Stolpen

Stadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Sachsen, Deutschland

Stolpen ist eine Kleinstadt in Sachsen. Die Stadt liegt etwa 25 Kilometer östlich von Dresden und gehört zum Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Wahrzeichen und touristischer Anziehungspunkt von Stolpen ist die auf einem Basaltfelsen gelegene Ruine der Burg Stolpen.

Wappen Deutschlandkarte
Stolpen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Stolpen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 3′ N, 14° 5′ OKoordinaten: 51° 3′ N, 14° 5′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Höhe: 274 m ü. NHN
Fläche: 60,89 km2
Einwohner: 5540 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 91 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01833
Vorwahl: 035973
Kfz-Kennzeichen: PIR, DW, FTL, SEB
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 380
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
01833 Stolpen
Website: www.stolpen.de
Bürgermeister: Maik Hirdina (parteilos)
Lage der Stadt Stolpen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
KarteAltenberg (Erzgebirge)Bad Gottleuba-BerggießhübelBad SchandauBahretalBannewitzDippoldiswaldeDohmaDohnaDorfhainDürrröhrsdorf-DittersbachFreitalGlashütteGohrischHartmannsdorf-ReichenauHeidenauHermsdorfKlingenbergHohnsteinSebnitzKönigstein (Sächsische Schweiz)KreischaLiebstadtLohmenMüglitztalNeustadt in SachsenPirnaKlingenbergRabenauRathenRathmannsdorfReinhardtsdorf-SchönaRosenthal-BielatalDippoldiswaldeSebnitzSebnitzStadt WehlenStruppenStolpenTharandtWilsdruffSachsenTschechienLandkreis BautzenDresdenLandkreis MeißenLandkreis Mittelsachsen
Karte
Stolpen, Stadtansicht von Süden

Ortsteile

Bearbeiten

Die Gemeinde gliedert sich in den Hauptort Stolpen sowie in die weiteren Ortsteile Heeselicht, Helmsdorf, Langenwolmsdorf, Lauterbach und Rennersdorf-Neudörfel.

360°-Panorama vom Siebenspitzenturm der Burg

Geschichte

Bearbeiten
 
Ansicht von Nordwesten um 1900
 
Westansicht der Burg Stolpen auf dem Basaltfelsen (bei Abendsonne).

Die Burg Stolpen wurde im Jahr 1222 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Festungsanlage war im Besitz der Bischöfe von Meißen. Anfang des 15. Jahrhunderts entstand die nördlich vorgelagerte Burgsiedlung. Nachdem die Meißner Bischöfe im 15. Jahrhundert ihre Residenz von Meißen auf die Burg Stolpen verlegt hatten, entwickelte sich der Ort zur Stadt und wurde zum Zentrum des wichtigsten meißnischen Stiftsterritoriums. Bischof Dietrich III. von Schönberg ließ um 1470 die Stadtmauer bauen, und Bischof Johann VI. von Saalhausen gab 1503 der Stadt eigene Statuten. 1559 zwang Kurfürst August den letzten Meißner Bischof, ihm das Amt Stolpen zu überlassen. Seitdem waren Stadt und Burg kursächsisch.

Die Anfang des 14. Jahrhunderts gegründete Stadt hieß zunächst, wie die ältere Siedlung (heute Altstadt) Jochgrim oder Jockrym (seit 1297 bezeugt). Nachdem Hussiten 1429 die Stadt niedergebrannt hatten, wurde sie an der heutigen Stelle näher zum Schlossareal wieder aufgebaut. Der Name des Schlosses ging allmählich auf die Stadt über.[2][3][4]

1716 bis 1765 wurde in der Burganlage, insbesondere im nach ihr benannten Coselturm, die einstige Mätresse Augusts des Starken (Kurfürst von Sachsen 1694–1733), Anna Constantia Gräfin von Cosel, gefangen gehalten.

