Tourenwagen-Europameisterschaft

Motorsport-Meisterschaft

Die Tourenwagen-Europameisterschaft (European Touring Car Championship kurz FIA ETCC) war eine europäische Meisterschaft für Tourenwagen, die von 2001 bis 2004 von der FIA ausgetragen wurde. Ihr Nachfolger war der von 2005 bis 2017 ausgetragene European Touring Car Cup (ETCC).

Geschichte

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1963–1988

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Sie hatte einen namensgleichen Vorläufer, eine Meisterschaft, die von 1963 bis 1988 stattfand und in den 1970ern ihren Höhepunkt hatte. Sie wurde in den Anfängen sogar mit großen Limousinen wie dem Mercedes-Benz 300 SE ausgetragen, später mit z. B. BMW Coupé. In Deutschland wurde die Deutsche Rennsport-Meisterschaft ein Pendant.

Im Jahr 2001 schrieb die FIA wieder eine Europameisterschaft für Tourenwagen aus. Schon im Jahr zuvor gab es den Euro-STC-Cup, der von Italien aus organisiert war und aus dem Italian Superturismo Championship hervorging. 2001 wurde dann aus dem Cup-Status eine offizielle FIA-Meisterschaft. Das erste Jahr der neuen EM sollte als Übergangsjahr fungieren. Man fuhr im Rahmen des Super Racing Weekends getrennt Rennen in zwei unterschiedlichen Klassen. Für das erste Jahr wurden bekannte Reglements angewendet. Zum einen das in aus der italienischen Meisterschaft fortgesetzte Klasse 2 Reglement der Supertourenwagen (STC), das in den meisten nationalen Rennserien mittlerweile ausgelaufenen war. Zum anderen verwendete man das sehr seriennahe Super Production Reglement (SPC), das sehr ähnlich dem deutschen DTC-Reglement war. Die STC-Piloten fuhren zwei Rennen über je 50 km, bei dem die Startaufstellung zum zweiten Lauf jeweils in umgekehrter Reihenfolge des Ergebnisses von Lauf eins erfolgt. Dagegen fuhren die SPC-Piloten ein Rennen über 70 km.

Entwicklung des Super-2000-Reglements

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Während der Saison 2001 arbeitete man mit den beteiligten Herstellern an einem einheitlichen Reglement für das darauf folgende Jahr. Heraus kam das neue Super-2000-Reglement. Diesem Reglement gab BMW zuerst eine Absage, denn im Gegensatz zum SPC Reglement, das zum Großteil die Verwendung von Serienteilen vorschreibt, erlaubt das Super 2000-Reglement mehr konstruktive Freiheiten. Die Entwicklungs- und Fahrzeugkosten waren BMW zu hoch. Man plante daher erst das Feld der Super 2000 Fahrzeuge mit Super Production Autos (SPC) aufzufüllen. Doch dann machte die FIA BMW ein paar Zugeständnisse: U. a. wurde ein konventionelles H-Getriebe im Gegensatz zum sequentiellen Getriebe vorgeschrieben. Allerdings wurden für 2003 diese Getriebe wieder erlaubt. Für Volvo und Prodrive, die zu diesem Zeitpunkt schon sehr weit mit der Entwicklung des neuen Volvo S60 waren, hieß das teilweise wieder von vorne zu beginnen. Sie mussten zum Beispiel nur für die Saison 2002 extra ein H-Getriebe entwickeln.

Der sportliche Ablauf bei der Europameisterschaft wurde dem der STC angeglichen. Man fuhr zwei Läufe über je 50 km, aber nun wurden in der Startaufstellung für Lauf 2 nur noch die ersten acht Punktberechtigten des ersten Laufs umgekehrt.

