René Wilke (* 30. Juni 1984 in Frankfurt (Oder), DDR) ist ein deutscher Politiker (parteilos, früher Die Linke). Seit 2018 ist er Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder). Zuvor wurde er bei der Landtagswahl in Brandenburg 2014 als Direktkandidat im Landtagswahlkreis Frankfurt (Oder) in den brandenburgischen Landtag gewählt und vertrat den Wahlkreis dort bis zu seiner Mandatsniederlegung.

René Wilke (2016)

Wilke lebte als Kind, bedingt durch die berufliche Tätigkeit seiner Eltern, etwa sechs Jahre lang bis 1995 in Moskau.[1] Anschließend besuchte er das Otto-Brenner-Gymnasium in Frankfurt (Oder) und beendete dieses mit dem Abitur. Von 2005 bis 2012 studierte er Kultur-, Politik- und Verwaltungswissenschaften und Psychologie an der Europa-Universität Viadrina und der Fernuniversität in Hagen. 2011 erwarb er eine Qualifikation als Mediator mit dem Schwerpunkt Konfliktmanagement. 2013 schloss er eine Berufsausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation ab. Bevor er Mitglied des Landtags wurde, arbeitete er bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie für folgende Abgeordnete: Kerstin Meier (Mitglied des Brandenburgischen Landtags), Thomas Nord (Mitglied des Deutschen Bundestages), Helmut Scholz (Mitglied des Europäischen Parlaments) und Lothar Bisky (Mitglied des Bundestages).

Politische Karriere

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Mit 16 Jahren trat Wilke der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) bei, deren Kreisvorsitzender in Frankfurt (Oder) er drei Jahre später wurde. In Frankfurt (Oder) war er von 2014 bis 2018 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und in dieser Fraktionsvorsitzender seiner Fraktion[2] sowie Vorsitzender des Wirtschafts- und Arbeitsausschusses.[3]

Abgeordneter des Brandenburgischen Landtages

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In der Wahl am 14. September 2014 konnte Wilke mit mehr als 10 Prozentpunkten Vorsprung auf Michael Möckel, den zweitplatzierten Direktkandidaten von der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU), seinen Wahlkreis gewinnen. Damit war er in der brandenburgischen Landtagsfraktion seiner Partei einer von vier direkt gewählten Abgeordneten.

Wilke gehörte dem Fraktionsvorstand zunächst als Beisitzer[4] und später als stellvertretender Fraktionsvorsitzender an. Bis zum 6. Juni 2016 war er Sprecher für Sozial-, Gesundheits-, Pflege- und Seniorenpolitik, als er die Rolle als Sprecher für Haushalt und Finanzen übernahm. René Wilke war stellvertretender Vorsitzender des Landtagsausschusses für Haushalt und Finanzen und zusätzlich Mitglied im Ausschuss für Inneres und Kommunales.

Wegen seiner Amtsübernahme als Oberbürgermeister Frankfurts legte Wilke sein Landtagsmandat zum 6. Mai 2018 nieder. Für ihn rückte Carsten Preuß in den Landtag nach.

Kandidatur als Oberbürgermeister

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Nachdem Gregor Gysi sich bereits im September 2017 für eine Kandidatur Wilkes zum Frankfurter Oberbürgermeister ausgesprochen hatte,[5] kündigte dieser am 5. Oktober 2017 seine Kandidatur an. Seine Kandidatur wurde von der Listenverbindung Frankfurt Geht Besser getragen, die von den Parteien Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen sowie parteilosen Persönlichkeiten Frankfurts gebildet wurde.[6] Der Kreisverband seiner Partei wählte ihn einstimmig zu seinem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl.[7] Im Dezember 2017 bestätigte auch eine gemeinsame Wahlversammlung der Liste Frankfurt Geht Besser einstimmig seine Nominierung.[8] Wilkes Kandidatur wurde auch durch die Bürgerinitiative Stadtumbau,[9] die Frankfurter Bürgerinitiative[10] und die Partei Die PARTEI unterstützt.[11] René Wilke kandidierte gegen den amtierenden Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos), mit dem er weder verwandt noch verschwägert ist, die beiden Beigeordneten Markus Derling (CDU) und Jens-Marcel Ullrich (SPD) sowie Wilko Möller (AfD).

