Sven Thiele (* 12. Mai 1969 in Merseburg) ist ein ehemaliger deutscher Ringer. Er wurde 1995 Vizeweltmeister und von 1992 bis 2008 17-mal deutscher Meister im freien Stil im Schwergewicht. Er hat an drei Olympischen Spielen teilgenommen und zahlreiche Medaillen bei internationalen Meisterschaften und Turnieren gewonnen.

Werdegang

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Sven Thiele begann 1979 in Merseburg mit dem Ringen. Da sein Talent frühzeitig erkannt wurde, wurde er an die Kinder- und Jugendsportschule Halle delegiert. Als Mitglied des SC Chemie Halle wurde 1982 Rainer Kamm sein Trainer, der ihn bis 1987 in die deutsche und bald auch in die Weltklasse der Freistilringer im Schwergewicht führte. Seine erste deutsche Meisterschaft im Schwergewicht gewann er im Jahr 1992 und besiegte dabei den amtierenden Weltmeister Andreas Schröder aus Jena. Nach der deutschen Wiedervereinigung wechselte er zunächst zum KSV Witten 07, startete aber auch für den AC Bavaria Goldbach, die WKG Halle-Merseburg und den 1. Luckenwalder Ringerclub.[1] 19 Jahre lang rang er in der ersten deutschen Bundesliga und war bis 2008 für den KFC Leipzig in der 1. Bundesliga aktiv.

Seinen Einstand auf der internationalen Ringermatte gab Sven auf der Europameisterschaft 1993 in Istanbul. Er belegte dort gleich einen 4. Platz, da er im Kampf um die Bronzemedaille gegen den Russen Gennadi Schilzow bei einem Punktestand von 0:0 durch Kampfrichterentscheid verlor.

Bei den Europameisterschaften 1994 in Rom belegte er nur den 9. Platz. Ein Jahr später bewies er bei der Weltmeisterschaft in Atlanta sein Können und wurde Vizeweltmeister. Er erzielte dabei Schultersiege über Neal Kranz aus Guam, Feng Aigang aus China, einen Punktsieg über Sasa Turmanidse aus Georgien und unterlag im Finale dem US-amerikanischen Olympiasieger Bruce Baumgartner knapp mit 0:1 nach Punkten.

Im Jahr 1996 wurde er in Budapest Vizeeuropameister. Im Finale unterlag er dem amtierenden Weltmeister Mahmut Demir aus der Türkei.[2]

In den folgenden Jahren erreichte er bei den Europameisterschaften seine besten Ergebnisse. 1997, 1999, 2000 und 2001 gewann er jedes Mal die Bronzemedaille und 2002 und 2004 erreichte er jeweils den 4. Platz. Bei den Olympischen Spielen gelang es ihm nie, eine Medaille zu erringen. Mehrmals stand er knapp davor, verlor aber immer die entscheidenden Kämpfe, die zum Einzug in die Medaillenränge geführt hätten. So belegte er in den Jahren 1996, 2000 und 2004 den 6., 7. und 9. Platz. Bei den Weltmeisterschaften erging es ihm ähnlich, er erzielte viele Platzierungen unter den 10 besten Ringern der Welt, aber nach 1995 keinen Medaillengewinn mehr.

Prestigeerfolge gelangen ihm schließlich noch im Jahr 2001 mit dem Titelgewinn bei der Militär-Weltmeisterschaft sowie beim Weltcup 2003 in Boise. Auch bei vielen anderen Turnieren stand Sven seinen Mann, gewann einige dieser Turniere und landete häufig unter den drei ersten Siegern. Nach seinem Sieg bei den deutschen Meisterschaften 2008 beendete er zunächst seine Karriere. Im Mai 2010 gab Thiele bekannt, dass er ab der Saison 2010/2011 für den ASV Hof nochmals in der Ringer-Bundesliga antreten werde.[3]

Sven Thiele ist Elektrotechnikermeister, war während seiner aktiven Zeit als Ringer Hauptfeldwebel der Bundeswehr und war von 2006 bis 2012 Trainer am Leistungszentrum in Leipzig. Er absolvierte das Studium zum „Diplom-Trainer des DOSB“ und anschließend studierte er „Sport und angewandte Trainingswissenschaft“ (B.A.). Danach wurde er von 2013 bis 2016 Bundestrainer im Deutschen Ringer-Bund, verantwortlich für den Freistilbereich. Ab dem Jahr 2017 wechselte er in den Schuldienst als Lehrer und gibt nebenberuflich sein Wissen als Nationaltrainer in Österreich weiter.

