Reigoldswil

Gemeinde im Kanton Basel-Landschaft, Schweiz

Reigoldswil (schweizerdeutsch: Reigetschwyl) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Waldenburg des Kantons Basel-Landschaft in der Schweiz. Sie ist der hinterste Ort im Tal der hinteren Frenke.

Reigoldswil
Wappen von Reigoldswil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft (BL)
Bezirk: Waldenburg
BFS-Nr.: 2893i1f3f4
Postleitzahl: 4418
Koordinaten: 619103 / 249618Koordinaten: 47° 23′ 50″ N, 7° 41′ 30″ O; CH1903: 619103 / 249618
Höhe: 509 m ü. M.
Höhenbereich: 465–1161 m ü. M.[1]
Fläche: 9,25 km²[2]
Einwohner: 1599 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 173 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
12,0 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.reigoldswil.ch
Reigoldswil mit Wasserfallenbahn
Reigoldswil mit Wasserfallenbahn
Lage der Gemeinde
Karte von ReigoldswilKanton SolothurnBezirk LiestalBezirk SissachArboldswilBennwilBretzwilDiegtenEptingenHölsteinLampenbergLangenbruckLauwilLiedertswilNiederdorf BLOberdorf BLReigoldswilTittertenWaldenburg BL
Karte von Reigoldswil
{w

Geographie

Bearbeiten

Das Gemeindegebiet von Reigoldswil erstreckt sich über Tal- und Berglandschaften auf einer Höhenlage von 470 bis 1161 Metern (am Schattberg im Passwangmassiv). Die Bergstation der Wasserfallenbahn und der höchste Punkt des Kantons Baselland – die Hinteri Egg – befinden sich jedoch auf Gebiet der Nachbargemeinde Waldenburg, welche im Südosten angrenzt. Weitere Nachbargemeinden sind Liedertswil und Titterten im Osten, Arboldswil im Nordosten, Ziefen und Seewen SO im Norden, Bretzwil im Westen, Lauwil im Südwesten und Mümliswil-Ramiswil im Süden. Durch die Grenzen zu Seewen und Mümliswil-Ramiswil grenzt Reigoldswil an den Kanton Solothurn.

Geschichte

Bearbeiten
 
Historisches Luftbild von Werner Friedli von 1967, Bildarchiv der ETH-Bibliothek

Die älteste schriftliche Erwähnung von Reigoldswil stammt aus dem Jahre 1152. König Friedrich I nimmt das Kloster Beinwil in seinen Schutz und bestätigt ihm alle Besitzungen, darunter ein Eigengut in Rigoldswilre. Ab 1529 traten die Bewohner des Frenkentals zum reformierten Glauben über. 1832 wurde es Teil des Kanton Basel-Landschaft.

Als im Raum Basel Seidenbandweberei als Heimarbeit eingeführt wurde, standen auch in Reigoldswil zahlreiche Posamenter Webstühle. Die Abhängigkeit von den «Seidenbandherren» führte zu einer wirtschaftlich einseitigen Orientierung nach der Stadt Basel. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam die Seidenband-Heimarbeit rasch zum Erliegen. Der letzte Webstuhl wurde 1977 aufgegeben.[5] Als neuer Wirtschaftsfaktor siedelten sich im Oberbaselbiet mittelständische Betriebe an, und der Tages-Tourismus wurde entdeckt.

Reigoldswil ist ein zusammengesetzter -wil-Name. Im ersten Glied steckt der altdeutsche Personenname Rigold oder Regold. Das -wil ist eine verkürzte Form des frankoromanischen villare, was ‹zum Gutshof gehörig› bedeutet. Reigoldswil bedeutet demzufolge: ‹Bei Rigolds/Regolds Gehöft›.

In der Schweiz enden viele Ortsnamen mit -wil. Varianten sind -willer in Frankreich und -wihl, -weil oder -weiler in Süddeutschland und Österreich.

Die Gemeinde wurde schon Anfang des 20. Jahrhunderts durch die erste konzessionierte Buslinie der Schweiz durch die AAGL mit der Kantonshauptstadt Liestal verbunden.

Reigoldswil ist als Talstation der Wasserfallenbahn (Gondelbahn) und dank seiner guten Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ein beliebter Startort für Tagesausflüge. Bei der Bergstation gibt es für Familien diverse Freizeitangebote, darunter einen Seilpark.

1875 scheiterte das Eisenbahnprojekt Wasserfallen der Schweizerischen Centralbahn nach einem Jahr Bauzeit. Das Kernstück des Projekts einer direkten Eisenbahnlinie von Bern nach Basel wäre ein 4185 Meter langer Eisenbahntunnel zwischen Reigoldswil und dem Solothurnischen Mümliswil geworden. Vom Bahnbau ist noch ein 250 m langes Trassee in Reigoldswil vorhanden, auf dem sich nun die Talstation der Gondelbahn auf die Wasserfallen und deren Parkplatz befindet. Bei der Talstation der Gondelbahn ist das Mundloch des noch erhaltenen, 80 Meter langen Voreinschnittsstollens sichtbar. Südlich der Talstation befinden sich beim "Chilchli" sichtbare Spuren des Abbaus des Voreinschnitts. Die drei zugeschütteten Schächte auf Reigoldswiler Seite sind im Gelände noch sichtbar. Beim Portalschacht Nr. 1 befindet sich heute, direkt unter der Linienführung der Gondelbahn, eine begrünte Abfalldeponie, die gemäss Luftbildern in den 1960er Jahren noch in Betrieb gewesen ist. In geringer Entfernung vom Hauptschacht Nr. 3, der sich in einem Waldstück unterhalb der bekannten Wasserfälle befindet, liegt das Waibel-Loch. Dabei handelt es sich um einen kurzen Stollen, der anfangs des 19. Jahrhunderts ausgebrochen wurde, um Kohle zu finden. Später diente dieser Stollen als Dynamit-Lager für den Eisenbahnbau.

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
  • Ruine Rifenstein
  • Wander- und Erholungsgebiet Wasserfallen
  • Dorfmuseum «zum Feld»
  • Höhle zur Wasserfallen

Partnergemeinden

Bearbeiten

Reigoldswil pflegt partnerschaftliche Beziehungen zur deutschen Gemeinde Bad Bellingen am südlichen Oberrhein und zur elsässischen Gemeinde Petit-Landau.

Persönlichkeiten

Bearbeiten
  • Jakob Probst (1880–1966), Bildhauer
  • Ernst Lotz (1862–1947), Pfarrer
  • Paul Suter (1899–1989), Lehrer und Heimatforscher
  • Gustav Schneider (1868–1932), Händler und Politiker
  • Max Schneider (1916–2010), Architekt und Zeichner
  • Jakob Schweizer (1836–1913), Uhrmacher, Erfinder, Maschinenkonstrukteur und Unternehmer
  • Michael Herrmann (* 1973), Politiker (FDP)

Literatur

Bearbeiten
  • Axel Christoph Gampp, Sabine Sommerer: Reigoldswil. In: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft IV. Der Bezirk Waldenburg (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 124). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2014, ISBN 978-3-03797-115-4. S. 269–289. online
  • Hans H. Feldner: 100 Jahre Elektra Reigoldswil – eine Chronik 1903 bis 2003.
  • Paul Suter: Die Flurnamen von Reigoldswil, Naturforschenden Gesellschaft Baselland, 1926–1930, Bd. 8, doi:10.5169/seals-676697#26, S. 3–54
Bearbeiten
Commons: Reigoldswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Dominik Wunderlin: Reigoldswil. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. Dezember 2011, abgerufen am 12. Juni 2019.