Am 4. März 2018 erreichte Wilke mit 43,4 % das beste Ergebnis aller Kandidierenden in der ersten Runde der Oberbürgermeisterwahl. Die Stichwahl am 18. März 2018 konnte er mit 62,5 % für sich entscheiden. Somit löste René Wilke Martin Wilke am 6. Mai 2018 als jüngsten Oberbürgermeister in der Geschichte Frankfurts ab und wurde jüngster Oberbürgermeister Brandenburgs.[12] Damit war Frankfurt (Oder) die erste Stadt Brandenburgs sowie die größte Stadt Deutschlands mit einem Oberbürgermeister der Linken.[13]

Amtszeit als Oberbürgermeister

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René Wilke wurde am 6. Mai 2018 als Oberbürgermeister vereidigt. Seine Amtszeit beträgt acht Jahre und endet zum 5. Mai 2026. Bereits seit 2011 engagiert er sich im Präsidium und im Hauptausschuss des Deutschen Städtetages.[14]

Im März 2020 war er einer von sieben Oberbürgermeistern, die von der deutschen Bundesregierung die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen forderte, um Kommunen die Aufnahme primär unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter auf freiwilliger Basis zu erlauben.[15] Konkret schlug Wilke vor, drei unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Frankfurt (Oder) unterzubringen. Während der entsprechende Vorschlag in der Stadt Unterstützung fand, wurde er hierfür online angegriffen.[16]

Im Juni 2024 trat Wilke aus der Partei Die Linke aus. Als Grund nannte Wilke zunehmende Entfremdung, beispielsweise die Haltung der Linkspartei zum Krieg Russlands in der Ukraine.[17] Den Beitritt zu einer anderen Partei kündigte er nicht an, er ist seitdem parteilos.[18]

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Commons: René Wilke – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Biographie Wilkes auf seinem Internetauftritt (Memento vom 10. Februar 2015 im Internet Archive) (Abgerufen am 24. September 2014)
  2. René Wilke ist Linken-Fraktionschef in Frankfurt, Blickpunkt, 21. Juni 2014 
  3. Martin Stralau: Neumann soll auf Fritsch folgen (Memento des Originals vom 12. Oktober 2017 im Internet Archive), Märkische Oderzeitung, 11. Juni 2014 
  4. René Wilke im Fraktionsvorstand der Linken im Landtag, Blickpunkt, 7. November 2014 
  5. Heinz Kannenberg: Gysi schläge René Wilke vor (Memento des Originals vom 12. Oktober 2017 im Internet Archive), Märkische Oderzeitung, 21. September 2017 
  6. Heinz Kannenberg: René Wilke will OB werden (Memento des Originals vom 12. Oktober 2017 im Internet Archive), Märkische Oderzeitung, 6. Oktober 2017 
  7. Frauke Adesiyan: Parteitag einstimmig für René Wilke (Memento des Originals vom 21. Oktober 2017 im Internet Archive), Märkische Oderzeitung, 16. Oktober 2017 
  8. René Wilke nominiert, Märkische Oderzeitung, 12. Dezember 2017 
  9. Klemt, Henry-Martin: Wahlkampf in den Wohnzimmern, Neues Deutschland, 2. März 2018 
  10. Thomas Gutke: Keine Empfehlung: CDU und SPD bleiben unparteiisch, Märkische Oderzeitung, 9. März 2018 
  11. Facebook-Posting des Kreisverbandes Frankfurt (Oder) der PARTEI (Abgerufen am 12. März 2018)
  12. Seiring, Claudia: Aufbruch im Osten, Tagesspiegel, 4. Mai 2018 
  13. Daum, Philipp: Bürgermeisterwahl in Frankfurt/Oder: Aufbruch Ost, Die Tageszeitung, 26. März 2018 
  14. Hinweis in: Städtetag aktuell 3/2018, S. 14.
  15. DER SPIEGEL: Bundesregierung: Bürgermeister Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge aus Griechenland – Der Spiegel – Politik. Abgerufen am 6. März 2020.
  16. Paul Middelhoff: Bespuckt hat ihn noch niemand, Die Zeit, 11. März 2020 
  17. Austritt bei den Linken – René Wilke bricht mit Partei In: Märkische Oderzeitung online vom 30. Juni 2024.
  18. Frankfurt (Oder): Oberbürgermeister tritt aus der Linken aus vom 30. Juni 2024 bei nd-aktuell.de.