 
Blick auf den Markt

Aufgrund der nicht einfachen Wasserversorgung sowie der dichten Bebauung brannte die Stadt mehrmals ab: 1489 brannten große Teile der Stadt und das Schloss; 1565 wurden 30 Wohnhäuser vernichtet; 1632 brannten kaiserliche Kroaten die Vorburg und die gesamte Stadt nieder; 1639 vernichteten schwedische Truppen die halbe Stadt sowie das Amts- und Ratsarchiv; der große Stadtbrand am 1. August 1723 vernichtete 105 Privathäuser sowie das Rats- und das Kirchenarchiv, Gräfin Kosel auf der Burg blieb verschont; nach dem großen Stadtbrand vom 20. Februar 1795, bei dem 52 Wohnhäuser und die Begräbniskirche niederbrannten, beschloss man den Abriss der Schlossmauer und nach 1800 auch den Rückbau der Stadtmauer, von der heute nur noch das Niedertor (Dresdner Tor) erhalten ist.[4]

1813 ließ Napoleon Bonaparte Verteidigungsanlagen um die Festung errichten, zerstörte die Burg aber weitestgehend bei seinem Abzug.

Ab dem Jahr 1877 mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Dürrröhrsdorf–Neustadt wurde Stolpen ein attraktives Fremdenverkehrsziel.

Der Name Stolpen basiert auf dem altsorbischen Wort stolp, welches sich in der Bedeutung von Pfosten bzw. Mauer auf das Aussehen der Basaltsäulen bezieht (vgl. obersorbisch stołp, „Säule“; stołpowc, „Basalt“). Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Schreibweise mehrmals; überliefert sind u. a. die Formen Stolp (1227), Stolpen (1233), Ztolp (1252), Stulpin (1378) und Stolppen (1478).

Eingemeindungen

Bearbeiten

Ursprüngliche Ortsteile waren: Berghäuser, Amtsburglehn (westlich der Bahnhofstraße) und Ratsburglehn (östlich der Bahnhofstraße).[5] Eingemeindungen erfolgten:

Entwicklung der Einwohnerzahl

Bearbeiten
  • um 1330 – 500
  • um 1550 – 725
  • 1559 – 122 besessene Mann
  • 1748 – 146 besessene Mann
  • 1799 – 706 (über 10 Jahre alt)
  • 1834 – 1220
  • 1871 – 1383
  • 1890 – 1401
  • 1910 – 1741
  • 1925 – 1833
  • 1950 – 2913
  • 1964 – 2705
  • 1970 – 2549
  • 1990 – 5890
  • 1998 – 6217
  • 2004 – 6196
  • 2007 – 5988
  • 2010 – 5793
  • 2012 – 5677
  • 2013 – 5648
  • 2014 – 5691
  • 2015 – 5679
  • 2020 – 5564

Bürgermeister

Bearbeiten

Am 29. August 2022 wurde Maik Hirdina als Bürgermeister vereidigt. Er gewann die Wahl am 12. Juni 2022 mit 95,5 %[6]

Uwe Steglich (FDP) war von 2001 bis 2022 Bürgermeister von Stolpen.

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Maik Hirdina Hirdina 95,5
2015 Uwe Steglich FDP 93,7
2008 97,7
2001 67,3

Stadtrat

Bearbeiten
Stadtratswahl 2024
Wahlbeteiligung: 73,2 % (2019: 68,8 %)
 %
50
40
30
20
10
0
41,9 %
22,3 %
15,4 %
11,4 %
4,8 %
4,3 %
n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
 16
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−12
−14
−16
−18
2,1 %p
3,1 %p
15,4 %p
0,2 %p
−1,1 %p
−2,6 %p
−16,9 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Unabhängige Wählervereinigung der Ortschaften
d Wählervereinigung Stolpen
Sitzverteilung im
Stadtrat von Stolpen 2024
1
1
2
3
7
1
Insgesamt 15 Sitze

Die AfD kann drei Sitze nicht besetzen. Der Stadtrat verkleinert sich entsprechend.

Seit der Stadtratswahl am 9. Juni 2024 verteilen sich die 15 Sitze des Stadtrates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:[7]

  • CDU: 7 Sitze
  • Unabhängige Wählervereinigung der Ortschaften (UWVO): 3 Sitze
  • Wählervereinigung Stolpen (WVS): 2 Sitze
  • AfD: 1 Sitz
  • SPD: 1 Sitz
  • Grüne: 1 Sitz
letzte Stadtratswahlen
Liste 2024[8] 2019[9] 2014[10]
Sitze in % Sitze in % Sitze in %
CDU 7 41,9 8 39,8 10 55,5
AfD 1 22,3 1 19,2
Unabhängige Wählervereinigung der Ortschaften 3 15,4
Wählervereinigung Stolpen 2 11,4 2 11,2 3 16,2
SPD 1 4,3 1 6,9 1 7,1
Grüne 1 4,8 1 5,9
FDP 3 16,9 4 21,2
Wahlbeteiligung 73,2 % 68,8 % 58,3 %
 
Stadt Stolpen mit Burg
 
Stadtwappen am Rathaus

Das Stadtwappen zeigt vor goldenem Hintergrund eine blaue Burg mit Tor und zwei Türmen. Über dem Tor ist der rotgekleidete Oberkörper eines Bischofs dargestellt. Das Wappen bezieht sich somit auf die Stadtherrschaft durch die meißnischen Bischöfe.

Partnerschaften

Bearbeiten

Die Stadt Stolpen und der Ortsteil Langenwolmsdorf pflegen zu folgenden Städten und Gemeinden freundschaftliche Beziehungen:

 
Nachbildung der kursächsischen Postdistanzsäule mit Jahreszahl 1728

Stolpen ist über Staatsstraßen mit Dresden und Bautzen über Anbindung an die Bundesstraße 6, Radeberg, Pirna mit Anbindung an die A 17, Neustadt in Sachsen und Bischofswerda mit Anbindung an die A 4 verbunden. Der Bahnhof an der Bahnstrecke Neustadt–Dürrröhrsdorf befindet sich außerhalb der Stadt etwa 1,5 km südlich des Stadtkerns. Stündlich fährt die Regionalbahn, welche von DB Regio Südost betrieben wird, nach Pirna und Neustadt, zweistündlich auch bis Sebnitz. In Stolpen steht auf dem Markt eine Nachbildung der verkehrsgeschichtlich interessanten kursächsischen Postdistanzsäule.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Evangelisch-lutherische Stadtkirche
 
Kriegerdenkmal in Stolpen, erinnert an die Soldaten des 1. und 2. Weltkrieges aus dieser Gegend.
  • Burgruine Stolpen: Seit 1877 ist die Burg zur Besichtigung freigegeben.
  • Stolpner Markt: steht als Kulturdenkmal unter besonderem Schutz. Das Rathaus (Markt 1) erhielt nach dem großen Stadtbrand von 1723 einen kleinen Dachreiterturm. Die Löwenapotheke (Markt 2) ist eine der ältesten im Landkreis (über 200 Jahre alte Spindelpresse und Mörser auf der Burg ausgestellt). Das alte und das neue kurfürstliche Amtshaus sind sehenswert. In letzterem befindet sich das Stadtmuseum. Reste der Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert mit dem Niedertor. Imposante Basaltgewölbekeller.
  • Evangelisch-lutherische Stadtkirche: Steinplastik: Spätgotische Kreuzigung, 1470; Barocke Holzkanzel und Holztaufe, 1727; Barocker Evang. Beichtstuhl; Hölzernes Lesepult (Theodor Quentin); Orgel von Hermann Eule, Bautzen (1898) im barocken Gehäuse der Vorgängerorgel von Johann Christian Pfennig (1766) aus Kröbeln; Decken- und Wandmalereien (Leimfarbe), 1898.
  • St.-Lorenz-Kirche zu Stolpen-Altstadt und Wilhelm-Leberecht-Herbrig-Orgel: Die Altstädter Kirche war einst eine Wehrkirche, erbaut zwischen 1495 und 1498. Die einmanualige mechanische Schleifladenorgel von Wilhelm Leberecht Herbrig aus dem Jahr 1856 ist 2006 im denkmalpflegerischen Sinn restauriert worden. Altstadt ist die „Keimzelle“ des Projekts „Herbrig-Orgelstraße“.[11][12]
  • Evangelisch-Lutherische Kirche zu Langenwolmsdorf: Auch diese Kirche besitzt eine Orgel von W. L. Herbrig (1843/44). Das zweimanualige Instrument mit 20 Stimmen ist das größte der noch erhaltenen aus der Werkstatt Herbrig in der Region, allerdings in höchstem Maße sanierungsbedürftig. Eine Restaurierung ist nicht ohne entsprechende Fördermittel möglich.
 
Weihnachtsbild im Chorraum der Stadtkirche

Natur und Landschaft

Bearbeiten

Veranstaltungen

Bearbeiten

Es gibt jedes Jahr wiederkehrende Veranstaltungen, darunter das Historische Stadtfest im Juni, der Stolpener Basalt-Lauf im September sowie der Romantische Weihnachtsmarkt am 2. Adventswochenende.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Bearbeiten

Personen, die vor Ort gewirkt haben (in alphabetischer Folge)

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Um Stolpen und Neustadt (= Werte unserer Heimat. Band 17). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1970.
  • Gebietsgemeinschaft Tourismus Stolpen, Neustadt, Hochwald: Die Burgstadt Stolpen. Porträt einer Stadt am Rande der Sächsischen Schweiz. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1996, ISBN 3-89570-165-3.
  • Carl Christian Gercken: Historie der Stadt und Bergfestung Stolpen. Dresden/Leipzig 1764 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Hans-Günther Hartmann: Ein Slos uns Stetlein czwischen Pirna und Bischofswerda. Amsterdam/Dresden 1996, ISBN 978-3-86530-020-1.
  • Siegfried Körner: Über das Städtchen Jochgrim bei Burg Stolpen. Eigenverlag, Stolpen 2002.
  • Alfred Meiche: Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Dresden 1927 (Digitalisat).
  • Redaktions- und Verlagsgesellschaft Pirna-Freital mbH: Stolpen 800. Burgstadt mit Geist. Pirna 2018, ISBN 978-3-936642-24-7
  • Stadtverwaltung Stolpen (Hrsg.): Chronik von Burg und Stadt Stolpen. Leipzig 1994.
  • Richard Steche: Stolpen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 1. Heft: Amtshauptmannschaft Pirna. C. C. Meinhold, Dresden 1882, S. 82.
  • Reihe Stolpner Hefte, u. a.:
    • Marianne und Werner Stams: Amt, Burg und Stadt Stolpen in alten Karten und Plänen. Abriss zur Geschichte der sächsischen Kartographie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stolpener Hefte Nr. 4, Stolpen 1998.
    • Rudolf Hajny: Stolpner Geschichte(n). Stolpner Hefte Nr. 7, Stolpen 2000
Bearbeiten
Commons: Stolpen – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wikisource: Stolpen – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Stolpen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Stolpen – Reiseführer

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
  2. Walter Schlesinger (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 8: Sachsen (= Kröners Taschenausgabe. Band 312). Unveränderter Neudruck der 1. Auflage 1965. Kröner, Stuttgart 1990, ISBN 3-520-31201-8.
  3. Siegfried Körner: Über das Städtchen Jochgrim beim Berg Stolpen. Eigenverlag, Stolpen 2002
  4. a b Jens Gaitzsch: Flammeninferno: Der Stadtbrand von Stolpen 1723. 2022, S. 10 (qucosa.de).
  5. Stolpen in Meyers Gazette (abgerufen am 31. Oktober 2020)
  6. mdr.de: Stolpen - Ergebnis der Kommunalwahl 2022 | MDR.DE. Abgerufen am 29. August 2022.
  7. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 17. August 2024.
  8. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 23. August 2024.
  9. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 23. August 2024.
  10. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 23. August 2024.
  11. Herbrig-Orgelstraße Abgerufen am 7. März 2014
  12. Informationen zur Orgel der St.-Lorenz-Kirche auf Organ index. Abgerufen am 5. Januar 2022.