Tuma (Geographie)

Hügel in der Gegend von Domat/Ems im Kanton Graubünden in der Schweiz.

Tumas (Plural feminin, sursilvan für «Hügel», Schreibweise auch Tumma; früher Toma) bezeichnen die markanten, bewaldeten Hügel mit Felskernen aus zerrüttetem Bergsturzkalk im Gebiet von Domat/Ems im Churer Rheintal im Kanton Graubünden.

Die bewaldete Tuma Tschelli (früher Toma Gilli) in Bildmitte, im Vordergrund Tuma Falveng mit Tuma Marchesa links davon, hinten in Bildmitte Tuma Padrusa und Tuma Caprusa (links), Tuma Platta (angrenzend rechts), weitere rechts Tuma Casti mit Kapelle und Tuma Turera mit Kirche. Am Bildrand links Teile der Tum'Arsa und Tuma Lunga. Bild 1991

Hervorgegangen sind die insgesamt zwölf Tumas mit grosser Wahrscheinlichkeit aus den Sturzenergien des Flimser und Taminser Bergsturzes, wobei vom letzteren ganze Trümmerpakete verfrachtet wurden. Dass die Tumas keine Erosionsformen des Rheins sind, ist daran zu erkennen, dass Kegel keine fluviale Erosionsform sind und vor allem weil die Gruppe wie ein Riegel rechtwinklig zur Fliessrichtung steht.

Tuma Tschelli, 2010
Tuma-Landschaft, Tuma Padrusa in Bildmitte, 2020

Die Tumas im Dorfkern von Domat/Ems, in Felsberg und in Chur sind von einer Sturzflut verfrachtete Bergsturztrümmer des Taminser Bergsturzes. Die quer zum Tal verlaufenden längsförmigen Hügel beim Emser Golfplatz und nahe der EMS-Chemie sind die ursprünglichen Bergsturzablagerungen des Taminser Bergsturzes analog der Absturzmasse Ils Aults.

Zudem erklärt Erosion nicht die Verfrachtung des vorderrheinischen Materials nach Rhäzüns (Sogn Gieri, Schloss Rhäzüns), Pardisla und der Fels bei der Hinterrheinbrücke Rodels im Domleschg, also dem Hinterrhein entlang flussaufwärts.[1] Diese Bergsturztrümmer wurden durch die gleiche Flutwelle flussaufwärts transportiert.

Der Grossteil der Tumas von Domat/Ems mit Umgebung (Fläche 112 ha) ist seit 1983 als Tomalandschaft bei Domat/Ems im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN).[2] Seit 2019 besteht ein Sonderwaldreservat von 31,28 ha um die meisten Tumas.[3] Diese sind mehrheitlich Eigentum der Bürgergemeinde Domat/Ems.[3]

Ausserhalb dieser Region wird bei Erhebungen dieser Art von Tomahügeln oder auch von Tumas gesprochen.

Liste der Tumas bei Domat/Ems[4][5][6][r 1]
Name Höhe ü. M. BLN[2] Wald­reservat
[3]
Anmerkungen Bild
Tum'Arsa 653 m BLN 5,0 ha beim Golfplatz  
 
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Tuma Calchera (oder Toma Catehera)[7] 619 m 2,4 ha beim Werk der Ems-Chemie; im Vogelsang
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Motiv: Tuma Calchera von oben

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Tuma Carpusa 621 m BLN 1,0 ha  
 
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Tuma Casti (oder Tuma Casté) 638 m BLN 2,0 ha mit Caplutta Sogn Antoni, am Fuss östlich Kirche Sogn Pieder  
 
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Tuma Falveng (auch Tuma Falweng) 623 m BLN 2,1 ha  
 
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Tuma Lunga 622 m BLN 4,3 ha beim Werk der Ems-Chemie  
 
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Tuma Tschelli (oder Tuma Tschelle, Toma Gilli) 655 m BLN 6,3 ha höchste Tuma im Sonderreservat. Teile des Hügels im Inventar der Trockenwiesen und -weide als von regionaler Bedeutung eingestuft.  
 
