Sagorskoje (Kaliningrad, Tschernjachowsk)

Ort in Russland

Sagorskoje (russisch Загорское, deutsch Pelleningken, 1938–1945 Strigengrund, litauisch Peleninkai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er liegt im Rajon Tschernjachowsk und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Tschernjachowsk.

Siedlung
Sagorskoje
Pelleningken (Strigengrund)

Загорское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Tschernjachowsk
Gegründet 1539
Frühere Namen Strige (?),
Striege (nach 1540),
Pelleniken (nach 1542),
Pellinicken (nach 1566),
Pelleninken (nach 1677),
Pellenincken (nach 1785),
Pelleningken (bis 1938),
Strigengrund (1938–1946)
Bevölkerung 474 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Höhe des Zentrums 40 m
Zeitzone UTC 2
Telefonvorwahl ( 7) 40141
Postleitzahl 238172
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 239 000 023
Geographische Lage
Koordinaten 54° 45′ N, 21° 58′ OKoordinaten: 54° 44′ 32″ N, 21° 57′ 50″ O
Sagorskoje (Kaliningrad, Tschernjachowsk) (Europäisches Russland)
Sagorskoje (Kaliningrad, Tschernjachowsk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sagorskoje (Kaliningrad, Tschernjachowsk) (Oblast Kaliningrad)
Sagorskoje (Kaliningrad, Tschernjachowsk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

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Sagorskoje liegt 15 Kilometer nordöstlich des Rajonszentrums Tschernjachowsk (Insterburg) am Flüsschen Strige (ehedem Strius, russisch: Sagorjanka), einen Kilometer östlich des Zusammenflusses der Strige und der Inster (russisch: Instrutsch). Das Dorf ist erreichbar über einen Abzweig nördlich von Priwolnoje (Neunischken, 1938–1946 Neunassau) in Richtung Woswyschenka (Groß Kummeln, 1938–1946 Großkummen).

Eine Bahnanbindung besteht nicht mehr. Bis 1945 war Pelleningken (Strigengrund) Bahnstation an der Bahnstrecke Insterburg–Kraupischken/Breitenstein der Insterburger Kleinbahnen, die nicht mehr in Betrieb genommen wurde.

Geschichte

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Pelleningken östlich von Königsberg und nordöstlich von Insterburg (Insterbg.) auf einer Landkarte von 1908.

Das Gründungsdatum des einstigen Dorfes Pelleningken[2] liegt im Jahre 1539. Am 11. März 1874 wurde der Ort Amtsdorf und damit namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk[3], der am 13. September 1938 in „Amtsbezirk Strigengrund“ umbenannt wurde und bis 1945 zum Kreis Insterburg im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Im Jahre 1910 zählte Pelleningken 402 Einwohner[4].

Am 1. Juli 1929 vergrößerte sich der Ort um das Nachbardorf Ischdaggen (Ksp. Pelleningken), das eingemeindet wurde. Die Einwohnerzahl betrug 1933 bereits 564 und stieg bis 1939 auf 624[5]. Am 3. Juni 1938 – amtlich bestätigt am 16. Juli 1938 – erhielt Pelleningken aus politisch-ideologischen Gründen die Umbenennung in „Strigengrund“.

In Kriegsfolge kam das Dorf 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1947 die neue Bezeichnung „Sagorskoje“.[6] Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Tschernjachowsk. Von 2008 bis 2015 war Sagorskoje Amtssitz der Landgemeinde Kaluschskoje selskoje posselenije. Seit 2016 gehört der Ort zum Stadtkreis Tschernjachowsk.

Amtsbezirk Pelleningken (Strigengrund) 1874–1945

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Bei Errichtung des Amtsbezirks Pelleningken (der ab 1938 „Amtsbezirk Strigengrund“ hieß), waren 14, am 1. Januar 1945 lediglich noch elf Gemeinden eingegliedert[3]:

Name Namensänderung
1938–1946
Russischer Name Bemerkungen
Auxkallen,
Ksp. Pelleningken
Hoheninster Jasnopolskoje
Berszienen/Berschienen,
Ksp. Pelleningken
Grünbirken Archangelskoje
Bindszohnen/Bindschohnen Binden Somorodinowo
Groß Gerlauken Wjasowka
Ischdaggen,
Ksp. Pelleningken
1929 nach Pelleningken eingemeindet
Klein Gerlauken Wjasowka
Kundern Archangelskoje
Laugallen Feldeck Dalnjaja Wjasowka
Medukallen,
Ksp. Pelleningken
Rehwiese Wjasowka
Pelleningken Strigengrund Sagorskoje
Schillgallen Heideck (Ostpr) Dotowka 1939 nach Keilergrund eingemeindet
Stirkallen Keilergrund Dotowka
Strigehnen seit 1928:
Finkengrund
Gratschowo 1932 in den Amtsbezirk Neunischken umgegliedert
Trakis Farndorf

Nur drei Orte sind heute noch existent (Jasnopolskoje, Sagorskoje und Smorodinowo), die übrigen gelten inzwischen als erloschen.