Die erste Saison mit dem neuen Reglement wurde zu Anfang von Alfa Romeo dominiert. Daher veränderte man mitten in der Saison das Reglement leicht, um für mehr Ausgeglichenheit zu sorgen. So wurde der 30-Kilogramm-Gewichtsvorteil der Fahrzeuge mit Frontantrieb (u. a. Alfa Romeo und Volvo) gegenüber den BMW mit Hinterradantrieb abgeschafft. Das neue Basisgewicht für alle betrug 1155 kg. Man vertrat die Meinung, dass Fahrzeuge mit Frontantrieb mit modernen Differentialen eigentlich nicht schlechter auf der Rennstrecke sind als Fahrzeuge mit Hinterradantrieb. Während die Drehzahl-Obergrenze bei Vierzylinder-Autos wie Alfa weiter bei 8500/min bestehen blieb, durften Fünf- und die BMW-Sechszylinder mit 8750 bzw. 9500/min von da ab deutlich höher drehen. Außerdem sah das neue Regelwerk Zusatzgewichte für die drei Punktbesten eines Rennwochenendes vor, die dann bei den nächsten beiden Rennen „mitgeschleppt“ werden mussten. Am Titel von Alfa Romeo Pilot Fabrizio Giovanardi konnte dies zwar nichts mehr ändern, allerdings konnte Jörg Müller im BMW noch die Vizemeisterschaft sichern.

Nach nur einer Saison ist das gemeinsam mit der britischen Rennschmiede Prodrive durchgeführte EM-Projekt von Volvo Geschichte: Die Fortführung fiel, wie die Teilnahme an der STCC, aus finanziellen Gründen aus, obwohl man 2002 durchaus mit Alfa und BMW auf der Strecke mithalten konnte. Doch mit dem italienischen ART-Team wurden privat die Einsätze des Volvo S60 fortgesetzt. Mit Rickard Rydell blieb auch der Fahrer aus dem Vorjahr erhalten.

Für die Saison 2003 kündigte sich aber ein neues Werksteam an, sodass weiterhin 3 Werksmannschaften in der EM vertreten waren. Die spanische VW-Tochter Seat kehrte 2003 mit zwei Toledo in den internationalen Sport zurück. Pilotiert wurden sie vom deutschen Frank Diefenbacher und vom spanischen Jordi Gené, der von BMW zu Seat Sport wechselte.

Ein weiterer spektakulärer Wechsel war von dem 2002er Meister Fabrizio Giovanardi zu verzeichnen, der von Alfa Romeo zu BMW wechselte, und somit auch von einem Frontantriebs- auf ein Hinterradantriebsfahrzeug. Allerdings erlebte er dort im Team von Roberto Ravaglia ein sehr schwieriges Jahr 2003 mit nur wenig Erfolg, besonders im Vergleich zu seinen Markenkollegen. In die Fußstapfen von Fabrizio Giovanardi stieg Gabriele Tarquini, der 2003 wieder die Meisterschaft in einem Alfa Romeo holte. Seat konnte in seiner ersten Saison auch schon einen Höhepunkt setzen. Frank Diefenbacher holte beim deutschen Lauf in der Motorsport Arena Oschersleben das erste Podium für die Spanier.

Ein weiteres Saison-Highlight war der Gaststart von Alessandro Zanardi zum Finale in Monza. Es war die Rückkehr in den aktiven Motorsport für den zweimaligen Champ-Car-Meister, der bei einem schweren Unfall im September 2001 auf dem EuroSpeedway Lausitz beide Beine verloren hatte. In einem speziell von Ravaglia-Motorsport für ihn umgebauten 320i testete er schon vorher im Laufe der Saison.

Schon während der Saison 2003 tagte eine FIA Arbeitsgruppe für Dieselfahrzeugen in der Tourenwagen-EM, zu der mit Alfa Romeo, BMW, Ford, Honda, Opel, Seat, Volkswagen und Volvo acht Hersteller zählten. Bis der erste dieselbetriebene Tourenwagen ein Rennen aufnahm, dauerte es aber noch bis 2007.

