Strzmiele (deutsch Stramehl, ehemals Stramyl[2]) ist ein Ort in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Er ist der Gmina Radowo Małe (Landgemeinde Klein Raddow) im Powiat Łobeski (Labeser Kreis) eingegliedert.

Strzmiele
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Strzmiele (Polen)
Strzmiele (Polen)
Strzmiele
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Łobez
Gmina: Radowo Małe
Geographische Lage: 53° 39′ N, 15° 32′ OKoordinaten: 53° 39′ 5″ N, 15° 31′ 33″ O
Einwohner: 70 ([1])
Telefonvorwahl: ( 48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZLO
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 146 Strzmiele-Dobra
DW 147 Łobez-Wierzbięcin
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów

Im Jahre 1348 erhielt der Ort unter dem Namen Wulfsberg Stadtrechte, ist später aber wieder zum Dorf herabgesunken.

Geographische Lage

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Der Ort liegt in Hinterpommern auf der linken Seite der Rega, westlich des fast einen Kilometer breiten Stramehl-Sees, etwa sechs Kilometer westlich der Stadt Labes (Łobez) und etwa 15 Kilometer südöstlich der Stadt Regenwalde (Resko). Durch den Stramehl-See fließt die aus westlicher Richtung kommende Stramehlsche Beke, die nordöstlich davon in die Rega mündet.

Geschichte

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Stramehl auf dem Messtischblatt von 1929
 
Dorfkirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Stramehl (Aufnahme von 2011)
 
Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Stramehl, heute Filiale des Woiwodschaftsarchivs (2011)

Die Siedlung erscheint erstmals unter dem slawischen Namen Stamyl.[3] Um 1279/1280 wird hier die Burg Wulfsberg oder Vulversberg als Besitz der Adelsfamilie Borcke genannt. Der Name „Wulfsberg“ dürfte mit dem Wappen der Borckes zusammenhängen, das zwei Wölfe zeigt. Die pommerschen Herzöge Bogislaw V., Barnim IV. und Wartislaw V. zerstörten gemeinsam mit den Bürgern Greifenbergs die Burg und ließen sich 1338 von den Borckes Urfehde schwören.

Die Familie Borcke bemühte sich, den Ort zu einer Stadt auszubauen. Im Jahre 1348 stellte Jakob von Borcke eine Handfeste aus, in der er dem Ort unter dem Namen Wulfsberg Stadtrechte nach Lübischem Recht verlieh.[3][4] Da die Borckes zu den pommerschen Adligen gehörten, die Ritter und Gäste des Deutschen Ordens ausraubten, zerstörte der Orden 1393 die Borckesche Burg.[5] Der Entwicklung der Stadt war dies hinderlich. Sie wurde zwar bis ins 18. Jahrhundert als Städtlein bezeichnet, dürfte aber tatsächlich bereits in dieser Zeit zum Dorf herabgesunken sein.

Die Borckes erbauten sich im 15. Jahrhundert eine neue Burg. Später verkauften Angehörige der Familie Borcke schrittweise von 1714 bis 1731 Stramehl an Otto Adrian von Edeling.[6] Ein kleinerer Teil von Stramehl war zeitweise Lehen der Familie Thun, die ihre Rechte zuletzt 1721 ebenfalls an Otto Adrian von Edeling abtrat.[6] 1742 erwarb der Tribunalsrat Johann Friedrich Loeper Stramehl.[6]

Als Vorwerke von Stramehl wurden Wedderwill und 1851/1853 Löpersdorf angelegt.

Besitzerin des Ritterguts war auch noch 1854 die Familie Loeper.[7] Auch 1884 befand sich das Gut mit Branntweinbrennerei, Ziegelei und Mahlmühle im Besitz der Familie.[8] Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Stramehl 1804 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 419 Einwohner.[9] Besitzer des Ritterguts Stramehl um 1940 war Johann Friedrich Bernhard Georg Ernst von Stramehl (* 1900 in Berlin-Wilmersdorf).[10]

Bis 1945 bildete Stramehl eine Landgemeinde im Kreis Regenwalde der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Stramehl war Sitz des Amtsbezirks Stramehl. Die Gemeinde hatte eine Flächengröße von 18 km² und fünf Wohnplätze:[11]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Wenig später wurde Stramehl, wie ganz Hinterpommern, seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der darauf folgenden Zeit wurden die Einheimischen vertrieben und durch Polen ersetzt. Das deutsche Dorf Stramehl wurde in Strzmiele umbenannt.

