if keines der beiden Zeichen ist eine Variable then
    Gib "nicht unifizierbar" aus. STOP
  else begin
    Sei X die Variable und t der im anderen Ausdruck beginnende Term
    (kann auch Variable sein)
    if X kommt in t vor then
      Gib "nicht unifizierbar" aus. STOP
    else sub := sub[X/t] (sub und [X/t] werden hintereinander ausgeführt)
  end
end
Gib sub aus.

Literatur

Bearbeiten
  • John Alan Robinson: A Machine-Oriented Logic Based on the Resolution Principle. In: Journal of the ACM, Band 12 (1965), Heft 1, Seiten 35–41, ISSN 1557-735X
  • Michael M. Richter: Prinzipien der Künstlichen Intelligenz. Wissensrepräsentation, Inferenz und Expertensysteme (= Leitfaden und Monographien der Informatik). Teubner Verlag, Stuttgart 1996. ISBN 3-519-12269-3.
  • Uwe Schöning: Logik für Informatiker. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-8274-1005-3, Seiten 90–93.
  • Franz Baader, Wayne Snyder: Theory (PDF; 677 kB). In: Handbook of Automated Deduction, Kapitel 8. Springer Verlag, Berlin 2001, Seiten 445–533.