Republic F-84

US-amerikanisches Kampfflugzeug
(Weitergeleitet von Republic F-84F)

Die Republic F-84 war ein einstrahliges Kampfflugzeug aus US-amerikanischer Produktion, das während der Anfangszeit des Kalten Krieges im Einsatz war. Es wurde von der Republic Aviation Company in drei verschiedenen Ausführungen hergestellt: als F-84B/C/D/E/G Thunderjet mit ungepfeilten Flügeln, als F-84F Thunderstreak mit gepfeilten Flügeln und als Aufklärer RF-84F Thunderflash.

Republic F-84 Thunderjet
Eine F-84E „Thunderjet“ des 36th FBW, 1951
Typ Jagdbomber
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller Republic Aviation Company
Erstflug 28. Februar 1946
Indienststellung November 1947
Produktionszeit

1947 bis 1957

Stückzahl 7524
F-84F der Luftwaffe der Bundeswehr in der Flugausstellung Hermeskeil
Darstellung einer RF-84F des Aufklärungsgeschwaders 51
F-84F der Waffenschule 30, um 1960
Cockpit einer F-84F der U.S. Air Force
F-84E der USAF
RF-84F der Michigan National Guard
XF-84H, Versuchsmaschine mit Turbopropantrieb
Ausgemusterte F-84 im Juni 1980 im Military Aircraft Storage and Disposition Center bei Tucson (Arizona)
Risszeichnung der F-84F
RF-84F auf dem Fliegerhorst Schleswig (früher Jagel) mit verlängertem und geschlossenem Rumpfbug für den Einbau von sechs Kameras
Martin-Baker-Schleudersitz MK.GT5, war in der F-84 Thunderjet von 1961 bis 1976 im Gebrauch

Entwicklung und Einsatz

Bearbeiten

Die Republic F-84 „Thunderjet“ wurde von Alexander Kartweli konzipiert und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als strahlgetriebenes Jagdflugzeug für die United States Air Force zunächst unter dem Kürzel P-84 (Pursuit, engl. Verfolgung) konstruiert. Mit der Einführung des neuen Klassifizierungssystems 1947 wurde bei der Indienststellung F-84 (Fighter, engl. Jäger) verwendet. Der Jungfernflug des Prototyps XP-84 fand am 28. Februar 1946 mit William A. Lein statt. Ein zweiter Prototyp flog erstmals im August 1946.[1] Das Flugzeug wurde bis 1953 in einer Stückzahl von etwa 4450 produziert.

Die ersten F-84-Varianten hatten gerade Tragflächen und erwiesen sich im Koreakrieg den sowjetischen Jägern vom Typ Mikojan-Gurewitsch MiG-15 mit ihren gepfeilten Tragflächen als unterlegen. Gepfeilte Tragflächen ermöglichen durch ihren niedrigeren Luftwiderstand bei hoher Geschwindigkeit wesentlich bessere Flugleistungen. Die F-84 wurde daher aus dem Einsatz als Jäger zurückgezogen und nur noch als Jagdbomber für Angriffe auf feindliche Züge, Depots, Brücken, Stellungen, Truppen etc. verwendet. Sie trug Bomben (inkl. Napalm-Kanistern) und ungelenkte Raketen. Am 21. Januar 1951 gelang dem US-Piloten William E. Bertram erstmals der Abschuss einer nordkoreanischen MiG-15 mit einer F-84.

Vom 16. bis 17. Juli 1952 flogen zur Verstärkung der US-Luftstreitkräfte im Koreakrieg 58 F-84 von der Turner Air Force Base in Georgia über den Pazifik mit Auftankungen auf mehreren Inseln zur Yokota Air Base in Japan.

Der Misserfolg der F-84-Versionen mit geraden Tragflächen in der ursprünglich geplanten Rolle als Jagdflugzeug führte später zur Entwicklung einer verbesserten Variante mit gepfeilten Flügeln. Diese umfassende Weiterentwicklung der ursprünglichen F-84 wurde F-84F Thunderstreak genannt (obwohl der Prototyp YF-96 genannt wurde und eine neue Modellnummer implizierte). Der auf der F-84F basierende Aufklärer (reconnaissance aircraft: R) war die RF-84F Thunderflash.

Die F-84G war der erste US-Jagdbomber, der taktische Atomwaffen tragen konnte. Im November 1951 erhielt die 20th Fighter-Bomber die ersten F-84G. Ab August 1953 wurden mehrere F-84G bei der 3. US Air Force in Großbritannien stationiert.