Heute liegt das Dorf in der polnischen Gmina Radowo Małe (Gemeinde Klein Raddow), in der es ein eigenes Schulzenamt bildet.[12]

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adliger Wohnsitz mit 32 Feuerstellen (Haushaltungen) und einer Mutterkirche[13]
1918 199 Dorf mit Mutterkirche, Wassermühle, Ziegelei und Kalkbrennerei, adlige Besitzung[14]
1825 264 Ortschaft (früher Stadt), mit einer Mutterkirche, den Schäfereien Birkheide und Kienbruch, einer Ziegelei, einer Kalkbrennerei, zwei Wassermühlen und 230 Einwohnern sowie dem Vorwerk Wedderwill mit 34 Einwohnern[2]
1852 458 Dorf[15]
1864 499 am 3. Dezember, Gutsbezirk[16]
1867 517 am 3. Dezember, Gutsbezirk[17]
1871 403 am 1. Dezember, Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[17]
1885 403 am 1. Dezember, Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[18]
1895 415 [19]
1905 408 [19]
1910 413 am 1. Dezember, Gutsbezirk[20]
1925 419 darunter acht Katholiken, keine Juden[21]
1933 390 [22]
1939 406 [22]

Sehenswürdigkeiten

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  • Die im Barockstil erbaute Kirche stammt aus dem Jahre 1722. Sie stellte sich 1990 als Ruine dar, seitdem sind Instandsetzungsmaßnahmen erfolgt.
  • Das Herrenhaus beherbergt seit 1990 eine Filiale des Woiwodschaftsarchivs.

Söhne und Töchter des Ortes

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  • Sidonia von Borcke (1548–1620), pommersche Adelige. Sie wurde wegen Hexerei verurteilt und hingerichtet.
  • Joachim Holce (1683–1742), deutscher Pädagoge und Theologe, Professor für Mathematik und Beredsamkeit am Collegium Groeningianum in Stargard
  • Gustav von Loeper (1822–1891), Verwalter des preußischen Kronbesitzes, Goethe-Forscher

Siehe auch

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Literatur

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  • Strahmehl, Rittergut, Kreis Regenwalde, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Stragmehl (meyersgaz.org).
  • Karow: Schloß und Stadt Stramel im Mittelalter. In: Baltische Studien, Band 28, Stettin 1878, S. 197–230 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinter-Pommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin / Wriezen 1874, S. 858–865; books.google.de
  • Ernst Bahr, Klaus Conrad: Stramehl. In: Helge Bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 12: Mecklenburg/Pommern. Kröner, Stuttgart 1996, ISBN 3-520-31501-7, S. 298–299 (= Kröners Taschenausgabe, Band 315).
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 372.
  • Peter Johanek, Franz-Joseph Post (Hrsg.); Thomas Tippach, Roland Lesniak (Bearb.): Städtebuch Hinterpommern. Deutsches Städtebuch, Band 3, 2. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-018152-1, S. 294–295.
  • Martin Zeiller: Strammehl. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 114 (Volltext [Wikisource]).
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Commons: Strzmiele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. Strzmiele – Informacje dodatkowe. Szukacz.pl; abgerufen am 20. Dezember 2010
  2. a b Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 227, Ziffer 79 (Google Books).
  3. a b Johann Christian Schöttgen: Altes und neues Pommerland, oder gesammelte Nachrichten von verschiedenen zur pommerschen Geschichte gehörigen Stücken. Band 1. Stargard 1721, S. 44–50; books.google.de
  4. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil 2, Band 1. Stettin 1784, S. 354–355, Nr. 59; Textarchiv – Internet Archive.
  5. Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern. Band 1. 2. Auflage. Verlag Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1919, S. 177. (Nachdruck: Augsburg 1992, ISBN 3-89350-112-6)
  6. a b c Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 1. Band. Stettin 1784, S. 355; Textarchiv – Internet Archive.
  7. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichem Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 158, Ziffer 78 (Google Books).
  8. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 166–167 (Google Books).
  9. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 396 (Google Books).
  10. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil B, 34. Jahrgang, Gotha 1942, S. 304–305 (Google Books).
  11. Gemeinde Stramehl. In: Informationssystem Pommern.
  12. Sołectwa. radowomale.pl
  13. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausfuͤhrliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Effenbart, Stettin 1784, S. 354–355, Ziffer 59 (Google Books).
  14. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 393, Ziffer 7329 (Google Books).
  15. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 604 (Google Books).
  16. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin (9. Kreis Regenwalde). Berlin 1866, S. 26–33, Ziffer 166 (Google Books).
  17. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 82–83, Ziffer 176 (Google Books).
  18. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 94–95, Ziffer 180 (Google Books).
  19. a b Peter Johanek, Franz-Joseph Post (Hrsg.); Thomas Tippach, Roland Lesniak (Bearb.): Städtebuch Hinterpommern. Deutsches Städtebuch, Band 3, 2. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-018152-1, S. 295.
  20. Landkreis Regenwalde – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2022)
  21. Die Gemeinde Stramehl im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  22. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Regenwalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.