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Tuma Turera (oder Tuma Turrera, Toma San Gion) 610 m BLN 0,3 ha mit Kirche Sogn Gion  
 
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Tuma Marchesa 605 m BLN 1,1 ha  
 
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Tuma Padrusa (oder Patrusa) 631 m BLN 5,1 ha bei der Tuma Platta
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Motiv: Tuma Padrusa, Ansicht aus der Ferne oder von oben

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Tuma Platta 607 m BLN 1,8 ha  
 
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Tuma Varsera 607 m BLN 0,4 ha beim Golfplatz
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Motiv: Tuma Varsera, Ansicht seitlich oder von oben

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Tuma da Simanles (früher Brückbühl oder Hitzbühl) 1961 abgetragen,[8] bei Felsberg, 10 m hoch[r 2]  
Schlossbühl (oder Schulhaushügel) ?, bei Felsberg, 10 bis 12 m hoch[r 2]  
Tuma Gion Gioder 588 m [r 3]  
 
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Literatur

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Im Hintergrund, v.l.n.r Tuma Varsera, Tum'Arsa, Tuma Lunga (links des Gebäudes), Tuma Calchera (rechts des Gebäudes). Bild 2022
  • Jörger, Kaspar: Domat/Ems. Eine geographische und kulturhistorische Studie, herausgegeben von Hendri Spescha, Domat/Ems 1962
  • Emil Kirchen: Wenn der Berg stürzt: das Bergsturzgebiet zwischen Chur und Ilanz . - Chur [etc.]: Terra Grischuna, cop. 1993. ISBN 3-7298-1087-1
  • Adrian Pfiffner: Die Bergstürze von Tamins und Flims, Senioren Universität Bern, 1. Dez. 2020
  • Tibor Remenyik: Geologische Untersuchung der Bergsturzlandschaft zwischen Chur und Rodels (Graubünden). In: Eclogae Geologicae Helvetiae. Band 52, Nr. 1, 1959, S. 177–235.
  1. Die Tomalandschaft von Ems, S. 217–220, S. 235 Fig. 30
  2. a b Die beiden Toma von Felsberg, S. 220, S. 235 Fig. 30
  3. Toma Gion-Gioder, S. 220, S. 235 Fig. 30
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Commons: Tuma – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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Tuma Tschelli (Vordergrund), Tuma Casté (links), im Hintergrund die Tuma Turera mit der Kirche Sogn Gion. Aufnahme von Walter Mittelholzer, 1925
  1. Andreas von Poschinger: Weitere Erkenntnisse und weitere Fragen zum Flimser Bergsturz. In: Bulletin für angewandte Geologie. Band 11, Nr. 2, Dezember 2006, S. 35–43, Kapitel 5 (über Bonaduzer Kiese sowie Tumas von Ems und dem zugehörigen Tuma von Pardisla (Domleschg)). Archivierte Kopie (Memento vom 6. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 515 kB)
  2. a b BLN 1911 Tomalandschaft bei Domat/Ems
  3. a b c Amt für Wald und Naturgefahren Kanton Graubünden: Sonderwaldreservat Tumalandschaft. 24. Mai 2019 (Version 1).
  4. Geo Admin. In: map.geo.admin.ch. Abgerufen am 29. März 2019.
  5. Geo Admin. In: map.geo.admin.ch. Abgerufen am 29. März 2019.
  6. Domat/Ems. In: beta.hls-dhs-dss.ch. Abgerufen am 29. März 2019 (französisch).
  7. Walther Staub: Die Tomalandschaften im Rheintal von Reichenau bis Chur. In: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern. Band 22, 1908, S. 1–28, Tafel I-IV, S. 3-4.
  8. Domat/Ems, Tuma Semanlè 1961 - nossa istorgia. In: www.nossaistorgia.ch. Abgerufen am 29. März 2019.