Die F-84 wurde auch an viele befreundete Luftstreitkräfte geliefert, darunter ab 1957 rund 450 Jagdbomber F-84F und 108 Aufklärer RF-84F an die Luftwaffe der Bundesrepublik Deutschland. Diese gab ihre Maschinen bis Mitte der 1960er-Jahre zugunsten der F-104 an ausländische Luftstreitkräfte ab. Bei der griechischen Luftwaffe waren noch bis 1991 drei Maschinen der Aufklärerversion RF-84 im Einsatz. Die US Air Force ersetzte Mitte der 1960er-Jahre das Muster durch die F-100 Super Sabre und gab die F-84 an die National Guard weiter. Dort wurden die letzten Maschinen dieses Typs schon im Jahre 1971 endgültig ausgemustert.

Bei Piloten der deutschen Luftwaffe war die F-84 wegen ihres schlechten Schub-Gewichts-Verhältnisses gefürchtet. So kam es bei extremen Flugmanövern – beispielsweise bei schnellem Hochziehen – leicht zum Strömungsabriss, außerdem brauchte das Flugzeug wegen des schwachen Triebwerks, gerade mit voller Beladung, eine ausreichend lange Startbahn zum Abheben. Insgesamt 202 deutsche F-84, davon 170 „Thunderstreak“ und 32 „Thunderflash“, wurden als Totalschaden verzeichnet.[2]

Die US Air Force verlor zwischen 1948 und 1960 insgesamt 1115 F-84 und 68 RF-84 durch Unfall. Dazu kamen 249 Einsatzverluste in Korea, wovon 153 durch Feindeinwirkung (zum größten Teil durch Bodenbeschuss) verloren gingen.[3]

Zwischenfälle

Bearbeiten
  • Am 8. Juni 1951 starteten der Air-Force-Pilot Luther G. Roland und der norwegische Leutnant Björn Johansen mit zwei amerikanischen F-84E der 526th Fighter Squadron vom Giebelstadt Airfield südlich von Würzburg zu einem Übungs- und Einweisungsflug für den Norweger. Zum Ende des Übungsfluges wurden die Piloten durch absichtlich gefälschte Funknavigationssignale nach Prag gelockt. Vier Wochen nach der Landung auf dem Militärflugplatz Prag-Kbely kamen die beiden Piloten am 4. Juli 1951 frei und die Tschechoslowakei gab die Flugzeuge zurück – die innovativen Radar-Zielgeräte fehlten.[4][5]
  • Am 10. März 1953 drangen zwei amerikanische Kampfflugzeuge des Typs F-84G „Thunderjet“ aus Westdeutschland in den Luftraum der Tschechoslowakei ein. Sie wurden von zwei tschechoslowakischen MiG-15 südlich Plzeň gestellt und verfolgt. Der Pilot Jaroslav Šrámek schoss eine der US-Maschinen ab, die bei Falkenstein (Bayern) abstürzte. Der US-Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten und blieb unverletzt.[6]
  • Am 13. Mai 1953 stürzte ein niederländisches Kampfflugzeug des Typs F-84G „Thunderjet“ (Kennzeichen K-116) aus Eindhoven in Bielefeld ab. Dabei kam der Pilot ums Leben. Beim Unfall in niedriger Flughöhe herrschten diesige Sichtbedingungen. Bericht im Stadtarchiv.[7][8]
  • Am 29. Mai 1958 zwangen zwei sowjetische MiG-17 des in der DDR stationierten 773. Jagdfliegerregiments der 16. Luftarmee eine belgische RF-84F, die nach einem Orientierungsverlust ihres Piloten Martin Paulus in den Luftraum der DDR eingedrungen war, auf dem Flugplatz Damgarten zur Landung. Der Flugzeugführer wurde auf Bitte der belgischen Regierung nach zwei Wochen freigelassen. Das zur 42. Aufklärungsstaffel gehörige Flugzeug mit dem Kennzeichen H8 N wurde anschließend von Angehörigen des JG-1 der NVA zerlegt und Ende Juni auf dem Landweg nach Belgien rücküberführt.[9]
  • Am 22. Oktober 1959 stürzten zwei F-84F des Jagdbombergeschwaders 34 der Luftwaffe in der Tschechoslowakei ab (Kennzeichen DD 107 und DD 108). Die beiden Piloten wurden am 3. Dezember 1959 am Grenzübergang Waidhaus den bundesdeutschen Behörden übergeben.[10]
  • Einen Monat nach dem Bau der Berliner Mauer flogen am 14. September 1961 aufgrund eines Navigationsfehlers zwei F-84F des Jagdbombergeschwaders 32 der Luftwaffe über DDR-Territorium; nachdem sie nach West-Berlin gelotst worden waren, landeten sie sicher auf dem Flughafen Tegel.[11]

Versionen

Bearbeiten

Thunderjet

Bearbeiten
XP-84
3 Prototypen, General-Electric-J35-Triebwerk
YP-84A
15 Vorserienflugzeuge, J-35-A-15-Triebwerk
F-84A Thunderjet
Nicht produziert (bestellt waren 99 Flugzeuge)
F-84B Thunderjet
Erste Serienversion, einziger Unterschied zur YP-84A waren andere MGs, 226 produziert
F-84C Thunderjet
J-35-A-13-Triebwerk, sechs (statt vier) 12,7-mm-MGs, 191 produziert
F-84D Thunderjet
verbesserte F-84C mit verstärkter Zelle und Tragflächen, 154 produziert
F-84E Thunderjet
J-35-A-17-Triebwerk, verlängerter und verstärkter Rumpf, größere Zusatztanks an den Flügelspitzen und als Außenlast, bis zu 2000 kg Außenlasten, 843 produziert
F-84G Thunderjet
F-84E mit Ausrüstung zur Luftbetankung und J-35-A-29-Triebwerk, bis zu 2700 kg Außenlasten, 3025 produziert

Thunderstreak und Thunderflash

Bearbeiten
YF-96A
Vorserienmodell der F-84F, später zum Parasite Fighter umgebaut und als YRF-84F bezeichnet, ein Exemplar (Seriennummer 49-2430)
F-84F Thunderstreak
Weiterentwicklung auf Basis der F-84E mit neuem Wright-J65-Triebwerk und gepfeilten Tragflächen, 2711 produziert
RF-84F Thunderflash
Aufklärer (Reconnaissance) mit verlängertem und geschlossenem Rumpfbug für den Einbau von sechs Kameras, Wright-J65-W3-Triebwerk, auf Basis der F-84F, 715 produziert
XF-84H
Zwei umgebaute F-84F zum Test von Turbopropantrieben, genannt „Thunderscreech“ wegen der extremen Lautstärke im Flugbetrieb
YF-84J
Eine Versuchsmaschine F-84F mit Triebwerk General Electric J73
RF-84K Thunderflash
Version der RF-84F, die als Außenlast durch eine Convair B-36 näher an den Einsatzort transportiert werden konnte, wobei sie im Flug ausgeklinkt wurde (siehe Foto im Artikel über die B-36)

Produktion

Bearbeiten

Die F-84 wurde von Republic und General Motors in Serie gebaut. Fast 4000 Flugzeuge wurde für das Military Defense Aid Programm (MDAP) produziert.

Abnahme der F-84 durch die USAF:[12]

Hersteller Version 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 SUMME
Republic XP-84 2 2
Republic XP-84A 1 1
Republic YP-84A 15 15
Republic F-84B 91 135 226
Republic F-84C 191 191
Republic F-84D 37 117 154
Republic F-84E 170 312 261 744
Republic F-84E MDAP 25 72 3 100
Republic YF-84F 1 2 3
Republic F-84F 2 280 549 426 1 1 1258
General Motors F-84F 32 169 36 237
Republic F-84F MDAP 286 266 300 852
General Motors F-84F MDAP 7 355 362
Republic F-84G 272 392 125 789
Republic F-84G MDAP 61 1543 632 2236
Republic YF-84J 1 1
Republic YRF-84F 1 1
Republic RF-84F 2 41 234 86 363
Republic RF-84F Ficon 25 25
Republic RF-84F MDAP 124 203 327
SUMME 3 106 363 287 338 669 1940 1071 767 1486 556 301 7887

Insgesamt 23 RF-84F Ficon wurden zu RF-84K umgebaut.[13]

Technische Daten (RF-84F Thunderflash)

Bearbeiten
  • Spannweite: 10,25 m
  • Länge: 14,48 m
  • Höhe: 4,76 m
  • Leermasse: 6360 kg
  • Startmasse: 11.527 kg
  • Antrieb: ein Wright J65-W-7 mit 34,1 kN Schub
  • Höchstgeschwindigkeit: 1013 km/h
  • Reichweite: 1350 km mit einer Tankfüllung
  • Dienstgipfelhöhe bei der deutschen Luftwaffe: 11.100 m
  • Bewaffnung: vier MG Browning M2, Kaliber .50 BMG (12,7 × 99 mm NATO)[14]

Technische Daten (F-84G)