Sein Sohn Erik Thiele trat erfolgreich in seine Fußstapfen und gewann bei der Europameisterschaft 2016 in Riga mit der Bronzemedaille seine erste Medaille bei einer internationalen Meisterschaft im Freistilringen.

Internationale Erfolge

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(OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, GP = Grand-Prix-Turnier, WC = World-Cup-Turnier, F = Freistil, S = Schwergewicht, bis 1996 bis 100 kg Körpergewicht, von 1997 bis 2001 bis 130 kg, seit 2002 bis 120 kg Körpergewicht, SS = Superschwergewicht, bis 1996 bis 130 kg Körpergewicht)

Jahr Platz Wettbewerb Ort Stil Gew.-Kl. Info
1987 2. Junioren-WM Kanada Burnaby F S hinter Arawat Sabejew, UdSSR, und vor Marin Michailow, Bulgarien
1987 5. Junioren-EM Polen Katowice F SS hinter Oleg Nanijew, UdSSR, Mahmut Demir, Türkei, und Iwajlo Barschew, Bulgarien
1988 7. Junioren-EM Polen Wałbrzych F S Sieger: Arawat Sabejew vor Senol Karagöz, Türkei, und Sotir Gotschew, Bulgarien
1989 4. Junioren-WM Mongolei Ulaanbaatar F SS hinter Andrei Schumilin, UdSSR, Atanas Geguskow, Bulgarien, und Andrew Borodow, Kanada
1993 1. GP Griechenland Athen F SS mit Siegen über Samer, Syrien, Petros Bourdouis, Griechenland, und Andreas Schröder, Deutschland
1993 4. EM Turkei Istanbul F SS hinter Mahmut Demir, Mirabi Walijew, Ukraine und Gennadi Schilzow, Russland, und vor Aljaksej Mjadswedseu, Belarus, und Kiril Barbutow, Bulgarien
1994 9. EM Italien Rom F SS Sieger: Mirabi Walijew vor Mahmut Demir und Andrei Schumilin
1994 11. WM Turkei Istanbul F SS Sieger: Mahmut Demir vor Bruce Baumgartner, USA, und Aljaksej Mjadswedseu
1995 7. EM Schweiz Freiburg im Üechtland F SS hinter Mahmut Demir, Walijew, Leri Chabelowi, Russland, Aljaksej Mjadswedseu, Zsolt Gombos, Ungarn, und Petros Bourdoulis
1995 2. WM Griechenland Atlanta F SS hinter Bruce Baumgartner und vor Leri Chabelowi, Sasa Turmanidse, Georgien, Mahmut Demir und Igor Klimow, Kasachstan
1996 2. EM Ungarn Budapest F SS hinter Mahmut Demir und vor Mirabi Walijew, Aljaksej Mjadswedseu, Zsolt Gombos und Georgi Kairinow, Russland
1996 3. GP Deutschland Leipzig F SS hinter Aljaksej Mjadswedseu und Gennadi Schilzow und vor Jurij Schobitko, Ukraine, Heiko Geffke, Deutschland, Petros Bourdoulis und Mahmut Demir
1996 6. OS Vereinigte Staaten Atlanta F SS hinter Mahmut Demir, Aljaksej Mjadswedseu, Bruce Baumgartner, Schumilin und Alexander Kowalewski, Kasachstan[4]
1997 1. „Dan-Kolew“-Turnier Bulgarien Sofia F S vor Arawat Sabejew und Zekeriya Güçlü
1997 3. EM Polen Warschau F S hinter David Musuľbes, Russland, und Aljaksej Mjadswedseu und vor Aydın Polatçı, Türkei, Jurij Schobitko und Krassimir Kotschew, Bulgarien
1997 1. CISM-Ringerturnier Ukraine Kiew F S vor Schumilin und Dirk Winterfeldt, Deutschland
1997 7. WM Russland Krasnojarsk F S hinter Zekeriya Güçlü, Alexis Rodríguez Valera, Kuba, David Musuľbes, Tom Eriksson, USA, Aljaksej Mjadswedseu und Jurij Schobitko
1998 2. „Dan-Kolew“-Turnier Bulgarien Sofia F S hinter Zekeriya Güçlü und vor Mohammedmahdi Parijama, Iran
1998 5. WC Vereinigte Staaten Stillwater F S hinter Schumilin, Eriksson und Alireza Rezaei, Iran, und vor Hiroyoshi Obata, Japan