Nach dem enttäuschenden Jahr bei BMW kehrte Fabrizio Giovanardi zu Alfa Romeo zurück. Seinen Platz im BMW Team von Roberto Ravaglia nahm Alessandro Zanardi ein, der nun die komplette Saison im Tourenwagen bestritt. Nach dem Rückzug von Volvo aus der EM, und dem bescheidenen Jahr 2003 bei ART, wechselte Rickard Rydell nach zehn Jahren bei Volvo zu Seat Sport, um dort einen weiteren Toledo zu pilotieren.

Mehrere teils private Eigenentwicklungen gab es in dieser Saison zu sehen: Da man in der deutschen DPM in diesem Jahr auch auf das Super 2000 Reglement umstellte, wurde dort der Ford Focus ST dem neuen Reglement angepasst. Das Team RS-Line setzte einen solchen Focus auch in der EM ein. Da es sich nicht um einen reinen Super 2000 Tourenwagen handelte, und man daher nur mit einer Ausnahmegenehmigung startete, fand man Sebastian Grunert, Roland Asch sowie Thomas Klenke meist nur im Hinterfeld wieder. Für den von der dänischen Peugeot Sport-Mannschaft eingesetzten Peugeot 307 lief es kaum besser, während Alessandro Balzan im JAS-Honda Accord in der Independent-Trophy vorne mitfahren konnte.

Die Meisterschaft ging in dieser Saison erstmals an BMW. Beim Finale in Dubai konnte Andy Priaulx den Rückstand auf Dirk Müller egalisieren. Da Punktgleichheit herrschte, ging der Titel an Andy Priaulx, weil er mit fünf Siegen mehr hatte als Dirk Müller der nur dreimal siegte. Dies sollte auch vorerst die letzte Tourenwagen-Europameisterschaft bleiben.

Am 30. Juni 2004 beschloss in Paris der Automobilweltverband (FIA) die Tourenwagen-Europameisterschaft (ETCC) ab 2005 in eine Weltmeisterschaft (WTCC) umzuwandeln. Im Jahr 2005 fanden somit für die FIA Tourenwagen auch Veranstaltungen in Asien und Amerika statt.

Folgende Automarken waren 2004 vertreten: Alfa Romeo, BMW, Ford, Honda, Peugeot, Seat

Zeitleiste und Übergang zur WTCC

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Marken der ETCC/WTCC-Teilnehmer Tourenwagen-Europameisterschaft (ETCC) Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC)
2000er 2010er
2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7
Italien  Alfa Romeo
Deutschland  BMW
Vereinigte Staaten  Chevrolet
Frankreich  Citroën
Vereinigte Staaten  Ford
Japan  Honda
Russland  Lada
Japan  Nissan
Frankreich  Peugeot
Spanien  Seat
Japan  Toyota
Schweden  Volvo
██ TC1 Werksteams ██ TC1 Privatteams
██ TC2 (Super2000) Werksteams ██ TC2 (Super2000) Privatteams