Bearbeiten
  • Spannweite: 11,05 m
  • Länge: 11,71 m
  • Höhe: 3,84 m
  • Leermasse: 5203 kg
  • max. Startmasse: 12.701 kg
  • Bewaffnung: sechs MG Browning M2, Kaliber .50 BMG (12,7 × 99 mm NATO), acht 127-mm-Raketen oder 2700 kg Bomben
  • Antrieb: ein Allison J35-A-29 mit 24,7 kN Schub
  • Höchstgeschwindigkeit: 973 km/h
  • Reisegeschwindigkeit: 780 km/h
  • Reichweite: 1600 km mit einer Tankfüllung; Luftbetankung möglich
  • max. Flughöhe: 12.353 m
  • Steiggeschwindigkeit: 19,1 m/s

Ehemalige Nutzer

Bearbeiten

Stationierungsorte in der Bundesrepublik Deutschland

Bearbeiten
 
F-84 im ehemaligen Fliegerhorst Memmingen

Die US-Amerikaner betrieben Anfang der 1950er-Jahre zwei Jagdbombergeschwader, Fighter Bomber Wings (FBW), auf deutschem Boden, die mit je drei Staffeln, Fighter Bomber Squadrons (FBS) ausgerüstet waren. Ihre Hauptaufgabe war jedoch nicht, wie die Bezeichnung vermuten lässt, der Bodeneinsatz, sondern die Abfangjagd. Auch die niederländischen Luftstreitkräfte und die belgische Luftwaffe stationierten auf Basen der Royal Air Force zeitweise F-84 in Deutschland. Später fand die F-84 als Jagdbomber und Kampfaufklärer bei der Luftwaffe Verwendung, die deutschen Geschwader bestanden jedoch in der Regel aus lediglich zwei fliegenden Staffeln.

Im Mai/Juni 1952 lagen auch die drei Staffeln des 137. FBW kurzfristig in Landstuhl (zwei Staffeln) und Neubiberg (eine Staffel), da dieses aus den USA angekommene Geschwader die Chaumont-Semoutiers Air Base aus französischen politischen Gründen zunächst nicht beziehen durfte.

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Republic F-84 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Karl Schwarz: Republic F-84 Thunderjet. Republics erster Jet. In: Klassiker der Luftfahrt Nr. 5/2021, S. 46ff.
  2. Tagesprotokoll des Inspekteurs der Luftwaffe vom 29. März 1966; nach: Die Luftwaffe 1950 bis 1970. München 2006, S. 614.
  3. Statistical Digest of the USAF 1948II. S. 75 ff.; 1949, S. 142 ff.; 1951–1961, Tabelle „USAF Aircraft Gains and Losses“
  4. Irr-Strahlen. In: Der Spiegel. Nr. 2, 1952, S. 12–13 (online). Zitat: „Die Kommunisten hatten, was sie wollten: an Bord der beiden F-84 fanden sie das neueste, streng geheime Radar-Visier der Amerikaner, eine der wichtigsten Waffen der Vereinigten Staaten.“
  5. Po šedesáti letech opět „přistála“ ve Kbelích americká stíhačka F-84. In: Archiv článků. Vojenský historický ústav Praha, abgerufen am 20. April 2021 (tschechisch, Hier wird von einem Navigationsfehler der Piloten berichtet.).
  6. Tschechisches Radio, 4. Oktober 2004
  7. Unfallbericht F-84G RNAF K-116, Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 3. November 2017.
  8. Forgotten Jets auf Millionmonkeytheater (Memento vom 15. Mai 2016 im Internet Archive)
  9. Gerhard Stieber: Der Fliegeringenieurdienst der DDR-Militärluftfahrt. Media Script, Berlin 2014, ISBN 978-3-9814822-5-6, S. 148/149.
  10. Heiner Möllers: Absturz über feindlichem Gebiet. In: Panorama. Bundesministerium der Verteidigung, 1. August 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. September 2011; abgerufen am 20. April 2021 (Website zur Geschichte der Luftwaffe): „Jagdbomber Republic F-84F: Ein schweres und schwieriges Flugzeug.“
  11. Bier-Order 61. In: Der Spiegel. Nr. 19, 1962, S. 26–33 (online).
  12. Statistical Digest of the USAF 1947. S. 17; 1948, S. 16; 1949, S. 164 f.; 1951, S. 158; 1952, S. 158; 1953, S. 185 f.; 1954, S. 70 f.; 1955, S. 80 f.; 1956, S. 91 f.; 1957, S. 97 f.; Marcelle Size Knaack: Encyclopedia of US Air Force Aircraft and Missile Systems. Volume 1. Washington D.C. 1978, S. 23 ff.
  13. Statistical Digest of the USAF 1961. S. 97 ff.
  14. Leonard Bridgman: Jane’s All The World’s Aircraft, 1955–56. Sampson Low, Marston & Company, London 1956, S. 308.