Sowchosnoje (Kaliningrad, Bagrationowsk)

Sowchosnoje (russisch Совхозное, bis 1947 deutsch Rippen, inklusive Weißer Falke) ist eine Siedlung im Südwesten der russischen Oblast Kaliningrad im Rajon Bagrationowsk. Der Ort gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Bagrationowsk.

Siedlung
Sowchosnoje
Rippen

Совхозное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Gegründet 1340
Frühere Namen Prusteynen, Rippen
Bevölkerung 669 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC 2
Telefonvorwahl ( 7) 40156
Postleitzahl 238460
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 203 000 074
Geographische Lage
Koordinaten 54° 33′ N, 20° 10′ OKoordinaten: 54° 33′ 0″ N, 20° 10′ 0″ O
Sowchosnoje (Kaliningrad, Bagrationowsk) (Europäisches Russland)
Sowchosnoje (Kaliningrad, Bagrationowsk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sowchosnoje (Kaliningrad, Bagrationowsk) (Oblast Kaliningrad)
Sowchosnoje (Kaliningrad, Bagrationowsk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

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Sowchosnoje liegt dreißig Kilometer südwestlich von Kaliningrad und zwei Kilometer südlich von Laduschkin und ist auf einer Stichstraße von der russischen Regionalstraße 27A-020 (ex A 194, ehemalige deutsche Reichsstraße 1) aus zu erreichen. Laduschkin ist die nächste Bahnstation und liegt an der Bahnstrecke (Malbork – Mamonowo – Kaliningrad).

Geschichte

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Das ehemalige Gutsdorf Rippen wurde im Jahre 1340 als Prusteynen erstmals urkundlich erwähnt. Eine Landverschreibung des Ordenshochmeisters Friedrich von Sachsen an Caspar von Hohendorff ist für 1504 dokumentiert, und im 17. Jahrhundert wurden Landflächen zu einem Gutsareal zusammengefügt. 1654 erwarb der Ratsherr und Richter aus Elbing Paul Freyling das Gut, das bis 1704 in seiner Familie blieb und danach verschiedene Eigentümer hatte. Bald nach 1740 gelangte Rippen an den Kanzler Friedrich Alexander von Korff, der ab 1746 auch Erbherr auf Bledau war. Durch Heirat kam das Gut an Karl Friedrich August von der Schulenburg und gelangte dann in den Besitz derer von der Groeben. Wegen Erbstreitigkeiten musste Wilhelm von der Groeben 1904 das Gut verkaufen und erwarb stattdessen das Gut Juckstein im Kreis Ragnit. Käufer des Gutes Rippen, das immerhin 1013 Hektar umfasste, war Roderich von Schichau. 1929 schließlich wurde der Landwirtschaftsbetrieb von der Ostpreußischen Landgesellschaft übernommen und ausgesiedelt.

Am 11. Juni 1874 wurden aus den Landgemeinden (Groß) Windkeim[2] und Schölen sowie dem Gutsbezirk der Amtsbezirk Rippen gebildet.[3] Vor 1883 kam der Gutsbezirk Wedderau[2] hinzu, bis zum 12. September 1929, als er in die Landgemeinde Rippen in den Amtsbezirk Ludwigsort umgegliedert und der Amtsbezirk Rippen aufgelöst wurde. Lebten im Jahre 1910 erst 235 Einwohner in Rippen, so waren es 1933 bereits 551 und 1939 schon 581. Bis 1945 gehörte Rippen zum Landkreis Heiligenbeil in der preußischen Provinz Ostpreußen.

Seit 1945 gehört der Ort zur Sowjetunion bzw. der Russischen Föderation und trägt seit 1947 den Namen Sowchosnoje,[4] abgeleitet von Sowchos („Sowjetwirtschaft“, sowjetische Form eines Staatsgutes). Seit etwa den 1960er Jahren war der Ort Verwaltungssitz des Dorfsowjets Pogranitschny selski Sowet und von 2008 bis 2016 Sitz der Landgemeinde Pogranitschnoje selskoje posselenije. Nach deren Auflösung gehört Sowchosnoje seit 2017 zum Stadtkreis Bagrationowsk.

Bei überwiegend evangelischer Bevölkerung gehörte Rippen bis 1945 zum Kirchspiel Pörschken im Kirchenkreis Heiligenbeil in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Bruno Link.

Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören heute zur evangelisch-lutherischen Auferstehungskirchengemeinde in Kaliningrad in der Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Weißer Falke

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Zu Rippen gehörte der Ortsteil der Ziegelei Weißer Falke, vor 1871 noch Weißer Falk genannt.[5] Ausdrücklich und zu Rippen gehörig genannt wurde der Ort am 1. Januar 1908 im Amtsbezirk Ludwigsort (russisch Laduschkin) im Kreis Heiligenbeil.[6] 23 Einwohner zählte Weißer Falke im Jahre 1910.[7] Weißer Falke gehörte – anders als die Muttergemeinde Rippen – zum Kirchspiel der evangelischen Kirche Bladiau (russisch Pjatidoroschnoje) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.[8]

Die Ziegelei Weißer Falke gilt seit der Zeit nach 1945 als untergegangen.

Literatur

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  • Wulf D. Wagner: Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen. Rautenberg, Leer 2005, ISBN 3-7921-0640-X.
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Einzelnachweise

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  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. a b kein russischer Name bekannt
  3. Amtsbezirk Rippen 1874-1929 Rolf Jehke, Amtsbezirk Rippen
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Obersten Sowjets der RSFSR vom 5. Juli 1950 Über die Umbenennung von Siedlungen der Oblast Kaliningrad)
  5. Dietrich Lange: Weißer Falke, in: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005)
  6. Rolf Jehke: Amtsbezirk Ludwigsort
  7. Meyers Gazetteer: Rippen
  8. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 458–459