Gesamtsieger

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1963–1988

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Jahr Fahrer Hersteller
1963 Deutschland  Peter Nöcker (Jaguar MK II 3,8 Ltr.)
1964 Vereinigtes Konigreich  Warwick Banks (BMC Mini Cooper S)
Jahr Div. 3
Fahrer
Div. 3
Hersteller
Div. 2
Fahrer
Div. 2
Hersteller
Div. 1
Fahrer
Div. 1
Hersteller
1965 Belgien  Jacky Ickx (Ford Mustang) Ford Vereinigtes Konigreich  John Whitmore (Ford Lotus Cortina) Ford Niederlande  Ed Swart (Abarth 1000 TC) Abarth
1966 Deutschland  Hubert Hahne (BMW 2000 TI) BMW Italien  Andrea de Adamich (Alfa Romeo 1600 GTA) Alfa Romeo Italien  Giancarlo Baghetti (Abarth 1000 TC) Abarth
1967 Deutschland  Karl von Wendt (Porsche 911) Porsche Italien  Andrea de Adamich (Alfa Romeo 1600 GTA) Alfa Romeo Deutschland  Willi Kauhsen (Abarth 1000 TC) Abarth
1968 Osterreich  Dieter Quester (BMW 2002) BMW Vereinigtes Konigreich  John Rhodes (Morris Mini Cooper S) BMC Vereinigtes Konigreich  John Handley (Morris Mini Cooper S) BMC
1969 Osterreich  Dieter Quester (BMW 2002) BMW Italien  Spartaco Dini (Alfa Romeo 1600 GTA) Alfa Romeo Italien  Marsilio Pasotti (Abarth 1000 TC) Abarth
Jahr Fahrer Hersteller
1970 Niederlande  Toine Hezemans (Alfa Romeo 2000 GTAm) BMW
1971 Deutschland  Dieter Glemser (Ford Capri RS2600) Alfa Romeo
1972 Deutschland  Jochen Mass (Ford Capri RS2600) Alfa Romeo
1973 Niederlande  Toine Hezemans (BMW 3.0 CSL) BMW
1974 Deutschland  Hans Heyer (Ford Escort RS1600) Ford
1975 Deutschland  Siegfried Müller senior (BMW 3.0 CSL)
Belgien  Alain Peltier (BMW 3.0 CSL)
Div. 2: BMW, Div. 1: Ford
1976 Belgien  Jean Xhenceval (BMW 3.0 CSL)
Belgien  Pierre Dieudonné (BMW 3.0 CSL)
Div. 4: BMW, Div. 3: (Opel), Div. 3: Alfa Romeo, Div. 1: Alfa Romeo
1977 Osterreich  Dieter Quester (BMW 3.0 CSL) Div. 5: BMW, Div. 4: BMW, Div. 3: Alfa Romeo, Div. 2: Volkswagen, Div. 1: Alfa Romeo
1978 Italien  Umberto Grano (BMW 3.0 CSL) BMW
1979 Italien  Martino Finotto (BMW 3.0 CSL)
Italien  Carlo Facetti (BMW 3.0 CSL)
BMW
1980 Deutschland  Helmut Kelleners (BMW 320)
Deutschland  Siegfried Müller jr. (BMW 320)
Audi
1981 Italien  Umberto Grano (BMW 635CSi)
Deutschland  Helmut Kelleners (BMW 635CSi)
Škoda
1982 Italien  Umberto Grano (BMW 528i)
Deutschland  Helmut Kelleners (BMW 528i)
Alfa Romeo
1983 Osterreich  Dieter Quester (BMW 635CSi) Alfa Romeo
1984 Vereinigtes Konigreich  Tom Walkinshaw (Jaguar XJ-S) Alfa Romeo
1985 Italien  Gianfranco Brancatelli (Volvo 240 Turbo)
Schweden  Thomas Lindström (Volvo 240 Turbo)
Alfa Romeo
1986 Italien  Roberto Ravaglia (BMW 635CSi) Toyota
1987 WTCC Italien  Roberto Ravaglia (BMW M3) Ford
ETCC Deutschland  Winfried Vogt (BMW M3) BMW
1988 Italien  Roberto Ravaglia (BMW M3) Ford

2000–2004

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Jahr Fahrer Wagen
2000 Italien  Fabrizio Giovanardi Alfa Romeo 156
2001 Italien  Fabrizio Giovanardi STC Alfa Romeo 156
Niederlande  Peter Kox SPC BMW 320i E46
2002 Italien  Fabrizio Giovanardi Alfa Romeo 156
2003 Italien  Gabriele Tarquini Alfa Romeo 156
2004 Vereinigtes Konigreich  Andy Priaulx BMW 320i E46

Siehe auch

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Commons: Tourenwagen-Europameisterschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien