Die Sachsenerz Bergwerks AG war ein Zusammenschluss mehrerer landeseigener Bergwerkbetriebe des Erzbergbaus im Land Sachsen.

Sachsenerz Bergwerks AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1. April 1944
Auflösung 24. November 1948
Auflösungsgrund Liquidation
Sitz Freiberg
Branche Bergbau

Gründung

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Am 21. Februar 1944 wies Friedrich Wernicke in einem Vortrag auf die unhaltbaren Zustände im sächsischen Erzbergbau hin und schlug die Fusion der sechs landeseigenen Bergbaubetriebe vor. Diese Bergbaugesellschaften leisteten sich sechs Aufsichtsräte und Vorstände, die in keinem Verhältnis zur Größe der Betriebe standen. Weiterhin könnten durch eine Fusion Gewinnsteuern eingespart werden, da einige Betriebe Erze im Prämienverfahren liefern und diese steuerlich nicht berücksichtigt werden. Der höhere Gewinn kommt dem Amt für Bodenforschung zugute, das vertraglich am Reingewinn der Betriebe beteiligt ist. Einer der Hauptgründe für die Schaffung einer einheitlichen Gesellschaft war aber das Auftreten im europäischen Raum zur Vergrößerung und Sicherung einer eigenen Rohstoffbasis.

Diesem Fusionsvorschlag stimmte Martin Mutschmann, Reichsstatthalter für Sachsen, zu.

In den Verschmelzungsverträgen wurden das Kapital der Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH und die Kuxe der beteiligten Bergwerks-Gewerkschaften in Aktien der Zwitterstocks AG überführt. Zu diesem Zweck machte sich eine Kapitalerhöhung der Zwitterstocks AG um die eingebrachten 6.250.000 RM erforderlich.

Bergwerksgesellschaft eingebrachtes Kapital in RM Kuxe je Aktie zu 1000 RM
Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH 2.790.000
Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau in Zinnwald 1.485.000 4,0405
Gewerkschaft Halsbrücker Bergbau in Halsbrücke 1.200.000 3,3334
Gewerkschaft Schneeberger Bergbau in Schneeberg 725.000 3,10346
Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge in Johanngeorgenstadt 50.000 16,618
Zwitterstocks AG in Altenberg 1.500.00

Die vier Bergwerks-Gewerkschaften unterschrieben die Verschmelzungsverträge am 15. September 1944, die Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH am 22. September 1944.

 
Aktie über 100 RM der Zwitterstocks-AG vom April 1939

Die Zwitterstocks AG Altenberg beantragte am 16. August die Satzungsänderung und Kapitalerhöhung bei Martin Mutschmann. Dieser genehmigte diesen Vorgang am 26. August 1944. In der Hauptversammlung der Zwitterstocks AG am 22. September 1944 wurde dem Beschluss zur Verschmelzung der sechs Betriebe sowie dem Beschluss zur Kapitalerhöhung zugestimmt. Die Gesellschaft wurde in Sachsenerz Bergwerks AG umbenannt und der Sitz von Altenberg nach Freiberg verlegt.

Der Verschmelzungsvertrag trat rückwirkend zum 1. April 1944 in Kraft. Die Eintragung der neuen Gesellschaft in das Handelsregister unter der Nr. HRB 36 erfolgte am 28. November 1944.

Aufsichtsratsvorsitzender: Berghauptmann Friedrich Wernicke, Freiberg

Vorstand:

-Bergdirektor Hans Junker, Freiberg

-Bergdirektor Otto Eisentraut, Altenberg

kaufmännischer Direktor:

-E. Brockhaus, Freiberg

Prokura:

-E. Brockhaus, Freiberg

-Hüttendirektor Kurt Peukert, Freiberg

-Betriebsdirektor Alois Musil, Altenberg

-Direktor Josef Sacher, Altenberg

Aufsichtsrat

-Oberbergrat Werner Hentrich, Berlin

-Hüttendirektor Gerhard Bruns, Freital

-Oberbürgermeister Werner Hartenstein, Freiberg

-Oberregierungsrat Max Müller, Freiberg

-Walland, Freiberg

Der Bergwerksbetrieb untergliederte sich wie folgt.

Betriebsdirektion Betrieb
Freiberg Himmelfahrt Fundgrube
Halsbrücke
Ehrenfriedersdorf Ehrenfriedersdorf
Zschorlau
Breitenbrunn
Tannenberg
Altenberg Sadisdorf
Zwitterstock
Zinnwald
Graupen
Schwarzwasseraufbereitung
Schneeberg Schneeberg
Martin Römer
Schönficht
Frühbuß
Johanngeorgenstadt Johanngeorgenstadt
Antonsthal
Neubulach
Zinnhütte Freiberg

Bergdirektor Hans Junker unterstanden die Betriebsabteilungen Freiberg, Ehrenfriedersdorf, Neubulach und die Betreuung des Bergwerkes in Schneeberg (Südtirol), sowie der Tiroler Erzbergbau GmbH. Bergdirektor Otto Eisentraut war für die Betriebsdirektionen Altenberg, Schneeberg und die Zinnhütte Freiberg zuständig. Zuständig war er auch für die Unternehmungen in Spanien, dem Balkan und Norwegen. Neben Hans Junker als Stellvertreter war er Gewerkschaftsdirektor der Gewerkschaft Sudetenerz mit Sitz in Abertham.

Die Entwicklung 1944/45

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Die weitere Entwicklung ist durch den Kriegsverlauf geprägt. Bis April 1945 war man krampfhaft bemüht, neben den schon in Betrieb befindlichen und fördernden Anlagen weitere in der Aufschließung oder Aufwältigung befindliche Anlagen in Förderung zu bringen. Obwohl das erforderliche Geld keine Rolle spielte, wurde es immer schwieriger, Material und Arbeitskräfte bereitzustellen. In Förderung standen im November 1944 Halsbrücke (Blei, Zink), Ehrenfriedersdorf (Zinn), Tannenberg (Zinn), Sadisdorf (Zinn, Wolfram), Altenberg (Zinn), Zinnwald-Militärschacht (Zinn, Wolfram), Frühbuß (Zinn), Zschorlau (Wolfram), Breitenbrunn (Eisenerz, Flussspat), Johanngeorgenstadt (Wismut) und Schneeberg (Kobalt, Wismut). In der Himmelfahrtfundgrube in Freiberg war die Aufwältigung und Untersuchung bei Kriegsende noch nicht abgeschlossen.

  • Betrieb Graupen (Zinn, Molybdän)

In der Betriebsabteilung Graupen wurden drei Lagerstättenteile untersucht. Im Revier Preiselberg wurde ein Stolln zur Untersuchung der hier anstehenden Greisengänge aufgefahren. Im Revier Steinknochen wurde der Alte Martinstolln aufgewältigt und eine Untersuchung der hier anstehenden Zinnerzgänge begonnen. Eine Förderung wurde nicht aufgenommen und die Arbeiten 1944 eingestellt. Im Revier Knödelstock wurde die hier anstehende Molybdänvererzung untersucht und ab 1943 abgebaut. Die Fördermenge betrug 1944 im Durchschnitt 210 t Erz im Monat. (50° 42′ 18″ N, 13° 51′ 17,2″ O)

  • Betrieb Schönficht (Wismut, Uran)

In einem Bericht vom 13. Juni 1944 wurde ein Betriebsplan für Schönficht vorgestellt. Die Dauer der Auffahrungsarbeiten wurde auf 2 Jahre veranschlagt. Die Kosten mit 600.000 RM beziffert. Aus einem Bericht vom 8. Dezember 1944 geht hervor, das der Pfarrer-Pössel-Stolln aufgewältigt wurde und die Teufe des neuen Schachtes bei 5 Metern steht.(50° 3′ 54,8″ N, 12° 36′ 56,5″ O)

  • Betrieb Neubulach (Wismut, Kupfer)

Zur Aufarbeitung der Halden des Altbergbaus sollte eine Aufbereitungsanlage erbaut werden. Die Kosten sollten durch einen Kredit der Sächsischen Staatsbank in Höhe von 1.500.000 RM gedeckt werden. Das Produktionsziel lag bei 20 t Wismut im Jahr. Die Aufbereitungsanlage war zum Kriegsende betriebsbereit. (48° 39′ 25,3″ N, 8° 42′ 18,7″ O)

  • Betrieb Martin Römer (Wolfram)

Ein Wolframerzgang mit einem Inhalt von 10 t. Wolframit wurde untersucht und die Arbeiten im April 1945 eingestellt. Die Kosten betrugen 200.000 RM. (50° 37′ 20,4″ N, 12° 34′ 7,6″ O)

  • Segen Gottes Antonsthal (Wismut)

Nach einer Anfrage zur Aufnahme des Wismutbergbaus im Segen Gottes Stolln in Antonsthal, wurde im Winter 1944/45 mit der Teufe eines Schachtes begonnen. Die Arbeiten wurden zum Kriegsende eingestellt. (50° 29′ 49,4″ N, 12° 45′ 46,9″ O)

  • Rothenberg Erla (Roteisenstein)

Am 31. Januar 1945 wurde die Sachsenerz AG beauftragt die Möglichkeit der Förderung von Roteisenstein zu prüfen. In einem Antwortschreiben vom 1. März 1945 wird die Möglichkeit der Förderung in dem seit 1870 stillgelegten Revier bestätigt. Zu weiteren Arbeiten ist es nicht gekommen. (50° 30′ 51,6″ N, 12° 46′ 54,5″ O)

  • Johanngeorgenstadt-Breitenbach (Wismut)

Die Gewerkschaft Schneeberger Bergbau trat im März 1943 in Verhandlungen zum Kauf der Grubenfelder in Breitenbach ein. Ein am 17. November ausgefertigter Kaufvertrag trat nicht in Kraft, da bis zum 31. März 1945 ein am 9. September 1857 eingetragenes Grundpfandrecht nicht geklärt werden konnte. (50° 25′ 51,7″ N, 12° 44′ 6,8″ O)

  • Betrieb Zinnwald-Kohlhau (Aufbereitung)

Zur Aufbereitung der Erze wurde ab November 1944 unter Tage mit dem Bau einer grenzüberschreitenden Aufbereitungsanlage begonnen. Der Investitionsaufwand betrug 6.500.000 RM. Als Tagesdurchsatz waren 250 t Erz vorgesehen. Die Arbeiten wurden zum Kriegsende eingestellt. (50° 43′ 59,8″ N, 13° 46′ 10,3″ O)

  • Sudetenerz Gesellschaft Hengstererben (Zinn)

In einem Bericht der Grube Mauritius vom 2. Juni 1944 geht man davon aus, dass nach den umfangreichen Aufwältigungsarbeiten und Neuauffahrungen die Auffindung ausreichender Erzmittel wahrscheinlich geworden ist. Aufgrund von Arbeitskräftemangel wurden die Arbeiten im Oktober 1944 eingestellt. (50° 22′ 56,7″ N, 12° 49′ 29,1″ O)

  • Tiroler Erzbergbaugesellschaft m.b.H. (Molybdän)

Am 18. August 1943 übernahm die Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH 10 Prozent der Anteile an der Gesellschaft. Am 8. Januar 1944 übernahm die Sachsenerz AG weitere 40 Prozent der Tiroler Bergwerksgesellschaft. Zu einem Erzabbau im Bergwerk an der Alpeiner Scharte ist es nicht gekommen. (47° 2′ 13,9″ N, 11° 38′ 39,3″ O)

  • Azienda Minerali Metallici Italiana (AMMI) Schneeberg Südtirol (Blei, Zink)

Am 29. Juni 1944 wurde die Sachsenerz Bergwerksgesellschaft mbH mit der kommissarischen Leitung der Zink-Bleierzgrube in Schneeberg-Sterzing betraut. Die kommissarische Leitung umfasst alle Rechte und Pflichten. Geliefert wurden bis Kriegsende im Durchschnitt 235 t Blei und 1000 t Zink im Monat. (46° 54′ 4,6″ N, 11° 13′ 43,7″ O)

  • Kalesberg Trient (Blei)

In einem Schreiben vom 4. Juli 1944 wurde festgestellt, dass trotz mehrfachen Antrags auf Schurfgenehmigungen, bisher keine Genehmigung erfolgte, da entweder die Schreiben verloren gingen oder noch nicht bearbeitet waren. (46° 7′ 6,1″ N, 11° 10′ 32,9″ O)

Trotz intensivster Bemühungen und immenser Investitionen konnte keine kontinuierliche Betriebsrentabilität erreicht werden. Lediglich der Bedarf der Kriegswirtschaft an Stahlveredlern und kriegsnotwendigen Metallen wie Blei, Zinn, Zink, Wismut, Kobalt, Wolfram, Molybdän u. a. konnte zu einem Teil durch die Arbeit der Sachsenerz Bergwerks AG abgedeckt werden.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

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Die Situation in den Betriebsabteilungen unmittelbar nach Kriegsende, im Mai 1945, war sehr unterschiedlich. In der Tabelle sind der Betriebszustand und die Besitzverhältnisse zwischen Mai 1945 und Mai 1946 aufgeführt.

Betrieb Zustand Besitz
Himmelfahrt Fundgrube Freiberg demontiert Sachsenerz AG
Grube Beihilfe Halsbrücke demontiert Sachsenerz AG
Zwitterstock Altenberg demontiert Sachsenerz AG
Kupfergrube Sadisdorf Betrieb eingestellt Unterhaltungsarbeiten Sachsenerz AG
Vereinigt Feld Fundgrube Ehrenfriedersdorf demontiert Sachsenerz AG
Zschorlauer Bergsegen Zschorlau Betrieb eingestellt Unterhaltungsarbeiten Sachsenerz AG
Zinngrube Tannenbergsthal Betrieb eingestellt Unterhaltungsarbeiten Sachsenerz AG
St. Christoph Fundgrube Breitenbrunn Betrieb eingestellt Unterhaltungsarbeiten Sachsenerz AG
Vereinigt Feld im Fastenberg Johanngeorgenstadt Betrieb eingestellt Unterhaltungsarbeiten Sachsenerz AG
Schneeberger Bergbau Schneeberg Betrieb eingestellt Unterhaltungsarbeiten Sachsenerz AG
Zinnwald Betrieb Militärschacht Betrieb eingestellt ČSR
Zinnwald Betrieb Kohlhau Betrieb eingestellt ČSR
Zinnwald Betrieb Graupen Betrieb eingestellt ČSR
Schneeberg Betrieb Schönficht Betrieb eingestellt ČSR
Schneeberg Betrieb Frühbuß Betrieb eingestellt Unterhaltungsarbeiten ČSR
Betrieb Neubulach aufgelöst französische Besatzungszone
Schwarzwasseraufbereitung Altenberg demontiert Sachsenerz AG
Zinnhütte Freiberg demontiert Sachsenerz AG

Nach dem Ende des Krieges war die Verbindung zwischen der Betriebsleitung in Freiberg und den Betrieben im unbesetzten Gebiet (Freie Republik Schwarzenberg) und der Tschechoslowakei abgerissen. Man bemühte sich Informationen über den Zustand der Betriebe zu erhalten. So wurde am 25. Mai 1945 der Angestellte Franz Mende nach Frühbuß geschickt. In Kadaň (Kaaden) wurde er am 30. Mai trotz gültiger Papiere verhaftet und erst am 23. Juni entlassen und nach Deutschland zurückgeschickt.

Am 20. Juni wurde der Angestellte Martin Saby zu den im Westerzgebirge liegenden Betrieben geschickt. Die in der sowjetischen Besatzungszone befindlichen Betriebe Schneeberg, Zschorlau, Breitenbrunn und Johanngeorgenstadt konnte er problemlos erreichen, ganz im Gegensatz dazu der Betrieb Tannenbergsthal. Dieser lag im amerikanisch besetzten Gebiet und das Betreten des Gebietes war illegal. Er fand alle Betriebe unzerstört und betriebsbereit vor, wie er es in seinem Abschlussbericht vom 29. Juni darlegte. Später wurde Saby verhaftet und starb am 18. März 1947 im Speziallager Nr. 1 Mühlberg[1].

Die Aufsichtsratsmitglieder Friedrich Wernicke, Werner Hentrich und Gerhard Bruns flüchteten in die Westzonen. Werner Hartenstein wurde verhaftet und starb 1947 im Speziallager Jamlitz. Ebenfalls verhaftet wurde Vorstandsmitglied Otto Eisentraut. Er starb am 16. Januar 1947 im Speziallager Nr. 1 Mühlberg[2]. Über den Verbleib des Aufsichtsratsmitgliedes Walland und des Vorstandsmitglieds Hans Junker ist nichts bekannt.

Kommissarisch wurde der Halsbrücker Oberhüttendirektor Rudolf Richter in den Vorstand berufen. Neben dem verbliebenen Oberregierungsrat Max Müller wurde Franz Brenthel in den Aufsichtsrat berufen. Im Amt blieb der kaufmännische Direktor E. Brockhaus. Weitere Prokura erhielt Bergdirektor Willy Rumscheidt.

Dieses Führungsgremium hatte aber keinen langen Bestand. Anfang 1946 wurde Rudolf Richter verhaftet und Ende 1946 Franz Brenthel entlassen.

Am 4. Juni 1946 erging der Befehl Nr. 23 vom Stellvertreter des Obersten Chefs der SMA, Generalmajor Dubrowski, zum Wiederaufbau der Schachtanlagen bzw. zur Wiederaufnahme der Förderung an die Schachtanlagen Freiberg, Halsbrücke, Tannenberg, Zschorlau, Sadisdorf, Altenberg, Schneeberg, Johanngeorgenstadt und Breitenbrunn.

Am 1. August 1946 wurde auf Beschluss der Landesverwaltung Sachsen die Industrieverwaltung 6 gebildet. Ihr wurden die Bergbaubetriebe der Sachsenerz AG unterstellt. Der Personalbestand der Betriebe betrug im November 1946 69 Angestellte und 1026 Arbeiter. In den Zahlen sind die Betriebe Schneeberg und Johanngeorgenstadt nicht enthalten. Am 15. Juli 1946 wurden die Bergbauanlagen des Johanngeorgenstädter Reviers von sowjetischen Militäreinheiten beschlagnahmt und zur militärischen Sperrzone erklärt. Die Beschäftigtenzahl betrug im November 700. Im August 1946 wurden auch die Bergbauanlagen des Schneeberger Reviers beschlagnahmt. Hier betrug die Zahl der Beschäftigten im Dezember 2300 Personen. Im November 1946 wurde auch das Bergbaurevier Breitenbrunn durch sowjetische Militäreinheiten beschlagnahmt. Die Lohnzahlung dieser 3 Betriebe wurde aber weiterhin über die Sachsenerz AG abgewickelt.

Am 30. Mai 1947 wurden die Anlagen der 3 Betriebe auf Grundlage des Befehls Nr. 131 der SMA Sachsen in sowjetisches Eigentum überführt. Nach Eintragung der Zweigniederlassung der Wismut AG in das Handelsregister in Aue am 2. Juli 1947, wurden sie als Objekt 01, Objekt 03 und Objekt 08 direkt der Hauptverwaltung der Wismut AG unterstellt.

Der Betrieb Zschorlauer Bergsegen wurde am 1. Dezember 1946 vorübergehend von der Wismut übernommen.

Eine Besprechung am 27. Januar 1947 macht den problematischen rechtlichen Status der Sachsenerz AG deutlich. Im Sinne des Volksentscheides vom 30. Juni 1946 ist die AG kein landeseigener Betrieb. Man konnte sie auch nicht zum landeseigenen Betrieb erklären, da in diesem Fall die Frage der Altschulden aus der Zeit vor dem 8. Mai 1945 nicht geklärt wäre. Damit war eine Verstaatlichung nach § 235 des Aktiengesetzes ausgeschlossen. Die AG muss deshalb reorganisiert werden.

Nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Überführung von Erzbergbaubetrieben in Landeseigentum vom 28. Mai 1947 ging die Landesregierung davon aus, dass die Betriebe der Sachsenerz AG ebenfalls diesem Gesetz unterliegen. Das wurde allerdings von der Industrieverwaltung 6 angezweifelt. In einem Schreiben vom 2. Juli 1947 wies sie die Landesregierung darauf hin, dass die Betriebe der Sachsenerz AG nicht unter den im Gesetz genannten Betrieben aufgeführt wurden. Im Antwortschreiben der Landesregierung vom 3. September 1947 wurde aber davon ausgegangen, dass die Betriebe der Sachsenerz AG der Industrieverwaltung übertragen wurden. Allerdings könne ein Schuldenerlass nicht stattfinden. Damit verfügte die Sachsenerz über keine Vermögenswerte mehr. Über den weiteren Ablauf der Auflösung der Gesellschaft besteht keine Klarheit.

Die Industrieverwaltung 6 widersprach dieser Darstellung am 23. September 1947 erneut und stellte eine Liste der Aktionäre auf.

Aktionär Nennwert der Aktien
Land Sachsen 1.123.900 RM
Sächsische Bank Dresden 3.300 RM
Sächsische Staatsbank Dresden 900 RM
Stadt Freiberg 500 RM
Privatbesitz 2900 RM
Kapitalerhöhung 1944 für das Land Sachsen 6.249.000 RM
Privatbesitz 1000 RM
unbekannt 368.500 RM
Gesamtbesitz 7.750.000 RM

Das Land Sachsen ist mit 95 Prozent der Aktien Hauptaktionär. Es wurde der Vorschlag unterbreitet, einen neuen Aufsichtsrat zu erstellen. Da von 6 Aufsichtsratsmitgliedern nur noch der stellvertretende Vorsitzende Oberregierungsrat Max Müller zur Verfügung stand, ging man davon aus, dass der Bestellung eines neuen Aufsichtsrates nichts im Weg steht. Damit wäre der Weg zu einer geordneten Liquidierung der Sachsenerz AG frei.

Am 27. Januar 1948 wurden vor dem Registergericht in Freiberg im Auftrag des Landes Sachsen als Hauptaktionär, 3 Vertreter für den Zeitraum der Verhinderung der 5 Aufsichtsratsmitglieder bestellt. Das sind:

- Oberregierungsrat Adolf Reusch

- Direktor Kurt Schmidt

- Justitiar Georg Schröter

Dieser Aufsichtsrat war dann im Rahmen einer Hauptversammlung befähigt, die Liquidierung der Sachsenerz AG einzuleiten.

In einem Schreiben der Landesregierung vom 25. März 1948 wurde der Industrieverwaltung 6 mitgeteilt, dass die Sachsenerz AG mit dem Gesetz vom 28. Mai 1947 in Landeseigentum übergegangen ist und rückwirkend zum 1. Januar 1948 der Industrieverwaltung unterstellt wird.

Am 26. Mai 1948 wurde dieses Verfahren revidiert und die Sachserz AG in die zum 1. Juli 1948 gegründete VVB Buntmetall übernommen.

Am 26. August 1948 stellten die Staatlich-Sächsischen Hütten- und Blaufarbenwerke Freiberg im Amtsgericht Freiberg den Antrag zur Löschung der Sachsenerz Bergwerks AG im Handelsregister. Das Amtsgericht lehnte diesen Antrag ab mit dem Hinweis, dass nur das Land Sachsen als Hauptaktionär diesen Antrag stellen kann. Über die Ablehnung wurde die Hauptverwaltung Metallurgie in Berlin informiert.

Am 24. November 1948 wurde die Sachsenerz Bergwerks AG im Handelsregister im Freiberger Amtsgericht gelöscht.

Literatur

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  • W. Jobst, W. Rentzsch: Bergwerke im Freiberger Land. Freiberg 1993, DNB 940070928.
  • R. Hirsch: Der Freiberger Erzbergbau und die Aussichten bei einer Wiederaufnahme. In: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen. Jahrgang 1927, Teil B.
  • F. Schumacher: Über die Möglichkeiten der Wiedererweckung des sächsischen Erzbergbaus. Freiberg 1933, OCLC 315695736.
  • F. A. Wernicke: Fünf Jahre Aufbau im sächsischen Erzbergbau und Metallhüttenwesen. In: Metall und Erz, Jg. 35, 1938, S. 304–314.
  • H. Ebel: Der Sachsenerzkonzern. Produkt und Bestandteil des deutschen Kapitalismus. Dissertation. Bergakademie Freiberg, Fakultät für Ingenieurökonomie, Freiberg 1963, DNB 481898964.
  • Tobias Wanielik, Frank Haeßler: Die Sachsenerz Bergwerks AG. Lohnt der Griff zu Schlägel und Eisen? Facharbeit Leistungskurs Geschichte, Geschwister-Scholl-Gymnasium Freiberg, Freiberg 2008.
  • Tätigkeitsberichte der Staatlichen Bergwirtschaftsstelle. In: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen. Jahrgang 1937, 1938.
  • Bergarchiv Freiberg, Bestand 40105-1 Nr. 0001/2, 0054/55, 0015, 0585, 0023, 0662, 0668, 1912, 1007, 1120, 1355, 1415, 1444, 1589.
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Einzelnachweise

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  1. Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V: Totenbuch – Speziallager Nr. 1 des sowjetischen NKWD, Mühlberg/Elbe. Mühlberg/Elbe 2008, ISBN 978-3-00-026999-8, S. 160.
  2. Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V: Totenbuch – Speziallager Nr. 1 des sowjetischen NKWD, Mühlberg/Elbe. Mühlberg/Elbe 2008, ISBN 978-3-00-026999-8, S. 65.