1998 4. EM Slowakei Bratislava F S hinter Aydın Polatçı, Milan Mazáč, Slowakei und Musuľbes und vor Aleksi Modebadse, Georgien, und Aljaksej Mjadswedseu
1998 1. GP Deutschland Leipzig F S vor Dirk Winterfeldt, Igor Klimow, Zekeriya Güçlü und Vladimiros Joakimidis, Griechenland
1998 9. WM Iran Teheran F S Sieger: Alexis Rodríguez Valera vor Rasoul Khadem, Iran, und Andrei Schumilin
1999 3. WC Vereinigte Staaten Spokane F S hinter Kerry McCoy, USA, und Alexis Rodríguez Valera und vor Wayne Weathers, Kanada, und Ebrahim Muhraban, Iran
1999 3. EM Belarus Minsk F S hinter Schumilin und Aydın Polatçı und vor Aljaksej Mjadswedseu, Aleksi Modebadse und Boschidar Bojadschiew, Bulgarien
1999 6. WM Turkei Ankara F S hinter Stephen Neal, USA, Schumilin, Abbas Jadidi, Iran, Rezab Aşabalıyev, Aserbaidschan, und Aydın Polatçı
2000 3. EM Ungarn Budapest F S hinter Marek Garmulewicz, Polen, und David Musuľbes und vor Aşabalıyev, Peter Pecha, Tschechien, und Schobitko
2000 7. OS Australien Sydney F S hinter David Musuľbes, Artur Taymazov, Usbekistan, Alexis Rodríguez Valera, Abbas Jadidi, Kerry McCoy und Aljaksej Mjadswedseu[5]
2001 3. EM Ungarn Budapest F S hinter David Musuľbes und Modebadse und vor Ottó Aubéli, Ungarn, Iwan Istschenko, Ukraine, und Theofilos Ampatzi, Griechenland
2001 2. GP Deutschland Leipzig F S hinter David Musuľbes und vor Tolga Topcu, Markus Hamann, Deutschland, und Tomasz Szewczyk, Polen
2001 1. CISM-Militär-WM Kroatien Split F S vor Jurij Schobitko, Nikolai Telegin, Russland, Frank Workman, USA, und Tolga Topcu, Türkei
2001 16. WM Bulgarien Sofia F S Sieger: David Musuľbes vor Artur Taymazov und Alexis Rodríguez Valera
2002 4. WC Vereinigte Staaten Spokane F S hinter Kerry McCoy, Oleg Kurpjakow, Russland, und Gelegschamtsyn Ösöchbajar, Mongolei, und vor Eric Kirschner, Kanada, und Jung Chun-Mo, Korea
2002 4. EM Aserbaidschan Baku F S hinter David Musuľbes, Dawit Otiaschwili, Georgien, und Zekeriya Güçlü und vor Bojadschiew und Schobitko
2002 2. Turnier Kuba Matanzas F S hinter Alexis Rodríguez Valera, Kuba
2003 8. EM Lettland Riga F S Sieger: David Musuľbes vor Serhij Prjadun, Ukraine, und Aleksi Modebadse
2003 1. GP Deutschland Leipzig F S vor Markus Hamann, Ottó Aubéli, Dimitrius Theodoridis, Griechenland, und Jaroslaw Jankowski
2003 11. WM Vereinigte Staaten New York City F S Sieger: Artur Taymazov vor Kerry McCoy und Alireza Rezaei
2003 2. Turnier Kuba Matanzas F S hinter Alexis Rodríguez Valera und vor Bojadschiew, Bulgarien
2003 1. WC Vereinigte Staaten Boise F S vor Kuramagomed Kuramagomedow, Russland, Kerry McCoy und Serhij Prjadun
2004 4. EM Turkei Ankara F S hinter Aydın Polatçı, Karamagomed Karamagomedow, und Serhij Prjadun und vor Radoslaw Jankowski, Polen, und Dawit Otiaschwili
2004 3. GP Deutschland Leipzig F S hinter Fardin Masoumi Valadi, Iran, und Rareș Chintoan und vor Netoras Batzelas, Griechenland, Markus Hamann und Marek Garmulewicz
2004 9. OS Griechenland Athen F S Sieger: Artur Taymazov vor Alireza Rezaei und Aydın Polatçı[6]
2006 15. EM Russland Moskau F S Sieger: Kuramagomed Kuramagomedow vor Iwan Istschenko, Ukraine, und Rareș Chintoan, Rumänien