Sagorski selski sowet/okrug 1947–2008

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Der Dorfsowjet Sagorski selski sowet (ru. Загорский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Sagorski selski okrug (ru. Загорский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Kaluschskoje selskoje posselenije eingegliedert.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Archangelskoje (Архангельское) Berszienen/Berschienen, Ksp. Pelleningken, 1938–1945: „Grünbirken“ und Kundern Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Berestowo (Берестово) Ischdaggen, seit 1929: zu Pelleningken/Strigengrund Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich vor 1988 an den Ort Sagorskoje angeschlossen.
Brjussowo (Брюсово) Plimballen, 1938–1945: „Grünweiden“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Dalnjaja Wjasowka (Дальняя Вязовка) Laugallen, 1938–1945: „Feldeck“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Dotowka (Дотовка) Schillgallen, 1938–1945: „Heideck (Ostpr)“ und Stirkgallen, 1938–1945: „Keilergrund“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Jasnopolskoje (Яснопольское) Auxkallen, Ksp. Pelleningken, 1938–1945: „Hoheninster“ Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Koslowka (Козловка) Sauskeppen, 1938–1945: „Sausen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Podmostje (Подмостье) Pleinlauken[7], 1938–1945: „Insterbrück“ Der Ort wurde 1950 als "Klain Liuken" umbenannt und vermutlich vor 1975 an den Ort Rjabinowka angeschlossen.
Priosjornoje (Приозёрное) Stablacken, Ksp. Pelleningken Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Rjabinowka (Рябиновка) Kerstupönen, 1938–1945: „Kersten“ Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Sadowoje (Садовое) Klein Niebudszen/Klein Niebudschen, 1938–1945: „Bärengraben“ Der Ort wurde 1947 offiziell in Seljonaja Dolina umbenannt. Vor Ort wurde aber die laut Gesetz eigentlich dem Ort Groß Niebudszen/Steinsee zugedachte Ortsbezeichnung Sadowoje verwendet.
Sagorjewka (Загорьевка) Kaukern, seit 1928: zu Bärensprung Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Sagorskoje (Загорское) Pelleningken, 1938–1945: „Strigengrund“ Verwaltungssitz
Schtschegly (Щеглы) Bednohren, 1938–1945: „Bednoren“ und Saugwethen, 1938–1945: „Saugehnen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Seljonaja Dolina (Зелёная Долина) Groß Niebudszen/Groß Niebudschen, 1938–1945: „Steinsee“ Der Ort wurde 1947 offiziell (als „Nebudschen“) in Sadowoje umbenannt. Vor Ort wurde aber die laut Gesetz eigentlich dem Ort Klein Niebudszen/Bärensprung zugedachte Ortsbezeichnung Seljonaja Dolina verwendet.
Smorodinowo (Смородиново) Bindszohnen/Bindschohnen, 1938–1945: „Binden“ Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Sosnjaki (Сосняки) Pillupönen, 1938–1945: „Kuttenhöh“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Surowo (Сурово) Bärensprung [Wohnplatz], seit 1928: zu Bärensprung Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Tretjakowo (Третьяково) Wirszeningken, seit 1928: zu Bärensprung Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wjasowka (Вязовка) Groß Gerlauken, Klein Gerlauken und Medukallen, Ksp. Pelleningken, 1938–1945: „Rehwiese“[8] Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wologodskoje (Вологодское) Skardupönen, 1938–1945: „Klingen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Woswyschenka (Возвышенка) Groß Kummeln, 1938–1945: „Großkummen“ Der Ort wurde 1947 umbenannt.
 
Ehemalige evangelische, jetzt orthodoxe Kirch

Kirchengebäude

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Die gut erhaltene Backsteinkirche[9][10] im heutigen Sagorskoje war bis 1945 evangelisches Gotteshaus eines weitflächigen Kirchspiels. Sie wurde in den Jahren 1891 bis 1892 mit vorgesetztem Westturm im neugotischen Stil erbaut[11]. Heute wird sie von der orthodoxen Gemeinde genutzt.