Deutsche Meisterschaften

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Jahr Platz Stil Gew.Kl. Info
1992 1 F SS vor Andreas Schröder, Aalen
1993 1 F SS vor Andreas Schröder
1994 1 F SS vor Andreas Schröder
1995 1 F SS vor Andreas Schröder
1996 1 F SS vor Andreas Schröder und Heiko Geffke, Mohlsdorf
1997 1 F S vor Dirk Winterfeldt, Witten, und Raik Stichling, Kornwestheim
1998 1 F S vor Thomas Dybiona, Magdeburg, und Detlef John, Wiesental
1999 1 F S vor Dirk Petzold, Neckargartach, und Detlef John
2000 1 F S vor Raimund Schulnies, Haslach im Kinzigtal, und Ludwig Schneider, Ziegelhausen
2001 1 F S vor Raimund Schulnies und Ronny Wegner, Aue
2002 1 F S vor Ludwig Schneider und Andre Lenz, Rostock
2003 1 F S vor Ludwig Schneider und Andre Lenz, Rostock
2004 1 F S vor Markus Eichin, TuS Adelhausen, und Markus Hamann, Jena
2005 1 F S vor Markus Hamann und Thomas Tonn, Luckenwalde
2006 1 F S vor Daniel Strumpf, Jena, und Martin Siddiqui, Schriesheim
2007 1 F S vor Martin Siddiqui und Thomas Tonn
2008 1 F S vor Radoslaw Dublinowski, Berlin, und Martin Siddiqui
  • International Wrestling Database der Universität Leipzig,
  • Fachzeitschrift „Der Ringer“, Nummern: 04/93, 05/93, 04/94, 09/94, 06/95, 04/96, 04/98, 05/98, 07/08/98, 10/98, 04/99, 05/99, 10/99, 04/00, 10/00,
  • Hundert Jahre Ringen in Deutschland, Verlag Der Ringer, Niedernberg, 1991

Einzelnachweise

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  1. Vereine bis 2003 bei sport-komplett.de
  2. Medaillengewinner bei Europameisterschaften bei sport-komplett.de
  3. Altmeister Sven Thiele tritt fuer den ASV Hof an. Deutscher Ringer-Bund e. V., 14. Mai 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Dezember 2016; abgerufen am 18. Juni 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ringen.de
  4. Olympiaturnier 1996 in der Datenbank von Olympedia.org (englisch), abgerufen am 9. Mai 2024.
  5. Olympiaturnier 2000 in der Datenbank von Olympedia.org (englisch), abgerufen am 9. Mai 2024.
  6. Olympiaturnier 2004 in der Datenbank von Olympedia.org (englisch), abgerufen am 9. Mai 2024.
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