Die Kirche ersetzte 1892 einen im Jahre 1718 auf Veranlassung und Kosten von König Friedrich Wilhelms I. errichteten Fachwerkbau[12]. Er erhielt 1868 einen turmartigen Aufsatz, in dem zwei Glocken hingen. das wichtigste Stück der Innenausstattung war der Kanzelaltar. Eine Orgel war 1865 erbaut worden.

Kirchengemeinde

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Evangelisch

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Eine Kirchengemeinde ist in Pelleningken[13] im Jahre 1718 gegründet und zeitgleich eine Pfarrstelle eingerichtet worden. Bis 1945 gehörte die Pfarrei, die 1925 mehr als 3.500 Gemeindeglieder zählte, zum Kirchenkreis Insterburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute gibt es in Sagorskoje keine evangelische Gottesdienststätte mehr. Die nächste in den 1990er Jahren entstandene evangelisch-lutherische Gemeinde ist die in Schtschegly (Saugwethen, 1938–1946 Saugehnen). Sie gehört zur Kirchenregion Tschernjachowsk (Insterburg) in der Propstei Kaliningrad[14] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Kirchspielorte
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Bis 1945 gehörten zum Kirchspiel der Kirche Pelleningken 28 Orte und kleinerer Ortschaften.[13] Der * kennzeichnet Schulorte:

Name Änderungsname
1938–1946
Russischer Name Name Änderungsname
1938–1946
Russischer Name
Antschögstupönen *Laugallen Feldeck Dalnjaja Wjasowka
Auxkallen Hoheninster Jasnopolskoje Medukallen Rehwiese Wjasowka
Bednohren Bednoren Schtschegly *Pelleningken Strigengrund Sagorskoje
Berszienen,
1936–1938: Berschienen
Grünbirken Archangelskoje Pillupönen Kuttenhöh Sosnjaki
Bindszohnen,
1936–1938: Bindschonen
Binden Smorodinowo Rehwiese Wjasowka
Bärensprung Surowo *Saugwethen Saugehnen Schtschegly
*Groß Gerlauken Wjasowka *Sauskeppen Sausen Koslowka
Groß Niebudszen,
1936–1938: Groß Niebudschen
Steinsee Sadowoje Schillgallen Heideck (Ostpr) Dotowka
Ischdaggen Skardupönen
Kaukern Sagorjewka *Stablacken Priosjornoje
Klein Gerlauken Wjasowka *Stirkallen Keilergrund Dotowka
Klein Niebudszen,
1936–1938: Klein Niebudschen
Bärengraben Seljonaja Dolina *Strigehnen seit 1928:
Finkengrund
Schuschenskoje
Kundern Archangelskoje Trakis Farndorf
Kurreiten Finkengrund Schuschenskoje *Wirszeningken,
(1936–1938: Wirscheningken)
seit 1928:
Bärensprung
Surowo
Kirchenbücher
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Von den Kirchenbüchern haben sich zahlreiche erhalten:

  • Taufen: 1744 bis 1837, 1839, 1851 bis 1860
  • Trauungen: 1744 bis 1839, 1851 bis 1860
  • Begräbnisse: 1744 bis 1839, 1851, 1853, 1856 bis 1857, 1860.

Orthodox

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In Sagorskoje hat sich in den 1990er Jahren eine russisch-orthodoxe Gemeinde gebildet, die die ehemals evangelische Kirche als Gotteshaus nutzt[15]. Entsprechend der orthodoxen Tradition wurde der Altarraum mit einer Ikonostase versehen. Die Kirche gehört zur Diözese Kaliningrad und Baltijsk der orthodoxen Kirche in Russland.

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Einzelnachweise

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  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Strigengrund
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Pelleningken/Strigengrund
  4. Rolf Jehke, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Insterburg
  5. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Insterburg (russ. Tschernjachowsk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  7. vermutlich
  8. Umbenannt wurde nur Groß Gerlauken
  9. Bil der Kirche aus dem Jahre 2008
  10. Blick auf den Kirchturm im Jahre 2009
  11. Bauzeichnungen der Kirche von 1891/1892
  12. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 104
  13. a b Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 482
  14. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  15. Кирха Пелленингкена – Kirche Pelleningken, Außen- und Innenansicht heute